• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Fleisch essen ist Mord

Benjamin schrieb:
Wie ich ja auch schrieb, wollte ich mit meinem Eingangsbeitrag nicht sagen, dass Tiermord "falsch" wäre. Nein, ich korrigiere mich: Ich habe ja noch nicht einmal gesagt, dass Mord "falsch" ist.

Aber wie ihr seht, ist das nun ein sehr problematisches Thema. Allgemein denkt man in unserer Gesellschaft, dass der Mord an einem Menschen ein Verbrechen ist. Moralisch wie gesetzlich.
Tiermord jedoch absolut nicht. Pflanzenmord schon gar nicht. Wie sinnvoll ist denn hier die Grenzziehung? Und vor allem: Wie gerecht ist sie?

Dies ist, mit Verlaub gesagt, trotz des wohlgemeinten Grundgedankens sachlich schlicht falsch:

Nicht der "Mord", sondern der "Mörder" ist im Strafgesetzbuch so genau beschrieben, dass der Begriff "Mord" sich daraus ziemlich eindeutig ableiten lässt:

Erst bestimmte Motive und/oder Tatumstände machen eine Tötungshandlung zum besonderen Fall "Mord".

Nicht jede Tötung eines Menschen ist ein Mord, sonst würde es keine geringeren Strafen als lebenslänglich geben können, aber nur Menschen können "gemordet" werden, kein Tier und keine Pflanze.

Nicht nur bei den Juristen, auch in der hier erwähnten Gesellschaft gibt es Begriffe wie Totschlag, Tötung, Schlachtung usw. als Abgrenzung zum Mord.

Wer sprachlich anders damit umgehen will, schuldet die Definitionen für die übrigen Tötungsbegriffe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Werbung:
sibel schrieb:
Allerdings müßten, um eine komplette pflanzl. Ernährung gewährleisten zu können, alle Waldflächen der Erde gerodet werden,...ohne Wald kein Sauerstoff ect...alles in allem bleibt wohl diese Vorstellung ,den Menschen nur noch durch pflanzl. Produkte ernähren zu wollen, zum jetzigen Zeitpunkt reine Utopie...
Das Argument enthält einen fatalen Denkfehler, da
ein sehr beachtlicher Teil der weltweiten Agrarflächen
zum Anbau von Tierfutter verwendet wird!

Von den derzeit über zwei Milliarden Tonnen Getreide jährlich werden laut FAO knapp 40 Prozent an Nutztiere verfüttert. In der EU sind es je nach Land zwischen 60 und 65 Prozent der Getreideernte. Auch etwa 90 % der Weltsojaproduktion wird an Tiere verfüttert. In Europa wird jede Kuh mit mehr Geldern subventioniert, als ein Afrikaner zum Leben hat.

(Siehe Wikipedia:Veganismus)

Angeblich werden zudem für jede produzierte
"Fleischkalorie" etwa 10 "Pflanzenkalorien" ins
Geschäft gesteckt, so dass der "Umweg" über das
Tier als energetisch ineffizient eingestuft wird.

Das sind - wie gesagt - Veganer-Behauptungen,
über die ich bisher aber keinerlei seriöse Studien
finden könnte. Wer diese greifbar hat - bitte her
damit!

Insbesondere ist ja die "Verdauung" einer Planzen-
kalorie weit aufwendiger als die einer Fleischkalorie.
Wenn - sagen wir - der Mensch zum Knacken einer
Pflanzenkalorie 0.6 Kalorien Verdauungsaufwand
investieren müsste, bei einer Fleischkalorie jedoch nur
0.1 Kalorien, so wäre das in eine energetische
Bilanz mit einzubeziehen. Meine Zahlen hier im
letzten Abschnitt sind reine Spekulation (!), ernstzunehmende
Berichte dazu würden mich wie gesagt sehr interessieren.

Danke
Camajan
 
Zuletzt bearbeitet:
Camajan schrieb:
Das Argument enthält einen fatalen Denkfehler, da
ein sehr beachtlicher Teil der weltweiten Agrarflächen
zum Anbau von Tierfutter verwendet wird!
Ich wüßte nicht,wo da der Denkfehler sitzt.
Leider ist der phys. Nährwert rein pflanzl. Ernährung gegenüber einer Mischkost deutlich geringer,was zur Folge hat,daß es eben enormer Flächen für die Ernährung der kompletten Weltbevölkerung (und gegebenenfalls milchgebender Nutztiere) bedarf.
Wir bewirtschafteten selbst einen 200ha Biobetrieb (fast 20 Jahre) und da sind mit die Zahlen,die deiner Argumentation folgen,nicht unbekannt... Wenn man bedenkt,daß eine einzige Kuh pro Tag fast 300kg Gras und Heu frißt,kann man sich ausmalen,wieviel Land man benötigt,um eine komplette Herde zu versorgen...

Von den derzeit über zwei Milliarden Tonnen Getreide jährlich werden laut FAO knapp 40 Prozent an Nutztiere verfüttert.
Das ist in der Tat so,denn Getreide ist neben Gras seit Jahrtausenden die Nahrungsquelle unserer Nutztiere.Allerdings muß auch gesagt werden,daß 60-80 % des kalorischen Wertes und 5-90 % des Eiweißes im Futter der Tiere direkt für die menschliche Ernährung tauglich wären...

Der Anbau von Getreide ist extrem arbeitsintensiv und witterungsabhängig ,darum sind viele Landwirte auf der Suche nach Fütterungsalternativen,die mehr als grotesk ausfallen können.
So kenne ich einen Milchbetrieb,der aus Kostengründen "abgelaufene " Süßwaren und Cola verfüttert,die er günstig von den amerikan.Streitkräften bekommen kann.Wie das sich auf die Tiergesundheit auswirken mag,möchte ich mir garnicht erst vorstellen.
Auch die Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer (also an reine Vegetarier...) ,die ebenfalls aus Kostengründen erfolgte,sorgte für die derzeit schlimmste Tierseuche,das BSE.
Das die Folgen solch eines verantwortungslosen Verhaltens wieder auf den Menschen zurückkommen,halte ich für logisch und mehr als gerecht...


Auch etwa 90 % der Weltsojaproduktion wird an Tiere verfüttert.
Dazu möchte ich bemerken,daß Soja kein "natürliches" Tierfutter ist.Die Sojabohne wird rein aus wirtschaftlichen Gründen eingesetzt,denn ihr hoher Eiweißgehalt sorgt für schnelleres Wachstum der damit gefütterten Tiere (hauptsächlich Schweine)


In Europa wird jede Kuh mit mehr Geldern subventioniert, als ein Afrikaner zum Leben hat.
Wohl war,nur hinkt dieser eher populistische Vergleich etwas.Wenn man bedenkt,daß durch die Arbeit der Landwirte die Ernährung der Menschheit gewährleistet wird,können die Subventionen nicht hoch genug sein,ist doch der Landwirt in seiner Arbeit vielen unkalkulierbaren Faktoren ,wie z.B. Witterungseinflüssen ausgesetzt,die finanz. aufgefangen werden müssen.Aus eigener Erfahrung kann ich sagen,daß ein einziger Sturm die komplette Getreideernte vernichten kann und so ist neben dem finanz.Verlust auch ein (Wirtschafts-) Jahr an Arbeit innerhalb weniger Stunden verloren...

Allerdings sollte bei der Vergabe dieser Gelder strenger auf die Einhaltung artgerechter Lebensbedingungen der Nutztiere geachtet werden...ein frommer Wunsch meinerseits,der durch die Lobby verschiedenster Interessengruppen ( konvent.wirtschaftender Landwirte,Nahrungsmittelindustrie ect...) torpediert wird...
 
Benjamin schrieb:
Jeder Fleischesser ist ein Unterstützer von Mord. …
ist eine sehr gelungene Metapher! Und in all den folgenden Beiträgen wurde aus meiner Sicht ganz Wesentliches zu unseren Moralvorstellungen und über deren Willkürlichkeit gesagt. Der thread verdiente sich zumindest 7 Sterne. Kleinkarierte, wo man das Karo mit der Lupe sichtbar machen muss, haben immer was zu bemäkeln.

Ich fürchte nur, so mancher ist sich über die völlige Richtigkeit dessen, was er gesagt hat, gar nicht bewusst, er hätte sonst vielleicht geschwiegen, der logischen Konsequenzen wegen.
 
Kostenanalyse zur Abschaffung der Fleischesser

@ Zeilinger

ad 1) Die Umstellung kostet nichts, Du musst nur kein Fleisch mehr kaufen.

ad 2) Das ist ein kapitalistisches Denkgebot (Dogma) gerade an diesem Beispiel perfekt aufzeigbar: Wenn ein Zehntel der Arbeit ausreicht, um alle zu ernähren, ist es dann nicht sinnvoller nur ein Zehntel zu arbeiten, statt neun Zehntel zu vernichten, damit man alle zehn Zehntel arbeiten kann?

Aus kapitalistischer Sicht völlig klar, es ist der Mehrwert der anderen neun Zehntel nicht mehr abschöpfbar, daher muss diese Denkmöglichkeit dogmatisch ausgeschlossen werden.

Liebe Grüße, diethelm
 
@Sibel und Camajan weil wir schon soweit vom Thema entfernt sind (aber vielleicht in einem entsprechenden thread weiterdiskutierbar?)

In einer Nahrungskette bedarf es 10 Joule verwertbare Nahrung auf der darunter liegenden Ebene um 1 Joule auf der darüber liegenden Ebene aufzubauen. In diesem Sinne stimmt es, was Camajan von seinen Veganern erfahren hat. Eine „Räuberkalorie“ muss daher zu aller mindest 10 verwertbare „Beute(tier)kalorien“ zur Verfügung haben.

Prinzipiell ist tierisches Eiweiß für den Menschen nur die ersten 2 Jahre notwendig, früher wurden die Kinder von der Mutter so lange gestillt, bzw. konnten bei den jüngeren Kindern bis zu ihrem 4. Jahr „mitnaschen“. Eine ausgewogene pflanzliche Ernährung ist nachher problemlos, kostet aber enorm viel Hirnschmalz, tierisches Protein ist weitaus bequemer! Eine Bequemlichkeit, die bereits in erschreckendem Ausmaß zu Fettleibigkeit führt, schon bei Kindern.

Tiere können Nahrungsquellen nutzen, die dem Menschen nicht zugänglich sind, insofern sind sie eine sinnvolle Ergänzung landwirtschaftlicher Produktion, allerdings nur dort! Heut zutage werden aber hauptsächlich jene landwirtschaftlichen Flächen zur Tierfutterproduktion genutzt, die genau so gut zur Produktion hochwertiger pflanzlicher Nahrung für den Menschen tauglich wären. Es nutzt nix, unsere Kühe gehen in China und in Südamerika auf die Weide und unsere Schweine suhlen sich in Afrika und fressen Wale.

Unsere Landwirtschaft muss nur deshalb subventioniert werden, weil die Wertschöpfung die in der Landwirtschaft produziert wird, in erster Linie von Konzernen abgeschöpft wird, somit der Produzent nicht in den Genuss SEINER Arbeit kommt. Aber das wäre nochmals ein neuer thread!

Liebe Grüße, diethelm
 
diethelm schrieb:
Unsere Landwirtschaft muss nur deshalb subventioniert werden, weil die Wertschöpfung die in der Landwirtschaft produziert wird, in erster Linie von Konzernen abgeschöpft wird, somit der Produzent nicht in den Genuss SEINER Arbeit kommt. Aber das wäre nochmals ein neuer thread!

nah,
es liegt vielmehr daran, dass die produktivität nicht hoch genug für den selbsterhalt ist, da die grundproduktpreise durch internationale konkurrenz ziemlich weit unten sind
die produktion kostet hier mit unserer teureren arbeitskräften und der teuren infrastruktur beonders in arbeitsintensiven landwirtschaften (z.b. bergbauern) so viel, dass sie nicht international konkurrenzfähig ist
einige riesige landwirtschaften können sich vielleicht selbst erhalten (rationalisierung), aber nicht der kleinbauer
anders als in der industrie oder forschung kann man in der landwirtschaft schlechter mit der qualität der grundprodukte werben
inländischer weizen unterscheidet sich nicht maßgeblich von ausländischem
die qualität der letztendlichen produkte liegt also eher in der verarbeitung der grundprodukte

was sind also die möglichkeiten ?
entweder man stellt die unrentable produktion ein oder man subventioniert

lg,
Muzmuz
 
e-a-s schrieb:
Dies ist, mit Verlaub gesagt, trotz des wohlgemeinten Grundgedankens sachlich schlicht falsch:

Nicht der "Mord", sondern der "Mörder" ist im Strafgesetzbuch so genau beschrieben, dass der Begriff "Mord" sich daraus ziemlich eindeutig ableiten lässt:

Erst bestimmte Motive und/oder Tatumstände machen eine Tötungshandlung zum besonderen Fall "Mord".

Tiere werden gezielt getötet. Das ist für mich Anlass genug um von "Mord" zu sprechen. Als Motiv des Mordes würde ich zum Beispiel "Selbsterhaltung" anführen.
Würde ein Mensch einen anderen Menschen aus Zwecken der Selbsterhaltung töten, wäre das für mich ohne Frage ein "Mord". Und ich bin auch davon überzeugt, dass das nach dem geltenden Srafgesetz genauso zu verstehen ist.

Insofern sehe ich meine Ausdrucksweise als zutreffend an.

diethelm schrieb:
Ich fürchte nur, so mancher ist sich über die völlige Richtigkeit dessen, was er gesagt hat, gar nicht bewusst, er hätte sonst vielleicht geschwiegen, der logischen Konsequenzen wegen.

Ich finde, du kannst wunderschön über dich selbst schreiben! Bist du dir dem bewusst?

mfg
Ben
 
hallo benjamin,

nach stgb kann ein mord nur an einem menschen (mit rechtsfähigkeit!) verübt werden
das schließt sowohl mikroorganismen, pflanzen und tiere als auch embryonen und föten aus

sehr wohl können tötungen abseits jene an rechtsfähigen menschen strafrechtlich relevant sein; aber nach stgb spricht man dann nicht von mord

lg,
Muzmuz
 
Werbung:
Benjamin schrieb:
Und ich bin auch davon überzeugt, dass das nach dem geltenden Srafgesetz genauso zu verstehen ist.
Ist es eben nicht, und Deine Überzeugung hat mit den Fakten nichts zu tun.

Aber es steht Dir natürlich frei, weiterhin den Juristen zu erzählen, dass Du von ihrem Fachgebiet mehr verstehst als sie. Allerdings ist Dir dann zu wünschen, dass Du niemals ihre Unterstützung benötigen wirst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben