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Entwicklungshilfe in Afrika

waldfrau

New Member
Registriert
6. Dezember 2003
Beiträge
12
Was denkt ihr über Entwicklungshilfe, wie sogenannte Hilfe zur Selbsthilfe in Kontinenten wie Afrika?
Sicherlich geht es vielen Afrikanern sehr schlecht, sie leiden an Hunger, Durst und Arbeitslosigkeit. Deshalb versuchen viele Vereine und Institutionen aus unseren Ländern dort Schulen, Krankenhäuser und andere Hilfslager aufzubauen, indem sie Geld investieren und Leute hinschicken.
Das Problem bei der ganzen Sache ist nur, dass die Afrikaner ganz andere Sitten, gesellschaftliche Regeln und Vorstellungen haben. Viele Völker in Afrika legen keinerlei Wert auf Pünktlichkeit, auch können sie nach unseren Vorstellungen kein Geld sinnvoll verwalten- daran werden sich die Leiter der Projekte früher oder später stören müssen. Mit der Gewöhnung (ungleich Annahme) an diese europäischen Fähigkeiten verlieren die Afrikaner wesentliche andere und verlieren ihr Lebensgleichgewicht. Damit sind wir wieder am triftigsten Grund der Afrikanischen Not angekommen- und müssen uns fragen ob die Hilfe wirklich so hilfreich war wie sie auf den ersten Moment aussieht. Und vor allem wie könnten wir dann am besten helfen?
Manchmal denke ich, es wäre am besten, wenn alle weißen Helfer oder sogar Unternehmen wieder gehen würden. Die Betroffenen wären sicherlich sehr betroffen, man kann das Rad der Geschichte ja nicht einfach umdrehen- ???
 
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ein Text von mir aus dem Jahre 2001

Kapitalvernichtung

Die Aktionärsschützer haben Angst. Angst um ihr gutes Geld.
Deshalb haben sie das Jahr 2001 zum Jahr der Kapitalvernichtung auserkoren,
schließlich war es ihr Geld, daß sie seit dem
Börsencrash nicht mehr ihr Eigentum nennen können.

Das 'Kapital' der Aktionärsschützer meint die Gründe dafür,
daß ein Kredit (oder eine Aktie) vergeben (gekauft) wird.
Jeder Gläubiger muss abwägen, über wieviel Geld der Schuldner
in Zukunft theoretisch verfügen könnte
(wenn dieser denn tatsächlich sein Grundstück,
seine Produktionsanlagen, seine Patente
und seine Belegschaft verkaufen würde).
Alle Aktionäre gehen demnach ein Risiko ein
und nur die später geschädigten haben sich verkalkuliert.

Das 'Kapital' der Philosophen möchte Nachhaltigkeit garantieren.
Der Geist hat erkannt, daß es für alle Seiten rentabel ist,
einen Handel abzuschließen.
Bei so einem 'Handel' geht es um die Erzeugung von Wachstum.
Ein gutes Beispiel hierzu ist die Entwicklungshilfe.

...................

Wenn Sie sich ein Dritte-Welt-Land vorstellen und einen reichen Paten, der sich dem Sorgenkind annehmen möchte,
was würden Sie ihm raten?

"In den Anfangsjahren der Entwicklungspolitik ... wurden Armut und Unterentwicklung vor allem mit einem Mangel an Sparfähigkeit und damit an Investitionen (Sachkapital, Produktionsstätten, Infrastruktur) erklärt ... In der Praxis zeigte sich jedoch, dass das importierte Sachkapital häufig ungenutzt blieb und Infrastrukturprojekte nicht von Dauer waren ... Dies führte zu einer Erweiterung der entwicklungsökonomischen Theorien durch das Konzept des Humankapitals ... Im Zentrum dieses Ansatzes stehen ... Bildung und bessere Gesundheitsversorgung. Trotz erheblicher Anstrengungen stellten sich die erhofften Verbesserungen nicht ein. Die Erklärung dafür wird ... in unzureichenden politischen Institutionen gesehen"

Aha. Zunächst mal die Unterscheidung von Sach- und Humankapital, dazu die Forderung nach einer "good governance". Gibt es da auch etwas, was "über rein politische und ökonomische Konzepte hinausgeht"?

"... die Fähigkeit einer Gesellschaft zur Zusammenarbeit und sozialen Vernetzung. Diese Dimension von Entwicklung wird ... als Sozialkapital bezeichnet."

Ja aber sind nicht die meisten Dritte-Welt-Länder willkürliche Gebilde aus der Kolonialzeit? Wie soll aus den vielen Stämmesverbänden mit ihren Sprachen und Religionen eine kulturelle Einheit entstehen?

Kunst = Kapital

Natürlich, es kommt darauf an, daß die Menschen ihren eigenen Stil finden, daß sie sehen, was alles unter den gegebenen Umständen möglich ist. Wahre Entwicklungshilfe bedeutet, die Länder dazu zu bringen, daß wir auf sie neidisch sind. Und dies ohne jede Angst, vielmehr im Bewusstsein größten Glücks.

......................

Das 'Kapital' der Marxisten zwingt die ärmsten Familien dazu,
den Generationenvertrag aufzukündigen
und ihn ins Gegenteil zu verkehren.
(Den Kindern wird keine Vorleistung mehr gewährt,
statt dessen wird von klein auf ihre Arbeitskraft ausgebeutet.
Als Erwachsene sollen sie dann diesen Teufelskreis durchbrechen,
und ihren Kindern uneigennützig helfen.)

Bleibt zu hoffen, daß irgendwann einmal tatsächlich das Jahr der Kapitalvernichtung ausgerufen werden kann.

alle Zitate aus der Einleitung zu:
WISSENSCHAFTLICHE ARBEITSGRUPPE DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ (2000):
Das soziale Kapital.- 61 S., Bonn
 
Hallo Waldfrau!
In Afrika war ich noch nie, aber ich stelle mir vor, dass es ein riesiger Kontinent ist mit vielen Ländern und vielen verschiedenen Menschen und Kulturen.
Die Bilder, die zu uns rüberkommen, sind meistens die Gleichen, ausgehungerte und um Hilfe bittende arme Kinderaugen, darunter steht dann eine Bankverbindung.
Aber das es dort auch sehr viele glückliche Menschen gibt, bekommen wir gar nicht so mit.
Was mir so vorschwebt ist, dass Wälder abgeholzt werden und die Natur zerstört wird.
Dass Kinder geboren werden, obwohl sie keine Chance haben.
Dass viele Menschen Aids haben, aber trotzdem keine Kondome benutzen.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Menschen dort sehr freundlich sind und ein ganz anderes Leben führen als wir.
Teilweise finde ich "Entwicklungshilfe" überheblich. Sollen die Menschen dort so leben wie wir? Das fände ich schrecklich und würde gar nicht zu ihnen passen. Sie haben auch ihre eigene Kultur, Medizin, Politik usw.. und viele Weisse treten dort auf wie die "Götter". Warum? Vielleicht könnten wir von ihnen etwas lernen oder annehmen und nicht umgekehrt!
lG
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Beruflich fast zwei Jahre in Nigeria verbracht, halte ich jede Art von Entwicklungshilfe für kapitalverschwendung. Die afrikanischen Länder sind potentiel reich, aber nicht in der Lage, dieses zu nützen. Überbevölkerung, Korruption, sozial verantwortlungsloses Verhalten der Oberschicht sind die Hauptursachen der Armut dort. Der Kontinent ist ein Fass ohne Boden, jeder Euro dorthin Geldverschwendung.
Erst wenn die Völker dort gelernt haben, mit dem richtig umzugehen, was sie haben, ist Hilfe sinnvoll. Wann das sein wird, bestimmen diese Länder durch ihr Verhalten selbst.
 
so leicht abtun kann man das nicht.

klar, sie haben unmengen an rohstoffen ... ich glaub ich brauch nicht notweniderweise auf die kolonialzeiten verweisen, als unmenge von diesen kostbarkeiten "mitgenommen " wurden, ...danach immer noch einige firmen sich ihren "anteil" absicherten usw. weiß ja jeder:cool:

mavaho, wie du sagst: sie müssen selber lernen sich ein system zu errichten....eines das ihrer kultur, ihrem lebensstil, entspricht. nur so kann ein wirtschaftssystem erfolgreich sein. es muss sich ja nciht am europäischen/ westlichen angleichen. DAs Problem dabei ist NUR, dass Abhängigkeiten von der westlichen Wirtschaft real bestehen. Afrika hat es besonders schwer, weil es kein eigengemachtes System hat, quasi bei null beginnen müsste - das ist unmöglich, auch mit viel zeit und geduld....wie denn auch?es gibt ja genug leute, die von der jetzigen situation profitieren.

naja , einfach ist das nicht, entwicklungshilfe ist teilweise wirklich schwieri, erstens klingts wirklcih überheblich, als wäre es unsere Gutmütigkeit zu helfen..., zweitens kommt ise oft in der form wie sie besteht nicht an. aber im kleinen hilfts vielleicht einer handvoll Menschen ?!
es ist wirklich schwirig zu beurteilen, aber ich denke cniht dass man afrika einfach sich selber überlassen sollte...nicht jetzt!
 
instanton schrieb:
so leicht abtun kann man das nicht.

klar, sie haben unmengen an rohstoffen ... ich glaub ich brauch nicht notweniderweise auf die kolonialzeiten verweisen, als unmenge von diesen kostbarkeiten "mitgenommen " wurden, ...danach immer noch einige firmen sich ihren "anteil" absicherten usw. weiß ja jeder:cool:

mavaho, wie du sagst: sie müssen selber lernen sich ein system zu errichten....eines das ihrer kultur, ihrem lebensstil, entspricht. nur so kann ein wirtschaftssystem erfolgreich sein. es muss sich ja nciht am europäischen/ westlichen angleichen. DAs Problem dabei ist NUR, dass Abhängigkeiten von der westlichen Wirtschaft real bestehen. Afrika hat es besonders schwer, weil es kein eigengemachtes System hat, quasi bei null beginnen müsste - das ist unmöglich, auch mit viel zeit und geduld....wie denn auch?es gibt ja genug leute, die von der jetzigen situation profitieren.

naja , einfach ist das nicht, entwicklungshilfe ist teilweise wirklich schwieri, erstens klingts wirklcih überheblich, als wäre es unsere Gutmütigkeit zu helfen..., zweitens kommt ise oft in der form wie sie besteht nicht an. aber im kleinen hilfts vielleicht einer handvoll Menschen ?!
es ist wirklich schwirig zu beurteilen, aber ich denke cniht dass man afrika einfach sich selber überlassen sollte...nicht jetzt!

Jede Gesellschaft ist erst einmal für sich selbst verantwortlich und hat die Folgen ihrer hausgemachten Fehler auch selbst zu tragen. Entwicklungshilfe kann nicht ein Reperaturbetrieb für falsche Regierungsentscheidung sein(siehe Simbabwe). Hilfe verdient man immer erst dann, wenn trotz eigenen Bemühungen ein Übel nicht zu beseitigen ist. Diese notwendigen Anstrengungen kann ich in Afrika in nur wenigen Ländern erkennen. Was oft romantisierend der eigene afrikanische Weg genannt wird, sind meist weiter nichts frühmittelalterliche Strukturen, die den Aufbau einer modernen Industriegesellschaft verhindern. Zwar möchten einige in Europa diese Strukturen gerne als eine Art Freiluftmuseum konservieren, und ein Urlaubsfoto mit dem netten "Wilden" neben dem Bambuskral hat was, eine moderne Gesellschaft kann daraus jedoch nicht entstehen. Wenn diese Staaten trotz allem einen eigenen Weg gehen wollen, sollen sie das tun, aber bitte nicht auf Kosten anderer.
 
Entwicklungshilfe muss projektgebunden sein. Den nationalstaatlichen Herrschen eines Landes darf man das Geld nicht in die Hände geben! Die kaufen sich nur Nutten, privaten Luxus und Waffen davon. Wir müssen kritisch beäugen, was die Entwicklungshilfe im Laufe der Jahre und Jahrzehnte gebracht hat. Und die Nationalherrscher, die Mist mit der Entwicklungshilfe gebaut haben, müssen zur Sprache und unter Druck gesetzt werden. Denn das Leid der Völker darf uns nie gleichgültig sein!

Gysi
 
Wenn nun irgendein Staat total unabhängig von allen anderen bzw. von den zivilisierten Nationen sein sollte, so hättest du recht, Mavaho. Das ist aber nicht der Fall. Europa ist in Afrika in aller Munde, die Oberschicht vergnügt sich hier und man darf auch nicht vergessen, dass sämtliche internationale Unternehmen die afrikanischen Arbeitskraft ausbeuten, weil sich ja nicht dagegen wehren. Das Resultat von dem ganzen ist dann nicht, dass die Afrikaner auf Kosten von europäischer Entwicklungshilfe leben sondern dass wir uns auf Kosten der Afrikaner ein gemütliches Leben lassen. In diesem Sinne ist die Entwicklungshilfe nur eine Art Entschädigung, wahrscheinlich nur um sich Schuldgefühle von der Seele zu schaffen.
Wenn wir die schwarzen Geschäfte mal daraus haben, können wir die ruhig alleine lassen. Aber solang das so ist, kaputt machen und lachen ist keine Methode.
 
Da scheint mir wieder ein ideologischer Pferd jenseits der Realität zu wiehern. Ich kenne niemanden, der auf auf Kosten der afrikanischen Bevölkerung sich ein feines Leben macht. Erzähle das mal einem Maurer auf der Baustelle, einer Kassiererin bei Aldi oder dem Mann(Frau) am Fliesband bei VW, er lebe auf Kosten von Afrikanern. Die afrikanische Arbeitskraft hat global nur einen geringen Wert, weil es an Ausbildung fehlt, da ist nichts zum ausbeuten. Deshalb wird billige Arbeit in der Region Südostasienen geleistet, nicht in Afrika. Textilhersteller als klassische Verlagerer gehen nach Rumänien, Moldawien oder China. Selbst Investitionen auf niedrigsten Niveau sind in Afrika wegen der unstabilen politisch/gesellschaftlichen Verhältnisse nicht zu verantworten. Den Gesellschaften dort fehlen einige hundert Jahre gesellschaftliche Entwicklung, das war vor tausend Jahren schon so. Mir scheint, dass die Evolution in der Welt nicht pararell läuft sondern in regional unterschiedlicher Geschwindigkeit.
Dieser typisch deutsche, schon von den Philosophen kritisierte Hang zum Selbstvorwurf, egal was in der Welt passiert, man trägt Mitschuld, wird von vielen gezielt ausgenutzt. Da wird dann sehr schnell Opfer und Täter verwechselt.
 
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Beuten wir die 3. Welt aus? Wie?

Mavaho - wo du recht hast, da hast du recht!
Es gibt ja noch das Argument, dass wir die 3. Welt über die Verschlechterung der Terms of Trade für diese "ausbeuten" - Also 3.-Welt-Rohstoffe werden immer billiger, unsere Industrieprodukte immer teurer. Die Preise für die Monokulturen könnten wir stabilisieren, außerhalb der Weltmarktpreise. Wird aber, glaube ich, auch gemacht, oder ist zumindest von der EU als STABEX (stabile Exportpreise) schon angeboten worden.

Die menschliche Entwicklung hat verschiedene Tempi - sagt man doch so? - oder geht verschiedene Wege, weil die Menschen in verschiedenen Regionen verschiedenen klimatischen Bedingungen ausgesetzt sind, die sie anders forderten.

Gysi
 
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