• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Zu abgehoben?

AW: Zu abgehoben?

Hallo Johu,

ich halte dich nicht für abgehoben, aber auch für keinen "Durchschnitttstypen". Eigentlich kann ich nicht bestätigen, was FritzR geschrieben hat - dass sich das sozusagen "auswächst". Natürlich wirst du dich verändern und entwickeln, aber ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, dass man grundlegend derjenige bleibt, der man immer war.
Auch ich habe mir mit 13, 14 schon Fragen gestellt und Gedanken gemacht, die sich viele Gleichaltrige niemals gemacht haben und heute mit 52 tue ich das noch immer.
Es ist aber so, dass es auch andere gibt, die "anders" sind. Nur nicht so viele und man findet sie auch nicht so leicht.

Den Vergleich Cosimas mit den Rosen und Gänseblümchen fand ich sehr gut. Ich kenne dieses Gefühl aus eigenem Erleben. Es stimmt zwar, dass eine Rose auch unter Gänseblümchen eine Rose bleibt, aber es fehlt die Gemeinschaft, es fehlen die Gleichgesinnten, mit denen man seine Gedanken und Gefühle teilen kann.

In einem muss ich dir allerdings widersprechen: man erkennt Menschen nicht dadurch, indem man sie "auseinander nimmt". Der Vergleich mit dem Wecker hinkt gewaltig. Das eine ist ein technisches Gerät, das andere sind lebendige Menschen. Man findet die Schönheit einer Rose nicht, indem man sie zerpflückt, man muss sie als Ganzheit sehen. Mit Denken alleine kommt man zwar weit, aber irgendwann stößt man an Grenzen.

Außerdem bist du - wenn es tatsächlich vollkommen stimmt, was du sagst, nämlich dass deine Kindheit sehr gut war - der einzige Mensch in unserer Kultur, bei dem das stimmt. Meine Erfahrungen, natürlich nicht nur meine eigenen, sondern mit vielen anderen reflektierten Menschen, gehen da in eine ganz andere Richtung. Dafür würde auch sprechen, dass du dich so sehr aufs Denken verlegt hast, dich isoliert fühlst und mit anderen nichts anzufangen weißt.

Wärst du gänzlich angenommen worden und hättest deine Ganzheit leben dürfen, würdest du genau in dem Umfeld leben, wo dich wohl fühlst. Du würdest wissen, wo dein Platz ist. Aber in deinem Alter ist das eigentlich fast unmöglich, dahin entwickelt man sich erst mit den Jahren.

Andererseit - wenn man weit entwickelt ist - wird das Umfeld immer unwichtiger, weil man in sich ruht und seine Identität gefunden hat (natürlich nur im besten Fall, viele kommen nie dahin). Man kann dann die Gemeinsamkeiten mit allen möglichen anderen erkennen und es damit gut sein lassen. Ein paar gute Freunde, wo wirklich umfassendes Verständnis vorhanden ist, reichen dann völlig.

Schwierig ist in deinem Alter aber noch, dass du viel Gemeinschaft suchst. Du möchtest - um beim Vergleich zu bleiben - am liebsten eine Rose in einem Rosenfeld sein. Diesen Wunsch hatte ich auch früher. Aber mit zunehmendem Alter und stetiger Weiterentwicklung prägt sich deine Individualität immer stärker aus und der Wunsch löst sich auf. Irgendwann erkennt man dann, dass man auf einer bunten Wiese steht, wo es vielleicht mehr Klee gibt als andere Pflanzen, aber dafür auch eine Menge anderer, die sich voneinander unterscheiden. Und dass das auch gut so ist, weil man ansonsten keine eigene Identität entwickelt hätte.

Im Grunde wüscht du dir dasselbe, was sich alle in deinem Alter wünschen - dazuzugehören, dieselben Vorlieben zu teilen, zu sein wie die anderen. Da du das aber nicht kannst (glaube ja nicht, dass alle so sind wie sie sich geben und Komasaufen ist ganz bestimmt kein Anzeichen von Wohlfühlen im eigenen Leben), wünscht du dir, alle anderen mögen sein wie du.

Ich bin einfach davon überzeugt, dass Menschen wie du ihren eigenen Weg finden müssen, weil sie eben nicht damit zufrieden sind, sich anzupassen. Das sind zwar die wenigsten, aber wenn man nicht reflektiert, lässt es sich zumindest sehr lange in dieser Illusion leben.
 
Werbung:
AW: Zu abgehoben?

Hallo, Johu...

Mögliche weise, ist dein Umfeld "abgehoben".

Wenn das Leben von uns erwartet, das wir anfangen sollten unsere eigene Leben zu Leben, dann müssen wir auch bereit sein, "alte" bindungen hinten uns lassen.
Sich mit anderen zu vergleichen macht Unzufrieden.
Du bist, nicht die anderen, Lebe dein eigene Leben.

Ich glaube, das macht Johu, aber er möchte dabei nicht einsam und allein durch die Weltgeschichte gehen, so verstehe ich ihn.
Er sucht Gleichgesinnte unter den Gleichaltrigen, ist aber höchstwahrscheinlich reifer, und es entsteht eine Diskrepanz im Erleben und der Sicht der Welt.

Lieber Johu,
du bist auf jeden Fall nicht ganz im Takt mit deiner Umwelt und ein Individualist.
Ein Ingenieur hat es auch beruflich meist mit Technokraten und weniger mit Idealisten oder geistig orientierten Menschen zu tun! Obwohl regenerative Energie zumindest alternative, innovative Ideen und Zielsetzungen in den Köpfen voraussetzt oder steht da auch nur die Technik im Vordergrund?

Könntest du es mit einer Yoga Gruppe versuchen oder Aikido Sport, Chi Gong?
Etwas, was Geist und Seele anspricht?
Da würdest du auf jeden Fall auch entsprechende Frauen kennen lernen.
Literaturzirkel, philosophische Diskussionsgruppen?
Eine Bürgerintitiative deiner Wahl?

Obwohl bei alledem die Teilnehmer wohl auch eher älter sind.

Vielleicht musst du deine Situation einfach akzeptieren, jedenfalls im Moment!

Pearl S. Buck hat mal geschrieben, dass sie im Leben selten auf das ideale Gegenüber traf und dass sie gelernt hat, jeden Menschen da abzuholen, wo er ist und von ihm anzunehmen, was er geben kann.
Du kannst dich auch überraschen lassen!
Überschreite einfach mal eine "Grenze" im Gespräch und warte ab, wie der andere reagiert. Oft sind Menschen scheu und zeigen nur eine coole Fassade, öffnen sich aber, wenn der andere ihnen entgegen kommt.

Das Internet bietet auch viele Möglichkeiten der Information und um Menschen kennen zu lernen!
Such doch mal raus, was es in Kassel und Umgebung alles gibt.

Ich wäre für mein Leben gern noch mal 26 und beneide dich!

Cosima

@Fritz
morgen, okay? Ich muss weg...
 
AW: Zu abgehoben?

Zunächst der Hintergrund, warum ich glaube, dass ich so bin: ich habe einfach nie still gesessen. Genauso wie man einen Wecker auseinanderbaut um zu sehen wie er funktioniert, habe ich quasi versucht die Menschen und die Gesellschaft "auseinanderzubauen" um sie zu verstehen. Ich habe mich immer sehr dafür interessiert wie etwas funktioniert (auch Wecker).

Da bist du wirklich nicht der einzige. Ich habe zwar nur 2 Söhne, die waren aber ebenfalls sehr neugierig.

Gerade kürzlich habe ich die Bestätigung dafür bekommen, dass eine meiner ersten Fragen dieser Art (damals war ich 13) sehr berechtigt war: muss wirklich jeder Jugendliche durch die Pubertät? Nein, in manchen Kulturen gibt es sie schlicht nicht. Wir haben sie durch unsere Lebensweise kultiviert.

Soweit ich mich erinnere, ist für die Pubertät die Zirbeldrüse verantwortlich. Die gibt es unabhängig von der Kultur. Auch Tiere erleben diese Zeit. Das kann man beobachten oder auch bei Konrad Lorenz nachlesen. Mag sein, dass in gewissen Kulturen die Jugendlichen keine Zeit bleibt ihre Pubertär auch auszuleben.

Jedenfalls, die ganzen Themen die so typischerweise diskutiert werden langweilen mich. Geldfragen, Flachbildfernseher, Abwrackprämie usw.

Wäre ja auch traurig, wenn das 26jährige nicht langweilen würde. Nicht alle 26jährigen sind ALDI-Verkäuferinnen.

...ich komme ganz gut ohne Sex aus - sprich in all die Sachen die ja angeblich soviel "Spaß" machen möchte ich eigentlich nicht so viel Energie reinstecken.
...
Vielen Frauen gefällt zwar meine unaufgeregte Art - aber als "Freund" ist ihnen dann doch der Supermacho von gegenüber lieber.

Ja vom Himmel fällt eine Frau nicht in deinen Schoss. Ein wenig Anstrengung erwarten sich Frauen schon von einem Mann. Vielleicht findest du ja irgendwann eine, die mit dir lieber Schaltpläne am Computer entwirft. DIe Chancen dafür stehen aber mMn nicht allzu gut. Lieber gehen Frauen tanzen. Dabei ist es ihnen sogar egal, wenn du nicht tanzen kannst. Aber zumindest Interesse an ihren Interessen solltest du zeigen. Schaltpläne gehören normalerweise nicht zu den bevorzugten weiblichen Interessen. Abgehobene Alleswisser auch nicht unbedingt, aber schon eher. Hauptsächlich interessiert es sie aber, wenn sich jemand für sie interessiert und ihnen zuhört(!).
Dass es keine gleichaltrigen Frauen geben soll, die gerne Wandern oder ins Kino gehen, halte ich für ein Gerücht...
 
AW: Zu abgehoben?

Danke für alle Antworten! Ich denke damit habe ich erstmal einiges, was ich ausprobieren kann :) Aikido ist denke ich eine gute Idee.

In meiner Branche sind die Ingenieure teilweise schon idealistisch und es gibt dort ein paar von meiner Sorte. Aber ich sags mal so: am Fahrradständer stehen morgens ca. 15 Fahrräder während der Autoparkplatz voll ist. Davon können viele nicht anders, weil sie zu weit weg wohnen. Aber einige kommen auch aus Bequemlichkeit mit dem Auto. Da ist es dann eher Salonidealismus.

An FritzR: ich habe die Möglichkeit der Selbstüberschätzung immer in Betracht gezogen. Wenn du sie in dem von mir geschriebenen siehst, dann wo und warum? Ich schließe es auch nicht aus, dass ich später feststelle, dass ich mit manchen Dingen früher im Irrtum war. Das stelle ich ja jetzt schon fest wenn ich zurückblicke.

Fakt ist, dass meine Zufriedenheit wenig von materiellen Dingen abhängt. Die Wirtschaftskrise macht mir keine Angst, denn was kann ich schon verlieren?

Ich merke nur, dass es trotz allem noch Momente gibt, in denen ich nachdenklich werde und in denen ich mich frage, ob mir wirklich etwas fehlt oder ob ich mich nur selbst unzufrieden mache. Das einzige, was es in meinem Leben schon lange nicht mehr gibt, ist eine Frau. Also forsche ich in diese Richtung. Es kann aber auch genauso gut sein, dass mir etwas ganz anderes fehlt und mir fällt nichts besseres ein als die fehlende Frau. Ich kann mich aber genauso gut fragen, ob der Wunsch danach wirklich so tief sitzt oder ob er mehr von außen angeregt wird. Ständig dieses mitleidige Gesicht, diese kurzen Momente des Schweigens, wenn man sagt, dass man keine Freundin hat. Aber wie will man das herausfinden, wenn man von Menschen umgeben ist, die es nicht für möglich halten, dass man auch ohne Freundin zunächst mal glücklich und zufrieden sein kann?

Solche Gedankengänge meine ich übrigens, wenn ich von "auseinandernehmen" spreche. Vielleicht sollte ich es besser Reflektion nennen. Ich beobachte eben ein bestimmtes Phänomen und will dann wissen wie es zustande kommt.

Es gibt in meinem Leben entgegen der Vermutungen viele Freundschaften, die sich über Jahre als stabil herausgestellt haben. Auch wenn manche dieser Freunde "etwas kleinere Kreise ziehen" so sind sie dennoch für mich da wo sie es können.

Und nochmal zur Kindheit: nein sie war nicht perfekt. Meine Eltern hatten eben kein gutes Verhältnis zueinander und sowas prägt. Auch von meinem Vater gab es oft die berühmte Botschaft "du bist nicht so, wie ich dich gerne hätte" aber irgendwas hat mir die Kraft gegeben da drüber zu stehen. Aber davon abgesehen habe ich viel Vernunft mit auf den Weg bekommen (glaube ich).
Ohne jetzt frauenfeindlich sein zu wollen, muss ich aber doch konstatieren, dass mir Frauen diese Botschaft (du bist nicht so wie ich dich gerne hätte) wesentlich stärker und verletzender haben zuteil werden lassen, wenn sie sich demonstrativ dem aufregenden Alpha-Männchen zugewendet haben. Da fällt es mir schon schwerer darüberzustehen. Immerhin hat mich die Wut darüber aktiv werden lassen.
 
AW: Zu abgehoben?

Hauptsächlich interessiert es sie aber, wenn sich jemand für sie interessiert und ihnen zuhört(!).
Dass es keine gleichaltrigen Frauen geben soll, die gerne Wandern oder ins Kino gehen, halte ich für ein Gerücht...
Genau das habe ich immer getan. Ich kann stundenlang die Klappe halten und ich höre auch gerne zu. Aber es reicht nicht, es werden Sachen von dir verlangt, die einfach Banane sind. Männliches Gehabe und so.
Ich drücke bestimmt keiner Frau ein gespräch über Transistoren und Semaphoren ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Zu abgehoben?

na ja, von heut auf morgen geht's nur in der Disco und übermorgen ist's dann wieder vorbei...
 
AW: Zu abgehoben?

Das ist klar.

Ich versuche mich gerade zu entscheiden: einfach weiterleben, tun was mir Spaß macht und mich finden lassen oder gezielt aktiv werden bzw. bleiben?

Eigentlich behagt mir ersteres mehr.
 
AW: Zu abgehoben?

Das ist klar.

Ich versuche mich gerade zu entscheiden: einfach weiterleben, tun was mir Spaß macht und mich finden lassen oder gezielt aktiv werden bzw. bleiben?

Eigentlich behagt mir ersteres mehr.

Wenn Du tust, was Dir Spaß macht und was
Du für richtig hältst, bist Du auf Deinem Weg -
in eine Welt, die irgendwie darauf reagiert.
Falls Dir diese Reaktionen nicht gefallen, kannst
Du Dich ändern oder "bei der Stange" bleiben.
Das ist Deine Entscheidung - aus freiem Willen.
Na ja, "Gesetze" sind zu berücksichtigen.

Denkt
Reinhard70
(der Deine "Geschichte" ziemlich gut
"nachvollziehen" kann.)
 
AW: Zu abgehoben?

Ich denke dann ist meine Frage beantwortet.

Ich hatte in letzter Zeit viele Bewerbungsgespräche bei Firmen. Ich habe immer gesagt "Leute, das und jenes kann ich für euch tun, aber ich setze voraus dass mein Leben nicht nur noch aus Arbeit besteht und ich zu Überstunden gezwungen werde". Das wird oft fehlgedeutet aber hat letztendlich dazu geführt, dass ich eine Firma gefunden habe, die versteht, dass ihre Mitarbeiter Menschen sind. Und keine Maschinen, in die man oben Geld reintut und unten gute Arbeit rauskommt.
Überstunden mache ich tatsächlich keine.

Ich lehne eben jede Form von Opportunismus ab. Wenn ich mich nicht für Kaninchenzucht interessiere, dann werde ich dieses Interesse auch nicht heucheln. Es muss sich ja auch niemand brennend für meine Schaltpläne interessieren - dass ein gewisser Sinn dahintersteckt weiß ich selbst.
 
Werbung:
AW: Zu abgehoben?

Ich denke dann ist meine Frage beantwortet.

Ich hatte in letzter Zeit viele Bewerbungsgespräche bei Firmen. Ich habe immer gesagt "Leute, das und jenes kann ich für euch tun, aber ich setze voraus dass mein Leben nicht nur noch aus Arbeit besteht und ich zu Überstunden gezwungen werde". Das wird oft fehlgedeutet aber hat letztendlich dazu geführt, dass ich eine Firma gefunden habe, die versteht, dass ihre Mitarbeiter Menschen sind. Und keine Maschinen, in die man oben Geld reintut und unten gute Arbeit rauskommt.
Überstunden mache ich tatsächlich keine.

Ich lehne eben jede Form von Opportunismus ab. Wenn ich mich nicht für Kaninchenzucht interessiere, dann werde ich dieses Interesse auch nicht heucheln. Es muss sich ja auch niemand brennend für meine Schaltpläne interessieren - dass ein gewisser Sinn dahintersteckt weiß ich selbst.


ich schreib' grad an einem Bericht über einen Kaninchenzüchterverein, den ich im öffentlichen Auftrag observiert hab'. Solche Arbeiten machen tatsächlich Spaß...

Der Rote Baron
 
Zurück
Oben