Die verrückte, und doch so glückliche Oldenburger Philosophin hat gemeint:
Zeit ist wie der Meßwert für die Schritte durch den Raum, die man schon gegangen ist.
Damit hat sie das Grundmuster sowohl für den physikalischen (objektiven ?) Zeitbegriff und dessen Messung,
als auch für die subjektive Zeitempfindung treffend skizziert.
Für die physikalische Zeitmessung musste dann nur noch etwas möglichst gleichmässig Dahinschreitendes
gefunden werden, um durch Zählung der Schritte die Zeit messen zu können.
Die Schwingungen eines Pendels (Pendeluhr), die Schwingungen eines Quartzes (Quartzuhr), die Schwingungen
der abgestrahlten Energie eines Cäsium-Isotopes (Atomuhr) haben sich als Taktgeber für diese Zählungen
bewährt.
Bei der subjektiven Zeitempfindung werden auch wahrgenommene Ereignisse "gezählt" und diese Anzahl
in Relation zur Summe der bisher wahrgenommenen Ereignisse gesetzt.
( Eigentlich würde sich ja der Herzschlag als Taktgeber für eine subjektive Zeitempfindung aufdrängen,
aber ich glaube eher nicht, dass er diese Rolle spielt. )
Wenn ein Schuljahr für ein sechsjähriges Kind "eine halbe Ewigkeit" dauert, während in der selben Zeitspanne
für die sechzigjährige Grossmutter "jössas, schon wieder ein Jahr vergangen" ist, so lässt sich dieser
Unterschied durch zwei Faktoren erklären.
Erstens sind Kinder meist noch viel offener für Wahrnehmungen als Erwachsene,
und Zweitens stellt die Anzahl neuer Wahrnehmungen im Verhältnis zur Summe der bisherigen Wahrnehmungen
beim Kind naturgemäss einen wesentlich grösseren Anteil dar als beim Erwachsenen.
Auch als Erwachsener kann man den Effekt einer grösseren Anzahl Wahrnehmungen noch in abgeschwächter
Form an sich selbst beobachten, wenn man im Urlaub dank erhöhter Aufmerksamkeit und Aufnahmebereitschaft
sehr viel Neues wahrnimmt, und schon nach drei Tagen sagt:
"mir kommt vor, als wäre ich schon eine Woche unterwegs".
Albert Einstein hat in einem Vortrag die Relativität der Zeit so erklärt:
"Wenn ich ein liebes Mädel eine halbe Stunde auf meinem Schoss sitzen habe, dann kommt mir das wie
fünf Minuten vor. Wenn ich aber nur fünf Minuten auf einem heissen Ofen sitzen muss, kommt es mir
wie eine halbe Stunde vor."
Da sieht man wieder einmal,
für welche tiefschürfenden Erkenntnisse man vor Hundert Jahren einen Nobelpreis bekommen konnte.
Das musste auch einmal gesagt werden.
lg nase