Die Diskussion über meine Vorstellung vom Träumen möchte ich zweigeteilt
anlegen.
Zuerst erstelle ich einen Strohmann, an dem ersichtlich werden soll, was unter
bestimmten Vorausssetzungen sein könnte, und dann wird die Diskussion darüber
eröffnet, was an diesem Strohmann geändert werden muss, weil .....
Zunächst also der Strohmann.
Nehmen wir an, in unserem Hirn gibt es eine Reihe von Kompetenzzentren oder
Instanzen, deren jede für die Regelung einer Angelegenheit zuständig ist, etwa
eine Instanz für die Regelung des Sauerstoffgehaltes im Blut, eine Instanz für die
Regelung der Körpertemperatur, usw..
Jede dieser Instanzen übt ihre Funktion aus, indem sie in bestimmten Neuronen
Erregungen (Aktionspotentiale) auslöst, die sich infolge der starken Vernetzung der
Neuronen dann auch auf benachbarte (verbundene) Neuronen ausbreiten. Die Arbeit
einer solchen Instanz erzeugt also in unserem Hirn Neuronen-Erregungskonstellationen
(sagen wir der Einfacheit halber dazu "Bilder"), die aber nicht statisch und scharf
abgegrenzt sind, sondern ähnlich einem Mückenschwarm wandern und ihre Gestalt
verändern.
Bei der gegebenen starken Verflechtung der Neuronen wäre zu erwarten,
dass eine recht beliebige Abfolge von Bildern entsteht.
Um das zu verhindern, nehmen wir an, dass es auch eine Disziplinierungsinstanz gibt,
die dafür sorgt, dass diese Bilder in einem vorgegebenen sinnvollen Rahmen bleiben.
Im Wachzustand kennen wir ja diese Instanz, die uns u.a. ein diszipliniertes, logisches,
"richtiges" Denken ermöglicht.
Ausserdem kennen wir im Wachzustand auch noch eine Registrierungsinstanz, die
dafür sorgt, dass an bestimmte Bilder eine Erinnerung ermöglicht wird, sowie eine
ICH-Bewusstseinsinstanz, die dafür sorgt, dass wir diese Bilder als Bestandteile
unseres Selbst begreifen.
Und wie sieht das nun im Schlafzustand aus ?
Die vitalen Regelfunktionen wie Blutsauerstoffgehalt, Körpertemperatur, etc. müssen
natürlich auch während des Schlafes aufrechterhalten werden, ausserdem treffen in der
Schaltzentrale nach wie vor Signale von der Viszera und von Sinnesorganen ein.
Wenn wir nun annehmen, dass die Disziplinierungsinstanz, die Registrierungsinstanz,
und die ICH-Bewussteinsinstanz während des Schlafes nur mit sehr stark reduzierter
Leistung arbeiten, welche Auswirkungen wären da vorauszusehen ?
In diesem Fall würden in unserem Hirn neben der notwendigen Aktivitäten der
Regelungsinstanzen auch Bildfolgen entstehen, die ausser Rand und Band geraten sind
(wegen der reduzierten Aktivität der Disziplinierungsinstanz).
Diese verrückten Bildfolgen würde aber auch niemand be"merken"
(wegen der reduzierten Aktivität der Registrierungsinstanz).
Jetzt schauen wir uns an, was beim Übergang vom Schlafzustand in den Wachzustand
passiert.
Wir nehmen an, dass diese drei Instanzen nicht exakt zum selben Zeitpunkt, und
nicht mit exakt der selben Geschwindigkeit vom reduziert-aktiven Zustand auf den
voll-aktiven Zustand umschalten.
Wenn als erstes die Registrierungsinstanz allmählich auf Vollbetrieb "hochgefahren"
wird, was wäre da zu erwarten ?
Da würde eine wüste Abfolge von Bildern registriert werden,
mit teils völlig unrealistischen Inhalten, und dabei wäre vielfach nicht einmal klar,
welche Rolle ICH dabei spiele.
Wenn als zweites nun auch die ICH-Bewusstseinsinstanz auf Vollbetrieb "hochgefahren"
wird, ändern diese Bildfolgen ihre Qualität insofern, als nun ein Bezug zum Selbst
hergestellt wird.
In dem Ausmass, in dem sich dann als drittes auch die Disziplinierungsinstanz dem
Vollbetrieb annähert, bekommen die Bildfolgen auch einen immer realistischeren Inhalt,
und unterscheiden sich immer weniger vom Tagträumen, bis schliesslich der
Wachzustand erreicht ist.
Die verschiedenen Traumarten liessen sich also allein durch die Annahme von
unterschiedlichen Zeitpunkten und Geschwindigkeiten des Überganges von der
reduzierten auf die volle Aktivität der drei genannten Instanzen erklären.
Soweit also der Strohmann.
Jetzt können wir darangehen, die anhand des Strohmannes diskutierten Auswirkungen
und Aussagen mit den Beobachtungen an eigenen Träumen abzugleichen.
Dass dabei eine recht gute Übereinstimmung mit MEINEN Traum-Erfahrungen herauskommt,
dürfte keine grosse Überraschung sein,
aber wie verträgt sich die obige Beschreibung mit EUREN Traum-Erfahrungen ?
[ Ich weiss von Nichts, mein Name ist Hase, und schicke liebe Grüsse, nase ]