Das ist ein echtes Problem der gegenwärtigen Extremismus-Forschung. Ich war eigentlich und bin immer noch der Meinung, wie
@chris es schon einmal vertrat, daß politischer Extremismus durch die Anwendung von Gewalt für die eigene Ideologie-Durchsetzung gekennzeichnet ist. Dem ist aber nicht so! Die heutige Extremismus-Forschung geht davon aus, daß Gewalt für gute Zwecke zwar nicht okay, aber kein Kennzeichen von Extremismus ist, und linke Zwecke seien doch per se gut. Linksextremismus gibt es also gar nicht. Jedoch den Leuten von Rechts, die zu allermeist friedlich sind, unterstellt man pauschal, daß sie die Demokratie ablehnten. Und dieses Merkmal allein reicht aus, sie als Extremisten einzustufen. Das ist haarsträubend, aber leider Realität. Demokratisch sein heißt doch aber, sich an demokratische Regeln zu halten, es heißt nicht, gefälligst Herzensdemokrat sein zu müssen. Und wer legt denn nach welchen Kriterien fest, was gute und schlechte Zwecke sind bzw. was Demokratie-Ablehnung heißt. Ich z.B. lehne die Demokratie nicht ab, bin aber kein Herzensdemokrat. Zu behaupten, ich lehnte die Demokratie ab, weil ich sie nicht inniglichst erstrebe (denn es gibt nach meinem Dafürhalten bessere Ideale), ist eine aus der Luft gegriffene Behauptung, die sich auf nahezu jeden anwenden ließe. Erwartet man aber nun, jeder in der Demokratie müsse die Demokratie bedingungslos aus tiefstem Herzen lieben und in ihr das Nonplusultra aller Politik sehen, unterscheidet man sich nicht mehr vom "real exitierenden Sozialismus" in der DDR, wo man von jedem DDR-Bürger verlangte, strengstens sozialismus-treu zu sein. Im Deutschen Kaiserreich hingegen traten die Sozialdemokraten offen monarchie-ablehnend auf, und saßen dennoch mit diesem frei geäußerten staatsfeindlichen Bekenntnis im Parlament. Welch unendliche Toleranz des Kaiserreichs Andersdenkenden gegenüber!