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Was ist eine „gerechte Strafe“?

Claus schrieb:
Adolf Eichmann war einer der schlimmsten Judenschlächter der Nazis. Er trieb die Juden aus ganz Europa in Auschwitz zusammen, dort wurden sie verhungert, erschlagen, vergast.

Nach dem Krieg lebte er lange Zeit unerkannt in Südamerika. der israelische geheimdienst spürte ihn auf, entführte ihn, ihm wurde der Prozess gemacht und er wurde hingerichtet.

Oh shocking! Entführung und Hinrichtung! Das hat doch die Menschenwürde von Eichmann verletzt!
Da waren ja die Juden auch nicht besser als Eichmann!


Eine indische Weisheit besagt:
Tötest du nur einen Mensche, so werden sie dich auch töten. Tötest du aber in Massen, so verhandeln sie mit dir.

Du meinst also, man hätte vorher noch mit ihm verhandeln sollen? *g*
 
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Claus schrieb:
Also, macht mal hier ohne mich weiter, ich nehme zur Kenntnis, daß ich hier mit meiner Ansicht allein stehe, die Einstellung der DF- mitglieder scheint in sachen T. nicht repräsentativ zu sein

Hallo Claus,

ich habe mich bisher nicht an der Diskussion beteiligt und möchte hier sagen, dass ich mich der generellen Abschaffung der Todesstrafe nicht anschliessen kann.

Nach dem "Urteil von Nürnberg" sollte die Todesstrafe weiterhin für kapitale Verbrechen gegen Menschlichkeit gelten, zum Beispiel für Massenmorde, insbesondere Völkermord. Diese Verbrechen werden, wie die Vergangenheit zeigt, von durchaus intelligenten Leuten angeordnet bzw. vollbracht. Leute wie der Mörder Zurwehme sind dagegen geistig gestört, und man sollte sie in psychiatrischen Anstalten verwahren.

Für Leute wie Saddam Hussein oder die Anstifter zum Massenmord in Srebrenica sollte als Höchststrafe die Todesstrafe anwendbar sein. Andere Massenmörder wie der ehemalige kambodschanische Diktator Pol Pot, der 1,5 Mio. Landsleute brutal umbringen liess, kann man leider nicht mehr zur Rechenschaft ziehen ...

Gruss
Hartmut
 
Camajan schrieb:
Weil du damit zugeben müsstest, dass alle Menschen
unveräusserliche Rechte und eine eigene Würde haben.

Hallo Camajan,

das mit den unveräusserlichen Rechten und der Würde jedes Menschen liesst sich sehr gut.

Aber es sind oft einige wenige Menschen, welche dank ihrer Macht diese Rechte mit Füssen treten und massenhaft Menschen ihrer Rechte und ihrer Würde berauben. Für diese wenigen Menschen muss im Eventualfall die Todesstrafe anwendbar sein, siehe das "Urteil von Nürnberg"! Natürlich muss man dazu einen fairen Prozess führen, auch gegen Leute, die selbst äusserst unfair vorgegangen sind. Dieses unveräusserliche Recht gestehe ich Massenmördern zu.

Gruss
Hartmut
 
Hartmut schrieb:
Aber es sind oft einige wenige Menschen, welche dank ihrer Macht diese Rechte mit Füssen treten und massenhaft Menschen ihrer Rechte und ihrer Würde berauben. Für diese wenigen Menschen muss im Eventualfall die Todesstrafe anwendbar sein, ..
Hallo Hartmut,

Völkermord ist natürlich entsetzlich und
zu verachten. Das schwerste aller Verbrechen.

Das wäre ein möglicher Grund für die Todesstrafe,
aber kein Sinn und Zweck. Die Todesstrafe wäre auch
hier sinn- und zwecklos.

Zudem gibt es gewichtige Gründe dagegen. Der
stärkste scheint mir, dass Anhänger dabei die
Chance haben, einen Märtyrer-Kult zu verbreiten.
Der im Kampf für die gerechte Sache gegen die
Unterdrücker und Ausbeuter von selbigen in einem
absurden Scheinprozess ermordete Führer,
blablabla.


Gruss
Camajan
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Hartmut,

wenigstens einer hier im Forum, der die Menschenwürde Eichmanns nicht über das natürliche Rechtsempfinden eines Durchschnittsbürgers stellt!

Und Zurwehme ist nicht geistig gestört, das wurde damals in allen Berichten betont ( sogar sehr intelligent, wie die Umstände seines ausbruchs erweisen), er ist nur ungewöhnlich kaltblütig und egoistisch.

Das läßt ihn sicher auch hoffen, daß es wieder mal gelingt. Dann wird er erneut einige Morde begehen, und seiner Menschenwürde wird er es dann auch wieder zu verdanken haben, daß er lebenslänglich unversehrt bleibt.

Eine richtig humane Gesellschaftsordnung haben wir,

sarkastische grüße von Claus
 
Claus schrieb:
Hallo Hartmut,
wenigstens einer hier im Forum, der die Menschenwürde Eichmanns nicht über das natürliche Rechtsempfinden eines Durchschnittsbürgers stellt!
Absurd.

Du definierst dein eigenes Rechtsempfinden als das
"natürliche", findest aber kaum Zuspruch.

Die offensichtliche Schlussfolgerung wäre, dass
dein eigenes Empfinden völlig "unnatürlich" ist.

Dein Dogmatismus erlaubt dir, einem halbwegs
intelligenten Menschen, geradezu ohrenschreienden
Unsinn für wahr zu halten.

Deine naturalistische Definition von Recht ist für
einen Rechtsstaat sowieso obsolet. Sonst laufen
wir Gefahr, dass die Menschenwürde der Juden
weniger wiegt als das "natürliche" Rechtsempfinden
eines Herrn H., der auch dem Durchschnittsbürger
dieses "natürliche" Empfinden aufoktruiert.

Wie man "natürliche" Empfindungen gezielt manipuliert,
ist ja bekannt.

Gruss
Camajan
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man schon die Todesstrafe befürwortet, warum wird dann ein Unterschied gemacht, was die Anzahl der Toten und das Motiv angeht?
Wenn Mord mit der Todesstrafe geahndet werden soll, dann darf auch die Summe der Opfer keine Rolle spielen.
100.000 Opfer sind 100.000 zuviel! Aber auch schon ein Opfer kann eine ganze Familie ins Unglück stürzen. Wenn ihr wirklich "Auge um Auge - Zahn um Zahn" verteidigt, dann macht es bitte nicht von der Zahl der Toten abhängig, sondern beachtet auch das Leid, welches den Ermordeten und deren Familien zugefügt wird, die nicht in den fragwürdigen "Genuss" kommen, Opfer eines Genozids zu sein.
Wo soll da die Grenze gezogen werden? Macht die Masse/Menge doch mehr aus als der Einzelne???
Entweder oder!! Entweder wird jeder Mord als ein Verbrechen wider die Menschlichkeit angesehen, oder man wertet es einfach als ein "Oups-Delikt", das schon irgendwie zu therapieren ist, wenn die Zahl der Opfer sich "im Rahmen" hält.

Rhona
 
Hartmut schrieb:
Aber es sind oft einige wenige Menschen, welche dank ihrer Macht diese Rechte mit Füssen treten

Kleine Off-Topic-Anmerkung:
Das könnten sie übrigens gar nicht wenn sie nicht vorher diese Macht von vielen, vielen anderen Menschen geschenkt bekommen hätten.
 
Hallo in die Runde,

deine beiden Beiträge Hartmut, sind tatsächlich sehr differenziert und bringen so manches auf dem Punkt.

Dass ich mich sehr schwer tue in Bezug auf Todesstrafe, habe ich hier schon einige male kundgetan.
Und doch weiss ich, wie wichtig zum Beispiel der Eichmann-Prozess und Eichmanns Hinrichtung, für die damals noch zahlreichen Überlebenden der KZ's waren. Dies erfuhr ich nicht aus Berichten und Reportagen, sondern life, weil endlich für das erste mal, einige von ihnen erzählen konnten.

Zu dem Zeitpunkt, erzählte mir eine meiner besten Freundinnen, Auschwitzüberlebende, über den Tod ihres Vaters im KZ, in den Gefrier-Experimenten die dort stattfanden. Ihren distancierten Erzählton, werde ich nie vergessen. Ihre Erzählung endete mit den Worten: "und er hatte das Pech, weil er jung und kräftig war, erst in der zweiten Nacht zu sterben..."

Aber sie konnte endlich erzählen, weil der Eichmann-Prozess für viele ein symbolischer Akt der Gerechtigkeit war, und eine innere Befreiung von diesen quälenden Schweigen ermöglichte. Man konnte endlich sprechen, weil die Welt Tag für Tag das Berichten aus der anderen Perspektive, die des Massenmörders der unschuldig plädierte, verfolgen konnte.

Und wäre am Ende da etwas anderes denkbar gewesen, als die Hinrichtung Eichmanns?
 
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Wo ist die Grenze

@hartmut

Wo ziehst du dann die Grenze?

Nehmen wir mal Saddam als Beispiel: Die Briten haben Saddam und seine Partei zu Urzeiten an die macht gebracht und gestützt. Auch andere Europäer und vor allem die USA haben Saddam gestützt und an der macht gehaltem, weil es politisch opportun war. Sie alle haben auch viele Geschäfte gemacht und das Giftgas das gegen die eigenen Leute und gegen die Iraner verwendet wurde, kam aus westlichen Fabriken.

Wer ist nun kausal für die Morde und Tötungen verantwortlich?

Zweite Überlegung: Saddam hatte keine Massenvernichtungswaffen. Die USA und ihre Freunde haben den Irak dennoch angegriffen. Tausende von Irakern sind an der Folgen des Krieges gestorben. Hat sich Bush nun des Massenmordes schuldig gemacht?

Daß Saddam ein Teil der "Achse des Bösen" sein sollte, spielt wohl keine Rolle, denn dazu würde auch Mugabe und all die anderen Verbrecher zählen, gegen die die USA nichts tun (weil sie kein Öl haben).

Todesstrafe?

Wenn nein, warum nicht?

Wo ist die Grenze?
Welche unserer Werte geben wir eigentlich selbst auf?
 
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