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Was ist eine „gerechte Strafe“?

Hallo Miriam,

nun sind unsere Fensehberichte über die todesstrafe in USA immer verbunden mit den Statements von AI oder anderen Menschenrechtsorganisationen, die sich verdächtig oft und vehement für die Menschenwürde von Schwerverbrechern einsetzen, denen die Menschenwürde ein Dreck ist.

Trotzdem meine ich aus der (durch diese Brille gesehenen) Situation, daß die in vieler Hinsicht fragwürige justiz in USA (vielleicht noch fragwürdiger als die unsere) die zurecht zulässige Todesstrafe oft zu leichtfertig ausspricht und den vollzug dann auch noch viel zu lange hinaussschiebt.

Es hat mich der fall der frau angerührt, die im Drogenrausch gemordet hat, dann in vielen Jahren in der Todeszelle bereut hat und religiös geworden ist.

Beide Justizsysteme, das unsere und das amerikanische sind unvollkommen.
Bei uns können brutale Killer, die bewußt und in voller Absicht unsägliches Leid verursacht haben, im Luxus (wenn man den vergleich zu m russischen oder amerikanischen Strafvollzug nimmt) ihre Menschenwürde vor sich her tragen,
in USA wird eine Frau, die im Drogenrausch einen Totschlag begangen hat, nach langer zeit hingerichtet, obwohl sie mit Sicherheit nie wieder einer Fliege was zuleide getan hätte.

Beides ist zu verabscheuen und einer zivilisierten Gesellschaft nicht würdig.

gruß von Clapebe
 
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Und das fällt mir zu diesem Thema noch ein:

Wenn Camajan konsequent ist, wäre nach seiner Ansicht die Strafe für Typen wie Hitler, Himmler, Göbbels, Eichmann. . . .
eben auch nur lebenslange Haft bei guter Unterbringung, Betreuung und Verpflegung (Wahrung der Menschenwürde eben), auf daß sie ihre Memoiren schreiben können: wie schön es doch hätte werden können, wenn es weiter nach ihrem willen gegangen wäre. . . .

pervers, pervers

wie gut, daß man Saddam wahrscheinlich de facto die Menschenwürde aberkennen wird, AI wird protestieren. . .
 
Claus schrieb:
Doch, sage ich.
nicht innerhalb der nächsten stunde, aber spätestens nach einer Woche ,wenn die Schuld eindeutig ist.
Die Schuld ist "eindeutig", nachdem mehrere Instanzen,
Berufungen, Revisionen durchlaufen wurden, was Jahre, wenn
nicht Jahrzehnte dauert.

Claus schrieb:
warum weichen die Gegner der Todesstrafe immer solchen direkten Fällen aus?
Weil sich aus diesen Einzelfällen keinerlei Rechtfertigung für
eine Todesstrafe ergibt. Vielmehr eine Rechtfertigung für
erhöhte Sicherheitsstandards in Knästen.

Claus schrieb:
Wer ist Schuld an den letzten 4 Opfern von Zurwehme, die zufällig seinen Weg kreuzten?
Der Mörder ist schuld des Mordes und die Gefängnisverwaltung
der (groben?) Fahrlässigkeit.

Claus schrieb:
Diejenigen, die Täterschutz betreiben, sind die intellektuellen Mörder!
Du redest wirres Zeug.

Claus schrieb:
Welche Menschenrechte und unantastbare Würde hat eine Killermaschine?
Die Definition der Menschenrechte als unteilbare, universelle
Rechte, die jedem Menschen von Geburt an zustehen, beantwortet
die Frage.

Gruss
Camajan
 
Es gibt keine "gerechte" Strafe, da die Wertmaßstäbe nicht universell sind. Sie hängen jeweils von der Gesellschaft ab in der die Tat begangen wird. Was in einem Land "gerecht" ist mag ein anderer als ungerecht empfinden.

Es geht auch nicht um Gerechtigkeit, sondern um Schutz der Gesellschaft vor bestimmten Angriffen auf Leben, Gesundheit, Freiheit, Vermögen. Was in diesem Sinne dann "gerecht" ist, wird stark von der Frage beeinflußt: was ist effektiv und führt zum Erfolg (Abschreckung, Besserung etc).

Hier spielen dann auch die kulturellen Hintergründe eine große Rolle und vor allem religiöse Überzeugungen bestimmen welche "Strafe" gerecht ist.

Wer jedoch das Töten als solches für Unrecht hält, der kann auch die Todesstrafe nicht bejahen. Nur George W. Bush kann zum Papst gehen, dessen Widerspruch zum Irakkrieg einholen und dann in den Irak einmarschieren, nachdem er zuvor noch in der Kirche zum Beten war.

Ich stimme deshalb von ganzem Herzen Camajan zu, wenn es darum geht bestimmte Werte nicht zu diskutieren auch wenn es schmerzt. Dazu gehören, wie richtig bemerkt wurde, die Menschenrechte.
 
Monster in Menschengestalt, von Eichmann über Zurwehme bis Saddam, die haben ihre Menschenwürde durch ihre sadistischen Taten verwirkt.

Daß ich hier im DF keine Zustimmung finde, verwundert mich außerordentlich.
In meinem Bekanntenkreis ist das Konsens.

Claus
 
Worüber sprechen wir eigentlich?

Was bewegt uns eigentlich, wenn wir über Strafe sprechen? Ist es der alttestamentarische Gedanke "Auge um Auge, Zahn um Zahn" oder ist es die Strafe als Prävention bzw. zur Vorbeugung der Wiederholung einer Tat?

Nun, über das Büssen einer Tat, kann man unterschiedlicher Meinung sein - und sogar von Fall zu Fall dies als angebracht oder auch nicht, befinden. Angebracht - wenn zum Beispiel dadurch den Opfern oder deren Angehörigen das an ihnen verübte Verbrechen, leichter zu ertragen wird. Leichter, weil ihnen der Gedanke einer Gesellschaft die dadurch ihre Solidarität oder sogar ihre Empathie zum Ausdruck bringt, hilft.

Denkt Ihr auch an ein Büssen ohne diesen Hintergrund? Weil einfach sühnen zur Straftat gehört, ihr folgen muss, so zu sagen als eine moralische Erwiderung, eine Art von moralischer Wiedergutmachung?
Kann es eine solche Wiedergutmachung überhaupt geben?

Wenn wir über Strafe als Mittel der Vorbeugung sprechen, dann in erster Linie so konkret, wie von Claus dargestellt: siehe der Fall Zurwehme.
Aber da kommen meine Bedenken und die anderer Schreiber bei diesem Thema: die zahlreichen Fehlurteile, die mich regelrecht erschrecken.

Meine persönliche Einstellung zur Todesstrafe, also die Tatsache, dass ich Menschen das Recht abspreche - aus ethischen Gründen - Menschenleben auszulöschen, habe ich schon erleutert.
 
Darf ich so assozial sein und hier etwas schreiben ohne die zwei Seiten, mit Ausnahme des startenden Beitrages, gelesen zu haben?
Wenn nein, Walter entferne dies bitte.



Heute wurde in den USA der 1000 Mensch hingerichtet seit der Einführung der Todesstrafe 1976. Der Mann hat seine Frau und seinen Schwiegervater umgebracht, er wurde wegen Mordes zu tode verurteilt.
Mörder werden besonders oft zu Tode verurteilt.

Die richtende Person, welche das Urteil fällte, hat den Mord an einem Menschen in Auftrag gegeben, zwar legitmiert durch das Gesetz, Mord wird aber auch dadruch nichts anderes.
Die ausführende Person hat sich direkt eines Mordes strafbar gemacht, auf Anweisung der richtenden Person und auch legitimiert durch das Gesetz, trotzdem bleibt es Mord.

Wenn ein Mörder der seine Frau und seinen Schwiegervater umbringt zum Toder verurteilt wird, müssen die Mörder des Mörders und deren Auftraggeber sich nun nicht auch des Mordes schuldig sprechen und folglich dem selben Urteil entgegen treten?

"Du sollst nicht töten"
2. Mose 20,13, das 5. Gebot der Christen, welche Besonders in den USA stark vertreten und gläubig sind.

ciao
 
Wenn ein Mörder der seine Frau und seinen Schwiegervater umbringt zum Toder verurteilt wird, müssen die Mörder des Mörders und deren Auftraggeber sich nun nicht auch des Mordes schuldig sprechen und folglich dem selben Urteil entgegen treten?

Tosto, der Mörder wurde nicht gemordet sondern hingerichtet. Es war seine gerechte Strafe.

Wurden die Naziverbrecher, die man in Nürnberg aufgehängt hat, Deiner Meinung nach gemordet?
Hätte man sie am Leben lassen sollen, damit sie alle schön ihre Memoiren schreiben können?

Du hätest also gern den Doppelmörder am Leben gelassen.
Auch Massenmörder ja? Leute, die in den Konzentrationslagern die Juden zuhauf gequält, erschlagen und vergast haben, die hatten also immer noch Menschenwürde?

ich faß es nicht!
 
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Diese 1000. Hinrichtung, die heute in North Carolina vollstreckt wurde, scheint mal wieder ein Fall der Sonderklasse zu sein.

Dieser Mann, der damals seine Frau und seinen Schwiegervater vor den Augen seiner beiden Kinder erschoss, wäre, nach unserer Rechtssprechung,lebenslang in eine geschlossene Anstalt eingewiesen worden, da er, Vietnam-Veteran, so hörte ich es heute im WDR, seit Ende dieses unseligen Krieges, unter Zwangsvorstellungen litt. Hinzu kommt, dass bei ihm ein IQ gemessen wurde, der minimal über "schwachsinnig" einzustufen ist, und die Tat unter extremem Alkoholeinfluss stattfand. In vielen anderen US-Bundesstaaten wäre ihm daher Schuldunfähigkeit oder verminderte Schuldfähigkeit attestiert worden, was in North Carolina jedoch völlig irrelevant in Bezug auf die Rechtssprechung ist. Dass er seine Tat von Anfang an bereute, spielte ebenfalls keine Rolle. In anderen Bundesstaaten wäre er u.U. lebenslang in eine geschlossene Anstalt eingewiesen, aber nicht hingerichtet worden.

Vor einiger Zeit sah ich im TV einen Bericht über Jürgen Bartsch, einem Kindermörder, der in den 70ern? insgesamt 5 oder 6 Jungen über viele Tage auf bestialischste Art folterte , sich an ihnen verging und sie letztendlich umbrachte.
Er bekam lebenslänglich und wurde in eine geschlossene Anstalt eingewiesen. Auf eigenem Wunsch wollte er sich kastrieren lassen, um sich damit von seinen perversen Mordgelüsten zu befreien.
Un(glücklicher)weise kam es während der OP zu "Komplikationen" und Jürgen Bartsch starb.

Wer ist jetzt eigentlich zu verurteilen? Was ist in beiden Fällen die "gerechte Strafe"? Kann es nicht leicht passieren, dass die Besetzung der "Täter-Opfer-Rolle" wechselt, oder dass neue Täter auf den Plan kommen?

Zum Glück gibt es in D keine Schwurgerichtsprozesse wie in USA. Ich finde es schrecklich, wenn Hausfrauen, Arbeiter, Akademiker und Banker dazu "verurteilt" werden, "im Namen des Volkes" über schuldig oder nicht schuldig zu befinden. Ich möchte nie vor dieser Entscheidung stehen!
Andersrum, was geht in einem Verteider vor, der genau weiß, dass sein Mandant schuldig ist, aber sich dennoch bemüht, ein möglichst mildes Urteil herauszuholen??

Rhona
 
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