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Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

xcrypto

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28. März 2008
Beiträge
439
Der Satz stammt nicht von mir, sondern von Heinz Von Förster. Seine These ist recht einfach: Das Konzept der Wahrheit impliziert das Konzept der Lüge, denn wer behauptet, die Wahrheit zu kennen, sagt damit, dass der Andere lügt. Dieses Konzept ist laut von Förster die Ursache, dass es immer wieder Religionskriege gab - und eigentlich immer noch gibt - weil beide Parteien überzeugt sind, die Wahrheit zu kennen. Und um zu entscheiden, wessen Wahrheit die wahre Wahrheit ist, werden Menschen abgeschlachtet, und wer gewinnt proklamiert seine Version als die ultimative Wahrheit.

Von Förster schlägt nun vor, das Konzept der Wahrheit aus dem Leben der Menschen zu verbannen. Niemand soll also mehr behaupten, die Wahrheit zu kennen. Daraus würde folgen, dass man auch niemanden mehr der Lüge bezichtigen kann. Am Ende würde die Welt friedlicher sein.

Das ist jetzt nur eine kleine Zusammenfassung, genauer nachlesen kann man das hier:

Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, Der Philosoph und Physiker Heinz von Foerster im Gespräch mit Bernhard Pörksen

Auch wenn der Gedanke etwas provokativ und wohl auch unrealistisch anmutet, so finde ich, hat er etwas für sich. Was meint Ihr?



lg, xcrypto
 
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AW: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Hi xcrypto!

Da es keine Wirklichkeit gibt, kann es ja auch keine Wahrheit geben- so gesehen!
Tja- und am unangenehmsten sind ,mir die Menschen, die " die Wahrheit" gefunden haben und sie ungefragt marktschreierisch anpreisen!


liebe Grüße!
 
Das Konzept der Wahrheit impliziert das Konzept der Lüge, denn wer behauptet, die Wahrheit zu kennen, sagt damit, dass der Andere lügt.

Das sehe ich nicht so. Denn wer nicht die Wahrheit spricht, muss nicht automatisch lügen, er kann sich auch einfach nur irren.

Wenn es keine Wahrheit gebe, könnten wir meines Erachtens keine Wissenschaft betreiben. Ich meine, es scheint mir offensichtlich wahr zu sein, wenn ich sage, dass alle mir bekannten Dinge, die mir im Moment einfallen, von der Erde angezogen werden.

Eine Lüge kann es meines Erachtens zumindest nicht sein, allerhöchstens ein Irrtum. Aber das kann es auch nur dann sein, wenn ich ein Ding kenne, das von der Erde nicht angezogen wird und mir in diesem Moment einfällt. Tut es aber nicht.
Somit ist es wahr. Oder etwa nicht?

lg
Ben
 
AW: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Hallo xcrypto!

Der Satz stammt nicht von mir, sondern von Heinz Von Förster. Seine These ist recht einfach: Das Konzept der Wahrheit impliziert das Konzept der Lüge, denn wer behauptet, die Wahrheit zu kennen, sagt damit, dass der Andere lügt. Dieses Konzept ist laut von Förster die Ursache, dass es immer wieder Religionskriege gab - und eigentlich immer noch gibt - weil beide Parteien überzeugt sind, die Wahrheit zu kennen. Und um zu entscheiden, wessen Wahrheit die wahre Wahrheit ist, werden Menschen abgeschlachtet, und wer gewinnt proklamiert seine Version als die ultimative Wahrheit.

Von Förster schlägt nun vor, das Konzept der Wahrheit aus dem Leben der Menschen zu verbannen. Niemand soll also mehr behaupten, die Wahrheit zu kennen. Daraus würde folgen, dass man auch niemanden mehr der Lüge bezichtigen kann. Am Ende würde die Welt friedlicher sein.

Das ist jetzt nur eine kleine Zusammenfassung, genauer nachlesen kann man das hier:

Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, Der Philosoph und Physiker Heinz von Foerster im Gespräch mit Bernhard Pörksen

Auch wenn der Gedanke etwas provokativ und wohl auch unrealistisch anmutet, so finde ich, hat er etwas für sich. Was meint Ihr?



lg, xcrypto
Ich habe das von Dir genannte Buch von von Foerster gelesen.

Im Grunde hat jeder seine eigene subjektive Wahrheit. Jeder hat einen anderen Erkenntnishorizont. Dies sollte man im Umgang mit anderen immer beachten. Wichtig für den Einzelnen sollte es jedoch sein, sich innerhalb der eigenen Wahrheit möglichst konsistent (stimmig und widerspruchsfrei) zu verhalten.
 
AW: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Hallo Leute! Hallo Westwind!

Ich sehe das anders.
Die Wirklichkeit ist mehr als die Wahrheit und Erstere gibt es sehr wohl, während Zweitere nur einen (subjektiven) Teil der Wirklichkeit darstellt.

Die Eingangsthese Von Försters kann ich voll und ganz unterschreiben.
Die "Wahrheit" trennt und die heiligen Bücher trennen ebenfalls.

Die Wirklichkeit ist alles. Sie beinhaltet das Unwirkliche ebenso wie alle anderen Gegenteile. Sie umfasst alles, was denkbar ist und auch das Undenkbare schließt sie nicht aus. Sie integriert.
Das ist die Wirklichkeit für mich.

Die Wahrheit, sie ist arm, denn sie lebt nur von der Unwahrheit.
Sie ist disjunktiv und destruktiv.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
Erforscher der Wirklichkeit

PS: Sie ist wirklich.
 
AW: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Der Satz stammt nicht von mir, sondern von Heinz Von Förster. Seine These ist recht einfach: Das Konzept der Wahrheit impliziert das Konzept der Lüge, denn wer behauptet, die Wahrheit zu kennen, sagt damit, dass der Andere lügt. Dieses Konzept ist laut von Förster die Ursache, dass es immer wieder Religionskriege gab - und eigentlich immer noch gibt - weil beide Parteien überzeugt sind, die Wahrheit zu kennen. Und um zu entscheiden, wessen Wahrheit die wahre Wahrheit ist, werden Menschen abgeschlachtet, und wer gewinnt proklamiert seine Version als die ultimative Wahrheit.

Von Förster schlägt nun vor, das Konzept der Wahrheit aus dem Leben der Menschen zu verbannen. Niemand soll also mehr behaupten, die Wahrheit zu kennen. Daraus würde folgen, dass man auch niemanden mehr der Lüge bezichtigen kann. Am Ende würde die Welt friedlicher sein.

Das ist jetzt nur eine kleine Zusammenfassung, genauer nachlesen kann man das hier:

Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, Der Philosoph und Physiker Heinz von Foerster im Gespräch mit Bernhard Pörksen

Auch wenn der Gedanke etwas provokativ und wohl auch unrealistisch anmutet, so finde ich, hat er etwas für sich. Was meint Ihr?



lg, xcrypto

Nietzsche hat es treffend formuliert:

Überzeugungen sind gefährlichere Gegner der Wahrheit, als Lügen.

In deinem oben angeführten Beitrag geht es m. E. nämlich genau darum. Um Überzeugungen. Und ganz so provozierend finde ich deinen Schlußsatz nicht.
Ein jeder soll seine Überzeugungen haben, dabei aber auch akzeptieren das andere die ihren haben und, ganz wichtig, sie ihnen lassen.
 
AW: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Das Gespräch gefällt mir sehr gut.
Gruß an alle Beteiligten
von
Reinhard70,
der in seinem Leben zigtausend mehr oder
weniger geistreiche und witzige "Wahrheiten"
(Zitate) gesammelt und in (dicke) Bücher
gebracht hat.
 
AW: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Hallo Leute! Hallo Westwind!

Ich sehe das anders.
Die Wirklichkeit ist mehr als die Wahrheit und Erstere gibt es sehr wohl, während Zweitere nur einen (subjektiven) Teil der Wirklichkeit darstellt.

Die Eingangsthese Von Försters kann ich voll und ganz unterschreiben.
Die "Wahrheit" trennt und die heiligen Bücher trennen ebenfalls.

Die Wirklichkeit ist alles. Sie beinhaltet das Unwirkliche ebenso wie alle anderen Gegenteile. Sie umfasst alles, was denkbar ist und auch das Undenkbare schließt sie nicht aus. Sie integriert.
Das ist die Wirklichkeit für mich.

Die Wahrheit, sie ist arm, denn sie lebt nur von der Unwahrheit.
Sie ist disjunktiv und destruktiv.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
Erforscher der Wirklichkeit

PS: Sie ist wirklich.

Hallo Raphael!

Ich meine, dass es keine, für alle gültige Wirklichkeit gibt. "Nur" in der Wissenschaft. Wenn unter identen Bedingungen idente Ergebnisse erzielt werden, ich würde auch nie mit jamand darüber streiten, ob die Erde rund ist...

Aber im alltäglichen Leben ist es ja so, dass unsere persönlichen Assoziationen und der Kontext, in dem eine Erfahrung gemacht wurde, ausschlaggebend dafür sind, welche Erinnerung zurückbleibt.
Prägt nicht unsere Wahrnehmung unsere Wirklichkeit!?

Ich merke beim Schreiben, dass ich das Wort Wirklichkeit für meinen Lebensalltag, mein Lebensgefühl definiere, weil ich überhaupt keinen wissenschaftlichen Zugang habe.

Ich sehe es vom Menschen aus. Wie wir die Welt erleben und unser Leben. Und da hat, meiner Meinung nach, jeder seine Wirklichkeit- nämlich, was genau dieser Mensch für wahr anerkennen kann!

Wenn es nur eine Wirklichkeit gäbe...???

Liebe unwissenschaftliche Grüße!
Werde aufmerksam weiterlesen, was noch kommt!:morgen:
 
AW: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Hallo Reinhard70!

Das Gespräch gefällt mir sehr gut.
Gruß an alle Beteiligten
von
Reinhard70,
der in seinem Leben zigtausend mehr oder
weniger geistreiche und witzige "Wahrheiten"
(Zitate) gesammelt und in (dicke) Bücher
gebracht hat.
Ich grüße Dich!

Welche der vielen von Dir gesammelten Weisheiten und Zitate ist denn die wichtigste?
 
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AW: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners

Das Konzept der Wahrheit impliziert das Konzept der Lüge, denn wer behauptet, die Wahrheit zu kennen, sagt damit, dass der Andere lügt.

L.L.

Ich sehe dass genau so wie Benjamin, wenn jemand nicht die Wahrheit sagt, heißt es noch lange nicht dass er lügt, er kann sich irren oder ist falsch informiert.
Eine Lüge ist eine bewusst unwahre Aussage mit der Absicht jemanden zu Täuschen.

Meiner Meinung nach kann man eine Aussage über einen Sachverhalt nur als Wahrheit akzeptieren und als solche bezeichnen wenn der Wahrheitsgehalt in der Wirklichkeit reproduzierbar überprüft werden kann.
Alles andere Aussagen über Sachverhalte die nicht an der Wirklichkeit überprüfbar sind, sind nur Meinungen, Theorien,Hypothesen,Vermutungen, Glauben, u.s.w. und haben nichts mit Wahrheit zu tun.

Dann hat EuFrank hier auch von einer "subjektiver Wahrheit" gesprochen, was ist das, gibt es so etwas überhaupt ?

L.G. Belair57
 
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