Einige Gedanken zu Albert Camus.
Theo Roos nennt Albert Camus in seinen "Philosophische Vitamine" einen Cartesianer des Gefühls. Vielleicht macht mir dies Camus so sympatisch und ist auch der Grund, über ihn hier einiges zu schreiben.
Denn Camus bleibt in alldem was er im Zusammenhang mit dem Absurden beschreibt, eigentlich auf der emotionalen Ebene.
"Was Descartes dem Verstand abfordert, das "Clara et distincta" der Begriffe, erspürt Camus auf der Ebene des Gefühls. Durch klare und deutliche Empfindungen erfahren wir mehr von uns selbst und der Welt als durch klare und deutliche Kategorien des Denkens. Nicht durch das "Ich denke also bin ich" sondern durch das "Ich empfinde, also bin ich" nähere ich mich dem Selbst und den Dingen." (Theo Roos).
Auch wenn ihn in seinem ganzen Werk der Gedanke des Absurden immerwieder beschäftigen, ist "Der Mythos von Sisyphus" sicherlich die Quintessenz seiner Philosophie.
Doch erst einige biographische Daten:
Albert Camus wurde in Algerien (Mondovi) in 1913 geboren. In seinen Werk befasst er sich wiederholt mit der Absurdität der menschlichen Existenz. Er empfand die Notwendigkeit gegen Despotismus, gegen Gewalt und auch gegen der Absurdität der menschlichen Situation anzukämpfen. Dabei lehnte er Sartres Existenzialismus als zu doktrinär ab.
Zu seinen bedeutendsten Werken zählen: "Die Pest", "Der Fremde", "Der Fall" (dieses Buch wäre eine Empfehlung von mir), "Der Mythos von Sisyphos" - ein philosophisches Essay. Camus schrieb auch Theaterstücke ("Caligula") und Tagebücher (Carnets).
Er starb in Januar 1960, absurd, in einen Autounfall.
"Das Gefühl der Absurdität kann einen beliebigen Menschen an einer beliebigen Straßenecke anspringen. Es ist in seiner trostlosen Nacktheit, in seinem glanzlosen Licht nicht zu fassen." (Der Mythos von Sisyphos)
Und dazu Theo Roos:
Wenn dieses Gefühl des Absurden sich einstellt, wird plötzlich das Gewohnte fremd. "Die Mechanik des Lebens wird sichtbar....Die Bewegungen verlangsamen sich oder sind extrem beschleunigt...Der Alltag ist wie hinter Glas..."
Für Camus ist dies der Anfang des Bewusstwerdens, und Philosophie ensteht genau hier, also aus diesem Gefühl des Absurden.
Lohnt sich unter diesen Gesichtspunkt das Leben, oder nicht? Dies ist für Camus die einzige gültige philosophische Frage, alles andere, das Kategorisieren der Wirklichkeit, die abstrakten Begriffe die dabei eingesetzt werden, eigentlich nur eine der Möglichkeiten, oder der Versuch, dem Gefühl des Absurden auszuweichen. (Wie oft begegnet einem im Alltag doch dieser Versuch, sich ins Rationale zu flüchten...)
"Was Descartes dem Verstand abfordert, das "Clara et distincta" der Begriffe, erspürt Camus auf der Ebene des Gefühls. Durch klare und deutliche Empfindungen erfahren wir mehr von uns selbst und der Welt als durch klare und deutliche Kategorien des Denkens. Nicht durch das "Ich denke also bin ich" sondern durch das "Ich empfinde, also bin ich" nähere ich mich dem Selbst und den Dingen." (Theo Roos).
Camus bleibt ein Leben lang geprägt von Algerien, von der mediteranen Umgebung in der er aufgewachsen ist, und von den Körpererfahrungen die er da machte: das Licht, das Meer, der Rhythmus der diese Welt auch ausmacht.
Er macht sich nicht viel aus den Abstraktionen gewisser Philosophen. Zwar kommt auch die Welt des Wissens und der Abstraktion später in seinem Werk vor, aber primär ist diese Körperlichkeit die ihn in frühen Jahren geprägt hat.
Sisyphos
"Es sind Vorstellungen, die das Absurde verstellen, Vorstellungen, die das Konkrete und die Gegenwart ständig transzendieren, Vorstellungen, die Mittel und Zweck in Trennung halten. Sisyphos erfährt die "verschwiegene Freude" als rollender Stein, wenn er die Vorstellung, den Gipfel erobern zu können, aufgibt und begreift, daß das Rollen und der Fels sein Schicksal sind und daß dieses Schicksal ihm gehört. Nicht der Gipfel, der Fels ist seine Sache. In der Konzentration auf den Stein und das Rollen kommt er in seine Gegenwart." (Theo Roos)
So rollen wir ja alle unseren Stein. Und Sisyphos ist laut Camus ein glücklicher Mensch, wenn er akzeptiert, dass dieses absurde Rollen des Steins und der Fels, sein Schicksal sind.
Da kommt auch noch etwas dazu: der Moment der freien Wahl: entweder man entscheidet sich seinen alten Stein weiter zu rollen, oder aber man wählt einen anderen Stein den man rollt. Aber rollen werden wir in jeden Fall, nur die Wahl des Steins steht uns frei.
Was uns in erster Linie als absurd erscheint, hat auch seine positiven Seiten. In diesem Licht sehen wir manches besser als unter den Aspekt des Absoluten, das ein zu hoher Anspruch bedeutet, oder wie Roos es definiert, das "grelle Licht des Absoluten" welches alles ständig überstrahlt. Unter der winzigen und schwacheren Beleuchtung des Absurden nehmen wir erst das wahr, was für Camus das entscheidende ist: die Gegenwart, jener "herrliche und vergängliche Stoff".
Miriam