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Heidegger und die Politik (noch einmal)

Man merkt natürlich dabei, wie "umstritten" dieser Philosoph nach wie vor ist [... ] das Ganze muss eben differenziert betrachtet werden, auch was die unterschiedlichen Perspektiven der "jeweiligen philosophischen Lager" bezüglich Heidegger anbetrifft>

Hallo Philosophisticus,

ich stritt mich in der Vergangenheit schon viel zu oft in genau der gleichen Weise mit Menschen, die sich dem Schreiben Heideggers verbunden fühlen und eigentlich wollte ich solch eine fruchtlose Debatte nicht wiederholen (siehe mein erstes Posting in diesem Thread). Nach langer Pause ist es nun doch erneut geschehen; ich stelle fest: Es hat mir im Endeffekt tatsächlich etwas gebracht - ich habe in den letzten Tagen die "Schwarzen Hefte" angeschaut und nun steht für mich endgültig fest: Dieser Heidegger ist mir kein weiteres Wort mehr wert.

Mein Thread zu Heideggers "Schwarzen Heften": https://www.denkforum.at/threads/das-ende-eines-kult-philosophen-die-schwarzen-hefte.17672/

"Philosophie war gleichsam der Versuch, Einheit zu denken, die Welt als eine einheitliche Struktur, als eine Ordnung zu deuten, die einen bestimmten Zusammenhang hat, die unter einem allgemeinen Prinzip gedacht werden kann. ... Man versuchte, die Einheit der Welt zu erfassen und denkend nachzuvollziehen und interpretierend-analysierend zu begreifen und Beweise, Begründungen der Erkenntnis vorzulegen. Dazu bedurfte es eines ganz wichtigen Schrittes ..., dessen Bedeutsamkeit wir uns heute eigentlich kaum noch so richtig vorstellen können. Es bedurfte nämlich des Abschieds vom mythischen Denken [Hervorhebung von mir]." (Hans Lenk 1987: S. 120)

(Hans Lenk. "Kritik der kleinen Vernunft". Suhrkamp: Nördlingen. 1987.)
 
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Hallo Philosophisticus,

ich stritt mich in der Vergangenheit schon viel zu oft in genau der gleichen Weise mit Menschen, die sich dem Schreiben Heideggers verbunden fühlen und eigentlich wollte ich solch eine fruchtlose Debatte nicht wiederholen (siehe mein erstes Posting in diesem Thread). Nach langer Pause ist es nun doch erneut geschehen; ich stelle fest: Es hat mir im Endeffekt tatsächlich etwas gebracht - ich habe in den letzten Tagen die "Schwarzen Hefte" angeschaut und nun steht für mich endgültig fest: Dieser Heidegger ist mir kein weiteres Wort mehr wert.

Mein Thread zu Heideggers "Schwarzen Heften": https://www.denkforum.at/threads/das-ende-eines-kult-philosophen-die-schwarzen-hefte.17672/

"Philosophie war gleichsam der Versuch, Einheit zu denken, die Welt als eine einheitliche Struktur, als eine Ordnung zu deuten, die einen bestimmten Zusammenhang hat, die unter einem allgemeinen Prinzip gedacht werden kann. ... Man versuchte, die Einheit der Welt zu erfassen und denkend nachzuvollziehen und interpretierend-analysierend zu begreifen und Beweise, Begründungen der Erkenntnis vorzulegen. Dazu bedurfte es eines ganz wichtigen Schrittes ..., dessen Bedeutsamkeit wir uns heute eigentlich kaum noch so richtig vorstellen können. Es bedurfte nämlich des Abschieds vom mythischen Denken [Hervorhebung von mir]." (Hans Lenk 1987: S. 120)

(Hans Lenk. "Kritik der kleinen Vernunft". Suhrkamp: Nördlingen. 1987.)

Hallo PhilippP,
über Heidegger kann man natürlich kontrovers diskutieren und es wird vermutlich immer gewisse Leute geben , die Heidegger Denken von vornherein ablehnen und Leute die sich in kritisch-produktiver Weise mit Heidegger beschäftigen (also mit ihm gegen ihn denken usw.). Ich sehe daher im Grunde zwei Seiten gegeben im philosophischen Lager, die sich vermutlich diametral gegenüber stehen . Ich selbst habe wie gesagt für mich festgestellt: dass ich mit diesem philosophischen durchaus was anfangen kann, auch wenn es seine "problematischen" Seiten hat (siehe Antisemistismus usw.).


Für den Hinweis auf den neuen Thread sei gedankt, ich werde mir das mal anschauen.

Auch für das Lenk- Zitat sei gedankt, allerdings sehe ich nicht inwieweit man Heidegger "nur" auf das mythische Denken einschränken oder sollte...
 
Heidegger wurde bei der Machtübernahme Hitlers Rektor an der Uni Freiburg, da hat er auch eine berühmte Antrittsrede gehalten. Darin ging es um seine Vison einer Wissenschaft, die zu ihren Ursprüngen zurückkehrt und damit die Krise Europas überwindet. für Heidegger leitet sich Wissenschaft vom Staunen über das Sein ab. Das Sein, in das wir hineingestellt sind und mit dem wir umgehen müssen, es geht wie er sagt, um ein Standhalten im Sein. In den griechischen Anfängen, schon bei den Vorsokratikern, also als die ersten 'Kosmogonien entworfen worden sind, 7. 6. Jhdt vor Chr. bricht das ganze auf . Das Sein wird selbst fraglich. Das Sein ist für den 'Menschen essentiell wichtig, dem Menschen geht es im Alltag immer um sein Sein.

Heidegger war ja bekanntlich Schüler von Husserl, der die theoria, also die theoretische Existenz als das Wesensmerkmal das Menschen schlechthin ausgemacht hat, die theoretische Reflexion, in der alle praktischen Bezüge ausgeblendet werden, sozusagen die Wissenschaft um ihrer selbst willen. Aber genau das wirft Heidegger seinem Lehrer vor, kein praktischer Sein-Bezug. Dem menschen geht es um sein Sein., um sein in der Welt sein. Die Welt ist bei Husserl immer nur vorhanden, für Heidegger ist sie auch zuhanden.
zuhanden für praktischen Gebrauch. Der Mensch ist in der Welt , es ist das in der Welt Sein und zugleich hat der Mensch eine Geschichte, eine Zeitlichkeit, er erlebt Zeit (bei Aristoteles ist Zeit nur ein Maß für Bewegung) Sein und Zeit sind grundlegend für den Menschen.

worum geht es Heidegger nun bei seiner Antritsrede in Freiburg. er sagt, das Christentum habe mit der Schöpfungstheologie die Fraglichkeit des Seins genommen. nun ist das Sein erklärt, man muss sich nicht mehr damit auseinandersetzen. Außerdem habe die Mathematische Verobjektivierung, in der es nur noch um Quantifizierungen geht, zu einer Verfügungsgewalt des Seins geführt. Man bemächtigt sich dem Sein.

Sein Ziel ist nun, wieder zu der ursprünglichen Seinshaftigkeit des Seins in seinem Wunder...warum ist überhaupt Sein und vielmehr Nichts zurückzukehren..zu, taumazein, dem Staunen.

Zentral ist ihm und deshalb habe er auch diese Stelle als Rektor angenommen, weil er die Krise Europas in diesem verlorenen Seinsbezug sieht und er denkt mit dem NS-Regime, kommt es zu einer Wende.

Aber: Bereits ein Jahr später, soviel ich weiß, legt er sein amt zurück und sagt, er habe sich mit dem NS-Regime geirrt. Eer ist sozusagen der Mobilmachung erlegen und er deutet das NS-Regime selbst als Manifestation des Willens zur Macht.

Heidegger distanziert sich jedenfalls und gibt zu bedenken, was wäre gewesen, wenn sein Anspruch, seine Vision realisiert worden wäre...er wirft anderen vor, trotz besseren Wissens untätig geblieben zu sein.

Heidegger ist den Nazis wohl anfänglich auf den Leim gegangen. Andererseits muss man sagen, dass er sich später distanziert hat.
Guter Beitrag.
 
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"Philosophie war gleichsam der Versuch, Einheit zu denken, die Welt als eine einheitliche Struktur, als eine Ordnung zu deuten, die einen bestimmten Zusammenhang hat, die unter einem allgemeinen Prinzip gedacht werden kann. ... Man versuchte,
… „durch – Hierarchie“(sches – Denken ) … macht – zu - „bekommen“ … indem „man“ das – Prinzip - „der“ - Arbeit – sei : … macht – ist – gerecht !


:verwirrt1
 
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