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Unter der Krone der Bäume

Mongi

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22. Januar 2010
Beiträge
2.176
S21 - ein Trost

Es mag aus dem Munde eines Physikers und Brachial-Atheisten komisch klingen, aber wer wie ich das Wort NATUR im Wort Naturwissenschaft höher bewertet als das Wort Wissenschaft (im zeitgemäßen Sinne), der wird mich verstehen:
Wir sind traurig, zig Bäume , Lebewesen, wurde vor unseren Augen getötet, physisch vernichtet. Lebewesen, die z.T. Jahrhunderte ihr Leben im Schlosspark genossen haben, die Leid, Trauer, Freude und Liebe ihrer Mitwesen miterlebt haben. Auch wenn ihre physische Existenz von Ingoranten ausgelöscht wurde, sie leben weiter. Selbst nach klassischer, wisssenschaftlicher Betrachtung sind ihre Atome noch immer existent. Aber nicht nur diese Atome sind es, die für die Ewigkeit weiter existieren.
Viel wichtiger ist das für den menschlichen Geist für immer Unbegreifliche, das in allen ,die um die Bäume trauern, weiterleben wird. Sei es die Erinnerung an Freude oder Leid, sei es die tiefe Verbundenheit mit der Natur, die Menschen erfasst hat, die unter der Krone der Bäume eine stille Stunde genossen haben, seien es die Freundschaften oder gar Liebesbekundungen, die Menschen im Schatten der Bäume erleben durften, seien es traurige Stunden der Insichgekehrtheit, bei denen diese Bäume den ein oder anderen still beobachtet haben und seine Gefühle in sich aufgesogen haben. Sei es die Freude von Kindern ,die ihre Spiele bei den Bäumen unbeschwert genossen haben.
All das und ungezählt mehr lebt von diesen Bäumen in vielen Herzen für immer weiter. Dies ist mir der wichtigste Trost, den ich allen, die wie ich um diese Bäume trauern, mitgeben will. Der Mensch vermag vieles, zu vieles,wie es manchem scheint. Aber seid sicher. Schon heute sind Atome der Bäume mit all ihren Impressionen wie ein Splitter eines Hologramms, der die Information des gesamten Bildes in sich trägt, ich vielen von uns aber auch in vielen der Baummörder gelandet. Dort werden sie ihre Macht entfalten, ihre in Jahrhunderten gesammelten Eindrücke freisetzen und letztendlich den Sinn sowohl ihres Lebens als auch und gerade ihres physichen Todes gewahr machen.
Diese Bäume wurden zwar primär total sinnlos ihres physischen Lebens beraubt, aber wir sind es, die ihren Tod einen Sinn verleihen können.Zeigen wir, dass ihr Tod in uns ihre Kraft der Jahrhunderte konserviert hat, zeigen wir, dass wir die gemordeten Bäume für immer weiterleben lassen, indem wir alles tun, dass Morde dieser Art nie wieder vorkommen. Lasst uns der Kraft der ermordeten Bäume bewusst werden, hört in euch rein ,die ihr die Bäume gekannt habt, erinnert euch, was ihr unter ihren Kronen erlebt habt. Ihr werdet staunen - ihr werdet die Stimmern der Bäume hören - und sie werden mit euch reden und sie werden euch sogar trösten.
http://mein-senf-dazu.pytalhost.de/index.php?topic=Stuttgart 21&id=S21-6



 
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AW: Unter der Krone der Bäume

a_geschenke.gif
[SIZE=+2]Hans Christian Andersen Ein Blatt vom Himmel[/SIZE]


[SIZE=+3]H[/SIZE]och oben in der dünnen, klaren Luft flog ein Engel
mit einer Blume aus dem Himmelsgarten,
und während er einen Kuß auf die Blume drückte,
löste sich ein winzig kleines Blättchen ab und fiel auf die nasse Erde mitten im Walde;
da faßte es sogleich Wurzeln
und begann mitten zwischen den anderen Kräutern zu sprossen.
"Das ist ja ein merkwürdiger Steckling"
sagten sie, und keiner wollte sich zu ihm bekennen,
weder die Distel noch die Brennessel.
"Es wird wohl eine Art Gartengewächs sein"
sagten sie und lachten spöttisch.
Und sie machten sich über das vermeintliche Gartengewächs lustig;
aber es wuchs und wuchs
wie keines von den anderen und trieb Zweige weit umher in langen Ranken. "Wo willst Du hin?" sagten die hohen Disteln,
die Stacheln an jedem Blatte hatten.
"Du gehst zu weit. Deine Zweige haben keine Stütze ud keinen Halt mehr.
Wir können
doch nicht stehen und Dich tragen!"
Der Winter kam und Schnee legte sich über die Pflanze;
aber durch sie bekam die Schneedecke einen Glanz,
als würde er von unten her mit Sonnenlicht durchströmt.
Im Frühjahr stand dort ein blühendes Gewächs, herrlich wie kein anderes im Walde.
Da kam ein Professor der Botanik daher, der ein Zeugnis bei sich hatte,
daß er war, was er war. Er besah sich die Pflanze, biß sogar in ihre Blätter,
aber sie stand nicht in seiner Pflanzenkunde; es war ihm nicht möglich zu entdecken,
zu welcher Gattung sie gehörte.
"Das ist eine Spielart!" sagte er.
"Ich kenne sie nicht, sie ist nicht in das System aufgenommen!"
"Nicht in das System aufgenommen" sagten die Disteln und Nesseln.
Die großen Bäume ringsum
hörten, was gesagt wurde,
und auch sie sahen, daß es
kein Baum von ihrer Art war; aber sie sagten nichts,
weder etwas Gutes noch etwas Schlechtes, das ist immer das Sicherste,
wenn man dumm ist.
Da kam ein armes, unschuldiges Mädchen durch den Wald;
ihr Herz war rein und ihr Verstand groß durch ihren Glauben
; ihr ganzes Erbteil in dieser Welt
bestand in einer alten Bibel, aber aus deren Blättern sprach Gottes Stimme zu ihr:
Wollen die Menschen Dir übel, so denke an die Geschichte von Joseph:
"Sie dachten Übles in ihren Herzen, aber Gott wendete es zum Besten"
Leidest Du Unrecht, wirst Du verkannt und verhöhnt,
so denke an den Reinsten und Besten,
den sie verspotteten und an das Kreuz nagelten, wo er noch betete:
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"
Sie blieb vor der wunderbaren Pflanze stehen,
deren grüne Blätter so süß und erquickend dufteten
und deren Blüten im hellen Sonnenschein wie ein wahres Farbenfeuerwerk leuchteten.
Und aus jeder sang und klang es,
als verberge sie aller Melodien tiefen Born, der in Jahrtausenden nicht erschöpft wird.
Mit frommer Andacht schaute sie auf all die Gottesherrlichkeit;
sie bog einen der Zweige nieder, um die Blüte recht anschauen zu können
und ihren Duft einzuatmen.
Und ihr wurde licht und wohl ums Herz.
Gern hätte sie eine Blüte mitgenommen, aber sie hatte nicht das Herz,
sie zu brechen, sie würde nur zu schnell bei ihr welken,
und so nahm sie nur ein
einziges von den grünen Blättern, trug es heim,
legte es in ihre Bibel und dort lag es frisch, immer frisch und unverwelklich.
Zwischen den Blättern der Bibel lag es verborgen,
und mit der Bibel wurde es unter des jungen Mädchens Haupt gebettet,
als sie einige Wochen später im Sarge lag,
des Todes heiligen Ernst auf dem frommen Antlitz,
als ob es sich in ihrer irdischen Hülle noch abpräge,
daß sie nun vor ihrem Gotte stand.
Aber draußen im Walde blühte die wunderbare Pflanze,
die bald wie ein Baum anzusehen war.
Und alle Zugvögel kamen und neigten sich vor ihr,
besonders die Schwalben und Störche.
"Das ist ein ausländisches Gehabe!" sagten die Distel und die Klette,
"so würden wir uns doch hier niemals aufführen!"
Und die schwarzen Waldschnecken spuckten auf den Baum.
Da kam der Schweinehirt, er raufte Disteln und Ranken aus,
um sie zu Asche zu verbrennen;
den ganzen wunderbaren Baum, mit allen Wurzeln riß er aus
und stopfte ihn mit in das Bund.
"Er muß auch Nutzen bringen!" sagte er, und dann war es getan.
Aber nach Jahr und Tag litt des Landes König an der tiefsten Schwermut;
er war fleißig und arbeitssam, aber es half nichts.
Es wurden ihm tiefsinnige Schriften vorgelesen
und auch die allerleichtesten, aber auch das half nichts.
Da kam Botschaft von einem der weisesten Männer der Welt.
Man hatte sich an ihn gewendet und er ließ sie wissen,
daß sich ein sicheres Mittel finde, den Leidenden zu kräftigen und zu heilen.
"In des Königs eigenem Reiche wächst im Walde
eine Pflanze himmlischen Ursprungs,
so und so sieht sie aus, man kann sich gar nicht irren!"
und dann folgte eine Zeichnung der Pflanze, sie war leicht zu erkennen.
"Sie grünt Sommer und Winter;
man nehme jeden Abend ein frisches Blatt davon und lege es auf des Königs Stirn,
da wird es seine Gedanken licht machen,
und ein schöner Traum wird ihn für den kommenden Tag stärken!"
Das war nun deutlich genug, und alle Doktoren und der Professor der Botanik
gingen in den Wald hinaus.
Ja, aber wo war die Pflanze?
"Ich habe sie wohl mit in mein Bund gepackt!" sagte der Schweinehirt.
"Sie ist schon längst zu Asche geworden, aber ich verstand es nicht besser!"
"Er verstand es nicht besser!" sagten alle. "Unwissenheit!
Unwissenheit wie groß bist Du."
Und diese Worte konnte sich der Schweinehirt zu Herzen nehmen,
denn ihm und keinem anderen galten sie.
Nicht ein Blatt war zu finden, das einzige lag in dem Sarge der Toten,
und das wußte niemand.
Der König selbst kam in seiner Schwermut in den Wald zu dem Orte hinaus.
"Hier hat der Baum gestanden" sagte er, "das ist ein heiliger Ort"
Und die Erde wurde mit einem goldenen Gitter eingefaßt
und eine Schildwache stand Tag und Nacht davor.
Der Professor der Botanik schrieb eine Abhandlung über die himmlische Pflanze,
und dafür wurde er vergoldet. Das war ihm ein großes Vergnügen.
Und die Vergoldung kleidete ihn und seine Familie,
und das ist das Erfreulichste an der ganzen Geschichte,
denn die Pflanze war fort und der König war schwermütig und betrübt
"aber das war er auch schon vorher!" sagte die Schildwache.

 
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