Hartmut
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Am 3. August 2008 ist im Alter von 89 Jahren der Literatur-Nobelpreisträger A. I. Solschenizyn in Moskau verstorben.
Ich empfinde es eigentlich als merkwürdig, dass in diesem Forum bisher niemand darauf reagiert hat, war doch Solschenizyn einer der prominenten Dissidenten zu Sowjetzeiten.
Anlässlich des Ablebens von Solschenizyn haben sich prominente Leute geäussert. Hier ein Auszug aus dem "Spiegel":
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518.html
Daraus folgende Zitate:
Russland trauert um Literaturnobelpreisträger Alexander Issajewitsch Solschenizyn: Der frühere Dissident werde in die Geschichte eingehen als einer der ersten, die die Brutalität und Unmenschlichkeit des Stalin-Regimes öffentlich und rigoros angeprangert haben, sagte der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow. Der Beitrag Solschenizyns zum Sturz des Totalitarismus sei "nicht hoch genug zu schätzen", sagte Gorbatschow nach Angaben der Agentur Interfax. Der Schriftsteller sei ein Mann mit einem "einzigartigen Schicksal" gewesen, dessen Name in der russischen Geschichte lebendig bleiben werde. Seine Werke hätten "das Bewusstsein von Millionen Menschen" verändert.
Der russische Präsident Dmitrij Medwedew, Regierungschef Wladimir Putin, die Vertreter verschiedener Parteien und Organisationen der Familie des Schriftstellers sprachen ihr Beileid aus.
Auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy bekundete seine Trauer. Der Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation Memorial, Arseni Roginski, würdigte den Regimekritiker als Gründer der Bewegung für die Aufarbeitung der Stalin-Verbrechen in Russland. Ohne die Werke des weltweit geschätzten Schriftstellers sei eine Rehabilitierung der Opfer heute nicht möglich. "Er hatte nie Angst davor, mit seinem Kampf und seiner Meinung alleine dazustehen", sagte Roginski. Dagegen kritisierte Kommunistenchef Gennadi Sjuganow, dass die Arbeiten des Autors nicht immer objektiv gewesen seien.
Als Hauptwerk des Nobelpreisträgers Solschenizyn gilt der Dokumentarroman "Archipel Gulag", der Stalins Opfern ein literarisches Denkmal setzte.
Putin hatte Solschenizyn im Juni vergangenen Jahres mit dem russischen Staatspreis ausgezeichnet. Millionen von Menschen verbinden den Namen Solschenizyn "mit Russlands Schicksal selbst", sagte Putin. Den mit umgerechnet 144.000 Euro dotierten Preis nahm Solschenizyns Frau Natalja entgegen, weil der damals schon gebrechlich wirkende Autor nicht an der Zeremonie teilnehmen konnte. Seine Dankesrede ließ er über eine Videobotschaft einspielen.
Zuletzt hatte sich Solschenizyn seit Monaten nicht mehr öffentlich gezeigt. Obwohl er seit Jahren keine Journalisten mehr empfing, machte Solschenizyn Mitte 2007 für den SPIEGEL eine Ausnahme: In einem umfangreichen Interview sprach er damals über die verhängnisvolle Geschichte Russlands, das Versagen von Gorbatschow und Jelzin und seine Enttäuschung über den Westen.
Solschenizyn wird ... auf dem Friedhof des Moskauer Donskoi-Klosters beigesetzt. Diese Begräbnisstätte habe sich der Schriftsteller vor fünf Jahren selbst ausgesucht, teilte ein Sprecher des Moskauer Patriarchats mit. In der Kathedrale des Klosters werde der Leichnam Solschenizyns für die Totenmesse aufgebahrt. Auf dem Friedhof des Ende des 16. Jahrhunderts gegründeten Mönchsklosters wurden in der Vergangenheit vor allem Vertreter des russischen Adels begraben.
Der Schriftsteller war der älteste lebende Literaturnobelpreisträger. Er hinterlässt seine Frau Natalja, die auch seine Sprecherin war, sowie seine drei Söhne Jermolai, Ignati und Stepan. Alle drei leben in den USA.
Mein Thema eröffne ich zwar aus Anlass des Todes von Solschenizyn, aber durchaus auch mit dem Blick auf die jüngsten Entwicklungen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, insbesondere auch den Konflikt im Kaukasus.
Insbesondere interessiert mich die Sicht eines ehemaligen scharfen Kritikers der Sowjetunion auf die Verhältnisse im heutigen Russland und auf die Beziehungen Russlands zu Europa und den USA.
Die "Leute im Westen" haben, ungeachtet ihrer zahlreichen Osteuropa- oder Russland-Experten, m. E. die Denkweise der Russen noch längst nicht verstanden. Man sieht das am Unverständnis gegenüber den realpolitischen Ereignissen, wie z. B. gerade jetzt im Konflikt im Kaukasus.
Gruss
Hartmut
Ich empfinde es eigentlich als merkwürdig, dass in diesem Forum bisher niemand darauf reagiert hat, war doch Solschenizyn einer der prominenten Dissidenten zu Sowjetzeiten.
Anlässlich des Ablebens von Solschenizyn haben sich prominente Leute geäussert. Hier ein Auszug aus dem "Spiegel":
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518.html
Daraus folgende Zitate:
Russland trauert um Literaturnobelpreisträger Alexander Issajewitsch Solschenizyn: Der frühere Dissident werde in die Geschichte eingehen als einer der ersten, die die Brutalität und Unmenschlichkeit des Stalin-Regimes öffentlich und rigoros angeprangert haben, sagte der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow. Der Beitrag Solschenizyns zum Sturz des Totalitarismus sei "nicht hoch genug zu schätzen", sagte Gorbatschow nach Angaben der Agentur Interfax. Der Schriftsteller sei ein Mann mit einem "einzigartigen Schicksal" gewesen, dessen Name in der russischen Geschichte lebendig bleiben werde. Seine Werke hätten "das Bewusstsein von Millionen Menschen" verändert.
Der russische Präsident Dmitrij Medwedew, Regierungschef Wladimir Putin, die Vertreter verschiedener Parteien und Organisationen der Familie des Schriftstellers sprachen ihr Beileid aus.
Auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy bekundete seine Trauer. Der Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation Memorial, Arseni Roginski, würdigte den Regimekritiker als Gründer der Bewegung für die Aufarbeitung der Stalin-Verbrechen in Russland. Ohne die Werke des weltweit geschätzten Schriftstellers sei eine Rehabilitierung der Opfer heute nicht möglich. "Er hatte nie Angst davor, mit seinem Kampf und seiner Meinung alleine dazustehen", sagte Roginski. Dagegen kritisierte Kommunistenchef Gennadi Sjuganow, dass die Arbeiten des Autors nicht immer objektiv gewesen seien.
Als Hauptwerk des Nobelpreisträgers Solschenizyn gilt der Dokumentarroman "Archipel Gulag", der Stalins Opfern ein literarisches Denkmal setzte.
Putin hatte Solschenizyn im Juni vergangenen Jahres mit dem russischen Staatspreis ausgezeichnet. Millionen von Menschen verbinden den Namen Solschenizyn "mit Russlands Schicksal selbst", sagte Putin. Den mit umgerechnet 144.000 Euro dotierten Preis nahm Solschenizyns Frau Natalja entgegen, weil der damals schon gebrechlich wirkende Autor nicht an der Zeremonie teilnehmen konnte. Seine Dankesrede ließ er über eine Videobotschaft einspielen.
Zuletzt hatte sich Solschenizyn seit Monaten nicht mehr öffentlich gezeigt. Obwohl er seit Jahren keine Journalisten mehr empfing, machte Solschenizyn Mitte 2007 für den SPIEGEL eine Ausnahme: In einem umfangreichen Interview sprach er damals über die verhängnisvolle Geschichte Russlands, das Versagen von Gorbatschow und Jelzin und seine Enttäuschung über den Westen.
Solschenizyn wird ... auf dem Friedhof des Moskauer Donskoi-Klosters beigesetzt. Diese Begräbnisstätte habe sich der Schriftsteller vor fünf Jahren selbst ausgesucht, teilte ein Sprecher des Moskauer Patriarchats mit. In der Kathedrale des Klosters werde der Leichnam Solschenizyns für die Totenmesse aufgebahrt. Auf dem Friedhof des Ende des 16. Jahrhunderts gegründeten Mönchsklosters wurden in der Vergangenheit vor allem Vertreter des russischen Adels begraben.
Der Schriftsteller war der älteste lebende Literaturnobelpreisträger. Er hinterlässt seine Frau Natalja, die auch seine Sprecherin war, sowie seine drei Söhne Jermolai, Ignati und Stepan. Alle drei leben in den USA.
Mein Thema eröffne ich zwar aus Anlass des Todes von Solschenizyn, aber durchaus auch mit dem Blick auf die jüngsten Entwicklungen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, insbesondere auch den Konflikt im Kaukasus.
Insbesondere interessiert mich die Sicht eines ehemaligen scharfen Kritikers der Sowjetunion auf die Verhältnisse im heutigen Russland und auf die Beziehungen Russlands zu Europa und den USA.
Die "Leute im Westen" haben, ungeachtet ihrer zahlreichen Osteuropa- oder Russland-Experten, m. E. die Denkweise der Russen noch längst nicht verstanden. Man sieht das am Unverständnis gegenüber den realpolitischen Ereignissen, wie z. B. gerade jetzt im Konflikt im Kaukasus.
Gruss
Hartmut