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60. Jahrestag der Befreiung des Lagers Workuta am 28. Januar 1945

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Tanja Krienen

Guest
60. Jahrestag der Befreiung des Lagers Workuta am 28. Januar 1945

Der russische Ministerpräsident hat in Anwesenheit des deutschen Reichskanzlers am gestrigen Tag die Gedenkfeier zur Befreiung des sowjetischen Gulags Workuta geleitet. Blicken wir noch einmal zurück -

Nachdem die USA trotz umfassender kontroverser Debatten nicht in den 2. Weltkrieg eintraten, konnte die deutsche Armee ungehindert ihren Siegeszug fortsetzen. Obwohl das Deutsche Reich genau eine Woche vor dem Beginn des Krieges mit Sowjetrussland einen Nichtangriffspakt aushandelte, griff es 1941 das vom Stalinismus beherrschte Land an, um dort humanitäre Bedingungen durchzusetzen, wie die offizielle Begründung in Hitlers berühmten „Ansprache an die Russen“ lautete. Nach Schwierigkeiten an der Wolga erreichten die Streitkräfte des Reiches das Konzentrationslager Workuta Ende Januar 1945. Es war entsetzliches Bild, das sich den Deutschen bot. SS-Mann Willy Hackenspeck: “Wir sahen überall Leichen, Leichenberge. Die Menschen lagen nur apathisch herum, die hygienischen Bedingungen waren fürchterlich. Über dem gesamten Lager hing ein Leichengeruch. Die Symbole Hammer und Sichel waren überall präsent. Die Menschen waren glücklich, dass sie dieser Hölle entkommen waren. Nie vorher und nachher bot sich mir ein grauenhafteres Bild“.

Nach Eroberung Moskaus im Mai 1945 wurde die Sowjetunion unter deutscher Verwaltung gestellt und erst 1990 in die Unabhängigkeit entlassen. Voraussetzung waren dafür große innenpolitische Änderungen im Reich selbst. Erinnern wir uns: Als 1953 Adolf Hitler starb, begann eine schleichende Umorientierung des Reiches. Die vollständige Vernichtung der europäischen Juden, die man offiziell im Juli 1948 für beendet erklärte, wurde zum ersten Mal von kirchlichen Kreisen thematisiert. Nach dem großen Parteitag der NSDAP in Nürnberg 1956, distanzierten sich Teile der Partei von der Herrschaft Hitlers. Der als Reformator bekannte Stellvertreter Rudolf Hess sagte die historischen Worte: „Wir waren schlimmer als die Engländer, aber niemand bricht unseren Willen. Doch wenn wir jetzt bereit sind, Farbe zu bekennen, heißt das nicht, wir wären nicht stolz auf unser altes braunes Gewand.“

Reichsfeldmarschall Göring, Propagandaminister Göbbels und der nach dem Tode Hitlers an die Parteispitze gelangte Walter Jens („Unser junger Himmelstürmer“, wie ihn Adolf Eichmann nannte), traten nach diesem Hessschen Bekenntnis zum Pluralismus sofort zurück. Wer Hess am nächsten Tag umbrachte, ist bis heute noch nicht geklärt, man vermutet den Täter im Kreis um Göring. Der Umbau der NSDAP war jedoch nicht mehr aufzuhalten. Sie benannte sich auf dem nächsten, dem „Riesengroßen Parteitag“ des Jahres 1960 in „Die Grünen“ um, da sie deutlich auch im Parteinamen zeigen wollten, wie sehr sie sich vom alten Programm verabschiedet hatten. Die Basis meuterte, doch es kam zu keinem innerparteilichen Putsch.

Der brüskierte Göbbels, erinnerte sich seiner gemeinsamen Aktionen mit Walter Ulbricht, der auf das von den Engländern unabhängig erklärte souveräne Helgoland geflüchtet war, und organisierte mit diesem unter dem bewusst gewählte Kürzel PDNS (Partei Deutscher Nationaler Sozialisten), eine Widerstandsorganisation. Sie wurde 1965 im Reich wegen „nationalsozialistischer Umtriebe“ verboten. Göbbels starb kurz darauf an einem Herzinfarkt, als er Heinrich Himmler, der inzwischen das Touristikministerium leitete, aber im Jahr darauf wegen seine ungeklärten bei der Judendeportation zurück treten musste, bei einem Ausflug an der „Langen Anna“ wieder sah und wörtlich als „unverbesserlichen Nazi, der die Zeichen der Zeit nicht erkennt“ betitelte. Ulbricht lebte nach der Ausweisung Helgolands bis 1989 unter dem Decknamen „Norbert Blümlein“, unerkannt in der westfälischen Stadt Castrop-Rauxel.

„Die Grünen“ ließen zwar keine freien Wahlen zu, erlaubten aber formal unabhängige Organisationen wie „Greenpeace“ oder „Attack“. Letztere wurden oft als Sammelbecken ewig Gestriger bezeichnet, doch konnte trotz internationaler Proteste aus den Reihen fortschrittlicher Staaten, nie etwas gegen sie unternommen werden.

Nun, am 60. Jahrestag der Befreiung von Workuta, wird natürlich klar, dass sich der Charakter des deutschen NS-Regimes stark veränderte, doch noch einmal wehte diesmal die alte Fahne mit dem Hakenkreuz auf rotem Grund über der Erde des geschändeten Ortes in Russland. Der russische Präsident Putin dankt noch einmal den Deutschen für die Befreiung vom Stalinismus.

Der 1944 18jährige Pjotr Petroff sagt in seiner Rede mit tränenerstickter Stimme: „Wegen eines Diebstahls aus Hunger, ausgelöst von den verheerenden Zuständen in der SU, kam ich 1941 als 15jähriger nach Workuta – wegen des Diebstahls von 3 Gurken erhielt ich acht Jahre Lagerhaft. Ich habe…Unvorstellbares gesehen.“

Der russische Ministerpräsident legte dann einen Kranz am „Gedenkmal für den Kampf gegen den Stalinismus“ nieder und der deutsche Reichskanzler versicherte, nie dürften jemals wieder diktatorische Elemente an die Macht gelangen, und überreichte dem russischen Präsidenten in einem ergreifenden Augenblick die „Ehrenmedaille Ribbentrop“. Die Veranstaltung fand in freundlicher Atmosphäre statt.

Die Vertreter der seit 1991 wieder zugelassenen Kommunistischen Partei Deutschlands im sächsischen Landtag, sprachen von einer Schmach, da die Befreiung der vielen Gulags in der ehemaligen Sowjetunion, nicht im Interesse des werktätigen deutschen Volkes gewesen seien. Der Gedenktag verhöhne die Opfer des Nationalsozialismus. Die Staatsorgane des Deutschen Reiches prüfen nun, ob die KP verboten werden sollte.
 
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aha

die Satire darf alles,
aber verstanden habe ich sie dennoch nicht

sicher,
es hätte alles anderes kommen können,
dann wäre heute die Zuordnung gut/böse eine andere
andererseits
gibt es 60 Jahre nach Auschwitz sowieso kein gut/böse mehr
a) die bösen Kriegsverbrecher sind tot, die guten Überlebenden sind auch tot
b) kein vernünftiger Mensch will Rache für seine Vorfahren üben
c) die Grenzen sind fest, die EU ist die jüngste Realität

das einzige, was mir an der Satire gefällt, ist,
daß das heutige politische Niveau im Keller ist
 
Aber wen interessiert, ob früher die Bösen und heute vielleicht die Guten manipulieren, die Menschen können gut und böse doch ohnehin nicht unterscheiden, solange es ihnen nicht gesagt wird. :)

Bernd
 
Bernd schrieb:
Aber wen interessiert, ob früher die Bösen und heute vielleicht die Guten manipulieren, die Menschen können gut und böse doch ohnehin nicht unterscheiden, solange es ihnen nicht gesagt wird. :)
Kannst du`s? Und wer hat dir den Unterschied beigebracht? :zauberer1

Gysi
 
Ist die Nazi-Herrschaft wirklich sooo schwer als "böse" im Verhältnis der Demokratie heute zu bewerten?

Gysi
 
Die USA haben sich entschieden nicht in den Krieg einzutreten?
Schön und gut, wenn die Geschichte halbwegs realistischen Charakter nachweisen soll, dann sollte es doch auch so passiert sein, wie es passiert ist, nämlich, dass Deutschland den USA den Krieg erklärt hat.

Und was ist mit Japan und was mit der unvermeidlichen Entwicklung der Nuklearwaffen, den stärksten von Menschenhand geschaffenen Waffen, die sich als die größten Friedensbringer herausstellten?

Irgendwie finde ich in dem Gegenwartsbild sind die eigentlichen Naziideologien völlig unter den Hund gekommen.

Ehrlicher Weise muss ich aber auch eingestehen, dass ich die Satire ebenfalls nicht ganz verstanden haben dürfte. Zuerst dachte ich, es geht darum, dass es heute nicht viel anders wäre, wenn die Nazis gewonnen hätten, nur dass es genau andersrum aussehen täte. Aber das ergibt dann doch keinen Sinn aus oben genannten Gründen ....

herzliche Grüße
Ben
 
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Schätze mal, daß ein paar Sesselhocker (wer sich angesprochen fühlt, der ist gemeint) den Sinn von Tanja Krienens Satire nicht begriffen haben: nämlich daß von den Naziverbrechen schweigen soll, wer über Stalins (und - ergänze- Maos) Verbrechen nicht reden will.

Und sie spricht an, was man nicht sehen will, was auszusprechen aber sehr berechtigt ist - daß im Falle eines Hitlerschen Sieges das, was wir heute "die westliche Welt" nennen, nazi-faschistische Gesellschaftsformen OFFEN und MILITANT angenommen hätte.

Aber bitte keine Kloppe für jemanden, der anno 2005 sich diesbezüglich Witze erlaubt.

Gaius
 
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