Anideos
Well-Known Member
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Demnach kämpfen alle Ukrainer für ihr Land. Ist aber nicht so, manche flüchten... Ich finde wer den Willen zur Selbstverteidigung wirklich hat, der sollte auch für sein Land kämpfen. Wem dieser Wille (zur Selbstverteidigung) fehlt, der sollte auch flüchten dürfen, denn ohne diesen Willen ist man keine Hilfe. Und jetzt sag nicht, jeder hat diesen Willen in sich, das stimmt meiner Erfahrung nach nicht. Man kann das nicht verallgemeinern, sondern nur individuell behandeln. Wenn's zuwenig Leute sind, dann halt in der ganzen Welt darum werben, Leute mit entsprechenden Willen der Ukraine helfen zu lassen.
Ich glaube, wir reden aneinander vorbei.
Das war dein Text und ich habe ihn so kommentiert:Das ist meine Moral und dafür würde ich sterben und zwar ohne Waffe. Das ist meine Entscheidung, egal wie sehr dich das ärgern mag.
Ich habe nichts davon geschrieben, dass jeder Ukrainer für sein Vaterland kämpfen muss. Das ist jedem selbst überlassen, wenn er es mit seinem Gewissen und seiner Moral im Einklang tut.Genau das meinte ich: Man erlaubt sich solche Sprüche nur so lange, solange man nicht mit einer Situation konfrontiert wurde, die einen sich selbst neu kennenlernen lassen.
Mancher Soldat an der ukrainischen Front hatte auch diese Einstellung, dessen bin ich mir sicher, aber die Kriegsrealität hat ihn eingeholt und er hat Seiten von sich selbst kennenlernen müssen, die er nie vermutet hätte.
Das ärgert mich also absolut nicht, dass du diese Einstellung hast, denn ich weiß, sie gilt nur so lange, solange du nicht mit einer bestimmten Situation konfrontiert wurdest und ich wünsche es dir auch, dass du nie damit konfrontiert wirst.
Derjenige, der geflüchtet ist, läuft keine Gefahr, dass seine Moral von einer gravierenden Lebenssituation gefährdet wird, denn er wird in seinem Fluchtort so sicher weiterleben wie bis dahin. Der Ukrainer, der an die Front geschickt wurde, wird mit Situationen konfrontiert, die seiner bisherigen Moral diametral entgegenstehen, denn er wird auf Menschen schießen müssen und dadurch wird er sich selbst neu kennenlernen müssen. Seine bisherige Moral wird ausgedient haben. Das ist es, was ich meinte, ohne zu ahnen, dass es so schwer zu verstehen ist.
Du behauptest vollmundig, du würdest für deine Moral sterben und zwar ohne Waffe. Ich wünsche es dir, solltest du in die Situation eines Ukrainers geraten, dass du die Möglichkeit hast zu flüchten, denn dann und nur dann kannst du an deiner Moral weiterhin festhalten.
Solltest du es jedoch nicht schaffen zu flüchten und an die Front müssen, dann wage ich zu bezweifeln, dass deine Moral dich nicht im Stich lässt.
Ich hoffe, ich habe es jetzt verständlich genug formuliert.
Wenn die Evolution die Lebewesen mit keinen solchen Mechanismen ausgestattet hätte, dann wären sie ausgestorben und die Evolution hätte ausgedient. Wenn also wir Menschen den Wölfen ein irgendwie geartetes moralisches Verhalten zuschreiben, dann kann die Evolution damit gut leben und uns Menschen tut es gut, zu glauben, dass unsere Moral genau die Richtige ist - sowohl für die Menschen als auch für die Wölfe.Jedes Lebewesen will essen, wenn es Hunger hat. Das ältere Wölfe den Jungtieren den Vortritt lassen, beim fressen... kann also nur eine Form von Moral sein. Natürlich kann man das nicht mit meiner Moral vergleichen, denn meine Moral ist von Umständen geprägt, die man nicht mit den Umständen der Wölfe gleichsetzen kann, von dieser eben die Wölfe geprägt sind.
Und du sagst selbst, dass deine Moral nicht mit der der Wölfe zu vergleichen ist, denn deine Moral von Umständen geprägt ist "die man nicht mit den Umständen der Wölfe gleichsetzen kann" - das ist dein Text. Und ich nenne diese Umstände Lebenssituationen und diese Lebenssituationen beeinflussen eben unsere Moral fortlaufend, denn wir sind nicht von Instinkten gesteuert, wie die Tiere, sondern von unserer Sozialisation, unserer Gefühlswelt und unserem Verstand und diese Einflussfaktoren sind nicht in Stein gemeißelt.
