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Reinkarnation und Moral

AW: Reinkarnation und Moral

Hallo!

Ich habe mich vor Jahrzehnten intensiv mit der Wiedergeburtslehre beschäftigt, doch dann bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass sie nichts, aber überhaupt nichts am Hier und Jetzt ändert und mir nicht hilft, wenn ich mich weiter mit ihr beschäftige.
Im Gegenteil, die Beschäftigung mit ihr lenkt ab und führt zu wilden Spekulationen.

Ich könnte aus dem Handgelenk die verwegensten Thesen schütteln, die Vorstellungskraft dazu hätte ich, doch: cui bono?
Mir sicher nicht.

Oder Gerechtigkeit, auch nur ein Wort, wie Frieden oder Freiheit, abgedroschen bis zum Geht-nicht-mehr.

Aber Gerechtigkeit (oder besser gesagt, Folgerichtigkeit) ist sehr wohl ein Argument der Reinkarnations-Freunde.

Wer weiß...ist mechanische Gerechtigkeit wirklich das, was Sache ist?!

Sprich: Dein Mörder ist jener, den du in einem vorherigen Leben umgebracht hast. Selber schuld, ist so...!

Damit fange ich nichts, aber auch gar nichts an.
Spekukation.
Brauche ich nicht.

MIt freundlichen Grüßen
Raphael

Hi Raphael,

nun, mit diesen Spekulationen wird oftmals viel Geld verdient.

Ein Beispiel von mir: ich wurde vor mehr als 10 Jahren an einem wunderschönen Abend von einem Hund gebissen. Ein kleiner süsser, lieber Hund, den das Frauchen von der Leine ließ und voll Freude lief er schnurstracks auf mich zu und biss.
Wie gesagt, ein prachtvoller Abend im Juni den ich voll genoss und deshalb ein kleinen Gässchen am Stadrand spazierte.
Meine Cousine besuchte kurz darauf eine Art Energetic-Wochenendseminar gehalten von einem sehr bekannten Mann.
Sie erzählte mir, dass sie ihn extra fragte, warum denn ihre Cousine, als ich, von einem Hund gebissen wurde und ob das auch damit zutun hat, dass man selbst die Gefahr herausfordert und somit selbst schuld ist, wenn ein Mörder einen sozusagen ermordet. Ja, sagte er zu ihr, ich sei selbst schuld, dass ich gebissen wurde, weil, so meinte er, wahrscheinlich hatte ich gerade eine schlechte Aura oder schlechte Gedanken und es könne auch mit meinem vorherigen Leben zusammenhängen.

Ich habe meine Cousine gefragt, ob sie wirklich an so etwas glaube. Nun ja, ich hielt mich jedenfalls zurück. Meinte nur noch, wenn sie wieder so ein Seminar für teures Geld besuche,möge sie bitte fragen, wie das dann mit den Killer-Hunden ist: ob man da auch selbst schuld ist, wenn die einen beißen.

Wollte nur ein praktisches Beispiel nehmen.
Natürlich sind das die feinen Ausreden für alles, genaugenommen.
Also jedes Verbrechen geschieht, weil das Opfer das so will.
Und somit sind für viele Verbrechen praktische Gründe vorhanden.
Nein, die Moral verbunden mit dem Wiedergeburtsglauben, wird sicherlich nicht größer.

lb Gr sartchi
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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AW: Reinkarnation und Moral

Zum Thema, sinnend:

Ich wollte, ich wäre eine Schlange. Dann brauchte ich keine Moral.
Jedesmal, wenn ich mich häute, sage ich mir: d a s muß die Re-Inkarnation sein. Dann lege ich mich in die Sonne. Und was braucht's dazu wohl Moral?
 
AW: Reinkarnation und Moral

Hallo!

Was mich extrem stört, das sind die Interpretierer.
Alles ist erklärbar, alles ist deutbar, alles hat seinen Sinn.
Mit letzterem kann ich mich anfreunden, doch der Sinn ist meiner Meinung nach verborgen und kann nicht durch irgendwelche Methoden entschlüsselt werden, kaum macht der Mensch nämlich einen Schritt vor, steht er vor neuen Rätseln.

Und dann gibt es jene, die auf jede Frage eine Antwort haben...
Je älter ich werde, desto vorsichtiger bin ich.

Stöbert man jedoch in Buchhandlungen, was heißt da Stöbern!, man stolpert ja drüber, stößt man unweigerlich auf Bücher von Leuten, die schreiben, als hätten sie den Generalschlüssel für alle Geheimnisse des Lebens und für alle Probleme der Menschheit gefunden.

Dagegen verwehre ich mich, mag man mich auch als negativ bezeichnen!

Zur Reinkarnation:

Faszinierender Gedanke, kein Zweifel!
Doch je anziehender eine Idee ist, desto kritischer stehe ich ihr gegenüber.

Nur glaube ich daran, dass ich letztlich mit meinem Verstand und mit meinen Gefühlen keine zuverlässigen Werkzeuge habe um derlei komplexe Vorgänge, wie die Reinkarnation --- falls es sie denn gibt --- erfassen zu können.

Oder ich reihe mich doch ein in die Schar der Interpretierer.
Eigentlich hab ich das ja schon...

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
AW: Reinkarnation und Moral

Hi an alle,

nun ich persönlich bin eher ungläubig.
Neige eher dazu, mich nach bewiesenen Tatsachen zu richten. Wobei ich schon auch vieles einfach offen lasse. Die Möglichkeit, das es das oder jenes gibt. Natürlich.

Aber Verbrämungen mag ich nicht. Und bei mir schlagen alle Alarmglocken an, wenn irgendwo wieder Hierarchien aufscheinen.

Vor allem aber: was ich so fürchterlich finde, es wird alles so vermischt.
Einfach holt man aus der Mottenkiste, aus den Fernen geeignete Aufhänger und voilá schon hat man eine neue Form der Weltanschuung gekreiert.
Wie fein. Und das was darin nicht "beantwortet" wird wird verbrämt, oder nur den in der Hierarchie bereits aufgestiegenen Wissenden sozusagen vermittelt.

Kabbala mit Yoga und einer Prise Zen aus Japan. Gut vermischt und kredenzt.

Jeder wie er glaubt. Wenn es hilft?
Oftmals werden die Menschen aber einfach "eingesogen" in diese oder jene Form von Glauben und finden alleine manchmal gar nicht mehr heraus. Oder wollen es auch nicht. Schlimm kann dies werden, wenn Kinder dann darin involviert sind.

lb Gr sartchi
 
AW: Reinkarnation und Moral

Von Peter angeregt, dem Gedankengang einer sich immer wieder wiederholenden Reinkarnation eines - unseres - (Lebe)Wesens folgend:

Glaube ich an diese stetige und auch sinnvolle, weil lehrreiche Wiedergeburt, was kümmert mich dann noch eine Moral?

Ist es da nicht völlig gleichgültig, ja sogar wünschenswert, weil eben lehrreich, an Menschen zu experimentieren, eine Freiheit auszuüben, die ohne Skrupel ist?

Man kann quälen und töten, weil alles in einem größeren Kreislauf "passt", weil man das Wesen des anderen ohnehin nicht antasten kann - es wird ja wiedergeboren, hat nur eine Erfahrung gemacht...

Mir scheint, Moral hängt eng mit der Einmaligkeit jedes einzelnen Menschen zusammen.

Oder irre ich mich da?

Hallo joan.
Ich weis wenig über dich, habe aber den Eindruck, du bastelst dir deine Lebensansichten so zusammen, wie es dir recht und bequem ist, oder irre ich mich da? Du glaubst also an Wiedergeburt und warum nicht an die damit verbundene Moral und die Ethik, die uns Menschen von den Tieren unterscheiden soll? Den einen Vorteil nimmst du hin und die damit verbundene Pflicht der Achtung vor dem Leben anderer, akzeptierst du nicht, nicht wahr? Da es hier ja um Glaubensfragen geht, sei diese Frage mal erlaubt, oder nicht? Man kann ja an alles glauben oder auch nicht. Nur hat Glaube erst einen Sinn, wenn man ihn in sein Leben integriert. Andernfalls ist er nur ein Lippenbekenntnis. Moral und innere Werte sind in dieser Zeit sowieso fast ganz untergegangen - wer lebt noch danach? Liebe Grüße hermann
 
AW: Reinkarnation und Moral

Moral und innere Werte sind in dieser Zeit sowieso fast ganz untergegangen - wer lebt noch danach? Liebe Grüße hermann

Hallo Hermann,
darf ich, obwohl Du Joan ansprichst? Ist auch nur kurz.
Du scheinst auch zu denen zu gehören, die sagen: "Alles wird immer schlechter: Die Jugend ist verdorben, Sitte, Anstand und Moral verfallen..."
Das hat schon Sokrates über seine Zeit gesagt.

Du kannst auch nicht behaupten, dass man einen religiösen Glauben braucht, um moralisch, ehrenhaft... zu leben. Millionen Atheisten, die keine Kinder essen, nicht stehlen, rauben, fremdgehen (ja gibt es auch!), machen es vor.
Die Kriminalität ist unter Konfessionslosen meines Wissens nicht höher als unter Gläubigen.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Reinkarnation und Moral

Hallo Hermann,
darf ich, obwohl Du Joan ansprichst? Ist auch nur kurz.
Du scheinst auch zu denen zu gehören, die sagen: "Alles wird immer schlechter: Die Jugend ist verdorben, Sitte, Anstand und Moral verfallen..."
Das hat schon Sokrates über seine Zeit gesagt.

Du kannst auch nicht behaupten, dass man einen religiösen Glauben braucht, um moralisch, ehrenhaft... zu leben. Millionen Atheisten, die keine Kinder essen, nicht stehlen, rauben, fremdgehen (ja gibt es auch!), machen es vor.
Die Kriminalität ist unter Konfessionslosen meines Wissens nicht höher als unter Gläubigen.

LG, pispezi :zauberer2

Hallo pispezi.
Das Moral und Anstand sowie die inneren Werte eines Menschen heutzutage nicht mehr viel wert sind, weil sie nicht mehr praktisch gelebt werden, ist eine innere Erfahrung, die viel tiefer geht, als wenn sie rein oberflächlich durch den Geist betrachtet wird. Und diese Erfahrung von mir wird auch von vielen anderen Menschen geteilt. Natürlich kann man anderer Meinung sein, aber hier geht es doch um die Kernaussage im Titel. Wenn du allerdings der Meinung bist, das es anders ist, freut es mich für dich, denn du mußt ja damit leben. Und die heutige Zeit mit der Zeit um Sokrates zu vergleichen, ist wenig aussagefähig. Dagegen ist ein sehr kurzfristiger Vergleich ein guter Maßstab, denn das Weltgeschehen geht immer schneller - die Zeit läuft immer schneller ab. Aber das ist noch ein anderes Thema. Liebe Güße hermann
 
AW: Reinkarnation und Moral

Hallo joan.
Ich weis wenig über dich, habe aber den Eindruck, du bastelst dir deine Lebensansichten so zusammen, wie es dir recht und bequem ist, oder irre ich mich da? Du glaubst also an Wiedergeburt und warum nicht an die damit verbundene Moral und die Ethik, die uns Menschen von den Tieren unterscheiden soll? Den einen Vorteil nimmst du hin und die damit verbundene Pflicht der Achtung vor dem Leben anderer, akzeptierst du nicht, nicht wahr? Da es hier ja um Glaubensfragen geht, sei diese Frage mal erlaubt, oder nicht? Man kann ja an alles glauben oder auch nicht. Nur hat Glaube erst einen Sinn, wenn man ihn in sein Leben integriert. Andernfalls ist er nur ein Lippenbekenntnis. Moral und innere Werte sind in dieser Zeit sowieso fast ganz untergegangen - wer lebt noch danach? Liebe Grüße hermann

Ich bastle mir eine Lebensansicht zusammen genau wie jeder andere Mensch das auch macht.

Der Glaube an Wiedergeburt gehört dazu allerdings nicht.

Wie sagt man so schön?
Wer lesen kann ist im Vorteil...;)

Ich sehe schon, es gibt in diesem Forum einige Leute, die es sich nicht vorstellen können, über eine Sache einfach nur grundsätzlich nachzudenken und zu diskutieren.

Spricht man über den Hintergrund der Moral, ist man wohl ein Knacki, spricht man über die möglichen moralischen Konsequenzen des Glaubens an Reinkarnation, dann glaubt man an die Wiedergeburt, will sich aber der moralischen Verpflichtung entziehen.

Diskutiert man über die Todesstrafe und argumentiert dagegen, sitzt man dann wohl in der Todeszelle......?? :confused:
 
AW: Reinkarnation und Moral

Hallo joan05!


Mal so und dann anders und dann wieder anders handeln - herumprobieren. Das kann es doch nicht sein. Es gibt immer nur einen Weg, den man gehen muss. Und der wandelt sich nicht wie die Mode.

Also DIESE Meinung teile ich nun ganz und gar nicht.

Es gibt nur einen Weg den man geht, aber viele verschiedene Wege den "rechten Weg" zu gehen.

Ich habe übrigens im Kontext einer immer wiederkehrenden Wiedergeburt argumentiert, und DA lernt man (so man das im Anbetracht des Vergessen überhaupt "lernen" nennen kann) doch sicher nicht dadurch, dass man immer den selben Weg geht.

Vielleicht funktioniert es mit der Reinkarnation ganz anders als man das denkt, und man wird immer wieder als der selbe Mensch geboren, kann sein Leben immer wieder neu bestimmen, hat als der selbe Mensch immer wieder die Möglichkeit anders zu entscheiden und die Möglichkeit andere Konsequenzen des Handelns zu erleben?

Vorschlag in später Stunde: die Gerechtigkeit, der Anspruch, sein Leben in einer guten Gesinnung zu führen.

Frank, was ist "Gerechtigkeit"?
Und reicht eine "gute Gesinnung" in jedem Fall aus?
Werden im Namen von Gerechtigkeit und guter Gesinnung nicht auch Kriege geführt?
 
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AW: Reinkarnation und Moral

Hallo pispezi.
Das Moral und Anstand sowie die inneren Werte eines Menschen heutzutage nicht mehr viel wert sind, weil sie nicht mehr praktisch gelebt werden, ist eine innere Erfahrung, die viel tiefer geht, als wenn sie rein oberflächlich durch den Geist betrachtet wird.

Ja Hermann, das ist jetzt wieder das uralte Thema:
Du hältst die Moral in allen ihren Feinheiten für endgültig "geoffenbart" (vor 2000-3000 Jahren), ich halte sie für wandelbar im Zuge der Weiterentwicklung der Zivilisation.
Insofern ist Dir jeder Wandel ein Gräuel, gleichbedeutend mit dem Verlust aller Werte.
Dabei übersiehst Du, dass es sehr wohl für alle Menschen (ob gläubig oder nicht) moralische Konstanten gibt, die auch eingehalten werden.
Wenn Du nun - wie üblich - fragst, woher diese "Konstanten" kommen, dann lautet meine Antwort (so häßlich sie in Deinen Ohren auch klingen mag):
Das ist eine evolutionär bewirkte Verhaltensoptimierung!
Und genau das: Die Fähigkeit, sich an evolutionär veränderte Umgebungsbedingungen anzupassen, lässt die Menschen ihre Moral modifizieren, ohne gleich in höllische Verhältnisse zu versinken.
Allerdings:
Wir alle kommen aus dem Tierreich, und wenn wir gezwungen werden, unter tierischen Bedingungen zu leben, vertieren wir eben (gut zu beobachten im Krieg!).

Also:
Veränderung findet statt. Computer existieren. Kosmologie existiert. Unterhaltungselektronik existiert. Fortpflanzungskontrolle existiert. Sexualpsychologie existiert (und legt eben nahe, sehr wohl vor der Ehe Sex zu haben!)...
All diesen Veränderungen muss menschliches Verhalten Rechnung tragen - und kann sich daher nicht sklavisch an Jahrtausende alte Kodices halten.
Oder schließt Du aus Deinen Moralvorstellungen, dass es besser wäre, heute noch wie die Stämme in Galiläa vor 3000 Jahren zu leben? Nur damit die Moral "passt"?

LG, pispezi :zauberer2
 
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