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Realität in der Wissenschaft

fusselhirn

Well-Known Member
Registriert
16. Februar 2005
Beiträge
1.705
Ich möchte über den Realitätsbegriff in der Wissenschaft reden. Es wäre schön, wenn wir die philosophischen Definitionen(Erkenntnistheorie usw.) und Unterteilungen hier außen vor lassen.

Annahme:
Alles, was real ist, kann mittels wissenschaftlicher Methoden verifiziert werden, daher ist alles, was nicht wissenschaftlich verifizierbar ist, nicht wirklich real.

Ich sehe den Sinn einer solchen Definition. Gründe der Konsistenz des System usw. aber sind die Wissenschaften mit dieser Definition nicht an ihre Grenzen geraden?

Kann jemand anderes eine bessere wissenschaftliche Definition liefern?
Wie wichtig ist der realitätsbegriff in der Wissenschaft?

fragender Fussel

@Kleeblatt
Bitte keinen Beitrag.
 
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AW: Realität in der Wissenschaft

man kann über die verschiedenen Methoden streiten,

und man könnte sich auch fragen, ob die Dinge, die noch nicht entdeckt bzw. erforscht sind, dennoch real sind

aber warum sollten dadurch die Wissenschaften an ihre Grenzen gekommen sein?

Aussagen über Dinge, die noch nicht entdeckt bzw. erforscht sind,
sind eben nicht wissenschaftlich
 
AW: Realität in der Wissenschaft

hallo,

eine "bessere" wissenschaftliche definition könnte ich nicht bieten; ich halte diese für ausreichend
dabei muss man aber beachten, dass hier von "wissenschaftlicher realität" die rede ist
zu etwas, das nicht messbar (im sinne von mit wissenschaftlichen methoden verifizierbar) ist, hat die wissenschaft keinen direkten zugang und kann sich daher nicht damit beschäftigen
Edit: so sagt ein wissenschafter weniger "was ich nicht messen kann gibt es nicht", sondern "was sich nicht messen lässt, ist nicht mein bier"

der realitätsbegriff wird in der "normalen wissenschaft" selten bewusst verwendet, sondern eher vorausgesetzt
bevor man sich mit etwas beschäftigt, hat ja zumeist etwas statt gefunden
z.b. der apfel fällt zu boden, man setzt die realität dieses ereignisses voraus und entwickelt daraus die gravitationstheorie

was in der religion das wort gottes ist, sind in der wissenschaft experimentelle daten
während niemand gesichert behaupten kann, gottes wort direkt vernommen zu haben, lassen sich zumindest theoretisch experimentelle daten von jedermann verifizieren bzw reproduzieren
im gegensatz zum wort gottes, das nicht in frage gestellt werden DARF, spricht man von gesicherten daten, wenn man sie nicht mehr plausibel in frage stellen KANN
dann ist die realität des phänomenes gegeben

dann gehts ab zur interpretation der daten, theorieentwicklung bzw einbau in bestehende theorien, bis das bild entweder stimmig ist oder durch anpassen oder erweitern der theorien stimmig wird, damit die daten nicht nur daten sind, sondern dem verständnis zugänglich werden

dass das "bild" bzw eine theorie nur ein modell ist, das unserem verständnis dienen soll, sollte bei einem wissenschafter im hinterkopf gespeichert sein, aber er beschäftigt sich im tagewerk wenig damit
genausowenig, wie ein musiker ständig daran denkt, dass schall "nur" schwingungen eines mediums sind oder ein fotograf bzw maler, dass licht nur elektromagnetische wellen sind und farben nur eine illusion
es ist auch nicht notwendig, um seine arbeit gut zu machen


lg,
Muzmuz
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Realität in der Wissenschaft

scilla schrieb:
aber warum sollten dadurch die Wissenschaften an ihre Grenzen gekommen sein?
ok, ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt. Ich gehe davon aus, daß die wissenschaftliche Realität nur eine Teilmenge der wahren/objektiven/wirklichen (mir fällt kein passender Begriff ein) Realität ist. Wir sind in unserer Wahrnehmung beschränkt, daraus folgt das auch die wissenschaftliche Verifizierbarkeit beschränkt ist. Die Wissenschaft dringt aber in solche Bereiche(Quantenmechanik, Astronomie) vor, in denen nicht verifizierbare Faktoren ein Rolle spielen. Wenn ihr sagt, das ist dann nicht mehr wissenschaftlich, bin ich damit sicherlich einverstanden.

Also sind alle Phänome, mit denen die Wissenschaft arbeitet, welche sie aber nicht erklären kann, für die Wissenschaft nicht real?

Also beschäftigen sich viele Forscher mit wissenschaftlich irrealen Dingen.

Finde ich witzig. :D
 
AW: Realität in der Wissenschaft

Hallo !

Philosophielexikon über Realität:

real (von lat. res, Ding, Sache), die Realität/Wirklichkeit betreffend, im Unterschied zu den bloßen Vorstellungen und Gedanken; gegenständlich, objektiv. Ähnlich wie sein Gegensatz, irreal, hat ‹r.› mehrere, miteinander nicht zu vereinbarende Bedeutungen.

1. Die physische Wirklichkeit.

2. Die objektive Wirklichkeit in einem weiteren Sinn als die physische, biologische, soziale und historische Wirklichkeit.

3. Die bewußtseinsunabhängige Wirklichkeit, was an sich ist.

4. Das Wahrnehmbare, d. h. die objektive wie auch die psychische Wirklichkeit; die Lehre hiervon wird bisweilen Realwissenschaft genannt (im Gegensatz zur Idealwissenschaft, z. B. Mathematik, Geometrie oder Logik).

5.Das Faktische, das, was als Tatsache gilt (im Gegensatz zum bloß Möglichen).

6. Das Wahre.

7. Das Wirkliche (im Gegensatz zum bloß Phantasierten oder Vorgestellten).

8. Das, was den Phänomenen zugehört (im Gegensatz zu den Ideen).

9. Das, was zum Wesen des Seienden gehört, wobei das Wesen als das eigentlich Wirkliche am Seienden angesehen wird (vgl. 3) im Sinn einer Realdefinition.

10. Das Inhaltliche (im Gegensatz zum Formalen).

11. Nach E. Kaila ist der Sinn eines Urteils identisch mit seinem Realinhalt, d.h. mit allen verifizierbaren Konsequenzen des Urteils.

Philosophielexikon/Rowohlt-Systhema

--------------------------------------

Meine persönlichen Gedanken:


Es gibt

A.) subjektive Realitäten und

B.) objektive

zu A: 20 Grad Celsius erscheinen (bei gleicher Kleidung und gleichem Gesundheitszustand) dem einen normal und angenehm, dem 2. sind sie zu heiß, dem dritten zu kalt.

zu B: wie schon erwähnt - die Gravität; sie ist eine objektive, messbare Kraft, die nur durch eine Gegenkraft aufgehoben werden kann.

allgemein bzw. im demokratischen Sinne mehrheitlich (politisch) anerkannte Größen und Tatsachen: z.b. 1 Meter ist der 10-milllionste Teil des Erdmeridianquadranten und soviel ich weiß in Sèvres bei Paris anschaulich dargestellt.

Mit wissenschaftlich noch nicht ganz analysierten Grüßen

Zeili
 
AW: Realität in der Wissenschaft

Ich möchte über den Realitätsbegriff in der Wissenschaft reden. Es wäre schön, wenn wir die philosophischen Definitionen(Erkenntnistheorie usw.) und Unterteilungen hier außen vor lassen.

Annahme:
Alles, was real ist, kann mittels wissenschaftlicher Methoden verifiziert werden, daher ist alles, was nicht wissenschaftlich verifizierbar ist, nicht wirklich real.
...
Kann jemand anderes eine bessere wissenschaftliche Definition liefern?
Wie wichtig ist der realitätsbegriff in der Wissenschaft?

fragender Fussel

@Kleeblatt
Bitte keinen Beitrag.

Fusselhirn, das mit dem "Verifizieren" würde ich zunächst in Frage stellen.
An sich ist man sich seit Popper einig, das nichts wirklich VERIFIZIERT werden kann.
Eine Theorie, Auffassung etc. kann durch immer mehr Beobachtungen immer glaubhafter gemacht werden, aber sie kann durch eine einzige Ausnahme FALSIFIZIERT werden.
Demnach führt Deine Annahme zu der Aussage, das nichts real ist.

Meiner Meinung nach gibt es aber sehr wohl eine "objektive", d.h. ohne Wissen des Menschen gegebene, Realität.
Alles andere ist mit den Beobachtungen, die wir über die sehr geordnet und gesetzmäßig ablaufenden Weltprozesse machen, kaum vereinbar.
Wie, beispielsweise, wollte man Fossilien erklären, die man heute findet, deren Ursprung jedoch weit vor dem der Menscheit liegt?

Wollte man annehmen, dass dahinter keine objektive, nach universellen Naturgesetzen geordnete Realität steckt, gäbe es m.E. nur eine alternative Erklärung:
Etwas/Jemand (ein gemeiner Gott?) gibt unseren Sinnen diese Beobachtungen ein, d.h. es/er lässt es SO AUSSEHEN, als ob es eine geordnete, gesetzmäßig funktionierende Realität gäbe.

Diese Idee ist NICHT falsifizierbar, ist aber so absurd, dass ihr in meinen Augen jede Glaubwürdigkeit abgeht.
Deshalb bin ich von der Existenz einer unabhängig vom Menschen (und damit auch von ihrer wissenschaftlichen "Verifiziereung" - Deine Frage) existierenden Realität überzeugt.

Noch einmal ganz klar:
Realität existiert auch dann, wenn sie nicht verifiziert oder auch nur beobachtet wird.
Das ist mein Standpunkt, der sehr plausibel, aber nicht endgültig verifizierbar ist.

LG pispezi:zauberer2
 
AW: Realität in der Wissenschaft

Hallo Freunde

das Thema Realität in der Wissenschaft kann meines Erachtens nicht ohne die Wirkungskette:

Natürliche uns umgebende Realität--> menschliche Sinne (Augen, Ohren etc), --> menschliches Gehirn (als Darsteller aller einströmenden Eindrücke, Reize Erlebnisse etc.)

gesehen werden. Daher ist die von uns Menschen wahrgenommene Realität nicht ohneweiteres mit der natürlichen Realität gleichzusetzen. Unsere eigene Realität, die wir erleben, ist gefiltert über unsere Sinne und deren begrenzte Aufnahmefähigkeit. So erlebt jeder Mensch seine eigene subjektive Realität. Z.B. ist bei einem blinden Menschen die optische also sichtbare Realität weitgehend ausgeschaltet. Dennoch erlebt er seine subjektive Realität über die restlichen Sinne wie Hören, Tasten etc.

Erst die Wissenschaft ermöglicht uns über die künstliche Erweiterung unserer Sinne z.B. mit neuartigen Sensoren und wissenschaftlichen Methoden, Dinge wahrzunehmen, die ausserhalb der Wahrnehmungsfähigkeit unserer Sinne liegen, wie z.B. der Empfang von Radiowellellen u.a.

Wie unser Gehirn im Zusammenspiel mit den Sinnen unsere subjektive Realität erzeugt, ist in unserem Internetportal - MENSCH UND REALITÄT - dargestellt.
Es ist zu finden unter:

http://www.hirn.airflag.com

Dort findet man eine aktuelle Zusammenstellung der neuesten Forschungsergebnisse zu diesem Thema.

Viele Grüße euer

jwe110
 
AW: Realität in der Wissenschaft

Hallo jwe110,
Ich stimme Deiner Ansicht komplett zu, muss aber feststellen, dass in diesem thread vielfach die Existenz einer "objektiven Realität" an sich bezweifelt wird.
Deshalb mein obiger Beitrag.

Ich muss Dir sagen, dass Dein Text erst da anfängt, wo etliche "große Philosophen" schon aufgehört haben. Sie sagen nämlich: Die objektive Realität ist gar nicht vorhanden, und eigentlich sind unsere Wahrnehmungen keine Abbilder "des Wahren", sondern einfach "Sinnesreize" - wo immer diese herkommen mögen.

Dieses Thema ist nicht nur in diesem thread hier, sondern auch in anderen "virulent".
Musst Dich vielleicht mal über diese Meinungsäußerungen informieren, sonst rennst Du ins offne Messer, obwohl Du - wie ich finde - eigentlich Recht hast. Die Anderen sind ja auch klug und vor allem sehr belesen.

Deine Website werde ich mir übrigens mit Freude ansehen! :sekt:

LG pispezi:zauberer2
 
AW: Realität in der Wissenschaft

Hallo Pispezi

vielen Dank für Deine Antwort. Ich hoffe Du hast Freude an der Vielfalt der oft auch widersprüchlichen und unterschiedlichen Forschungsergebnisse, die wir zusammengetragen haben. Wir unterstellen unseren Lesern eine hohe Kompetenz sich aus dieser Vielfalt das Richtige für ihre persönliche Einstellung zusammen zustellen. Das Thema Realität ist eben naturgemäß unglaublich komplex, genau wie unser Gehirn. Wir bilden uns auch nicht ein, mit unserem Portal den Stein der Weisen gefunden zu haben. Uns würde es freuen, wenn wir zum Nachdenken und zu Diskussionen über das Thema Mensch und Umwelt angeregt haben.

Gruß jwe110
 
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