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Problem: Schule

^gaia^

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20. Januar 2018
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3.615
In einem anderen Thread kamen wir auf die Frage, ob unsere Schulen Probleme haben Bildung zu vermitteln. Grund für die nachlassende Qualität der Schulen, sollen die Schüler sein.
Nun ist mein Sohn schon länger nicht mehr Schüler und ich habe sowaohl aus meiner als auch seiner durchaus probleme wie Mobbing, Gewalt durch kleine "Clans" und Desinteresse von seiten der Lehrer in Erinnerung.
Da soll sich laut der Berichte von Eltern verschärft haben.
Auch Lehrer scheinen oft überfordert zu sein, wie zB dieser hier:

Um es gleich vorweg zu nehmen, ich denke nicht, dass man das Problem auf die Flüchtlingskinder abwälzen kann. Ich glaube eher, dass es sich schon lange angebahnt hat und( an bestimmten Brennpunkten) langsam seinen Höhepunkt erreicht.
Lehrer können nicht ausbügeln, was zu Hause versäumt wurde.
Aber offensichtlich muß ein Weg gesucht werden, wie an Problemschulen Kindern Bildung vermittelt wird.
Die Frage ist wie.
Man muss wohl zum einem als Lehrer darauf reagieren können, wenn sich ein Kind gewalttätig benimmt. An einer Schule von der ich las, werden solche Kinder nach Hause geschickt- und das bereits im Grundschulalter.
Außerdem fehlt es an Unterstützung für die Lehrer in den Klassen. dewegen würde ich es toll finden die "Schubegleitung " zu erweitern, anstelle nur über Förderschulen zu arbeiten.
Wie denkt ihr über das Thema?
 
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An einer Schule von der ich las, werden solche Kinder nach Hause geschickt- und das bereits im Grundschulalter.
Das habe ich auch gehört. Und das Witzige dabei ist, dass die Kinder das tatsächlich als Bestrafung wahrnehmen. Als ich noch Schüler war, habe ich mich meistens gefreut, wenn mal schulfrei war. :)
 
Das habe ich auch gehört. Und das Witzige dabei ist, dass die Kinder das tatsächlich als Bestrafung wahrnehmen. Als ich noch Schüler war, habe ich mich meistens gefreut, wenn mal schulfrei war. :)
Ich glaube auch, dass das gar nicht so schlecht ist. Ein Problem ist nur, wenn die Eltern nicht zu Hause sind.
Da wurden die Kider eben von der Poizei abgeholt, die vielleicht auch was anderes zu tun hätte. Ich meine wohin mit einem agressiven 7 jährigen, der seine Mitschüler schickaniert, wenn den Eltern das egal ist, oder sie erwarten, das der Lehrer das regelt( egal wie).
Es kann aber aktuell nicht auf die Lehrer abgewälzt werden, wenn sich die Schulen darum kümmer sollen, brauchen sie Unterstützung.
Es geht ja auch um die anderen Schüler, die das Recht auf eine (halbwegs) unbeschwerte Schulzeit haben.
 
Ich meine wohin mit einem agressiven 7 jährigen, der seine Mitschüler schickaniert, wenn den Eltern das egal ist
Ein Bekannter von mir arbeitet an einer Schule für Kinder mit Lernschwäche. Er erzählte mir, dass eines der aggressiven Kinder von seinem Vater sogar in seinem Verhalten unterstützt wird. Er meint, sein Sohn müsse schon früh lernen sich durchzusetzen. Er nimmt die Welt ein bisschen anders wahr, als normale Leute. Was soll man mit dem machen?
 
Ein Bekannter von mir arbeitet an einer Schule für Kinder mit Lernschwäche. Er erzählte mir, dass eines der aggressiven Kinder von seinem Vater sogar in seinem Verhalten unterstützt wird. Er meint, sein Sohn müsse schon früh lernen sich durchzusetzen. Er nimmt die Welt ein bisschen anders wahr, als normale Leute. Was soll man mit dem machen?
Ja, krass, nicht? Ich denke halt nicht, dass da Gesprächstkreise etwas nützen.
Ich höre was auch immer mal. Aber von der Seite der Eltern, die ihr Kind an der Schule entweder einer Gefahr ausgesetzt fühlen, oder vernachlässigt, weil sie im Unterricht nicht voran kommen.
Meinem Sohn it in der 6/7 Klasse ml im "Spiel" mit einem Stock die Kehle durchgeschnitten worden. Gab ne Schürfwunde und ein Klassengespräch.
Ein andermal hat ein Schüler eine Waffe mitgebracht um ein Mädchen zu erschießen, dass sich über ihn( den Waffenträger) lustig gemacht hat.
Rate mal, wer die Schule gewechelt hat.
Genau, das Mädchen.
Das Verhalten der Klasse hat sich da übrigens mit dem Lehrer geändert.
Vermutlich muss man so einem Vater halt die Folgen seiner Denkweise spüren lassen und das Kind aus der Klasse holen lassen.
 
Es gibt aber nicht nur Schulen die alles durchgehen lassen. Das krasse Gegenteil gibt es auch. Der Sohn einer Bekannten von mir geht auf eine Schule für Diplomatenkinder u.ä., deren Eltern viel in der Welt herumreisen. Dementsprechend international ist auch die Lehrerschaft aufgestellt. Die Kinder haben zwar auch Deutschunterricht, aber die Sprache in allen anderen Fächern ist Englisch. Es ist eine Privatschule, die sich nur Leute mit Spitzeneinkommen leisten können. An dieser Schule wird viel Wert auf Disziplin und gutes Benehmen gelegt.

Ihr Sohn hat sich mal mit einem anderen Kind geprügelt. Nichts Großartiges; eine Rangelei unter Heranwachsenden. Sowas wird an normalen Schulen eigentlich ignoriert. Aber nicht dort. Beide Schüler wurden erst einmal vor der ganzen Klasse von einer Lehrkraft zur Sau gemacht. Dann wurden das Ereignis ausführlich zerpflückt, jeder musste sich beim anderen entschuldigen und anschließen gab es noch ein Gespräch mit den Eltern, wo ihnen nahe gelegt wurde, dass ihre Kinder von der Schule fliegen, wenn das noch einmal vorkommt, mit dem Hinweis auf die lange Warteliste dieser begehrten Schule.
 
In einem anderen Thread kamen wir auf die Frage, ob unsere Schulen Probleme haben Bildung zu vermitteln. Grund für die nachlassende Qualität der Schulen, sollen die Schüler sein.

Ich habe nicht den Eindruck, dass die Schüler das Problem darstellen; Probleme machen sich bekanntlich immer dort am ehesten bemerkbar, wo die Ressourcen zur Kompensation dünn sind, so dass kleine Änderungen in der Rahmenstruktur bereits ausreichen, um das Fass zum Überlaufen zu bringen.

Verglichen mit meiner Schulzeit ist sicherlich eine Verschiebung eindeutig feststellbar, die in der Hauptsache politisch gewollt und gesellschaftlich (logischerweise) im Großen und Ganzen hingenommen oder gar gewollt war. Mehr Kinder sollten Abitur erreichen und studieren können, weniger sollten als Hauptschüler ohne Perspektiven nach Beendigung der Schullaufbahn auf der Straße und am Tropf des Steuerzahlers hängen.

Also hat man Hauptschulen quasi abgeschafft (faktisch aber nur anders bezeichnet) und zudem das 3. Glied ins 2. integriert, also z.B. Hauptschüler vermehrt in Realschulen eingegliedert, während man die Aufnahmebedingungen für Gymnasien und sämtliche Schulformen absenkte und die Prüfungsanforderungen gleichsam reduzierte.

Die Inklusion ist ein weiterer wunder Punkt, der den Schulen in den letzten Jahren schwer zugesetzt hat und die Unterrichtsqualität zusätzlich absenkte. Es sind also nicht die Schüler, sondern die Rahmenstrukturen, die hauptsächlich verantwortlich sind für das, was man gemeinhin als zunehmenden Verfall der schulischen Bildung wahrnimmt.

Wie immer werden die Probleme aber gerne überbetont und die Dinge, die (nach wie vor oder sogar besser als früher) funktionieren, zu wenig beachtet. So glaube ich beispielsweise, dass viele der Änderungen im Grunde auf kurz oder lang nötig waren, dass sie aber häufig nicht sonderlich durchdacht und vor allem nicht konsequent wissenschaftlich fundiert umgesetzt wurden.

Langfristig wäre es sicherlich von Vorteil, wenn z.B. der künftige Schüler halbjährlich - gemäß seinem Leistungsstand im jeweiligen Schulfach - zwischen verschiedenen Niveaustufen (drei bis vier sind realistisch) wählen könnte, die dann jedoch in relativ homogenen Leistungsgruppen unterrichtet werden. Folglich wäre ein in Mathe schwacher Schüler auf Niveau G (Hauptschule) unterwegs, während er in Sprachen auf E-Niveau (Gymnasium) rangierte und das auf derselben Schule. Das ist die Form von Individualisierung, die meines Erachtens echten Sinn ergeben würde. Jedoch fehlen hierzu momentan die strukturellen Voraussetzungen, so dass dieser Prozess nur langfristig erfolgen kann.

Das, was zur Zeit geschieht und unter Titeln wie "Binnendifferenzierung" und "Schule für alle" etc. firmiert, ist häufig einer falsch verstandenen Gleichmacherei geschuldet und einem Bildungsidealismus huldigend, welcher schlicht nicht mehr in unsere Zeit gehören sollte.

Besten Gruß
Phil
 
Ressourcen und Möglichkeiten sind da natürlich essentiell, abgesehen davon, dass auch wohl ein gewisses sprachliches Level allgemein beim Eintritt herrschen sollte aber das ist ohnehin eher selbstverständlich. Problematischer ist ja schon eher, dass Nachhilfe ab einem gewissen Level eigentlich zur Pflicht geworden ist und Kinder, deren Familien sich das nicht leisten können, haben ja bereits einen erheblichen, strukturelle Nachteil.

Finde Phillips Vorschlag bezüglich den differenzierten Leistungsleveln allgemein aber sehr ansprechend. Jemand der in einem bereich Probleme hat, sollte deshalb nicht quasi alles erneut wiederholen müssen und dadurch kann man auch Stärken besser herausarbeiten und zielgerichteter lehren.

mfg. Al
 
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Ressourcen und Möglichkeiten sind da natürlich essentiell, abgesehen davon, dass auch wohl ein gewisses sprachliches Level allgemein beim Eintritt herrschen sollte aber das ist ohnehin eher selbstverständlich. Problematischer ist ja schon eher, dass Nachhilfe ab einem gewissen Level eigentlich zur Pflicht geworden ist und Kinder, deren Familien sich das nicht leisten können, haben ja bereits einen erheblichen, strukturelle Nachteil.

Das ist korrekt und ein Problem, das nach wie vor nicht unterschätzt werden sollte, auch wenn sich in den letzten Jahren doch auch einiges zum Positiven entwickelte. Man muss des Weiteren immer bedenken, dass die Unterschiede je nach Bundesland/Region z.T. beträchtlich ausfallen.

Das föderale Bildungssystem macht es überhaupt schwer bis unmöglich, allgemeine Aussagen zu treffen, die über vage Trends hinausreichen.

Finde Phillips Vorschlag bezüglich den differenzierten Leistungsleveln allgemein aber sehr ansprechend. Jemand der in einem bereich Probleme hat, sollte deshalb nicht quasi alles erneut wiederholen müssen und dadurch kann man auch Stärken besser herausarbeiten und zielgerichteter lehren.

Problematisch dürfte dabei jedoch (noch) sein, dass das obige Problem auch hier greift. Wenn z.B. in einer strukturschwachen Region Schüler eine Gemeinschaftsschule besuchen, die alle Niveaustufen anbietet, dann wird hier ein Großteil der Schüler vermutlich auf der Grundstufe rangieren und die Frage wäre, wie man dieses Problem der "sozialen Selektion" langfristig weiter abmildern kann. Es ist ja offensichtlich, dass eine klassische Brennpunktschule nicht von heute auf morgen zur Gesamtschule mutieren kann, die alle Bildungsabschlüsse anbietet.

Man muss bei allen gut gemeinten Vorhaben auch immer bedenken, dass das derzeitige "System" Resultat einer langen Entwicklung und letztlich auch Ergebnis einer Bedürfnisstruktur ist; wenn man nur die Defizite sieht und das, was eigentlich funktioniert, ausblendet, führen gut gemeinte Reformen in aller Regel zu den immer wieder zu bestaunenden Verschlimmbesserungen: Das, was über Jahre hinweg passabel funktionierte, wird handstreichartig einem luftigen Bildungsideal geopfert.
 
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