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Philippa Foot

oktoberwind

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20. November 2007
Beiträge
1.025
Philippa Foot gehört zu den führenden Moralphilosophen/innen der Gegenwart; sie hat mit "Die Natur des Guten" versucht, ihre Ansichten zusammenzufassen. Obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob ich alles richtig verstanden habe (so habe ich meine Zweifel, dass das, was sie als klare Abgrenzung zu anderen bezeichnet, wirklich so klar ist), versuche ich einmal, die wesentlichen Punkte ihres Werkes darzulegen:

Die neuzeitlichen Ethiken greifen meist nicht mehr auf Aristoteles zurück (obwohl er nach wie vor große Bedeutung hat), sondern beginnen, vor allem im angelsächsischen Raum, gerne mit David Hume, der als erster Moral wohl mit einem Praxisbezug gesehen hat (Moral ist dazu da, bestimmte Handlungen zu bewirken und andere zu verhindern). Daraus hat sich der Utilitarismus entwickelt (Moral als Eigennutz).

P. Foot spricht ihrerseits gerne von "natürlichem Vorzug oder Defekt" im Hinblick auf einen Lebenszusammenhang; es wäre demnach für ein Lebewesen "gut", was zu seinem Vorzug gereicht, "schlecht", was einen Defekt kennzeichnet.

In Anlehnung an Thomas von Aquin (dem anderen großen Moralphilosophen, auf den gerne zurückgegriffen wird), stellt sie klar: "Menschen sind aus auf das, was sie als gut ansehen."

Dabei spielen zwei Gesichtspunkte eine Rolle:
Handlungen zu betrachten unter dem Gesichtspunkt
- was man unter einem bestimmten Aspekt tun sollte
oder
- was man unter Berücksichtigung aller Umstände tun sollte.

P. Foot spricht gerne vom "rationalen Willen" (das ist der Wille, der etwas Vernünftiges tun will).

Unsere Handlungen sind bestimmt von Absichten.
"Unterlassung ist ein häufiger Fehler beim Handeln."

Im Kern ihrer Ausführungen spricht sie von
- der Qualität der Handlung
- dem Wesen der Handlung
- dem Ziel einer Handlung
und dem Verhältnis der Handlung zum Gewissensurteil.

Insgesamt wird mir nicht klar, wieso diese Thesen so weit weg liegen sollen von einer - zumindest mit Fairness gepaarten - utilitaristischen Ethik.

*****************
Zum Schluss noch ein paar Zitate:

"Eine Handlung ist also schlecht, so scheint es, wenn sie aus einer der folgenden Quellen Schlechtigkeit bezieht: aus ihrer Art, ihrem Ziel oder ihrer Unvereinbarkeit mit den Werturteilen des Handelnden."

(Leider ist der Umkehrschluss für gute Handlungen nicht so einfach.)

"Aber es scheint wichtig, dass man die Bereitschaft, sich selbst Gutes zu gönnen, als eine Tugend des Willens anerkennt. Und man darf nicht vergessen, welch große Bedeutung der eigennützige Aspekt von Tugenden wie Hoffnung und Bereitschaft, sich Gutes zu gönnen, für das Leben hat."

"Ein guter Mensch muss nämlich nicht nur einsehen, dass sein Wohl mit der Qualität des Wünschens und Handelns verbunden ist, sondern er muss es auch fühlen: Das Gute muss ihn froh, stolz und selbstbewusst machen."

"Tatsachen des menschlichen Lebens stehen in Frage, und daher hat kein Philosoph eine besondere Autorität."
 
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AW: Philippa Foot

dadurch, dass es sich um eine Frau handelt, die ich bisher noch keiner größeren Beachtung geschenkt habe und die Frauen eindeutig in der Philosophie unterrepräsentiert sind, habe ich mich mal an ihre philosophischen Überzeugungen herangewagt....
....und ich frage mich ernsthaft, ob diese auf Tugenden beruhende Ethik nicht längst überholt erscheint.
Die einzige mir bekannte philosophierende Frau mit Format ist Hannah Arendt.
Bitte erkläre mir doch, warum Du Philippa Foot für eine der führenden Philosophinnen hälst.
Aus Darlegungen erkenne ich nichts Besonderes oder gar Neues.
Bitte zeig es mir - was ist das Besondere an Ihrer Philosophie?
Lieben Gruß
Axl
 
AW: Philippa Foot

Nicht ich halte P. Foot für eine der führenden Moralphilosophinnen, sondern die einschlägige Literatur, vor allem im angelsächsischen Raum.
Da sie auch mir bis zum angegebenen Datum unbekannt war, habe ich sie einmal kurz vorgestellt (und ich denke, ich habe auch meine - zugegeben leisen - Zweifel und Vorbehalte mit formuliert).
In Sachen Hannah Arendt stimme ich allerdings voll und ganz zu, auch wenn der betreffende Beitrag hier das oft nicht so sieht (und inzwischen auch ausufert, leider).
 
AW: Philippa Foot

oktoberwind,

vielen Dank für die promte Beantwortung und tatsächlich steckt Deine leise Kritik in dem Eingangsposting.... Da habe ich wohl die Philippa Foot, oder das was ich mal eben so im Netz an Informationen über ihr Denken gefunden habe, über Deiner leisen Kritik gelegt, sodass es mir anscheinend so vorkam, wie in dem ersten Satz von Dir geäußert wurde....usw...

Eine Nachfrage bitte: Was meinst Du genau mit der Aussage, dass "...auch wenn der betreffende Beitrag hier das oft nicht so sieht (und inzwischen auch ausufert, leider)..." in Bezug auf Hannah Arendt?
Meinst Du das Thema hier?
https://www.denkforum.at/threads/6222
Zur dieser Hannah Arendt Thematik werde ich noch Stellung beziehen und die Bedeutsamkeit ihres Denkens versuchen darzulegen.

Gruß
Axl
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Philippa Foot

Ja, dieses Thema meine ich - und wenn du es dir ganz anlesen willst, wirst du auch finden, dass neben substantiellen und zustimmenden Beiträgen auch ziemlich oberflächliche und an der Sache vorbeigehende dabei sind - aber mit solchen Entwicklungen muss man wohl in solchen Foren leben...
 
AW: Philippa Foot

Zu Philippa Foot: Die Lebensform 'Mensch' halte ich im Prinzip für einen bemerkenswert positiven Ansatz für Ethos (Haltung) und Moral (Handlungen). Auch den Gedanken, dass Ethik kein philosophisches Spezialgebiet, sondern eine 'Jedermann-Domäne' sei, kann ich so nachvollziehen.

Oktoberwind, kannst du erläutern, wie Philippa Foot Kriterien eines gesellschaftlich-weiten Diskurses zur Ethik und Moral beschreibt?

manni :)
 
AW: Philippa Foot

...
Oktoberwind, kannst du erläutern, wie Philippa Foot Kriterien eines gesellschaftlich-weiten Diskurses zur Ethik und Moral beschreibt?

manni :)

Da muss ich passen; ich bin ja kein Experte für Ph. Foot, habe lediglich dieses eine Buch aus Neugier gelesen (und mehr als oben paraphrasiert wurde, enthält es an wesentlichen Ausführungen nicht); vielleicht hilft ein wenig das Inhaltsverzeichnis:

1. Ein Neuanfang?
2. Natürliche Normen
3. Der Übergang zum Menschen
4. Praktische Rationalität
5. Was einen Menschen gut macht
6. Glück und Wohl des Menschen
7. Immoralismus

(wobei ich kritisch anmerken muss, das siebte Kapitel, in dem sie sehr oberflächlich über Nietzsche herzieht, hätte sie sich sparen können)
 
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