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Lob der Mittelmäßigkeit

Ich weiß nicht recht, eve13, ob die Tatsache, dass es Mittelmäßige gibt, wirklich mit dem, was Du - versöhnlich, gewiss - über Kluge und Dumme sagst, in Kausalität steht..

Ich denke, es gibt kluge Mittelmäßige und dumme Mittelmäßige.

Wer sich selbst in diesem Maß misst, mag eher klug sein.
An wen von außen Mittelmaß angelegt wird, mag dumm sein.



Wenn ich mich zu den ersteren rechne, mag das schon wieder dumm sein.

Insofern hast Du sicher Recht, wenn Du darauf hinweist, dass die "dummen" Mittelmäßigen ein breites Potential für Manipulation bilden und dass man deshalb vor ihnen Angst haben muss.


Andrerseits sind die "klugen" Mittelmäßigen wohl allzu anfällig für Selbstüberschätzung, da viele von ihnen mit ihrer selbstdefinierten Mittelmäßigkeit nur kokettieren und sich in ihrer Selbsteinschätzung zu den "verkannten" Genies zählen. Muss man vor ihnen auch Angst haben?




Ein schwieriges Thema, zu dem uns Robin einlädt, zu diskutieren.

Majanna
 
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...

Was ist den eigentlich Mittelmäßigkeit?

Wird sie definiert durch das maximal Mögliche "Schlechte"
verglichen mit dem maximal Möglichen "Guten" einer
Zivilisation?

Und wer setzt das absolute Eichmass um diese beiden
zu beurteilen. Wir leben in einer relativen Welt, die uns
verleitet unsere Subjektive als reine Objektive zu beurteilen.

Unsere Art Informationen zu verarbeiten ähnelt einem Spiegel.
Du fängst eine Info auf, prüfst ob du sie selber reflektieren
kannst und legst sie ab. Der Rest landet in der suspekten Ecke
der "getrübten" Erfahrungen. Aus dieser kommt auch die Angst.
Die Angst vor dem Fremden und der Bedrohung für die eigene
Existenz. Echt tierisch. Aber leider sind wir noch zu dicht dran
und bauen Schablonen.

Patjomkinsche Dörfer!

Sagt euch das was?

Schaut mal unter Zarin Katharina, RUSSLAND, 19. Jahrhundert.

Das ist ein Mustereispiel für Dinge die man SIEHT und GLAUBT.
Und doch keine Wahrheit findet.
 
Re: ...

Original geschrieben von eve13
Was ist den eigentlich Mittelmäßigkeit?

Wird sie definiert durch das maximal Mögliche "Schlechte"
verglichen mit dem maximal Möglichen "Guten" einer
Zivilisation?

Und wer setzt das absolute Eichmass um diese beiden
zu beurteilen. Wir leben in einer relativen Welt, die uns
verleitet unsere Subjektive als reine Objektive zu beurteilen.

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Patjomkinsche Dörfer!

Sagt euch das was?

Schaut mal unter Zarin Katharina, RUSSLAND, 19. Jahrhundert.

Das ist ein Mustereispiel für Dinge die man SIEHT und GLAUBT.
Und doch keine Wahrheit findet.


Hallo, eve13 und den Anderen!

Du sagst es: Mittelmäßigkeit wird an zwei Extremen definiert:
mögen diese nun im moralischen Bereich liegen, den Du anführst "gut" schlecht" , mögen diese im kognitiven Bereich liegen: "intelligent" " dumm",
mögen sie im handlungsorientierten Bereich feststellbar sein: "aktiv" "passiv" und was es dergleichen Poligkeiten noch geben mag. Der ästhetische Bereich fällt mir noch ein ( Du und Robin seid ja Künstler) " gelungen" " misslungen".


Und so kann ich Dir nur zustimmen, das jeweilige System schafft sich die Bewertung selber.

Und damit auch die Bewertung MITTELMÄSSIG .


zu den Potjemkinschen Dörfern: Katharina und ihr Hofstaat sollten Vorgetäuschtes glauben. Viele Zeitgenossen und wir wissen, dass alles nur Schein war.


Deshalb meinte ich ja, dass Informormation, Wissen, Meinen und glauben ineinander fließen und keiner je gewiss sein kann.

Außer, er hat sich verbrannt und die Pfoten tun ihm weh.
:D :D


Majanna
 
Die Vielfalt der Mittelmässigkeit

Die Vielfalt der Mittelmässigkeit, der Reiz zwischen der Mittelmässigkeit und den Patjom- oder Potemkinschen Dörfern einen Zusammenhang herzustellen, veranlassen mich, doch an dieser Stelle und nicht unter 'Eigene - im wahrsten Sinne des Wortes - Geschichten' zu schreiben. Einige werden daran keinen Gefallen finden.

Unabhängig von Euch und ganz zufällig zu gleicher Zeit, machte ich mir Gedanken über meine Mittelmässigkeit. Es wurde und wird in diesem vielfältigen Forum so viel über die ganz grossen Dinge des Lebens geschrieben, auch in ganz grossen Zusammenhängen, aber auch über die kleinen Dinge ohne sichtbare - oder ganz ohne Zusammenhänge. Nur die Mittelmässigkeit fand in nicht. Das Thema an sich ist nicht erbaulich. Mittelmässigkeit. Klingt nach nichts. Zergeht nicht auf der Zunge. Es ist weder kalt noch heiss, es ist nur 'mittel'. Lauwarm. Wer gibt schon freiwillig zu, lauwarm zu sein?

Die Potemkinschen Dörfer sollten der Katharina II Wohlstand vortäuschen. Heisst das also, dass der Mittelstand - die Mittelmässigen etwas vortäuschen wollen? Wenn, dann doch eher, dass sie besser sind, als der mittelmässige Nachbar, Gesprächspartner etc. Das Mittelmässige beginnt und endet vielleicht aber mit der Ehrlichkeit: Ich bin 35. Nicht mehr ganz jung, aber noch nicht dick. Noch nicht alt, aber nicht mehr so flexibel wie noch vor 10 Jahren. Noch ganz passabel, aber nicht mehr so richtig taufrisch - so richtig mittelmässig, aber arrogant genug, um es zuzugeben.
Man ist irgendwie verheiratet, oder auch nicht, hat Kinder oder auch nicht. Morgens gibt es Kaffee oder auch Tee, mittags und abends ein Glas Wein oder auch Bier und zwischen den Getränken verdient man halt seinen Lebensunterhalt so oder auch so. Nicht gerade die Erfindung des Rads, des Penizilins, der Kernspaltung. Man wohnt auch nicht in Rio oder New York, nicht mal in Berlin oder Paris, ich konkret nicht mal in downtown einer Kleinstadt. Fahre auch keinen Jaguar oder Ferrari, nicht mal mehr oft den mittelmässigen Zweiplätzer, sondern vorwiegend einen Peugeot mit zwei Kindersitzen. Vielleicht könnte ich noch Tiger Woods, Descartes oder wenigstens Heuellebecq werden, aber ich müsste mich schon sehr beeilen.
Diese verfluchte Mittelmässigkeit.
Man wünschte sich auch viele kluge und auch gute Freunde, zum Pferde Stehlen und erhabene Gespräche Führen. Tu ich immer noch, bin aber schon dankbar wenigstens zwei zu haben, auf die absolut Verlass ist, und mit denen ich auch ganz mittelmässige Gespräche über mittelmässige Dinge führen kann. Mit denen ich mich bei einem Glas Malt darüber freuen kann, dass wir noch leben, vorderhand auch noch im Besitz von Potenz und Prostata. An dieser Stelle käme wahrscheinlich noch die mittelmässige Liebe, aber darüber rede ich nicht, da habe ich spitzenmässiges Glück, das lässt das Lauwarme vergessen. Die Logik würde jetzt verlangen, dass ich mit einem mehrheitsfähigem Schluss einlenke: dankbar sein und Poesie des Alltags etc. Nein! Verfluchte, lauwarme Mittelmässigkeit! Die lässt sich nur ertragen, weil wir noch die ganz grossen und die ganz kleinen Dinge des Lebens haben! Aber ohne die Mitte gäbe es die auch nicht mehr.

Majanna darf jetzt entscheiden, ob man vor mir Angst haben muss, weil ich kokettiere - grins; oder gibt es hier Robins wahren Helden, der mich versteht?

In diesem Sinne à bientôt und ein schönes mittelmässiges Neues Jahr: nicht zu gross, nicht zu klein, am besten von allem ein wenig, schön ausgewogen!
 
ich denke man katapultiert sich automatisch aus jeder mittelmäßigkeit, wenn man nur einfach man selbst ist ...
ich kenne auch hoch intelligente leute, die ich ganz schön mittelmäßig finde ... :D in ihrem angestrengten streben durch alle möglichen dinge, wie wissen, besitz, aussehen usw. der masse zu entfleuchen und gerade dadurch hoffnungslos in ihr untergehen ... :rolleyes:

trotzdem strebe ich eindeutig danach, hervorzustechen ... der einzige unterschied ist wohl, dass ich weiß, wie es geht *ggg*
 
Für Jerome!
Der Alltag tönt nach alter Weise
In der Mittelmäßigkeiten Wettgesang.
Und seine vorgeschriebene Weise
Vollendet er mit Donnerklang.


Alles Alltägliche
Ist nur ein Gleichnis.
Das Unzulängliche,
Hier wird’s Ereignis!

Das ist die“ Faust“ aufs Auge

von Marianne, die sich vor Jerome nicht fürchtet, weil sie sich vor sich selbst nicht fürchtet.
Oder doch?????


Mara, ich denke, Du meinst dasselbe wie ich. Wir sind mittelmäßig und es nichts dabei, wenn wir das wissen und auch die Pole kennen, in denen wir unsere Mittelmäßigkeit austoben.


Liebe Grüße

Majanna
 
hm - weiß nich, majanna ...

ich halte mich in meiner bewußt gelebten mittelmäßigkeit für was ganz besonderes ...

deckt sich das mit deiner aussage ?

es ist ein schlupfloch sozusagen und absolut entspannend, weil ich ja nicht mehr sein brauche, als ich bin !

der satz: "das weiß ich nicht" oder "entschuldigung, das war mein fehler" bringt ganze gedanken-wolkenkratzer zum einsturz !

ich liebe das ...

... aber wenn die anderen auf den trichter kommen ist es vorbei mit meinem "besonders" sein - seufz ... :D
 
Ein eitel Sonnenstrahl

Hallo ihr absoluten Durchschnittstypen! :p

Zunächst zu Eve: Es geht nicht darum, eine konkret existierende mittelmäßige Masse zu definieren. Das ist in der Tat von keinem Standpunkt aus möglich-
Wichtig ist doch, dass Mittelmäßigkeit ALS BEGRIFF existiert und verwendet wird. Wir überlegen nicht, wer konkret Mittelmaß ist - sondern was es bedeutet, dass Mittelmaß mit dieser oder jener Konnotation VERWENDET und GEDACHT wird. Denn das lässt sich ja nicht abstreiten, oder?
So stellen wir z.B. fest, dass Mittelmaß eigentlich im Wortsinn DURCHSCHNITT bedeutet. Dennoch wird dieses Wort oft von Peymann-artigen Typen äußerst abschätzig verwendet - in dem er zum Beispiel das Publikum beschimpft oder generell die Berliner Mittelmäßigkeit beklagt.
Deine Metapher mit dem Organsimus finde ich übrigens nicht unzutreffend. Da ich glaube, dass sich Gesellschaft wie ein Organismus evolutionär entwickelt, lassen sich auch Teile der Gesellschaft wie funktionale Glieder derselben sehen. DIe Wissenschaft hat dafür den Begriff "funktional ausdifferenzierte Gesellschaft" eingeführt. Diese musst du also zumindest nicht aufwecken...
Apropos Augen öffnen: Ein Querverweis zu einem Thema aus der Politik von majanna sei hier gestattet: Eine moderne Art der Umfrage hat gründlich mit dem Bild des "informierten Bürgers" aufgeräumt. Spontan konnten so Zum Beispiel nur 50% der Befragten sagen, was den Gerhard Schröder so beruflich macht. Bei Angela Merkel waren es nur noch 30%.
Wir müssen also schon davon ausgehen, dass es einen breiten Teil der Bevölkerung gibt, die mit Information und Wissen in aktivem Sinne wohl nicht umgehen können. Der durchschnittliche Bürger hat nur in einem kleinen Teilbereich seines Umfelds eine gewisse Handlungskompetenz. In den anderen Teilbereichen schwimmt er "nur so mit".
Fragt sich nur, ob das schlimm oder normal ist? Oder ob diejenigen, die sich informierter glauben, wirklich einen so großen Vorsprung haben. Denn unsere ganzen Meinungen (auch die über den Irakkrieg, über Reaktorunglücke oder Sozialreformen) werden aufgrund absolut mangelhafter Kenntnisse und Kompetenz gefällt. Ein Beispiel war die Bohrinsel Brent Spar, wo uns Greenpeace ganz schön in die irre führte - Keiner wusste Bescheid, Meinungen gab es dennoch zuhauf.

Das Wunder ist doch: Warum funktioniert eigentlich dennoch alles so halbwegs?

Jérôme, das ist zwar nicht unsymphatisch, aber dennoch kokettierst du! Oder sagen wir: Du drückst dich vor meiner Problemstellung. Denn ein elitärer Mensch kann sich nicht einfach in den Durchschnitt hineinreden. Er kann sich vielleicht ein paar Tugenden der Durchschnittlichkeit herauspicken und sie mit Überzeugung leben lernen - er kann aber keinen Hehl daraus machen, dass er bildungsmäßig und in anderen Dingen weit über dem Durchschnitt steht. Und was ist mit der Tatsache, dass du keinen Fernseher besitzen willst? Elitäre Entscheidung oder nicht?
Nee, nee, man entkommt dem Paradox nicht, auch nicht Mara, selbst wenn sie es paradox formuliert.

Das Paradox lässt sich am Ehesten so auflösen, dass man eingesteht, dass Überdurchschnittliches nicht unbedingt Überdurchschnittliches hervorbringt. Da ist unsere GESELLSCHAFTSSTRUKTUR vor. Oder wie Eve sagt, die Art, wie unser "Organismus" funktioniert.

Meine Art, mich der Mittelmäßigkeit zu ergeben, ist zum Beispiel ein Kunstwerk, das ich erschaffen habe, nicht dem Urteil der Gesellschaft (des gesellschaftlichen Erfolgs) zu überlassen. Sondern vielleicht mehr dem Urteil von ein paar Freunden und Bekannten. Aber: Wo hören Bekannte auf, wo fängt Gesellschaft an? Und: Ganz den Traum vom großen Wurf wird sich auch der bescheidenste Künstler nie entledigen können. Und vor allem: wird er es nicht lassen können sich über die Peymanns und andere "große" Künstler aufzuregen, die fett auf dem Subventionskarussell mitfahren, revolutionäre Töne spucken und doch nichts tun, als sich in Eitelkeit sonnen...:wut3:
Leider ist man selbst eitel...usw.:teufel:

Einen durchschnittlichen Rutsch allen!:clown3:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Original geschrieben von Mara
ich kenne auch hoch intelligente leute, die ich ganz schön mittelmäßig finde ... :D in ihrem angestrengten streben durch alle möglichen dinge, wie wissen, besitz, aussehen usw. der masse zu entfleuchen und gerade dadurch hoffnungslos in ihr untergehen ...
Wie Intelligenz und das Streben nach Besitz und Aussehen vereinbar sein sollen, sollte einmal schlüssig erklärt werden!
 
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