AW: Liebe Leser und Leserinnen...
Nun bei "Liebe Leserinnen" würde ich mich selbstverständlich nicht angesprochen fühlen, aber "Leser" ist ja ansich nichts zuwingend Geschlechtsbezogenes, sondern einfach nur die Mehrzahl von "Leser" und das ist wenn man nach normalem Sprachgebrauch geht nichts geschlechtsbezogenes, sondern eher etwas neutrales (zumindest fasse ich es immer so auf. Bitte um Berichtigung, wenn ich mich da irre) Geschlechtsbezogen wird es eben erst dann, wenn man die "Leserinnen" mit hinzunimmt. Das selbe Prinzip lässt sich auch auf die Schüler, Mitarbeiter, Kollegen, Politiker etc. anwenden. Eben daher binn ich ja der Meinung, dass eine solche Ausformulierung eher eine Differenzierung, als eine Gleichstellung bedeutet, da ja diese Schreibvorm praktisch bedeutet, dass die Damen sich nicht angesprochen fühlen dürfen, wenn nicht explizit darauf hingewiesen wird.
Wenn sich die Damen mit "Liebe Leser" nich angesprochen fühlen liegt das mMn an der Art wie man den Satz auffasst und jemand der sich als gleichberechtigt versteht sollte es doch für selbstverständlich erachten, dass er mit "Leser" auch angesprochen ist - So zumindest meine Meinung.
Es gab einmal eine Zeit, da die Frauen nicht automatisch mitgemeint waren, wenn die männliche Anredeform verwendet wurde. Dann gab es eine Zeit, wo lang und ausführlich darüber diskutiert wurde, ob Frauen überhaupt verstehen können, was man Männer sagen will und was die in ihren klugen Köpfen denken. Und immer wieder gab es dazwischen Zeiten, wo jemand meinte, das sei alles ein Blödsinn, denn wenn Frauen sich durch die männliche Anrede nicht angesprochen fühlen, dann sei es ihr persönliches Problem und sonst gar nichts.
Und gerade dein Beispiel, Galamar, ist ja sehr eindeutig NICHT geschlechtsneutral. Denn den Begriff "die Leserin" gibt es ja auch im üblichen Sprachgebrauch und ist nicht bloß eine künstlich erfundene weibliche Anredeform.
Jeder hat bei "der Leser" einen Mann im Sinn. Wenn man nun Männlein und Weiblein meint, dann soll man das auch wirklich klar ausdrücken. Und sooooo lang ist die Anrede "liebe Leserinnen und Leser" auch wieder nicht. Meistens folgen auf eine Anrede noch eine ganze Menge Wörter, die auch nicht alle ganz dringend für die Aussage eines Textes benötigt werden. Da könnte man m.E. noch eher Buchstaben einsparen, wenn es denn schon unbedingt sein muss.
Dass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass Frauen und Männer in der Anrede gleichermaßen gemeint sind, hat leider noch nicht wirklich Allgemeingültigkeit.
Ich verstehe es schon, dass jüngere Menschen, die die Situation der Frauen, wie sie noch vor nicht allzulanger Zeit (also vor ca. 30 bis 40 Jahren) üblich war, nicht mehr erlebt haben, nicht nachvollziehen können, warum manche Älteren hier hellhörig und vorsichtig sind. Aber allzuschnell könnte wieder abmontiert werden, was in mühsamer Kleinarbeit erreicht wurde, nur weil man glaubt, das sei doch nicht (mehr) wichtig.
Gruß von einer, die damals mittendrin steckte in dieser mühsamen Kleinarbeit.
P.S.: Die Stilblüten finde ich trotzdem sehr lustig. Die Sprache der Politiker und anderer Menschen, die öffentlich sprechen, finde ich auch manchmal blöd. Vor allem dort, wo man merkt, dass es
NUR um "political correctness" geht.