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Planet der Ikonen, Buchbesprechung

clavacs

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Planet der Ikonen, Buchbesprechung von Dr. sc.pol.; Dipl.Soz.Wiss. Norbert Zander


Klawatsch; H.; Planet der Ikonen – Ihr von morgen …; Avantgarde Verlag; Oberhaching 2007

Das Buch von Hans Klawatsch spricht über den Titel nicht gezielt eine Personengruppe an, aber schnell zeigt sich z.B. über das Back-Cover, dass es vornehmlich für jene Leser / Leserinnen von Interesse sein könnte, die sich um den großen Bereich Geisteswissenschaften kümmern. Aber darum geht es nicht primär, sondern der Autor treibt seine Betrachtungen in eine neue Disziplin, die in der heutigen Zeit vonnöten ist. Er strebt in die Lebenswissenschaft und dies wiederum macht das Buch unabhängig von irgendwelchen Zuordnungen oder Vorlieben wertvoll.
Wie weiter deutlich wird, ist das hier betrachtete Buch Teil eines umfangreicheren Werkes, das 1990 mit >Mitspieler Mensch< begann und nun schon weiter fortgeschritten ist. 2005 wurde von Hans Klawatsch >HANS aha’s< veröffentlicht, 2008 erschienen >HANS blogs … (I)< und >HANS blogs … (II). Angekündigt sind noch >HANS blogs … (III)< sowie >Leben leben …<. Dies sei deshalb erwähnt, weil Aspekte die hier angesprochen werden, sich manchmal im Gesamtzusammenhang leichter verstehen lassen und in einer abschließenden Betrachtung das Werk im Ganzen auch zu betrachten ist. Hier jedoch sei das Buch von dem integrativen Kontext gelöst, um es vorab eigenständig zu würdigen.
Schon ein Hinweis auf dem Back-Cover „Der Buchinhalt ist heute wertvoller als gestern und wird morgen wertvoller als heute sein …“ lässt erkennen, dass sich Hans Klawatsch gewandt, kompetent, kritisch, herausfordernd und innovativ mit der Erdgesellschaft auseinander setzt. Ausgangspunkt der Betrachtung einer menschlichen Zukunft auf und in einer globalisierten Welt ist die bedingungslose Darstellung der „Wahrheit der Wirklichkeit“. Diese „scharfe“ Beobachtung zeigt u.a., dass die „Geißel Dummheit“ gegen die es kein Gesetz gibt, den Blick auf die Ganzheit vernichtet oder mindestens vernebelt. Insofern lautet später auch die Folgerung, dass ein humanes Leben auf eine Bildung aufzubauen hat. Für das Leben ist jeder einzelne Mensch verantwortlich, der zum einen Ikon (Seele) und zum anderen Kokon (Körper) ist. Der Buchtitel weist dann auch darauf, dass es sich bei einem menschenwürdigen Leben um „Verinnerlichtes und Innerliches“ dreht.
Zu Beginn wird weiter ausgeführt, wieso die „Identitätsfindung“ für unser Menschsein von Bedeutung ist und im eingangs vorgestellten Konzept wird sichtbar, wie sich um den Kern „Nichts / Leere – Etwas /Fülle“ alle im Buch besprochenen Teile anordnen. Die dualen Verschränkungsphänomene, die sich bereits im Innersten vorfinden, werden mit „Ur“ bezeichnet und näher besprochen, wie Gut und Böse, Ikon und Kokon, Buddha und Jesus.
Eingerahmt von Vorspiel und Nachwort werden nun fünf Hauptteile präsentiert und im abschließenden Anhang wird noch einmal eine weiterentwickelte „Charta Menschenwürde / Menschenrechte“ vorgestellt. Eine erste Version findet sich in >HANS aha’s<.
Der Prolog beginnt mit dem Verweis auf den Zusammenhang der ersten drei Bücher von Hans Klawatsch und dem Hinweis darauf, dass sich Perspektiven für eine bessere Zukunft vor allem über „fortlaufende Bildung im Sinne von Erfahrung, Erkenntnis und Einsicht“ ergeben. Leichter gesprochen, nicht das www (world wide web), sondern das E, E, E (Erfahrung, Erkenntnis, Einsicht) ist die wichtigere Zauberformel für eine Lebenswissenschaft.
Diese moderne Wissenschaft erwähnt der Autor zwar erst gegen Ende seines Buches, aber da die Idee „deren Zeit reif ist“, insgesamt im Text zu spüren ist, sei diese Vorstellung auch zunächst hervorgehoben. 1978 präsentierte die schillerndste Figur der akademischen Soziologie, Talcott Parsons, sein drittes Paradigma, das erste bezog sich auf Gesellschaften, das zweite auf das Handeln. Das dritte Paradigma wurde mit ‚human condition’ oder Lebenssystem benannt. Nunmehr 30 Jahre schlummert es in Archiven und kaum jemand hat es für nötig befunden, einmal genauer nachzufragen, was das eigentlich war. Hans Klawatsch, ob gewollt oder nicht, trifft mit seiner Vorstellung ins Innere der Theorie von namhaften Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, denn Parsons entwickelte das Lebenssystem nicht alleine. Diese Gruppe stellte zunächst einmal fest, dass neue Ergebnisse irgendeiner Disziplin andere Bereiche nicht unberührt lassen. Somit galt es, umfangreichere Betrachtungen durchzuführen. Dieses Lebenssystem ergab sich aus den Erfahrungen, Erkenntnissen und Einsichten, die vor allem über die christliche Religion gewonnen wurden. Hier bei Hans Klawatsch ist aber ein wesentlicher Aspekt, so zeigt sich im Buch, die Verschränkung von Buddha und Jesus. Solche Versuche wurden damals auch angedacht, aber mit dem Tod von Parsons verpuffte die Energie für ein solches Unterfangen. Das hier vorliegende Buch bewegt sich also in Bereiche, die überhaupt und denkwürdigerweise wenig erforscht sind.
Wenn nun im Teil I auf Universum und Mensch eingegangen wird, so stellt sich heraus, dass nicht wirklich ein Anfang des Kosmos festzustellen ist, obwohl am 10.9.2008 ein großes und teures Urknall-Experiment anlief. Dabei erwartet die internationale Arbeitsteilung optimistisch tolle Ergebnisse und die öffentliche Meinung via Medien wird auf die Bedeutung des Experiments eingeschworen. Aber noch steht nichts fest und ob das Experiment den Plan Gottes verstehen hilft, ist auch zu bezweifeln. Sollten z.B. die Experimente an der schweizerisch-französischen Grenze nur den Schuldenberg der nachfolgenden Generationen anwachsen lassen, diesen aber keine bessere Zukunft bieten können, dann gehörten sie nach Hans Klawatsch in die Kategorie „Geißel Dummheit“.
Der Anfang des Menschen ist hier die Zeugung und dabei unterscheidet der Autor den „Ikon-Mensch (wir als kosmische Menschen / unser Bewusstsein)“ und den „Kokon-Mensch (unser planetarer Körper)“. Der Erdmensch ist also Ikon-Kokon-Mensch und da das Ikon „im Bewusstsein des kosmischen Reigens“ und somit „in der Vielfalt“ gesehen wird, liegt die Zukunft genau in dieser „Mikroebene“.
Verweile man|frau ein wenig bei dem Begriff Bewusstsein, um auch andere Vorstellungen vorbeirauschen zu lassen. ‚Wo Es ist, soll Ich sein’ (Freud); ‚Evolution des Geistes: bewusst Ausgeführtes sinkt zu unbewusst mechanisches herab, früher Unbewusst-Instinktives steigt in die Helle des Bewusstseins auf’ (Simmel). Diese Ansichten finden sich so bei Hans Klawatsch nicht, denn er sieht das Ikon bereits in der pränatalen Phase als vorhanden an und er hebt hervor, dass stets die Affinität zwischen Bewusstsein und Werk für das menschliche Leben ausschlaggebend ist. Hier deutet sich an, wenn das Buch von Hans Klawatsch mit anderen Ansätzen verglichen wird, kann es zum Kleinod werden.
Mit dem Teil II berührt der Autor „Das Werk“, welches schon in seinem ersten Buch >Mitspieler Mensch< behandelt ist. Allgemein gesprochen wird der Mensch zum Genom und der genetische Code verdeutlicht, „wie sich elementare Strukturen im Gesamtlebensgeschehen (Makrobereich) wiederfinden.“ Dieser Code sagt aber „lediglich über das Werden unseres Kokons“ etwas. „Wir Menschen sind in unserer Solidarität gefordert …“ Womit dann die Gebiete Kultur, Politik und Wirtschaft näher betrachtet werden. Hier, wie auch sonst, wird der Leser / die Leserin wieder mit der „Geißel Dummheit“ konfrontiert. Dabei sind die Ausführungen zur Realität beliebig erweiterbar und auch nachprüfbar. Manche Anmerkungen sind provokant und andere sind nicht von der Hand zu weisen. Insgesamt ist das tragende Thema eine erforderliche „umfassende Aufklärungsbewegung.“ In diesem Sinne lohnt es sich, z.B. auch die Wegbereiter der modernen Soziologie, u.a. Werner Stark und Norbert Elias, zu Rate zu ziehen, denn genau das forderten und praktizierten sie ebenfalls.
Für Teil III „Die humanistische Erdgesellschaft“ dient die „Charta“ (Anhang) als Grundlage und wichtige Anschauungen seien kurz wiedergegeben: „>Planet der Ikonen< kündet, bei aller Kritik an den bestehenden Verhältnissen, von einer besseren Welt … Wir Menschen sind ‚Zwitter’ aus Körper (Kokon) und Bewusstsein (Ikon) … Orientierung in unserem Menschsein bieten uns die Wege von Buddha und Jesus im Kontext des Werk-Mandalas, des Taos Laotses. Brahman (Etwas / Licht) als Selbst, dem Sein und Werden an sich und dem Nichts (Dunkel), dem Nirwana Buddhas … Qualitäten bleiben: Liebe, Frieden, Freiheit … In unserer Individualität sind wir Teufel, Narr und Clown zugleich, wohlweislich unterschieden, machen wir etwas daraus!“
Im Teil IV behandelt Hans Klawatsch dann die Individualität (Diablo, Narr, Clown) und endet mit „Sein und Haben“. Dabei ist es nicht uninteressant auf andere Beiträge einmal zu blicken, z.B. auf Erich Fromms Buch ‚Haben oder Sein’.
Es seien noch zwei Sätze angeführt, um anzumerken, wie fruchtbar eine Auseinandersetzung mit dem Autor sein kann: „In Momenten, wo wir unser Bestes tun, arbeiten wir nicht – Arbeit als Mittel für diese Momente! (sinngemäß nach Nietzsche) … Für Großes müssen wir uns sammeln, wir scheitern, gilt unsere Aufmerksamkeit nicht dem Kleinen … (sinngemäß nach Laotse).“
Alle Werke der hier fremden Autoren gehören zum Kulturgut und im Artikel 12 der „Charta“ heißt es: „Der kürzeste Weg zu uns selbst, ist der Weg die Kulturen hindurch!“ Dies alles wäre leicht erklärbar, aber in dem vorher veröffentlichten Buch >HANS aha’s< lautet der Satz: „Der direkte Weg zu uns selbst, ist die Reise nach Innen!“ Womit anzumerken ist, dass Hans Klawatsch nicht nur Fragen stellt, sondern auch knifflige Probleme heraufbeschwört, die in dem noch folgenden Buch >Leben leben< auch zu lösen sind.
Im letzten Teil V werden unter der Überschrift „Bewegungen“ die Hauptkomponenten der „Wahrheit der Wirklichkeit“ dargestellt und mit dem Fest „Earth Month“ ist der Höhepunkt vom „Alternativprogramm zu Krieg, Terror und Feindbildern“ erreicht. Es gibt viele Personen in den Geisteswissenschaften, die darauf hinwiesen, dass „eine humane solidarische Erdgesellschaft“ nur dann möglich wird, wenn der Mensch zu seinem Menschsein findet. Aber wenige sind der Frage, wie dies zu erreichen ist, so konsequent nachgegangen wie Hans Klawatsch.
Im Anhang findet sich nun die „Charta – Menschenwürde und Menschenrechte“. Ein Verdienst von Hans Klawatsch ist es ganz bestimmt, dass er die »Menschenrechte« nach fast 60jährigem Bestehen der Vergessenheit nicht übergibt, wie mir dies leichtfertig bei nicht wenigen Schnelldenkern auffiel. Der Rat ist ja leicht zu verstehen: zum Beispiel bei Amnesty International die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ vom 10.12.1948 anfordern und sie lesen und sie dann einmal mit der hier vorliegenden „Charta“ vergleichen. Und da steht im Ursprungstext zuletzt der Artikel 30: „Keine Bestimmung dieser Erklärung darf dahin ausgelegt werden, dass sie für einen Staat, eine Gruppe oder eine Person irgendein Recht begründet, eine Tätigkeit auszuüben oder eine Handlung zu begehen, welche die Beseitigung der in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten zum Ziel hat.“ Hans Klawatsch stellt in seinem Buch fest, dass in der Wirklichkeit genau das der Wahrheit nicht immer und überall entspricht.
Die bessere Zukunft beginnt für den Erdmenschen in der Mikroebene, eben im Ikon. Und um zu beginnen, sollte man|frau sich auch von Meinungen lossagen können. Platon (Der Staat) würde vielleicht sagen, der Autor empfiehlt, sich von den ‚Philodoxen’ zu trennen.
Dass nicht alle Fragen auf 188 Seiten beantwortet werden können, bedarf nicht der großen Worte. Aber wenn man|frau den Spuren nachgeht, die der Autor legt, wird es ein umfangreiches Werk, das in der Tat schon den Begriff „Lebenswissenschaft“ rechtfertigt.
Jedenfalls ist der erste Schritt über die eigenen Dialoge mit den Religionen wesentlich. Ob man|frau diesen Pfad wagen will, ist ein anderes Problem. Hans Klawatsch ist diesen Weg gegangen und nährt die Hoffnungen dass eine Gestaltung für und mit Menschen möglich bleibt.


Dr. Norbert Zander
12. Sept. 2008
 
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