• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Lebensinhalte

louiz30

Well-Known Member
Registriert
1. Dezember 2005
Beiträge
1.789
Seit einigen Jahren fällt mir auf, dass man immer wieder alte Freunde trifft, die man seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte und die Beschreibung von zwanzig oder mehr vergangenen Jahren sehr stereotyp ausfällt. Aber auch bei anderen Menschen sind „normale“ Gespräche eine stereotype Darstellung des beruflichen Werdegangs und der materiellen Entwicklung, die sich in besagten Jahren eingestellt hatte. Was mir fehlt ist der Mensch. Was hat dieser Freund erlebt, wie hat er sich entwickelt, verändert und was geht in ihm vor?

Folgt man aber selbst den Empfehlungen der Religionen und auch der Philosophie und distanziert man sich nun mehr und mehr von weltlichen Dingen, dann sind Karriere, Geld, Konsum, Mode, Sex oder das letzte iPhone einfach keine Themen mehr, die einen interessieren würden. Auf der anderen Seite scheinen die meisten Menschen gerade mit diesen Dingen „erfüllt“ zu sein und man sucht das rein Menschliche, die Individualisierung des Menschen, fast vergeblich.

Ist es so, dass Menschen sich nur allzu gerne hinter diesen Götzen verstecken und, wie Erich Fromm es darstellte, aus Furcht vor der Freiheit in die graue Masse fliehen und alles vermeiden, was sie als Sonderling ins Rampenlicht stellen würde. Ist die Individualisierung des Individuums ein Luxusgut geworden und welche Chancen hat man als „Sonderling“ in der Gesellschaft ein normales Leben zu führen, das nicht in Einsamkeit endet?
 
Werbung:
AW: Lebensinhalte

Das sind schöne Fragen. :blume1:

...Was hat dieser Freund erlebt, wie hat er sich entwickelt, verändert und was geht in ihm vor?

Wie soll er es Dir sagen, wenn er es selbst nicht weiß?
Könntest/würdest Du es jemandem sagen/erklären können/wollen?

.. und welche Chancen hat man als „Sonderling“ in der Gesellschaft ein normales Leben zu führen, das nicht in Einsamkeit endet?

Die Gesellschaft passender Sonderlinge suchen und finden. :)
 
AW: Lebensinhalte

Seit einigen Jahren fällt mir auf, dass man immer wieder alte Freunde trifft, die man seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte und die Beschreibung von zwanzig oder mehr vergangenen Jahren sehr stereotyp ausfällt. Aber auch bei anderen Menschen sind „normale“ Gespräche eine stereotype Darstellung des beruflichen Werdegangs und der materiellen Entwicklung, die sich in besagten Jahren eingestellt hatte. Was mir fehlt ist der Mensch. Was hat dieser Freund erlebt, wie hat er sich entwickelt, verändert und was geht in ihm vor?

Folgt man aber selbst den Empfehlungen der Religionen und auch der Philosophie und distanziert man sich nun mehr und mehr von weltlichen Dingen, dann sind Karriere, Geld, Konsum, Mode, Sex oder das letzte iPhone einfach keine Themen mehr, die einen interessieren würden. Auf der anderen Seite scheinen die meisten Menschen gerade mit diesen Dingen „erfüllt“ zu sein und man sucht das rein Menschliche, die Individualisierung des Menschen, fast vergeblich.

Ist es so, dass Menschen sich nur allzu gerne hinter diesen Götzen verstecken und, wie Erich Fromm es darstellte, aus Furcht vor der Freiheit in die graue Masse fliehen und alles vermeiden, was sie als Sonderling ins Rampenlicht stellen würde. Ist die Individualisierung des Individuums ein Luxusgut geworden und welche Chancen hat man als „Sonderling“ in der Gesellschaft ein normales Leben zu führen, das nicht in Einsamkeit endet?
Hallo Louiz30 !

Lebensinhalte - ich glaube, die allermeisten Menschen fragen sich einmal, die einen früher, die anderen später, was hat mein Leben eigentlich für einen Inhalt. Welche Menschen gehören zu meinem Leben, eventuell aber auch Tiere, Pflanzen und auch Dinge. Ja, auch Dinge können einem ans Herz wachsen. Ich könnte mir zum Beispiel nicht mehr vorstellen, von den lebensnotwendigen Dingen wie Nahrung und Kleider einmal ganz abgesehen, ohne PC und Fernseher zu leben. Auch wenn ich keine Kühlschrank oder Herd hätte, bekäme ich wohl Entzugserscheinungen.

Worin wir uns (selbst) sehr gerne betrügen, ist, dass wir uns einreden, ein Tier, eine Pflanze oder ein Ding - vielleicht sogar Geld - könnte uns die Wärme und Ausstrahlung eines Menschen ersetzen. Auch ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht ist mit nichts anderem zu vergleichen.

Eine auf den ersten Anblick kurios anmutende, aber trotzdem sehr nützliche Neigung ist, sich immer das zu wünschen, was man gerade nicht hat. Auf diese Weise haben wir die Chance, dass sich unser Leben ganz von selbst erfüllt.

Es freut mich, dass wieder einmal etwas von Dir zu lesen.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Lebensinhalte

Worin wir uns (selbst) sehr gerne betrügen, ist, dass wir uns einreden, ein Tier, eine Pflanze oder ein Ding - vielleicht sogar Geld - könnte uns die Wärme und Ausstrahlung eines Menschen ersetzen.

Kann man diese Aussage auch um "einen Gott" erweitern?

(Also: Worin wir uns (selbst) sehr gerne betrügen, ist, dass wir uns einreden, ein Tier, eine Pflanze, ein Gott oder ein Ding ...)
 
AW: Lebensinhalte

Kann man diese Aussage auch um "einen Gott" erweitern?

(Also: Worin wir uns (selbst) sehr gerne betrügen, ist, dass wir uns einreden, ein Tier, eine Pflanze, ein Gott oder ein Ding ...)
Kann man, Streusalzwiese. Es ist ehrlicher, dort, wo man weder einen Gott sieht noch sich einen vorstellen kann, ihn sich auch nicht zwanghaft einzureden. Er wird sich schon melden, wenn ihm danach ist.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Lebensinhalte

Seit einigen Jahren fällt mir auf, dass man immer wieder alte Freunde trifft, die man seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte und die Beschreibung von zwanzig oder mehr vergangenen Jahren sehr stereotyp ausfällt. Aber auch bei anderen Menschen sind „normale“ Gespräche eine stereotype Darstellung des beruflichen Werdegangs und der materiellen Entwicklung, die sich in besagten Jahren eingestellt hatte. Was mir fehlt ist der Mensch. Was hat dieser Freund erlebt, wie hat er sich entwickelt, verändert und was geht in ihm vor?


Wenn du das wirklich wissen willst, musst du deinen Freunden sehr viel Zeit widmen und ihnen aufmerksam zuhören. Dann erfährst du es schon! :)


Folgt man aber selbst den Empfehlungen der Religionen und auch der Philosophie und distanziert man sich nun mehr und mehr von weltlichen Dingen, dann sind Karriere, Geld, Konsum, Mode, Sex oder das letzte iPhone einfach keine Themen mehr, die einen interessieren würden. Auf der anderen Seite scheinen die meisten Menschen gerade mit diesen Dingen „erfüllt“ zu sein und man sucht das rein Menschliche, die Individualisierung des Menschen, fast vergeblich.


Was verstehst du unter dem "rein Menschlichen"?
Mir selber sind bisher immer nur Individuen begegnet - vielleicht kommt es drauf an, worauf man achtet - auf das Gemeinsame oder auf die jeweilige Eigenart.... :dontknow:


Ist es so, dass Menschen sich nur allzu gerne hinter diesen Götzen verstecken und, wie Erich Fromm es darstellte, aus Furcht vor der Freiheit in die graue Masse fliehen und alles vermeiden, was sie als Sonderling ins Rampenlicht stellen würde. Ist die Individualisierung des Individuums ein Luxusgut geworden und welche Chancen hat man als „Sonderling“ in der Gesellschaft ein normales Leben zu führen, das nicht in Einsamkeit endet?


Aus meiner Sicht enden die Angepassten in Einsamkeit und die Sonderlinge finden sich und tauschen sich aus! :)
 
AW: Lebensinhalte

Worin wir uns (selbst) sehr gerne betrügen, ist, dass wir uns einreden, ein Tier, eine Pflanze oder ein Ding - vielleicht sogar Geld - könnte uns die Wärme und Ausstrahlung eines Menschen ersetzen. Auch ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht ist mit nichts anderem zu vergleichen.

Mein Ansatz ist nicht so sehr die Frage, ob ein Tier oder eine Pflanze zu meinem Lebensinhalt wird und ob dies gerechtfertigt ist. Es geht mir eher darum, wie sehr wir wagen "wir selbst" zu sein und wenn sich jemand mit Pflanzen beschäftigt, wie sehr er sich damit von der "grauen Masse" distanziert. Wie "attraktiv" ist es, wenn du ohne Mobil-Telefon und mit unmodischer Kleidung jemandem sagst, dass du dich am liebsten mit Pflanzen beschäftigst? Welche Reaktion wirst du damit erhalten und bist du mutig genug, das einzugehen. Meine Frage geht dahin, ob wir uns überhaupt bewusst individualisieren oder nur noch anpassen und das Individuelle an einem Menschen ablehnen und uns distanzieren. Wird der "Pflanzen-Sonderling" dann zum Einzelgänger, weil er nicht ins moderne Bild eines dynamischen und erfolgreichen Menschen passt? Oder begräbt er seine Individualität, um akzeptiert zu werden, weil ihm die Freiheit individuell zu sein, einfach zu teuer ist?

Es freut mich, dass wieder einmal etwas von Dir zu lesen.

Es mag dir nicht entgangen sein, dass wir in Bangkok gerade eine Jahrhundert-Flut haben und das hat mich zeitweise dann doch mehr beschäftigt als das Denkforum.
 
AW: Lebensinhalte

Wenn du das wirklich wissen willst, musst du deinen Freunden sehr viel Zeit widmen und ihnen aufmerksam zuhören. Dann erfährst du es schon! :)

Das mag richtig sein, aber warum besteht ein Lebenslauf unter Menschen, die man ja kennt, zunächst fast immer in einer Darstellung der persönlichen Karriere und nicht aus Dingen, die diesen Menschen beeinflusst haben, die ihn geprägt haben und die ihn als Mensch und nicht als Arbeitnehmer beschreiben?

Ist das nicht eben die Frage: was ist uns wichtig im Leben? Oder ist es die Annahme, dass ein solcher Karriereverlauf vom Gegenüber erwartet wird, um zu zeigen, dass man es zu etwas gebracht hat und auch jemand ist?

PS: Nicht jedes Individuum ist ein individualisierter Mensch.
 
AW: Lebensinhalte

Das mag richtig sein, aber warum besteht ein Lebenslauf unter Menschen, die man ja kennt, zunächst fast immer in einer Darstellung der persönlichen Karriere und nicht aus Dingen, die diesen Menschen beeinflusst haben, die ihn geprägt haben und die ihn als Mensch und nicht als Arbeitnehmer beschreiben?


Vielleicht ist es einfach ein Ritual? So, wie wenn man fragt, "Wie geht 's?" und die Antwort "Gut!" oder "Wie immer!" kriegt.
Das Erzählen der Lebensgeschichte spart man sich für diejenigen auf, von denen man den Eindruck hat, dass es sie auch wirklich interessiert. Was ja eigentlich auch ok ist. Mir fallen da grade diverse Bekannte von mir ein, denen ich ausweiche, weil sie mir immer wieder ihre Krankengeschichte erzählen! :haare:


Ist das nicht eben die Frage: was ist uns wichtig im Leben? Oder ist es die Annahme, dass ein solcher Karriereverlauf vom Gegenüber erwartet wird, um zu zeigen, dass man es zu etwas gebracht hat und auch jemand ist?


Ich hab selber den Eindruck, dass Leute, die selber Karriere gemacht haben, das von Anderen auch erwarten. Drum geh ich sehr ungern auf Klassentreffen, fühle mich da nicht wohl, denn ich hab gemacht, was mir selber wichtig war, aber keine Karriere...
Ich vermisse da aber nichts, denn ich kenn ja dafür mengenweise "Sonderlinge". Irgendwie scheine ich die magisch anzuziehen oder man erkennt sich instinktiv! :D


PS: Nicht jedes Individuum ist ein individualisierter Mensch.

Individualisiert....
Junge, Junge, gut, das ich das nicht laut sagen muss! :mad:
 
Werbung:
AW: Lebensinhalte

... welche Chancen hat man als „Sonderling“ in der Gesellschaft ein normales Leben zu führen, das nicht in Einsamkeit endet?



Ein Sonderling führt kein normales Leben.
Wie groß ist denn der Anteil gestörter Menschen an der Gesellschaft? Sind Sonderlinge noch Sonderlinge?
 
Zurück
Oben