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Katastrophale Zustände in Altenpflegeheimen

Georg

New Member
Registriert
22. Juli 2003
Beiträge
254
Nicht mal satt und sauber - Unterernährung in Pflegeheimen

Hunderttausende Senioren verbringen ihren Lebensabend im Altenheim. Viele von ihnen leiden. Sie bekommen nicht genug zu essen und zu trinken. Eine neue Studie des Medizinischen Dienstes belegt, dass Unterernährung bei Heimbewohnern bedrohliche Ausmaße angenommen hat. Die Folge: Verwahrlosung, Verfall, Tod. Und das Heimpersonal sieht nicht selten tatenlos zu.

Gruß
Georg
 
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Seit einigen Jahren berichten die bundesdeutschen Medien fast täglich über katastrophale, menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen in zahlreichen bundesdeutschen Pflegeheimen. Inzwischen spricht kaum noch jemand von "ein paar bedauerlichen Einzelfällen", "ein paar schwarzen Schafen".. Selbst der Medizinische Dienst der Pflegekassen in Bayern musste vor kurzem einräumen:
"Eine wünschenswerte und auf Dauer zufriedenstellende Versorgung der Pflegebedürftigen kann nicht mit minimaler personeller Besetzung durchgeführt werden. Dies zeigt sich in allen bisher besuchten Pflegeheimen"

Aus der Sicht pflegebedürftiger Menschen ist die Situation in den meisten Pflegeheimen unerträglich! Die Reaktionen aus dem gesamten Bundesgebiet sind überwältigend, erschütternd und eigentlich unvorstellbar.

Eine Altenpflegerin berichtet:
Das ganze Ausmaß ist kaum zu beschreiben. Allein in den letzten fünf Jahren konnte ich nur in München über 80 (in Worten achtzig) Aktenordner mit tausenden von Briefen, Faxen, und Telephonnotizen zusammenstellen. Ca 70 Prozent der "Informanten" sind inzwischen Pflegekräfte. Die meisten anonym, aus Angst vor Repressalien, aber immer mehr getrauen gehen auch mit ihrem Namen an die Öffentlichkeit. Kenner der Szene sprechen von der "Spitze eines Eisberges!" Ich habe in meiner bald 30 jährigen beruflichen Laufbahn noch nie so viele vollkommen verzweifelte, erschöpfte, resignierte und traumatisierte Menschen (Pflegekräfte und Angehörige) erlebt. ("Ich muss das jemand erzählen!" "Ich habe Menschenleben auf dem Gewissen!" "Ich kann nicht mehr schlafen!" "Mir schnürt das die Luft ab!" "Kann ich Ihnen vertrauen?" "Ich kann zu Hause nicht mehr über die Probleme reden, meine Familie hält das nicht mehr aus!" "Wir sind doch den Bewohnern verpflicht!" "Das hat mit Würde nichts mehr zu tun!" "Ich bin fix und fertig - wir sind alle psychisch am Ende!" "Die meisten Angehörigen sind froh, dass sie einen Platz gefunden haben!" "Ich bete jeden Tag, dass nichts passiert, wenn ich wieder alleine Dienst habe!" Die große Allianz des Schweigens ist beängstigend und bedrückend...Es schweigen: Die Ärzte, die Mitarbeiter in den Krankenhäusern, die Seelsorger, die Berufsbetreuer, die meisten Pflegekräfte, die Angehörigen und die ERBEN.
Fazit: (Fast) alle wissen Bescheid !!!

Gruß
Georg
 
Und Georg? Hast Du auch Ursachenforschung betrieben oder findest Du diese reißerische Aufmachung ausreichend?

Gruß, wirrlicht
 
von Wirrlicht
Und Georg? Hast Du auch Ursachenforschung betrieben oder findest Du diese reißerische Aufmachung ausreichend?
Danke für Deine, wenn auch sehr kurze, Antwort.

Natürlich fällt mir auch noch sehr viel mehr zu dem Thema ein.

Aber, ich würde auch gerne erst einmal Eure Antworten abwarten.

Es ist doch hier schließlich kein Monolog- sondern ein Diskusssionsforum; oder???

Obwohl es mir manchmal hier schon eher wie ein Monologforum vorkommt.

Woran liegt`s? Sind Alle im Urlaub?

Ein paar mehr diskussionswillige User wären schon nicht schlecht.

Gruß
Georg
 
Hat sich der Zustand in den Altenheimen in den letzten Jahren so dramatisch verschlechtert? Wieso berichten unsere Medien nicht entsprechend darüber? Wäre doch der absatzbringende Riesenreißer für die BILD. Wieso werden die Staatsanwälte nicht rege?
In den 60ern, 70ern waren meine Großeltern beide im Altersheim in Meinerzhagen, da wo ich herkomme. Sie (und meine Eltern) brauchten nicht einen Pfennig dazuzubezahlen, der Laden war evangelisch geleitet, und trotzdem gab´s an der Pflege nichts zu meckern.

Gysi
 
Katastrophale Zustände wenn man solche Läden mit was vergleicht?
Der Wohlstand unseres Landes läßt scheinbar einige vergessen, was wir hier überhaupt haben und was für ein Glück es ist, dass wir nicht in Ländern geboren sind, wo wir vielleicht noch nicht mal lebend aus den Kinderjahren gekommen wären oder andere Zustände herrschen.

Vor knapp 5 Jahren ist meine Oma (in Polen wohnend und lebend) gestorben. Knapp ein halbes Jahr zuvor wurde Sie in ein Pflegeheim in Polen "eingeliefert", da Sie ärztliche Betreuung und Aufsicht benötigte. Das Teil hatte Gitter vor den Fenstern, nur eine Hand voll Arbeitspersonal, Ärzte habe ich nie zu Augen bekommen und was die restliche Versorgung anging, dann passte sie in das Komplettbild rein.

Wo sind da bitte schön die katastrophalen und menschenunwürdigen Zustände in Deutschland???
 
von Gisbert
Wieso berichten unsere Medien nicht entsprechend darüber?
Natürlich wird darüber berichtet. Ich habe schon mehrere Fernsehberichte zu dem Thema "Mißstand in Altenheimen" gesehen, kann mir aber auch vorstellen, daß viele dies verdrängen wollen, beiseite schieben oder einfach umschalten, weil das ja für sie so eklig ist und nicht zu Ihrem gemütlichen Fernsehabend passt.

Ich glaube viele Menschen stehen diesem Thema sehr gleichgültig gegenüber und wollen sich einfach nicht wachrütteln lassen.

Ein Beispiel:
In einem Fernsehbericht, wurden Fotos gezeigt, die Pathologen von verstorbenen ehemals bettlägerigen alten Menschen gemacht haben, die ihre letzten Jahre bis zum Ende in einem Altenpflegeheim in Betten hinter Gittern zubringen mussten. Sie hatten offene Wunden am ganzen Körper, und auch Körperstellen, die schon zu Lebzeiten anfingen zu verfaulen. Diese Befunde, und auch spätere Überprüfungen dieser Altenpflegeheime, bewiesen, dass diese alten Menschen über Jahre nicht mehr angemessen gepflegt wurden.

Leider ist das die Realität. In ein Altenheim werde ich persönlich später mit Sicherheit nicht gehen. Dann schon lieber die Sterbepille (aber das Thema hatten wir ja schon).

Ich denke, als Konsequenz sollten Altenpflegeheime viel gründlicher überwacht und kontrolliert werden, aber nicht nur in die Buchhaltung schauen wie bisher; und es sollte hier bei Vergehen an alten pflegebedürftigen Menschen drastische Strafen geben.

Gruß
Georg
 
Als die "große Pflegereform" Anfang/Mitte der 90er umgesetzt wurde, jobbte ich gerade in einer Senioren- und Pflegeheimverwaltung. Plötzlich war es für die Pflegekräfte Vorschrift, nicht mehr wie bisher dort zuzupacken, wo es gerade gebraucht wurde, sondern es mußte jede !!! Minute genauestens dokumentiert werden, jeder Handgriff, jede noch so kleine Leistung. War damals schon zu wenig / mangelhaft ausgebildetes Pflegepersonal üblich (in dem Haus, in dem ich arbeitete, 80 % aus dem ehemaligen Jugoslawien - im Prinzip kein Problem, de facto aber ein sehr großes, weil die meisten von ihnen nur mangelhaft bis gar nicht deutsch sprachen - nicht wenige der sehr alten, teilweise dementen Leute fühlten sich in Kriegszeiten zurückversetzt wenn sie das Pflegepersonal sich in serbokroatisch unterhalten hörten), verschärfte sich durch diese Reform die Lage noch. Es wurden die Pflegestufen eingeführt, für die genau festgelegt war, wieviel Zeit in Minuten pro Monat an Pflege bezahlt wird - alles was darüber hinaus geht bedeutet für das Heim Verluste. Es bedeutete auch, daß Maßnahmen wie Ergo- und Beschäftigungstherapien drastisch reduziert wurden - was braucht ein alter Mensch schließlich noch an Ausgang oder Freizeit??? Es bedeutet, daß Hilfsmittel wie Inkontinenzartikel kontingentiert werden, schließlich muß ein pflegebedürftiger Mensch der Stufe 1 nicht ständig neue Windeln, wenn er noch genügend Kraft hat, sich sitzenderweise auf dem Klo aufrecht zu halten. Usw. usw.

Wo blieb der Aufschrei damals? Er war genauso leise wie heute. Nicht die Pflegekräfte sind an dieser Misere schuld, sondern die verbreitete Einstellung, daß alte Leute sowieso bald sterben. Wofür da noch so großen Aufwand betreiben?

Mit der neuen Gesundheitsreform wird's noch schlimmer. Nachvollziehbar einerseits, wenn einem über 85-Jährigen keine neue Hüfte mehr eingesetzt wird (wer bitteschön bestimmt, ob der betroffene Mensch noch mobil genug wäre um ein neues Gelenk zu brauchen?) Gerade gestern habe ich erst erfahren, daß die neue Gesundheitsreform u.a. auch beinhaltet, daß für Frühgeborene mit weniger als 500 g Geburtsgewicht keine lebenserhaltenden Maßnahmen mehr bezahlt werden sollen, obwohl 50 % von ihnen reelle Überlebenschancen haben! Moderne Form der Euthanasie nenne ich das!

LG, wirrlicht
 
Original geschrieben von Georg
Schlaf weiter!!!
Is' klar...

@ Wirrlicht:
Ja, das mit den 500g ist echt krass. Haste dazu noch ne Quelle oder haste das nur so aufgeschnappt, denn ich würde das gerne mal nachlesen. Du weißt ja wie das so ist mit den Argumenten und Beispielen, die man bringt: man "muss" sie auch belegen können, wenn denn in unserem Rahmen machbar. ;)
 
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von Wirrlicht
Wo blieb der Aufschrei damals? Er war genauso leise wie heute. Nicht die Pflegekräfte sind an dieser Misere schuld, sondern die verbreitete Einstellung, daß alte Leute sowieso bald sterben. Wofür da noch so großen Aufwand betreiben?
Oft ist es auch so, daß die Pflegeheimleitungen alles Mögliche versuchen um die Mißstände in ihren Heimen zu vertuschen.
Pflegekräfte werden dazu genötigt zu schweigen, oder ihnen wird gekündigt.

von Wirrlicht
Mit der neuen Gesundheitsreform wird's noch schlimmer.
Und dann gibt es immer noch viele Menschen, die trotzdem davor die Augen verschließen.

Gruß
Georg
 
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