AW: Ist Reden Silber und Schweigen Gold ?
Die Geschichte Mariannes über das dreimonatige Schweigen der Eltern finde ich erschütternd. Das ist so grausam, wie überhaupt diese ganze Kommunikationsverweigerung zu Straf- oder Disziplinierungszwecken.
Dass es Dinge gibt, über die man nicht reden kann (manchmal während einer gewissen Zeit, manchmal auch gar nie), kenne ich aus der eigenen Biographie. Es gibt einfach keine Worte dafür. Sie sind wie abgeschnitten von einer Sprache, die wir tagtäglich benutzen.
Miriams Beispiel von den Musikern finde ich sehr schön. Man kann zwar nicht über das Schrecklichste reden, aber durch's gemeinsame Musizieren versichert man sich dennoch, dass man trotz allem noch Mensch unter Menschen ist.
Oft ist es schwer das Schweigen (zu bestimmten Themen) eines nahestehenden Menschen auszuhalten. Es wird als Zurückweisung, als Ausdruck mangelnden Vertrauens empfunden. Und kann tatsächlich auch Aggressionen auslösen. Ich finde aber, dass es unbedingt respektiert werden sollte.
Zur Politik:
In Diktaturen darf nur einer reden, oder eine kleine Gruppe, das habt ihr ja schon geschrieben und es wird gerade wieder aktuell in Burma deutlich, wo die Militärjunta nicht gesprächsbereit ist.
In Demokratien dürfen alle mitreden. Das ist schön. Aber leider scheinen viele vor lauter Reden das Zuhören verlernt zu haben.
Das Reden gewinnt bei Politikern eine seltsame Eigendynamik. Wer sich nicht ständig zu allem lautstark äussert, spielt in der öffentlichen Wahrnehmung bald keine Rolle mehr.
In der Schweiz ist im Moment Wahlkampf, deshalb bin ich zur Zeit etwas allergisch auf quasselnde Quatschköpfe (tschuldigung...)
Da würde ich mir dann einfach wünschen
ALLE müssten jetzt mal für eine Woche Schweigen...
Ach ja, noch ein uralter Witz zum Thema (vielleicht kennen ihn ja doch noch nicht alle):
Treffen sich zwei Sozialarbeiter.
Fragt der Eine: "Weisst du, wieviel Uhr es ist?"
Antwortet der Andere: "Nein, tut mir leid, aber gut, dass wir darüber geredet haben."
Allen einen schönen Tag!
