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In Würde sterben?

Triskell schrieb:
Soweit man Flucht als niedrigen Beweggrund ansieht.

Wenn Dich MfG stört setz mich auf die Ignorliste.
Ciaò

Triskell
"Flucht" ist niemals ein niedriger Beweggrund, für einen Straftäter gilt nicht strafverschärfend, wenn er versucht zu fliehen; er kann lediglich Milderungsgründe beantragen, wenn er sich stellt.

Aber, aber Triskell, wer wird denn gleich so harsch werden. Ich habe bisher - obschon Anlass dazu vorhanden gewesen wäre - noch niemand auf Ignore gesetzt und werde es wegen "MfG" bestimmt nicht tun; aber ich brauche doch diesen Gruß nicht anzuwenden, weil ich ihn als nicht sehr freundlich empfinde. Für mich als Anwender wohlverstanden!. OK?

Deshalb unverändert:
Mit freundlichem Gruß
Ziesemann
 
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Hallo,
die indirekte Sterbehilfe ist für mich etwas, was man durchaus als Möglichkeit haben sollte (rechtlich) um sein Leben zu beenden.
Die Frage ist halt nur, wie umsetzen um es den Menschen nicht zu einfach zu machen.
Ein Beispiel das mir von Dignitas bekannt ist:
Ein junger Mann, mitte 20, litt unter Depressionen und einer anscheinend sehr starken Migräne. Er beschloss sich an Dignitas zu wenden und diese haben auch nicht lange gezögert, den "Vertrag fertig zumachen", ihm wurde ungesehen alles nötige vom Dignitas-Partnerarzt bescheinigt und das Rezept wurde ausgestellt.
Als dann aber Freunde und Verwandte auf ihn aufmerksam wurden und ihn noch rechtzeitig auffangen konnten und er sich in Behandlung begab, nahm er das Gift das er über Dignitas verschrieben bekam nicht.
Dignitas hatte sogar die Frechheit, einen "Warum machen Sie denn nicht endlich"-Brief aufzusetzen. Und sie bestanden trotz der Tatsache, das der Patient auf dem Wege der Besserung war und wieder Lebensfreude fand, auf ihr Geld, weil der Patient "Vertragsbrüchig" geworden ist. Ja, das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Alles das -auch die schriftliche Korrespondenz- wurde bei Frau Christiansen vor einiger Zeit öffentlich gemacht. Auch der Vorsitzende/Geschäftsführer von Dignitas (Ch) war sichtlich ungehalten und drohte mehrfach das Studio zu verlassen. Man merkte, das er sich ertappt fühlte und das das Motiv Geld wohl eine größere Rolle spielt, als die Menschenwürde. Wenn ich mich recht erinnere, kostet die Leistung Sterbehilfe bei Dignitas ungefähr 3000 Euro, damit läßt sich gutes Geld machen.
Ach ja und das prekäre an der Sache: Der junge Mann war kein Schweizer, er kam aus Deutschland (hier ist das Tun glaube ich noch verboten). Der Fall bewegt sich anscheinend sehr am Rande der Legalität.

Man müßte also, wenn man die Methodik an sich in Ordnung findet, Möglichkeiten finden, die es den Menschen ohne todbringende Diagnose etwas schwerer macht, solche Schritte zu gehen. Denn wie obiges Beispiel zeigt, kann man viele Menschen erfolgreich behandeln, so das deren Wunsch nach dem Ende sich verflüchtigt.
Und man müßte dafür sorgen, das der Freitod kein Geld kostet, damit sich niemand daran bereichern kann. Eine Kassenleistung? <-- wäre anzustreben.

Für aktive Sterbehilfe bin ich persönlich nur in wenigen Fällen, sprich wenn der Mensch mit wirklich todbringender Diagnose, sich bereits in sehr weit fortgeschrittenem Stadium befindend, wirklich keine Möglichkeit mehr hat ins Leben zurück zu kommen. Das wäre z.B. bei vielen Patienten in Pflegestationen der Fall. Wenn sich in der konkreten Situation Ärzte und Verwandte dazu entschieden haben, oder wenn der Patient eine entsprechende Verfügung hat.

Ich für mich, habe den Gedanken an einen Freitod ohne medizinischen Grund, noch nicht gehabt.
Allerdings kann ich Menschen verstehen, die diesen Weg wählen.
Man sollte das nicht verurteilen, auch wenn man es sich für sich selbst nicht vorstellen kann.
Es gibt Menschen, die alles verlieren auf manchmal tragische Weise, auf einmal sind die Kinder weg, der Partner, vielleicht durch Unfall oder sonstiges. Das kann einem schon den Lebenswillen nehmen denke ich. Und wenn man im Leben alles verloren hat, was einem Lieb war, dann kann sich das bestimmt so anfühlen, wie die Diagnose einer tödlich verlaufenden Krankkheit für einen selbst. Dann darf man sich selber das Leben nehmen. Jeder hat das Recht sich seinen Zeitpunkt zu suchen und wer davon Gebrauch macht, sollte nicht auch noch gewertet werden.
Sicher, ich bin für Therapie um geistiges Wohlbefinden zurückzuerobern.
Aber wenn Menschen sich so gut verstecken und ihre Lebensmüdigkeit einfach nicht erkannt wird, dann war es dem Menschen schon sehr wichtig nicht von seinem Vorhaben abgebracht zu werden. Das sollte man dann akzeptieren.
Und ist es nicht oft unser eigener Egoismus, Menschen an ihren Taten hindern zu wollen?
Auch Ärzte -und sie geben es rundheraus zu- lassen nicht gerne sterben. Es fühlt sich für sie wie ein Versagen an. Ist es nicht so, das wir Freunde und Verwandten von Freitiod-Opfern es ähnlich sehen?

Liebe Grüße
Sal
 
Ziesemann schrieb:
"Flucht" ist niemals ein niedriger Beweggrund, für einen Straftäter gilt nicht strafverschärfend, wenn er versucht zu fliehen; er kann lediglich Milderungsgründe beantragen, wenn er sich stellt.
Ciaò Ziesemann,
Ich selbst weiß, trotz der Religionen und der Berichte über seltsame Ereignisse über Geisterscheinungen und Wiedergeburt, nichts.
Meiner Empfindung am nächsten steht noch am ehesten Oskar Wilde mit seinem Zitat: "Weder das Höchste noch das Niedrigste kann einem vernichten,
außer man selbst",
oder das Kabartettprogramm von Dorfer, wonach jeder den Himmel seines Glaubens bekommt.
In diesem Sinne denke ich, das Ziel des einzelnen Lebens ist es, mit sich selbst Frieden zu schließen.
Bei einer Flucht kann ich mir aber nicht vorstellen, daß dies vollzogen wird, zumal Flucht nicht gerade auf einen friedfertigen Platz hinweist.
Wobei ich noch einmal auf meinen oberen Text eingehen möchte,
daß ich es doch für wahrscheinlich halte, daß sich, wenn es ein Endgericht gibt,
der Mensch letztendlich und möglicherweise auch sein ganzes "lebendiges" Leben, selbst richtet.

MfG

Triskell
 
Triskell schrieb:
Ciaò Ziesemann,
In diesem Sinne denke ich, das Ziel des einzelnen Lebens ist es, mit sich selbst Frieden zu schließen.
Bei einer Flucht kann ich mir aber nicht vorstellen, daß dies vollzogen wird, zumal Flucht nicht gerade auf einen friedfertigen Platz hinweist.
Wobei ich noch einmal auf meinen oberen Text eingehen möchte,
daß ich es doch für wahrscheinlich halte, daß sich, wenn es ein Endgericht gibt,
der Mensch letztendlich und möglicherweise auch sein ganzes "lebendiges" Leben, selbst richtet.
MfG
Triskell
Ich bin froh, dass Du mir nochmal geantwortet hast, denn ich hatte das Gefühl, Dir mit meiner Replik nicht ganz gerecht geworden zu sein, ein Gefühl, das sich nun zur Gewissheit verdichtet hat.
Flucht kann, muss aber nicht auch Flucht aus der Verantwortung sein. Kann aber auch das Gegenteil bedeuten, s. Arthur Miller "Tod eines Handlungsreisenden", der Freitod verübt aus Verantworung gegenüber seiner verarmten Familie, die numehr in den Genuss der Lebensversicherung kommt.
Die philosophische Frage, das Lebensendziel sei, "Frieden mit sich selbst zu schließen" sprengt den Rahmen dieser Diskussion, denn beim Freitod kann es immer nur um das Auslöschen des leiblichen Menschen gehen, nicht um das "Wesen, das Gebilde Mensch", das in Gottes Hand ist - folgt man Benedikt XVI. Und er würde sicherlich nachdrücklich widersprechen, dass der Mensch sich selbst richtet. Sollte es ein letzinstanzliches Gericht geben, so kann es nicht menschlichen Ursprungs sein, denn dann würde der Mensch sich zum Gott aufschwingen.

Mit freundlichem Gruß
Ziesemann
 
In Würde sterben zu dürfen, ist auch mein Wunsch!

Eingangs wurde von Claus, auf Scharon verwiesen und er stellte die Frage:
„Warum wird versucht, ein großes Leben nicht würdig und friedlich zu ende gehen zu lassen, was bringt es ihm, seinen angehörigen, der welt, wenn er noch einige Monate als lebender Leichnam dahinvegetiert?“


Hier ist m. E. sicherlich die hohe Politik mit im Spiel, damit sich die Nachfolger rechtzeitig zum Tage „X“ formieren können und eine nahtlose Politik fortgesetzt werden kann.

Um vieles einfacher ist dies bei wirtschaftlich oder politisch unbedeutenderen Persönlichkeiten.
Vor ca. eineinhalb Jahren war ein Freund von mir auf der Straße umgefallen und nachdem der Rettungsdienst eingetroffen war wurde er reanimiert, was aber schon zu spät war, denn was übrig blieb war ein hirntoter Mensch, dem mittels Apparaturen künstlich die biologischen Funktionen des Körpers aufgezwungen wurden. Ich war auf der Intensivstation bei ihm und kann nur sagen, es war ein Bild des Jammers. Ein Körper wurde im Takt der Maschine durchzuckt und es war unwürdig einen geistig so hoch stehenden Menschen nicht sterben zu lassen.
Bei diesem Erlebnis wurde mir bestätigt, wie wichtig es ist, eine entsprechende Verfügung im Voraus zu treffen. Vor Jahren habe ich eine Patientenverfügung erstellt, die meine persönliche Einstellung zum Leben und Sterben beinhaltet. Diese ist von meinem Hausarzt gegengezeichnet und ein Duplikat befindet sich bei ihm in meiner Patientenakte. (Vor einem viertel Jahr wurde diese aktualisiert.)

Falls Interesse besteht, bin ich gern bereit den Text hier einzustellen.

MfG Jan Amos
 
Hallo Jan Amos,

ich danke dir für deine Bereitwilligkeit uns in solch einer schwierigen Angelegenheit zu helfen. Auch ich bin daran sehr interessiert.

Gruß von Miriam
 
Darf man eigentlich „für sich selbst“ in Würde sterben oder muss man dies für die „anderen“ tun? Für die Zuschauer?

Kann es nicht sein, dass man als Sterbender oder als ein vermeintlich „Dahinvegetierender“ das Wort „Würde“ ganz anders definiert als ein vermeintlich „würdig Lebender“?

Welchen „Zweck“ hat ein vermeintlich Dahinvegetierender“ für sich selbst oder für das, was wir Seele nennen, mit seinem Leben zu erfüllen?

Es ist wohl eine Glaubensfrage. Aber da „glauben“ ja auch immer „nicht wissen“ heißt, bin ich hin- und hergerissen, weil ich keine Antwort finde.
 
Hallo Wort-schatz,

den Blick, den wir nun auf diese Problematik werfen, ist natürlich einer den man als von aussen kommend definieren muss. Aber, und das ist jetzt auch eine sehr subjektive Meinung, ich stelle mir vor oder bilde mir ein, dass ich in der aktuellen Verfassung eher entscheiden kann, was mit mir geschehen sollte, wenn ich nichtmehr fähig sein werde es mit klarem Verstand (?) zu tun.
Und so entscheide ich jetzt "für mich", aber auch um es den Angehörigen zu erleichtern, dass ich "in Würde" sterben möchte.

Und was verstehen wir unter Würde, was versteht darunter der Mensch der dies nichtmehr definieren kann?
Natürlich könnte sich dann das Wesen das sich nichtmehr artikulieren kann, über die festgelegten Entscheidungen ärgern. Aber auch das ist mir lieber, als die unpersönlichen, nach der bestehenden Norm getroffenen Entscheidungen eines mir fremden Menschens (oder eines solchen Kollektivs).
 
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Ach. meine Freunde!
"Inter faeces et urinas nascimur." ... -und genau unter diesen Umständen sterben wir auch.

Aus Staub sind wir und zu Staub werden wir wieder werden ---

Alles, was hilft, diesen Vorgang erträglich zu machen, nenne ich Würde erzeugen.
Übrigens: In Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge von Rilke lässt Rilke den Ich -erzähler, eben den Malte vom Tode seiner beiden Großväter berichten.
Sie starben so, wie sie gelebt hatten: der eine laut, schwer - den Tod noch bis zum Schlüß überlisten wollend. Der andere: ruhig, geordnet.
Rilke ist der Meinung, jeder erleide seinen eigenen Tod -
Hier Text aus dem Kapitel 7 - im Hotel d`dieu

Kapitel 7


Dieses ausgezeichnete Hôtel ist sehr alt, schon zu König Chlodwigs Zeiten starb man darin in einigen Betten. Jetzt wird in 559 Betten gestorben. Natürlich fabrikmäßig. Bei so enormer Produktion ist der einzelne Tod nicht so gut ausgeführt, aber darauf kommt es auch nicht an. Die Masse macht es. Wer giebt heute noch etwas für einen gut ausgearbeiteten Tod? Niemand. Sogar die Reichen, die es sich doch leisten könnten, ausführlich zu sterben, fangen an, nachlässig und gleichgültig zu werden; der Wunsch, einen eigenen Tod zu haben, wird immer seltener. Eine Weile noch, und er wird ebenso selten sein wie ein eigenes Leben. Gott; das ist alles da. Man kommt, man findet ein Leben, fertig, man hat es nur anzuziehen. Man will gehen oder man ist dazu gezwungen: nun, keine Anstrengung: Voilä votre mort, monsieur. Man stirbt, wie es gerade kommt; man stirbt den Tod, der zu der Krankheit gehört, die man hat (denn seit man alle Krankheiten kennt, weiß man auch, daß die verschiedenen letalen Abschlüsse zu den Krankheiten gehören und nicht zu den Menschen; und der Kranke hat sozusagen nichts zu tun).
In den Sanatorien, wo ja so gern und mit so viel Dankbarkeit gegen Ärzte und Schwestern gestorben wird, stirbt man einen von den an der Anstalt angestellten Toden; das wird gerne gesehen. Wenn man aber zu Hause stirbt, ist es natürlich, jenen höflichen Tod der guten Kreise zu wählen, mit dem gleichsam das Begräbnis erster Klasse schon anfängt und die ganze Folge seiner wunderschönen Gebräuche. Da stehen dann die Armen vor so einem Haus und sehen sich satt. Ihr Tod ist natürlich banal, ohne alle Umstände. Sie sind froh, wenn sie einen finden, der ungefähr paßt. Zu weit darf er sein: man wächst immer noch ein bißchen. Nur wenn er nicht zugeht über der Brust oder würgt, dann hat es


Marianne
 
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