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In Würde sterben?

Eine unfängliche Lösung zum würdevollen Tod wird wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Ich folge dabei Zeilinger's moralisch-etischer Komponente und vor allem meiner Einsicht, daß hier eine Änderung des Gesetzes mit sehr viel Gefahren verbunden ist.

Man muß verstehen, daß einerseits das Recht auf Leben das höchste Gut in unserer Rechtsordnung ist und andererseits, daß das Töten in jeglicher Form eines der schlimmsten Verbrechen in dieser Rechtsordnung ist. Nun haben wir ja schon die Notwehr, die das Töten zwar nicht legal macht, aber von Strafe absieht. Auch andere Formen des Tötens wie im Krieg sind durchaus unter bestimmten Bedingungen gerechtfertigt.

Problematisch ist jedoch das Töten von Kranken und da gehört auch die unterlassene Hilfeleistung dazu. Zeilinger hat da gut darauf hingewiesen und vor allem auch auf die Stellung der Ärzte.

Die Sterbehilfe ist nichts anderes als eine Tötung und muß daher von all den Fällen abgegrenzt werden, die Mord oder Totschlag sind. Wer die Natur des Menschen kennt und sich mit Gesetzen beschäftigt hat, der wird schnell erkennen, wie ungeheuer schwierig es in diesen Fällen ist, eine Regelung in Form eines Gesetzes zu schaffen.

Doch es geht ja nicht nur um das Recht des Kranken, sondern auch darum, jemandem diese Sterbehilfe aufzubürden. Und dieser Mensch muß dann damit leben, daß er zum Tod eines anderen Menschen beigetragen hat.

Keine einfache Sache.
 
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louiz30 schrieb:
Doch es geht ja nicht nur um das Recht des Kranken, sondern auch darum, jemandem diese Sterbehilfe aufzubürden. Und dieser Mensch muß dann damit leben, daß er zum Tod eines anderen Menschen beigetragen hat.

Keine einfache Sache.

doch!
es geht um das recht des Menschen auf selbstbestimmung.
Ich will nicht qualvoll sterben, ich habe vorsorge getroffen, und es wird sich jemand finden.
Für geld findet sich immer jemand.
Warum ist dieses Recht denjenigen vorbehalten, die es sich leisten können nach NL oder B zu fahren, wo es diese Einschränkungen nicht gibt, ich glaube in der Ch ist auch Sterbehilfe legal.

Sie wird von Ärzten geleistet, die nicht nur aus Geldgier handeln, sondern den letzten Willen respektieren, in Würde zu sterben.

Warum nur die Wohlhabenden?

fragt Claus
 
Wenn du genau liest, dann stellst du fest, daß ich dir Recht gebe. Nur sehe ich eben auch die Problematik hinter der gesetzlichen Regelung. Liegt vielleicht daran, daß ich das mal studiert habe.

Nur um sicher zu gehen: ich bin für die Sterbehilfe. Um das mit den Worten eines guten Freundes auszudrücken: Es gibt wesentlich Schlimmeres als zu sterben.
 
Hi Louis,

hageln bei dir auch abwechselnd rote und grüne Punkte für die Beiträge zu diesem thema?

die roten immer anonym.
Leute, schreibt doch besser Eure Meinung hier auf!
und danke für die grünen.
claus
 
So nachdem ich jetzt soweit auskuriert bin und auch, im Gegensatz zu heute mittag, die Seiten sich hier schneller laden, möchte ich auch was zum Thema sagen.

Ich und mein Mann, wir haben beide im letzten Jahr eine Patientenverfügung für uns anfertigen lassen. Wir hatten schon längere Zeit mit dem Gedanken gespielt, aber letztendlich gab der bevorstehende Auslandseinsatz meines Mannes den Ausschlag es nun wirklich einmal in Angriff zu nehmen.
Wir haben mit einem humanistischen Verband Kontakt aufgenommen und die Menschen da haben auch auf unsere Fragen sehr ausführlich geantwortet.
Als die Formulare, welche wir im Internet ausfüllten dann da waren sind wir mit diesen zum Arzt. Auch unser Hausarzt ist dann noch einmal sehr ausführlich alles mit uns durchgegangen so das ganz sicher war das nichts falsch verstanden wurde und die Verfügung genau das ausdrückt was sich jeder von uns im Falle eines Falles wünscht.

Unsere Patientenverfügung ist in erster Linie auf Schmerzlosigkeit aufgebaut, was eben auch bedeuten kann das wir durch eine Schmerzmittelgabe in Kauf nehmen das unser Leben evtl. verkürzt wird.
Ich für mich lehne unter den Vorraussetzungen für die diese Verfügung da ist, z.B. eine Sondenernährung kategorisch ab. Wünsche aber Sauerstoffgabe ebenso wie die Stillung meines Trinkbedürfnisses.
Nur um es mal kurz anzureissen wie vielfältig diese Verfügung sein kann. Man kann sie nicht nur Lebensverkürzend sondern auch Lebensverlängernd gestalten. Z.B. in dem man sagt das man alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen haben möchte. Wenn man eine Patientenverfügung also anerkennt, so muß das in beiden Sinnen der Verfügungen passieren und nicht nur in der Lebensbejahenden.
Die Verfügung regelt ja auch für welchen Fall genau diese gelten soll. Man muß also keine Angst haben das man bei einem Schwächeanfall im Kaufhaus einfach liegengelassen wird. Ich für mich habe die Verfügung darauf ausgerichtet das sie greift wenn -ich mich aller Wahrscheinlichkeit nach im unmittelbaren Sterbeprozess befinde,-ich mich im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befinde.
Ich denke jeder von uns sollte sich damit beschäftigen. Es macht den Angehörigen vieles leichter wenn der eigene Wille schriftlich festgehalten ist.
Ich habe eine Kopie vorsorglich bei meinem HA somit könnte also auch über mich entschieden werden wenn mein Mann sich (wider Erwarten) nicht in der Lage sieht die Verfügung i.F.e.F. anzusprechen.
Ich wünsche mir das mit mir so umgegangen wird, wie ich es für mich ausgesucht habe. Wir haben auch unsere Verwandten darüber aufgeklärt, genau wie über unsere Organspendebereitschaft. Man sollte nicht immer erst drüber reden, wenn es "soweit" ist...denn oft ist der Patient dann nicht mehr in der Lage sich mitzuteilen. Jeder sollte die Würde für sich so definieren wie man sie sich für sich vorstellt. Ein würdevoller Tod bedeutet für mich, schmerzfrei, mit geringstnötigem medizinischem Apparat, in einer (meiner) vertrauten Umgebung zu sterben.
Das Sterben zu Hause!
Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt zum Thema würdevolles Sterben.
Es liegt anscheinend immer weniger in unserer Sterbekultur das wir zu hause sterben dürfen. Warum frag ich mich. Sicher im Seniorenstift leben Menschen die teilweise schon länger ihr eigenes zu hause nicht mehr haben. Aber auch von ihnen würden sicher einige gerne im Kreise ihrer Kinder sterben. Warum wird es so schwer jemanden von dem man weiß das er in den nächsten Stunden stirbt, nach hause transportieren zu lassen. Man kann es erahnen, es lohnt sich wohl der Krankentransport nicht mehr, zu teuer.
Schlimm genug das es viele Menschen gibt die wirklich keine Verwandten haben die einen in diesem Prozess begleiten, da bleibt oft wirklich nur das Pflegepersonal. Aber das denjenigen die bereit sind ihre Sterbenden zu hause zu begleiten und mit ihnen auf den Tod zu warten, Steine in den Weg gelegt werden seitens der Ärzte finde ich absolut nicht korrekt. Oh es gibt soviel zu sagen zu diesem Thema, das man gar nicht mit allem ins Detail gehen kann. Zumindest ich kann es jetzt nicht, meine Kids sind auch wieder genesen und verlangen Abendbrot.
Es gibt auch noch was anderes zum Thema würdevolles Sterben:
Man munkelte ziemlich laut das man den Fürst von Monaco absichtlich am Leben erhielt, weil sich sein Ableben gerade ziemlich unglücklich mit dem von Papst Johannes kreuzte (oder dem Zeitpunkt der Neuwahl zum Papst, ich weiß nicht mehr genau). Die genaueren Hintergründe waren mir nicht wirklich klar, aber wenn dem so war, finde ich das nicht gerade würdevoll. Eine Reihenfolge des Sterbens zu arrangieren entspricht nicht gerade dem was ich unter Würde verstehe.
So das wars erstmal
Sal
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Habe einmal einen Bericht gesehen über Patienten die für einen langen Zeitraum in intensiver (mit lebenserhaltenden Apparaturen) behandelt wurden.
Es war erschreckend. Nach und nach sterben trotz Behandlung die inneren Organe ab.
Das wünsche ich mir nicht, Angst davor habe ich aber auch nicht und habe deshalb keine Vorsorge getroffen.

Grauslich und würdelos ist für mich, wenn ein Sterbender wie ein Aussätziger gemieden wird.

Wir hatten einen schweren Pflegefall in der Familie der mit Morphium monatelang behandelt wurde.
Der Krebs fraß ihn innerlich auf.
Keiner dachte, daß es sich so lange hinziehen konnte.
Gestorben ist er erst, als sämtliche Familienmitglieder seinen Tod wünschten und ihn geistig gehenließen.
Dadurch bekam der Tod etwas erhabenes und würdiges.
Auch die Leichenwäsche hat meinen Abschied erleichtert.
Das Begräbnis gehörte dann nur mehr den Außenstehenden, für mich war der Abschied schon vorbei.

MfG

Triskell
 
Triskell schrieb:
Das wünsche ich mir nicht, Angst davor habe ich aber auch nicht und habe deshalb keine Vorsorge getroffen.


Hallo Triskell,

aber es geht ja nicht unbedingt nur darum ob wir als Betroffene Angst haben, oder eben spezielle Wünsche was die Behandlung betrifft. Es geht eben auch darum das in dem Fall wo wir uns einfach nicht mehr äußern können, bzw. unsere Äußerungen nicht mehr ernst genommen werden, unsere Verwandten befragt werden wie es weiter gehen soll. Und für die Verwandten ist es denke ich einfacher etwas anzustreben was der Patient selbst schon festgelegt hat und was schriftlich vorliegt, als sich aufgrund von Vermutungen eine Entscheidung abzuringen.
Ich persönlich -und in solchen Sachen kann man glaube ich nur für sich selbst sprechen- empfinde den Gedanken daran die Interessen meines Mannes darlegen zu können und mich darauf zu berufen einfacher (und ihm würdiger) als mir selber etwas überlegen zu müssen. <--Wo höchstwahrscheinlich meine Interessen eher in meine Entscheidungen einfliessen, wie seine.

Ich geb mal ein Beispiel:
Mein Mann ist Organspender genauso wie ich. Würde uns beiden gleichzeitig ein Unfall ereilen, müsste (solang unsere Kinder noch zu klein sind) seine Mutter (aus Glaubensgründen absolute Gegnerin der OS) die Entscheidung zur Freigabe für ihn treffen. (Man trägt nicht immer und überall die PV und den OS-Ausweis mit.) Sie würde aus ihrem Glauben heraus eine OS ablehnen. Es würden also ihre Gesinnungen die größere Rolle bei ihrer Entscheidungsfindung spielen.
Natürlich haben wir unsere Ausweise fast immer dabei, aber die ganz wenigen Ausnahmen kann man nicht ausschliessen.

Man nimmt also den anderen mit seiner Vorsorge viel Verantwortung ab indem man seinen Standpunkt irgendwo bereits festgelegt hat.
Ich würde wahrscheinlich aus Egoismus, Liebe oder was auch immer niemals aus freien Stücken verkürzende Maßnahmen für meinen Mann wünschen (obwohl ich für mich das gleiche beanspruche), aber seine Verfügung macht es denke ich leichter wenn die Situation einkehrt.

LG
Sal
 
Salem schrieb:
Ich geb mal ein Beispiel:
Mein Mann ist Organspender genauso wie ich. Würde uns beiden gleichzeitig ein Unfall ereilen, müsste (solang unsere Kinder noch zu klein sind) seine Mutter (aus Glaubensgründen absolute Gegnerin der OS) die Entscheidung zur Freigabe für ihn treffen. (Man trägt nicht immer und überall die PV und den OS-Ausweis mit.) Sie würde aus ihrem Glauben heraus eine OS ablehnen. Es würden also ihre Gesinnungen die größere Rolle bei ihrer Entscheidungsfindung spielen.
Natürlich haben wir unsere Ausweise fast immer dabei, aber die ganz wenigen Ausnahmen kann man nicht ausschliessen.

Hallo Salem,
soweit ich informiert bin, braucht man in Österreich eine schriftliche Erklärung,
um nicht als Organspender, bei Bedarf, verwendet zu werden.
 
Triskell schrieb:
Hallo Salem,
soweit ich informiert bin, braucht man in Österreich eine schriftliche Erklärung,
um nicht als Organspender, bei Bedarf, verwendet zu werden.

Heißt das, das solange man keine Erklärung abgibt, man automatisch als Spender angesehen wird?
Hat eigentlich auch was für sich...
 
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Hallo,

das Einsteinjahr ist zwar vorüber, aber vielleicht ist es trotzdem noch interessant, welche Haltung Einstein zur Lebensverlängerung hatte.

Einstein litt an einem Aneurysma, einer Ausbuchtung der Unterleibsaorta. Wenige Tage vor seinem Tod war das Aneurysma gerissen. Nachdem die Ärzte beraten hatten, fragte Einstein, ob das Ende schrecklich sein würde. Man antwortete ihm: Vielleicht.

Einstein lehnte mehrmals Morphium-Injektionen ab und wies alle Vorschläge einer Operation bestimmt von sich:

Ich möchte gehen, wann ich möchte. Es ist geschmacklos, das Leben künstlich zu verlängern. Ich habe meinen Anteil getan, es ist Zeit zu gehen. Ich möchte dies elegant tun.

Gruss
Hartmut
 
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