• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Herzensbildung

Nachtrag: Zur Mittelmäßigkeit

Ich wollte bei der Einstellung des Textes folgende Passage besonders hervorheben, was ich hiermit nachhole.
Jan Amos

Jesus aber rief sie heran und sprach: Ihr wißt, daß die Regenten der Nationen sie beherrschen und die Großen Gewalt gegen sie üben. Unter euch wird es nicht so sein; sondern wenn jemand unter euch groß werden will, wird er euer Diener sein, und wenn jemand unter euch der Erste sein will, wird er euer Sklave sein;
 
Werbung:
Bernd schrieb:
Wenn ihr den Begriff von Tugend und Bildung nicht ablegen könnt, werdet ihr immer nur unter sekundärem Blick Herzens...-wärme, -angelegenheit oder -wunsch betrachten. Ihr werdet nie bis dahin vordringen, was eure Natur ist/war. Was ist unsere Natur?

Hallo Bernd!
Du beschreibst das, was geschehen kann, wenn Herzensbildung nicht stattgefunden hat. "Bildung" im Zusammenhang mit dem Bereich der Seele und der Gefühle (dieser Bereich ist ja wohl mit dem Begriff "Herz" hier gemeint), ist für mich nicht so gemeint, dass wir lernen müssen, was z.B. die christiliche Nächstenliebe verlangt, oder dass wir immer lieb und nett zu anderen sein und die Gebote Gottes befolgen sollen .

Herzensbildung bedeutet für mich, hinhören lernen auf die leisen Töne, in uns selbst und bei den anderen, auch das ernst nehmen, was auf den ersten Blick nicht vernünftig ist. Herzenswärme ist das Ergebnis. Wenn ich erlebt habe, wie gut ich mich fühle, wenn mir nicht Kritik und Forderungen entgegengebracht werden, sondern Verständnis und Mitgefühl, dann lerne ich auch, dem anderen so zu begegnen.

Herzensbildung sehe ich als notwendige Ergänzung zur Schulung des Verstandes.

Schön wäre es, wenn Kinder schon von Geburt an erleben würden, dass sie so wie sie sind eine Lebensberechtigung haben, dass Eltern sie in ihrer Entwicklung begleiten aber nicht beschränken. Vielleicht kommt das ja auch vor, aber jene Menschen, die nicht so groß geworden sind, brauchen keinen, der ihnen sagt, wie sie Herzenswärme entwickeln können, solange sie nicht jemandem begegnen, der ihnen diese Wärme erst einmal gibt.

Herzensbildung (und als Ergebnis Herzenswärme) ermöglicht es, seinen Mitmenschen offen zu begegnen, ohne Angst, nicht angenommen zu werden.

Die Falle heißt - wie so oft - so tun, als ob. Wenn ich nur einem Tugendkodex folge, dann bin ich nicht wirklich so, wie ich sein will. Dann wird Tugend zur Forderung und vom Geforderten zur Verpflichtung. Damit wird das, was der Mensch von sich aus ist, verleugnet, als falsch und verbesserungsbedürftig eingestuft und entwürdigt.

Klugheit, Verstand und Wissen werden in unseren Breiten als besonders wichtig förderungswürdig angeschaut, aber die fehlende Herzensbildung ist es, die das Miteinander oft so kalt und schwierig macht.

Das Verordnen funktioniert allerdings nicht. Wem es ein Anliegen ist, der muss bei sich selber anfangen. Da gibts dann genug zu üben, denn in dem Moment wo er meint, er müsse es den anderen auch beibringen, hat er das Ziel schon verfehlt.


lilith
 
Hi, Lillith!

Im Großen und Ganzen kann ich allem, was Du sagst, zustimmen.
Ich würde das ganze allerdings viel kürzer formulieren.Herzensbildung ist der sichere Gebrauch der emotionalen Fähigkeiten des Menschen.
Und in diese Richtung haben bereits Bernd und ich hier argumentiert.
Denke ich mal .....
Das feed back, das ein Mensch erhält, dessen Fähigkeiten auf diesem Gebiet stark ausgebildet sind, wirkt dann natürlich wieder als Verstärker.
So trägt jedes Verhalten seinen Lohn in sich ...

Marianne

apropos:
So kann es durchaus zur Herzensbildung gehören, einem Menschen, der z.B. unverhohlen eitel ist, das auch mal " brutal" vor Augen zu führen. Der/die "Eitle" hat so vielleicht nur Möglichkeit, sein/ihr Verhalten zu ändern. Ich greife / griff zu solchen Mittel nur, wenn ich einen Menschen mag, denn es wird einem kaum je gedankt, wenn man aufrichtig ist.
In der Psychoanlalyse wird sehr häufig mit dieser Methode gearbeitet.

Mich stört an dier hier laufenden Diskussion, alles wieder nur in eine nur Positives ( oft scheinbar) Positives als herzgebildetes, herzerwärmendes Verhalten zu sehen. Übrigens bin ich der Meinung, dass, je differenzierter man sich rational sehen kann, desto unmittelbareren ZUgang zu seinen Emotionen kann man haben. Das hängt dann aber mit dem Menschentyp zusammen und ist so eine andere Geschichte. Bei extrovertierten Menschen stimmt das mit großer Wahrscheinlichkeit.



Marianne
 
Marianne schrieb:
...So kann es durchaus zur Herzensbildung gehören, einem Menschen, der z.B. unverhohlen eitel ist, das auch mal " brutal" vor Augen zu führen. ....

In der Psychoanlalyse wird sehr häufig mit dieser Methode gearbeitet.

Genau das meinte ich eben nicht, außer du bist explizit eine Therapeutin, die von demjenigen auch in dieser Funktion engagiert wurde.
Zur Herzensbildung gehört es mMn dazu, auch etwas zu akzeptieren, was einem nicht passt.
Aber es gehört auch dazu, zu spüren, wo man sich was erlauben kann. Erziehung im Sinne von "jemandem etwas beibringen" hat damit nichts zu tun.

Mich stört an dier hier laufenden Diskussion, alles wieder nur in eine nur Positives ( oft scheinbar) Positives als herzgebildetes, herzerwärmendes Verhalten zu sehen. Übrigens bin ich der Meinung, dass, je differenzierter man sich rational sehen kann, desto unmittelbareren ZUgang zu seinen Emotionen kann man haben. Das hängt dann aber mit dem Menschentyp zusammen und ist so eine andere Geschichte. Bei extrovertierten Menschen stimmt das mit großer Wahrscheinlichkeit.

Marianne

Kann es sein, dass das Positive deswegen hier im Vordergrund steht, weil es als positiv empfunden wird, wenn einem warm ums Herz ist? Was mein Herz groß und weit macht, was mich froh und glücklich macht, das ist doch gemeint! Und das gibt es wirklich. Ich kann es fühlen in manchen Momenten.

Ich bin auch Realistin, liebe Marianne. Glücklichsein gehört zu meiner Realität. Allerdings auch vieles andere.
 
Lillith - Herzensbildung ist es nicht, unter den Tisch zu kehren.
Wie ich schon sagte, das gilt nur für freundschaftliche Bindungen , das mal " brutal" zu sagen, was für einen selbst Sache ist.
Immer unter den Tisch zu kehren - Herzenbildung zeigen, kann die schönste Beziehung zerstören.
Zur therapeutischen Berechtigung
Die Beziehung selbst berechtigt es, so zu handeln und das obendrein noch als Ausdruck wahrer, d.h. aufrichtiger " Herzens" bildung, wie Ihr sagt, emotionale Beziehungspflege, wie ich sage. Das autorisiert beides: liebevollen Trost, wo es nötig ist - negatives feed back , wo halt das nötig ist. Solche Gespräche bringen etwas: jede/r der Parner kann sagen, was Sache ist - und in der Regel mag man sich dann viel mehr und fühlt sich so angenommen, wie man ist. Das sind jedenfalls meine ERFAHRUNGEN.
Wer, wenn nicht meine Freunde sollen mir sagen, wo ich " eitel, albern, unverständig, hartherzig usw usw bin?



frdlg

Marianne
 
suche schrieb:
Lieber Bernd!

Ehrlich gesagt, tue ich mir schwer, mit dem von Dir Gesagten umzugehen.

Vielleicht bin ich auch gar nicht fähig dazu. Jedenfalls muss ich mir viel Zeit nehmen, um Deine Einstellung zum Leben zu verstehen und Stellung zu beziehen. Doch ich werde es versuchen.

Jetzt aber muss ich weg. Ich muss mir eigens Zeit dafür nehmen, um Deinen Text vorerst verstehen zu lernen. Ich weiß nämlich nicht sofort, was Du mit Deinen Worten meinen könntest.

Liebe Grüße

suche :haare:

Lieber Bernd!

Das Schicksal wollte es so. Ich hatte mich jetzt stundenlang mit einem auf Deine Gedanken eingehenden Beitrag beschäftigt. Ich wollte mein Versprehen einhalten und habe es auch gern getan.

Obwohl ich im Denkforum angemeldet war, sollte ich mich anmelden. Dabei ging mein Beitrag verloren. Sorry! Doch habe ich bemerkt, dass sich so viele andere mit Dir beschäftigt haben. Ich glaube nicht, dass ich den verloren gegangenen Beitrag nochmals schreiben kann. Zeitmangel.

Liebe Grüße


suche
 
Marianne schrieb:
Mich stört an dier hier laufenden Diskussion, alles wieder nur in eine nur Positives ( oft scheinbar) Positives als herzgebildetes, herzerwärmendes Verhalten zu sehen. Übrigens bin ich der Meinung, dass, je differenzierter man sich rational sehen kann, desto unmittelbareren ZUgang zu seinen Emotionen kann man haben. Das hängt dann aber mit dem Menschentyp zusammen und ist so eine andere Geschichte. Bei extrovertierten Menschen stimmt das mit großer Wahrscheinlichkeit.

Marianne


Guten Abend liebe Marianne,

da ich in dieser Bemerkung mit eingeschlossen bin, nehme ich dazu Stellung.

Ein Thema wird mit einem Reizwort eröffnet und je nachdem wie interessant es für die übrigen Forumsteilnehmer ist wird es kontrovers behandelt, was auch gut und richtig ist, denn ausschließliche Übereinstimmung bringt uns nicht weiter in unserer Entwicklung.

Da ich gerne bildliche Gleichnisse benutze, möchte ich das auch jetzt tun.
Der Titel ist zunächst ein roher Stein, der in der Edelsteinmine ausgegraben wurde und nun - in Deutschland sage ich mal nach Idar-Oberstein – in die Edelsteinschleiferei gebracht wird, um möglicherweise ein kostbares Juwel daraus zu fertigen.
Zunächst werden die groben Kanten beseitigt und dann wird die Facettierung festgelegt und nun kommt der Schliff. Nach und nach zeigt sich wie kostbar das Ausgangsmaterial ist, und mit der Politur erstrahlt der Solitär dann in seiner ganzen Schönheit und das Licht bricht sich im gesamten Spektrum.

Auch hier soll, wenn das Thema erschöpfend behandelt wurde, das ganze Thema dieser „Solitär“ sein, damit wir alle, die daran mitwirkten einen persönlichen Gewinn damit erworben haben.

MfG Jan Amos
 
Hi, Jan Amos,

Mir gefällt, wie Du die Entwickung unserer Diskusssion hier analysierst. Ich kann mich da total anschließen.
Das eben scheint mir der Reiz von Diskussionen über Begriffe zu sein, dass sie " schleifbar sind. - Du nennst sie Solitär. Und ich gebe Dir ebenfalls Recht: den Solitär "Herzenbibildung" haben nun schon viele Diamantenschleifer in ihren " Schleiferklauen " gehabt, dass er nun schon ganz ordentlich funkelt.


frdlg

Marianne
 
Hallo am frühen Morgen!
Ich kann den vorangegangenen Beiträgen bzw. deren Schreibern auch zustimmen. Ich kann ja nur aus meiner Sicht sagen, was Herzensbildung für mich bedeutet.

@Marianne:
Ich verstehe was du meinst. Es geht darum, sich selbst nicht zu verbiegen, das herzuzeigen und auszudrücken, was eben gerade los ist und was mir am anderen nicht gefällt. Das sehe ich wie du. Aber ohne Herzensbildung ist es schwer zu unterscheiden, ob ich dem anderen nicht nur meinen eigenen Ärger auflade.
Aber auch das ist ja notwendig.

@Jan amos
Schön formuliert. Bin schon neugierig ob´s am Ende funkelt.

lilith
 
Werbung:
Na ja,
ich mag das Wort nach wie vor nicht, da koennt ihr den Rohdiamanten schleifen und putzen und edel fassen - ich finde es ziemlich kitschig.
Es passt zur "Koenigin der Herzen", deren Konterfei auf Porzellantellern.
Soll es ein Synonym sein fuer tolerant, verstaendnisvoll, liebevoll?
Dass diese Qualitaeten zum Menschsein gehoeren, halte ich eigentlich fuer selbstverstaendlich!
Ich verstehe nur nicht, wieso sie scheinbar automatisch in Konkurrenz zur formalen Bildung genannt werden.
Warum klingt immer wieder mehr oder weniger deutlich durch, dass das eine das andere zwangslaeufig ausschliesst?

Fortuna
wuerde das gern wissen ;)
 
Zurück
Oben