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Herrenmensch

Original geschrieben von majanna
So gesehen, bin ich stolz drauf, kein Herrenmensch zu sein.
Der Herrenmensch fühlt nicht mit und hat sich für die MACHT DER LIEBE zu gemacht. Hat er seinen Willen zur Macht völlig falsch eingesetzt... :eek: Ganz schön dumm vom Herrenmenschen...:D

Gysi
 
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Wer Herr ist seiner selbst

Wer Herr ist seiner selbst,
Und sich selbst übersteigt,
Um des wahren Sieges willen,
Ist des Sieges gewiß.

Morihey Uyeshiba, Begründer des Aikido

ukemiOS.jpg



Wer einen Sieg über andere erringt ist stark. Wer einen Sieg über sich selbst erringt, ist mächtig.

Laotse

laotse.jpg
 
Hallo Scilla,

ich möchte mich konkret auf deine Fragestellungen beziehen:

1) was ist ein Herrenmensch?
2) wie denkt ein Herrenmensch?
3) sind Herrenmenschen und begabte Menschen dasselbe?
4) wie verhindert man, daß es Herrenmenschen gibt?

zu 1)

Ich denke ein sog. "Herrenmensch" ist ein Mensch, der sich selbst als Führer anderer Menschen betrachtet.

zu 2)

Ich vermute ein Herrenmensch denkt, dass er, als führende Person, anderen Menschen höhergestellt ist und somit ein natürliches Recht zur Bevormundung anderer Menschen insich trägt. Dieses Führungsrecht wird sicherlich nicht zufälligerweise in vielen Diktaturen direkt von einer Gottheit abgeleitet, welche dann als höchste und nicht greifbare Instanz das Grundrecht und die Ideologie bietet, welche es einem Alleinherrscher z.B. ermöglicht, das Recht zur Bestimmung und Führung anderer Menschen als nicht kritisier- und angreifbare Instanz zu halten.

Doch dies sind im Grunde nur die Arten, wie sich Herrenmenschen darbieten und ihre Macht konservieren sowie absichern. Desweiteren denke ich, dass ausnahmslos jeder Mensch Machtgedanken hegt und danach strebt, in irgendeiner Weise die Mündigkeit über andere Menschen zu erlangen und auszuüben, auch wenn dieser Machtanspruch, mangels eigener Möglichkeiten, letztlich bis auf den Familienhund reduziert werden muss. Ich sehe das Rollenverhalten der Menschen als prägend für das Machtempfinden an. Wenn z.B. ein Mensch als Sohn/Tochter eines Mächtigen geboren wird, dann stehen diesem Nachkommen ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung als z.B. einem Bauernjungen. Der Sohn des Mächtigen lernt schon früh das Ausüben der Macht über andere Menschen und erfährt, das diese ihm selbstverständlich gehorchen und nimmt dann in der Folge die seinige Macht als Selbstverständlichkeit hin. Er sieht sich somit in der Rolle des Mächtigen, der Bauernsohn hingegen erfährt, dass er vielmehr zu gehorchen hat und das es mächtige Menschen gibt, denen er selbstverständlich zu folgen hat. In der Folge tragen sich diese Rollen später selbst und werden meist nicht hinterfragt. Sie werden erst dann ernsthaft hinterfragt, wenn die eigene Existenz bedroht ist und ein Machtsystem Ungerechtigkeiten offenbart, erst dann wird ein bestehendes Machtkonstrukt kritisiert und gegebenenfalls bekämpft. Da Hierarchien jedoch für das Funktionieren unserer Gesellschaften von jeher notwendig waren, bleiben sie immer solange unhinterfragt, bis sie evident nicht mehr funktionieren, dann werden sie durch andere Machtsysteme, die dann ebenso selbstverständlich hingenommen werden, ersetzt.

Das obige Beispiel ist natürlich nur ein möglicher Erklärungsversuch.

Ich halte fest: Jeder Mensch strebt nach Macht, das Machtstreben richtet sich an die tatsächlich präsenten Möglichkeiten eines Menschen in Bezug zu seinem jeweiligen Lebensumfeld. Hierbei ist die Erziehung in ein Rollenselbstverständnis ein entscheidender Gesichtspunkt. Ein Arbeitersohn/tochter wird daher i.d.R. anders nach Macht streben als z.B. der Sohn/Tochter eines reichen Industriellen. Die Kinder des Arbeiters sehen sich in einer anderen Rolle und ihr Machtstreben wird enstsprechend geprägt, was mitunter darin mündet, dass das Machtstreben sich in Unterordnung und Gehorsam verkehrt, um somit hierdurch widerum Macht durch Machtakzeptanz zu erreichen.

zu 3)

Es ist sicherlich gerade in unserer Zeit klar zu ersehen, dass Menschen in Machtpositionen vielerlei Begabungen aufweisen, die dann dazu führten, dass sie in solche Positionen überhaupt gelangen konnten. Sei es eine ausgeprägte demagogische Begabung (z.B. Politiker) oder aber andere Fähigkeiten, die sie z.B. bei demokratischen Wahlen derart von der Masse abhebten, dass sie auf Grund der jeweiligen Überbegabung in Amt und Würden berufen wurden. Daher ist Macht gerade in einer Demokratie auch sehr oft mit Begabung verbunden, aber auch hier muss ein entsprechendes Rollenselbstverständnis gegeben sein, denn ein Mensch, der keinen gezielten Machtanspruch verfolgt und dessen Selbstbewusstsein eine solche Machtstellung nicht zu tragen vermag, da - wie oben erwähnt - das hierfür nötige Selbstverständnis fehlt, wird, wie ich vermute, keine Machtstellung längerfristig tragen/verkraften können.

zu 4)

Die Beantwortung dieser Frage erübrigt sicht somit.


Viele Grüße,

Philipp
 
ich bin mir nicht sicher,
ob jeder Mensch nach Macht strebt

was ist mit einem Ältestenrat?
das ist es doch so,
daß bestimmten Menschen
gerne eine Autorität zugebilligt wird,
weil sie die meiste Erfahrung haben

was ist mit Asterix ...?
Miraculix ist ein Weiser
Asterix ist ein Held
Obelix ist ein einfältiger, aber guter, dazu bärenstarker Mensch
die Geschichte dreht sich immer um die drei (wau! äh ... vier)
und die Geschicke des Dorfes liegen eigentlich nur in ihren Händen bzw. Pfoten
der Häuptling ist ein Depp,
seine Frau sieht sich als etwas besseres an (= first lady)
ist aber noch immer unzufrieden
denn sie hat ja einen Bruder,
der es in Lutetia zu etwas gebracht hat
 
was ist ein Herrenmensch?
wie denkt ein Herrenmensch?
sind Herrenmenschen und begabte Menschen dasselbe?
wie verhindert man, daß es Herrenmenschen gibt?
(Text von scilla)

zu Frage 1:
unter einen Herrenmenschen stelle ich mir einen Menschen vor, der herrschen will und mächtig sein möchte oder es schon ist, einen ungerechten Egozentriker.

zu Frage 2:
meine Vermutung: ich bin der Grösste, Schönste, Mächtigste und Klügste auf der Welt, erst komme ich, dann eine ganze Weile gar nichts und dann meine Untertanen, die mir dienen und gehorchen sollen.

zu Frage 3:
nein

zu Frage 4:
das kann man nicht verhindern, es gibt solche Menschen, nur dürfen sie meiner Meinung nach keine Führungsaufgaben übernehmen, sie sind eine Plage für andere.
Ein Herrenmensch ist kein Alpha, ein Alpha hat soziale Kompetenz.
 
hallo nina

wenn man einen Herrenmenschen behindern will
wie macht man das?

müssen sich Vereinigungen Vieler bilden,
die sich gegenseitig klüger machen
und in Konkurrenz zum Herrenmenschen treten?

müssen die wahrlich Begabten/Intelligenten ...
ihr Talent in Kunstwerke umsetzen,
damit jeder sieht,
daß der Herrenmensch nur ein machtgieriger Mensch ist?

Können die Begabten/Intelligenten bzw. die Vielen das alleine schaffen,
oder brauchen sie sich dabei gegenseitig?
(a) der Begabte/Intelligente schaut nicht abfällig auf OttoNormal herab, sondern erklärt geduldig
(b) die Vielen sind nicht neidisch,
daß trotz ihrer Anstrengungen bestimmte Aufgaben eben nur von dazu Begabten/Intelligenten geleistet werden können
 
Scilla ...

Herrenmenschen sind eine Plage ...

... niemand nimmt sie so recht für voll, aber ... sie behindern alle ... sie sind wie Zecken im Pelz ...

Kann man sie aufhalten ... Ja - kann man, aber dann muss man bereit sein, einiges einzustecken, denn sie geben ihre Position nicht gerne auf ... und sie sind hinterlistig ... aber nicht besonders intelligent, was die Hinterlist dann meist verpuffen läßt ... :p

Sie werden überhaupt nicht gerne durchschaut ... das macht sie zu Feinden, allerdings auch nicht besonders schlimm, mangels Einfaltsreichtum :p :p

(ich kenne solche Menschen, habe täglich mit ihnen zu tun, habe diesen Text aus den Gedanken über diese "Herren" geschrieben)
 
AW: Herrenmensch

Mehr oder weniger durch Zufall habe ich dieses interessante Thema entdeckt.

Der Herrnmensch hat Machtansprüche und schaut auf die anderen hinunter, hält sie für minderwertig.

In Wirklichkeit ist er minderwertig, da er glaubt, mehr Wert zu haben als ein anderer Mensch.

Traurig ist es nur, wenn Menschen in diesem Glauben erzogen werden. Sie neigen dann dazu, jedem anderen, den eigenen und die eigene Meinung schadlos aufzwingen zu dürfen. Sie glauben sich auf alle Fälle im Recht und nehmen sich dieses auf allen möglichen Gebieten heraus, was ihnen nicht zusteht. Häufig demütigen sie die "Ungläubigen" - auch Religionen und Sekten erheben den Anspruch auf den Herrenmenschen, d.h. mehr zu gelten als die anderen.

Sie neigen dazu diesen Machtanspruch zu festigen, indem sie auf raffinierte Art andere in ihr System einbinden, um mit diesen zusammen ihr Unwesen zu treiben.

Die Nationalsozialisten hatten den Begriff des Herrenmenschen in ihrem Programm. Doch trifft man diese Spezies von Menschen noch immer an, und zwar dort, wo man sie am wenigsten vermutet.

Herrenmenschen sind ein Übel der Menschheit. Es sieht jedoch so aus als würden sie nicht aussterben.

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AW: Herrenmensch

Dr. Th. Lorch (1949?): Moral und Politik.-

16f
Die große Mehrzahl der Menschen wird nie dazu kommen, sich in sittlicher Freiheit selbst zu entscheiden.
Lassen sie sich nicht bestimmen durch die Sitte der Väter oder der Priester,
so sind sie entweder der Haltlosigkeit ausgeliefert oder sie unterwerfen sich dem nächstbesten Führer.
Der Philosoph mag mit Geringschätzung von den Menschen reden, die es nicht zur Autonomie,
d. h. zur freien eigenen Entscheidung, bringen.
Doch der Mensch verliert nichts von seiner Würde, wenn er sich unter echte des Gehorchens würdige Autorität stellt.
Tausendmal besser ist der Mann, der im Gehorsam gegen einen weisen frommen Ratgeber das Gute tut,
als der andere, der sich zutraut, selbst wählen zu können, aber doch nicht dazu in der Lage ist.
Jedermann ist ja in seiner Jugend unter der Autorität seiner Eltern und Lehrer.
Und später gibt der nichts von seiner Würde preis,
der sich in Ehrfucht beugt unter große Geister der Vergangenheit und unter die sittlichen Heroen seiner Zeit.
Der stärkste und beste Mann aber ist der, der da, wo ihm Gottes Wille begegnet,
alles eigene Wollen preisgibt und nur das will, was Gott befiehlt.

laut Vorwort in einem Internierungslager in Indien geschrieben!!!

5
Als die Arbeit 1945 in ihrer ersten Fassung fertig vorlag, war sie kürzer. Die Erweiterung nahm keine Änderung des ursprünglichen Charakters vor

der Text könnte auch von mir stammen.
die Mannhaftigkeit (Väter, jedermann, der stärkste und beste Mann) und die 'sittlichen Heroen' verbuche ich unter Zeitgeist

ps

das Buch habe ich durch Zufall gestern in einem kirchlichen Haushaltsauflösungen-Geschäft gesehen
und zusammen mit einem anderen für insgesamt 1 Euro (davon waren allein 50 Cent Spende!) erworben
 
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