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Heidegger und die Rhetorik

Aber gehe ich richtig in der Annahme, dass er über Nietzsche stehen wollte?

Großmeister zeigen öfter solche Begierde...;)

da sollte man differenzieren zwischen wirklichen meistern und solchen welche gerne die erscheinung erwecken möchten .. ^^ dem wahren meister sind diesbezüglich andere egal - er weiss wo er steht und hat ein grosses selbstvertrauen. wo entnimmst du deine vermutung ?
 
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da sollte man differenzieren zwischen wirklichen meistern und solchen welche gerne die erscheinung erwecken möchten .. ^^ dem wahren meister sind diesbezüglich andere egal - er weiss wo er steht und hat ein grosses selbstvertrauen. wo entnimmst du deine vermutung ?

Bei beiden geht es um das Sein...Heidegger "SuZ" und Nietzsche ohne Zeit...
 
@ Ellemaus: Nun ich habe den Eindruck, dass Heidegger schon versucht hat Nietzsche philosophisch quasi zu übertrumpfen (und Nietzsche ist ja für ihn ein Metaphysiker noch). Und ja Heideggers Terminologie bzw. seine Sprache ist nicht einfach, und bestimmte Punkte die Heidegger anspricht , in eine Sprache zu übersetzen die nicht die von Heidegger ist, ist nicht unbedingt einfach. Es besteht immer die Gefahr , dass man in die Terminologie Heideggers zurückfällt (seinen Jargon um mit Adorno zu sprechen), man selbst also "heideggert", wenn man versucht Heideggers Begriffe rück zu übersetzen in eine andere Sprache. Der Begriff des Daseins bei Heidegger ist z,B. ein Begriff der nicht ganz einfach zu erklären ist in einer anderen Sprache als der Heideggers (oder der Begriff der Rede/Sprache usw.).

Was mich eben an Heidegger interessiert, ist seine philosophische Beschäftigung in den 1920er Jahren also vor allem in der Zeit , wo er am seinem sog. Hauptwerk Sein und Zeit gearbeitet hat. Die Sophistes-Vorlesung und die Vorlesung "Grundbegriffe der aristotelischen Philosophie" fallen genau in diesen Zeitrahmen. Und es interessant zu lesen, wie Heidegger dort die aristotelische Rhetorik und den platonischen Phaidros liest und sein Denken zur Rhetorik dort philosophisch artikuliert. Bedauerlichweise gibt es nur eine Spur von dieser Auseinandersetzung in §29 von Sein und Zeit (S.138), wo er am Rande einen Kommentar zur aristotelischen Rhetorik abgibt. In den Vorlesungen ist das Ganze ausführlicher behandelt als in Sein und Zeit. Dennoch ist die Reflexion von Heideggers Verhältnis zur Rhetorik und vor allem zur Sprache, nicht unerheblich für das Verständnis von Heidegger selbst.

Übrigens geht es bei Nietzsche weniger um das Sein als bei Heidegger. Nietzsche ist eher ein Freund des "Werdens" als des Seins ^^
 
@EarlGrey: Heidegger wird zwar gemeinhin dem Existentialismus zu geordnet, er hat sich aber selbst nicht als Existentialist gesehen. Für mich ist wie gesagt spannend, wie Heidegger und Nietzsche zur Rhetorik stehen, denn beide haben sich ja in ihren Schriften zu diesem Thema recht unterschiedlich geäußert. Heidegger selbst kann aber immerhin Nietzsches Vorlesungen zur antiken Rhetorik, hat diese also rezipiert , aber eben auch kritisch angegangen. Heidegger ist natürlich kein einfacher Denker und seine Terminologie ist auch nicht einfach nachzuvollziehen.
 
heideggers verhältnis zur sprache ist für ihn als sprachanalytiker von elementarer bedeutung... für ihn besteht mE auch kein grosser unterschied zwischen "sprache" als die menge aller worte/begrifflichkeiten und dem "Sein" als die menge und abbildung von allem erkannten bzw erkenntnishorizont eines menschen. wenn er also das Sein untersucht so untersucht er zwangsläufig auch die sprache. und diese auch als handwerks-zeug eines rhetorikers/redners.
 
natürlich will heidegger höher stehen als nietzsche - so wie jeder schüler höher stehen sollte als sein lehrer - die entwicklung geht eben weiter und jeder baut auf die werke seiner vorgänger auf. aber so ist jeder grundschüler heutzutage in der physik weiter wie die grossen alten physiker - ebenso wie heute jeder depp nach amerika fliegen kann - das mindert aber nicht die qualität der genies..... es kommt darauf an was man geschaffen hat und nicht wo man sich befindet.
 
natürlich will heidegger höher stehen als nietzsche - so wie jeder schüler höher stehen sollte als sein lehrer - die entwicklung geht eben weiter und jeder baut auf die werke seiner vorgänger auf. aber so ist jeder grundschüler heutzutage in der physik weiter wie die grossen alten physiker - ebenso wie heute jeder depp nach amerika fliegen kann - das mindert aber nicht die qualität der genies..... es kommt darauf an was man geschaffen hat und nicht wo man sich befindet.


Ja so ist es im Grunde immer bisher in der Philosophiegeschichte gewesen, der eine Denker, will den anderen Denker ( der der Vorgänger ist) übertrumpfen. Das kann man schon denke ich mit Hegel und Kant sehen oder Schopenhauer und Nietzsche. Dennoch ohne den philosophischen Vorgänger gäbe es kein Nachfolger, also ohne Kant kein Hegel und ohne Schopenhauer kein Nietzsche usw. Und Schopenhauer war ja Nietzsches philosophischer Lehrer. So geht halt die philosophische Entwicklung weiter. Manchmal kann aber auch der sog. philosophische "Nachfolger" nicht einen philosophischen Fortschritt bedeuten, sondern sogar ein phil. Rückschritt sein in manchen Fällen , wie ich finde....

Es gibt bei Heinrich Heine eine schöne Formulierung: jeder Diamant schleift einen anderen.. am Diamanten Schopenhauer (dem philosophischen Genie Schopenhauer) hat sich Nietzsche gerieben und ist dabei selbst zu einem philosophischen Diamanten geworden.

Ja für Heidegger ist das Verhältnis zur Sprache immens wichtig, und er sieht auch einen Zusammenhang zwischen Sprache und Sein. Heidegger ist zur Rhetorik gekommen, da er sich philosophisch mit Platon und Aristoteles beschäftigte (und hier hat er eben auch philosophisches Augenmerk auf deren Verhältnis zur Rhetorik gelegt).

Jeder der sich mit der Sprache (philosophisch) beschäftigt, kommt früher oder später nicht an der Rhetorik vorbei. Denn die Rhetorik ist ja eine wichtige praktische Ausübung der Sprache.
 
@EarlGrey: Heidegger wird zwar gemeinhin dem Existentialismus zu geordnet, er hat sich aber selbst nicht als Existentialist gesehen. Für mich ist wie gesagt spannend, wie Heidegger und Nietzsche zur Rhetorik stehen, denn beide haben sich ja in ihren Schriften zu diesem Thema recht unterschiedlich geäußert. Heidegger selbst kann aber immerhin Nietzsches Vorlesungen zur antiken Rhetorik, hat diese also rezipiert , aber eben auch kritisch angegangen. Heidegger ist natürlich kein einfacher Denker und seine Terminologie ist auch nicht einfach nachzuvollziehen.

Was meinst du, wo man Nietzsche überall versucht hat einzuordnen? Heidegger sagt ja deutlich, dass er über die Metaphysik von Nietzsche steigen will, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.
Das Heidegger also das Sein auf seine Art erklären will, war und ist für mich schon interessant. Denn er nimmt ja auch dazu einen Hammer. ;)
 
natürlich will heidegger höher stehen als nietzsche - so wie jeder schüler höher stehen sollte als sein lehrer - die entwicklung geht eben weiter und jeder baut auf die werke seiner vorgänger auf. aber so ist jeder grundschüler heutzutage in der physik weiter wie die grossen alten physiker - ebenso wie heute jeder depp nach amerika fliegen kann - das mindert aber nicht die qualität der genies..... es kommt darauf an was man geschaffen hat und nicht wo man sich befindet.

Ja und Nein! Bei Nietzsche ist es halt anders. Denn will man Nietzsche verstehen, muss man auch das Denken 'Innen' richtig verstehen.
Und dann versteht man auch 'das Warten' und 'das Nichts'...
Es kommt immer darauf an, wo man sich im Denken befindet und noch viel wichtiger, nicht stehen bleiben, wenn man eine eigene Erfahrung machen durfte.
Mich würde schon interessieren, welche 'Selbsterfahrung' Heidegger für sein Denken nimmt. Strenge und Disziplin (Dogmatismus) = abstracte Tiefe - Wahrheit?
 
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Was mich eben an Heidegger interessiert, ist seine philosophische Beschäftigung in den 1920er Jahren also vor allem in der Zeit , wo er am seinem sog. Hauptwerk Sein und Zeit gearbeitet hat. Die Sophistes-Vorlesung und die Vorlesung "Grundbegriffe der aristotelischen Philosophie" fallen genau in diesen Zeitrahmen. Und es interessant zu lesen, wie Heidegger dort die aristotelische Rhetorik und den platonischen Phaidros liest und sein Denken zur Rhetorik dort philosophisch artikuliert. Bedauerlichweise gibt es nur eine Spur von dieser Auseinandersetzung in §29 von Sein und Zeit (S.138), wo er am Rande einen Kommentar zur aristotelischen Rhetorik abgibt. In den Vorlesungen ist das Ganze ausführlicher behandelt als in Sein und Zeit. Dennoch ist die Reflexion von Heideggers Verhältnis zur Rhetorik und vor allem zur Sprache, nicht unerheblich für das Verständnis von Heidegger selbst.

Du meine Güte, habe nun das Werk 'SuZ' wieder hervor gekramt und stelle erstaunt fest, wie intensiv und systematisch wir uns da durch gearbeitet haben. War ich das? :D

Meinst du?

"Unter dem Titel der Affekte und Gefühle sind die Phänomene ontisch längst bekannt und in der Philosophie immer schon betrachtet worden." (aus Heidegger SuZ)

Klingt für mich etwas abwertend, aber Heidegger brauch halt Stimmung. Wie soll das aber ohne ehrliche Affekte funktionieren?
 
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