Hallo, Prometheus!
Zunächst sei hier begrüßt. Fromm gehört zu den Philosophen, die meine Weltsicht entscheidend geprägt haben. Und da vor allem das von Dir erwähnte Werk.
Nun führt es zu weit, wenn wir beide hier im Schnellverfahren uns gegenseitig Erkanntes zitzerlweise mitteilten. Die genaue Lektüre liegt bei mir schon 20 Jahre zurück.
Ich möchte Dir nur sagen: schon dadurch, dass Fromm uns Menschen als grundsätzlich des Habens Bedürftige darstellt ( Kind hat die Mutter, weil es ohne sie buchstäblich nicht leben kann – säugen): dieses Habenmüssen in existenziellen Fragen auch nicht in Frage stellt: Luft zum Atmen – geistig, ja es gleichsam als Vorstufe zum Sein darstellt, ist bei ihm die Existenzstufe Sein als Weiterentwicklung der Habenstufe anzusehen.
Individuell gesehen hält Fromm das Streben nach Glück – Hedonismus – für die legitimste Sinngebung. Und hier setzt er – meiner Erinnerung nach – auch an, die beiden unterschiedlichen Sinnweisen des Menschen – und in der Folge die gesellschaftlichen Modelle, die durch sie verkörpert werden – zu unterscheiden. Die Welt des Habens leitet auch sehr oft in die Welt der Gewalt. Verteidigung des Besitzes!
Ängstliche Menschen, die Orientierung im Gewohnten brauchen, deren äußerer Rahmen Besitz ist, müssen jeden Aufbruch in die Freiheit, ins Unbekannte als Bedrohung empfinden. Sie müssen haben um zu sein .Sie greifen an, um nichts verlieren zu müssen.
Menschen, die in ihrer Individuation gelernt haben, loszulassen ( Besitz/ Beziehungen) erlangen schon so eine größere Beweglichkeit und Aufgeschlossenheit. Sie sind hier und jetzt zu Neuem bereit . Sie suchen Lustgewinn auch im Unbekannten. Daher sind sie, um zu sein.
Habenmenschen haben den Kapitalismus begründet und verteidigen diese ökonomische Form der Existenz.
Seinmenschen sind auch im Besitze von gesellschaftlichen Utopien:
Dazu ein Zitat aus dem Werk:
„Um ein am Sein orientierte Gesellschaft aufzubauen, müssen alle ihre Mitglieder sowohl ihre ökonomischen wie ihre politischen Funktionen aktiv wahrnehmen.Das heißt, dass wir uns aus der Existenzweise des Habens nur befreien können, wenn es gelingt, die industrielle und politische Mitbestimmungsdemokratie voll zu verwirklichen“ Fromm, Haben und Sein, dtv 680 S. 173
Und da bleibt es Dir überlassen, zu entscheiden, ob wir noch keinen Schritt oder einen winzigen in die von Fromm, von mir geteilte , gewünschte Richtung gegangen sind.
Freundliche Grüße
Marianne