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Gutmensch

bluemonday schrieb:
[...]
Man sollte wieder einmal den pathetischen Rousseau
hervorkramen, der da meinte:
"Ich mag verdammen, was du sagst,
aber ich werde mein Leben dafür einsetzen,
dass du es sagen darfst.“
[...]
Vorausgesetzt natürlich, dass diese Aussage auch wirklich
von Rousseau stammt, und nicht von Voltaire.

Aber man ist ja nicht einmal beim Voltaire sicher,
ob er das tatsächlich selber so gesagt hat,
oder seine Biographin ihm diesen Sager untergeschoben hat.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
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Ich sehe die Meinungsfreiheit als wesentliches Element der Demokratie an, jedoch aus einer etwas anderen Perspektive als Voltaire.

Zur Erläuterung sei mir ein kleiner Umweg gestattet :

Ich bin gegen die Todesstrafe. Nicht weil ich Mitleid mit den Deliquenten hätte oder weil ich etwa ihre Taten billigen würde, sondern weil ich der Meinung bin, dass wir (der Souverän, das Volk) dem Staat (den von uns eingesetzten Managern) nicht das Werkzeug in die Hand geben sollten, seine Bürger umzubringen. Soviel Misstrauen muss sein.

Ich bin für die Meinungsfreiheit. Nicht aus Sympathie mit denen, die anderer Meinung sind als ich oder gar, weil ich deren Inhalte akzeptierte, sondern weil wir den Staatsdienern nicht das Werkzeug in die Hand geben sollten, die ihnen - von uns - ver/ge-liehene Staatsmacht einzusetzen, um damit ihre Gegner - die Angehörigen von Oppositionsparteien, daran zu hindern, ihren Platz einzunehmen. Denn dann würde die Demokratie nicht mehr funktionieren. Soviel Misstrauen muss sein.

(Ein kleiner Trick für Politiker : Sag' den Leuten nicht, dass du deine Gegner bekämpfst, weil sie dein schönes Mandat haben wollen, sondern, sag, dass sie böse sind. Dann sagt keiner, dass du antidemokaratisch bist, sondern du kriegst du Applaus, wenn du sie ins Gefängnis sperrst)
 
Die Gutmenschen strotzen mit ihrer moralisch überlegenen Überheblichkeit.

Neidisch?

Noch nie hab ich mir so sehr das Böse gewünscht.

Mit Erfolg?

Aber auch unter den Gutmenschen finden sich Leute, die der Meinung sind, alle Juden gehören vergast. Oder der Meinung sind, Homosexuellen sollte man den Schwanz abschneiden.

Und das ist gut so.

Mitnichten, sondern einfach nur blöd! Gute Menschen, deren moralische Überlegenheit Sie schaudern läßt, sind der Meinung, alle Juden hätten ebenso ein Lebensrecht wie alle Nichtjuden und Homosexuelle dürfen natürlich und selbstverständlich ihre Sexualität nach Herzenslust ausleben, das ist doch wohl klar, mein Gutester. Eine andere Angelegenheit ist die Frage, ob der Darm ein natürlicher Ort für Spermien ist. Aber damit sind Sie ja eh überfordert.
 
Bei dieser Auseinandersetzung geht es um das alte Thema Gut gegen Böse.

Die Gutmenschen strotzen mit ihrer moralisch überlegenen Überheblichkeit. Noch nie hab ich mir so sehr das Böse gewünscht.

Aber auch unter den Gutmenschen finden sich Leute, die der Meinung sind, alle Juden gehören vergast. Oder der Meinung sind, Homosexuellen sollte man den Schwanz abschneiden.

Und das ist gut so.

Weil genau das Meinungsfreiheit bedeutet. Man sollte wieder einmal den pathetischen Rousseau hervorkramen, der da meinte: "Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“

Denn nicht die Meinung, die jemand 'besitzt' oder äußert, ist gefährlich, aber vielleicht deren Umsetzung. Aber dafür sind Gesetze da, deren Einhaltung der Exekutive und Justiz obliegen.

Das gehört den Gutmenschen ins Stammbuch geschrieben.
Wenn du dich mit dem Thema Meinungsfreiheit so ausführlich befasst hast, wie mit dem Zitat, das du angeführt hast, dann wundert es mich nicht, dass du sie in deinem Beitrag missbrauchst.
 
Ich bin gegen die Todesstrafe. Nicht weil ich Mitleid mit den Deliquenten hätte oder weil ich etwa ihre Taten billigen würde, sondern weil ich der Meinung bin, dass wir (der Souverän, das Volk) dem Staat (den von uns eingesetzten Managern) nicht das Werkzeug in die Hand geben sollten, seine Bürger umzubringen. Soviel Misstrauen muss sein.
Also Lynchjustiz durch „den Souverän, das Volk“ wäre kein Problem für dich.
Ich bin für die Meinungsfreiheit. Nicht aus Sympathie mit denen, die anderer Meinung sind als ich oder gar, weil ich deren Inhalte akzeptierte, sondern weil wir den Staatsdienern nicht das Werkzeug in die Hand geben sollten, die ihnen - von uns - ver/ge-liehene Staatsmacht einzusetzen, um damit ihre Gegner - die Angehörigen von Oppositionsparteien, daran zu hindern, ihren Platz einzunehmen. Denn dann würde die Demokratie nicht mehr funktionieren. Soviel Misstrauen muss sein.
Meinungsfreiheit ist ein wesentliches Element der Demokratie, wie du weiter oben betontest. Sie wird dir deshalb nicht geschenkt, sondern du bekommst sie im Paket. Wenn du auf Meinungsfreiheit bestehst, dann musst du auch die Demokratie in Kauf nehmen. Die wiederum besteht darauf, dass du die, die anderer Meinung sind als du, zumindest respektierst und den Staatsdienern die Meinungsfreiheit als Werkzeug in die Hand gibst, damit sie für den Fortbestand der Demokratie im Lande sorgen. In einer funktionierenden Demokratie sorgen nämlich diese Staatsdiener dafür, dass nicht irgendwelche subversive Elemente die Demokratie untergraben. Soviel Vertrauen in die Demokratie muss sein.
(Ein kleiner Trick für Politiker : Sag' den Leuten nicht, dass du deine Gegner bekämpfst, weil sie dein schönes Mandat haben wollen, sondern, sag, dass sie böse sind. Dann sagt keiner, dass du antidemokaratisch bist, sondern du kriegst du Applaus, wenn du sie ins Gefängnis sperrst)
Ich weiß nicht, in welchem Land du lebst, aber in Deutschland hat man seit Mitte des letzten Jahrhunderts nur linksextreme Terroristen (RAF) und einige wenige Rechtsradikale – nur kurzfristig – ins Gefängnis gesteckt. Das geschah nicht, um politische Gegner zu bekämpfen, sondern weil sie die Demokratie gefährdeten.
 
Der Unterschied besteht darin, dass man Andersdenkende selbstverständlich ins Gefängnis stecken soll, wenn sie kriminelle Taten begehen, dann aber für ihre kriminelle Taten, und nicht dafür, dass sie anders denken.

Das "Verdienst" der derzeitigen Gutmenschbewegung besteht aber genau darin, diesen Unterschied zu verwischen. Man ist ständig bemüht, (Gedanken-)Verbindungen zwischen Meinung und Kriminalität aufzubauen, zwischen Menschen mit einer Meinung und Gewalttätern, mit dem Ziel, schließlich die Andersdenkenden mit den Machtmitteln des Staates zu bekämpfen.

Auch in der DDR wurde offiziell niemand wegen einer oppositionellen Meinung ins Gefängnis gesperrt; es gab ja schließlich Straftatbestände, wie z. B. "Planung von Republikflucht". Bei uns macht derzeit die "Volksverhetzung, die geeignet ist, den sozielen Frieden zu stören", gern angewandt auf Facebook-Posts, Karriere, sowie das öffentliche Anprangern in Zeitungen und auf Webseiten - damit jeder dem Andersdenkenden die Fensterscheiben einwerfen kann.

Ich habe dem Eindruck, wir sind auf einem bedenkliche Weg in Richtung einer "Demokratie ohne Demokraten".
 
Der Unterschied besteht darin, dass man Andersdenkende selbstverständlich ins Gefängnis stecken soll, wenn sie kriminelle Taten begehen, dann aber für ihre kriminelle Taten, und nicht dafür, dass sie anders denken.

Das "Verdienst" der derzeitigen Gutmenschbewegung besteht aber genau darin, diesen Unterschied zu verwischen. Man ist ständig bemüht, (Gedanken-)Verbindungen zwischen Meinung und Kriminalität aufzubauen, zwischen Menschen mit einer Meinung und Gewalttätern, mit dem Ziel, schließlich die Andersdenkenden mit den Machtmitteln des Staates zu bekämpfen.

Auch in der DDR wurde offiziell niemand wegen einer oppositionellen Meinung ins Gefängnis gesperrt; es gab ja schließlich Straftatbestände, wie z. B. "Planung von Republikflucht". Bei uns macht derzeit die "Volksverhetzung, die geeignet ist, den sozielen Frieden zu stören", gern angewandt auf Facebook-Posts, Karriere, sowie das öffentliche Anprangern in Zeitungen und auf Webseiten - damit jeder dem Andersdenkenden die Fensterscheiben einwerfen kann.

Ich habe dem Eindruck, wir sind auf einem bedenkliche Weg in Richtung einer "Demokratie ohne Demokraten".

Wenn jemand rechtes Gedankengut äußert, ist es nur Meinungsäußerung oder schon eine Gefahr für Anschläge? Muss man gegen jemanden, der menschenverachtende Aussagen macht bereits behördlich vorgehen oder ist es Meinungsfreiheit?

Wann wird jemand zur Gefahr? Was darf man noch sagen und was nicht? Und muss man Angst haben, wenn sich jemand geistig verirrt? Soll man ihn anzeigen?
 
Ja, genau das ist der Punkt. Meine Meinung dazu habe ich am Beispiel mit der Todesstrarfe versucht darzulegen : Da die Todesstrafe eingesetzt werden könnte, um eine politische Opposition auszuschalten, darf es in einer Demokratie keine Todesstrafe geben. Da die strafrechtliche Verfolgung von Menschen wegen ihrer politischen Meinung zur Unterdrückung einer Opposition genutzt werden könnte, darf niemand allein wegen seiner Meinung verfolgt werden.

Mit diesem Grundsatz müssen wir leben, wenn wir die Demokratie erhalten wollen, auch wenn es unbequem ist.
 
Der Unterschied besteht darin, dass man Andersdenkende selbstverständlich ins Gefängnis stecken soll, wenn sie kriminelle Taten begehen, dann aber für ihre kriminelle Taten, und nicht dafür, dass sie anders denken.

Gleich- und Andersdenkende gehören nur dann in ein Gefängnis, so diese für eine Straftat mit einer Gefängnisstrafe von einem ordentlichen und zuständigen Gericht verurteilt wurden.

Da die Todesstrafe eingesetzt werden könnte, um eine politische Opposition auszuschalten, darf es in einer Demokratie keine Todesstrafe geben.

Das ist doch albern! Dann müßten Sie ja auch die Freiheitsstrafen abschaffen.

darf niemand allein wegen seiner Meinung verfolgt werden.

Darum gibt es ja in Deutschland die fdGO:

„Freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Art. 21 II GG ist eine Ordnung, die unter Ausschluss jeglicher Gewalt- und Willkürherrschaft eine rechtsstaatliche Herrschaftsordnung auf der Grundlage der Selbstbestimmung des Volkes nach dem Willen der jeweiligen Mehrheit und der Freiheit und Gleichheit darstellt. Zu den grundlegenden Prinzipien dieser Ordnung sind mindestens zu rechnen: die Achtung vor den im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechten, vor allem vor dem Recht der Persönlichkeit auf Leben und freie Entfaltung, die Volkssouveränität, die Gewaltenteilung, die Verantwortlichkeit der Regierung, die Gesetzmäßigkeit der Verwaltung, die Unabhängigkeit der Gerichte, das Mehrparteienprinzip und die Chancengleichheit für alle politischen Parteien mit dem Recht auf verfassungsmäßige Bildung und Ausübung einer Opposition.“

– BVerfGE 2, 1 (Ls. 2, 12 f.)
 
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Der Unterschied besteht darin, dass man Andersdenkende selbstverständlich ins Gefängnis stecken soll, wenn sie kriminelle Taten begehen, dann aber für ihre kriminelle Taten, und nicht dafür, dass sie anders denken.
Das ist die aktuelle Gesetzeslage in Deutschland.
Das "Verdienst" der derzeitigen Gutmenschbewegung besteht aber genau darin, diesen Unterschied zu verwischen. Man ist ständig bemüht, (Gedanken-)Verbindungen zwischen Meinung und Kriminalität aufzubauen, zwischen Menschen mit einer Meinung und Gewalttätern, mit dem Ziel, schließlich die Andersdenkenden mit den Machtmitteln des Staates zu bekämpfen.
Das ist die von dir erfundene Bewegung.
Auch in der DDR wurde offiziell niemand wegen einer oppositionellen Meinung ins Gefängnis gesperrt; es gab ja schließlich Straftatbestände, wie z. B. "Planung von Republikflucht". Bei uns macht derzeit die "Volksverhetzung, die geeignet ist, den sozielen Frieden zu stören", gern angewandt auf Facebook-Posts, Karriere, sowie das öffentliche Anprangern in Zeitungen und auf Webseiten -
Du wirst doch nicht die DDR mit dem heutigen Deutschland vergleichen wollen.
Das Gesetz gegen Volksverhetzung gab es in der Bundesrepublik seit ihrer Gründung und das hat historische Gründe. Wenn du dieses Gesetz anprangerst, dann kannst du bestimmt auch Zahlen vorlegen, über die Menschen die in den letzten 70 Jahren deswegen ins Gefängnis gesteckt wurden. Mir sind keine bekannt. Meistens wurden Geldstrafen verhängt.
damit jeder dem Andersdenkenden die Fensterscheiben einwerfen kann.
Du meinst bestimmt die Molotowcocktails duch die Fensterscheiben von Flüchtlingsunterkünften?
Ich habe dem Eindruck, wir sind auf einem bedenkliche Weg in Richtung einer "Demokratie ohne Demokraten".
Es liegt nur an deinem besonderen Verständnis von Demokratie.
Ja, genau das ist der Punkt. Meine Meinung dazu habe ich am Beispiel mit der Todesstrarfe versucht darzulegen : Da die Todesstrafe eingesetzt werden könnte, um eine politische Opposition auszuschalten, darf es in einer Demokratie keine Todesstrafe geben. Da die strafrechtliche Verfolgung von Menschen wegen ihrer politischen Meinung zur Unterdrückung einer Opposition genutzt werden könnte, darf niemand allein wegen seiner Meinung verfolgt werden.

Mit diesem Grundsatz müssen wir leben, wenn wir die Demokratie erhalten wollen, auch wenn es unbequem ist.
Ja genau, das ist das Wesen der deutschen Demokratie. So bitter es für dich sein mag, du wirst damit leben müssen.
 
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