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gott ist tot.oder?!

Original geschrieben von mwirthgen

Vermutlich nicht. Ähnlich ist es mit dem Person-Sein Gottes. Aber es gibt noch einen entscheidenden Unterschied: Da Gott sinnlich nicht wahrnehmbar ist, begegnet er mir auch nicht durch einen Körper, sondern ihn kann man nur mit dem geistigen Auge wahrnehmen. Dies ist in der Lage, gleichsam durch eine Art Fenster im Innersten meiner Seele einen Blick auf die Person zu riskieren, die man Gott nennt. Dabei hat diese Gotteserkenntnis einen sehr geringen Umfang. Es ist zum einen wie bei einer menschlichen Person auch: Man kann nur das erkennen, was sie bereit ist, zu erkennen zu geben und zum anderen ist die menschliche Erkenntnisfähigkeit sehr begrenzt.

Mit den besten Grüßen
Manni

Übrigens, was ist für dich denn an Nietzsche so interessant?

lieber manni

danke für deine nette antwort,
ja, du hast recht, ich bin noch relativ jung, 17 um genau zu sein. merkt man das?
ich meinte opa mit bart egtl nur satiristisch. ich frage mich auch seit langer zeit wie , wer was Gott ist.

"PAULO COELHO schrieb mal:
eines morgens , als Buddha inmittten seiner SChüler saß, trat ein mann hinzu. "Gibt es gott? fragte er. "Es gibt ihn"-antowrtete buddha. Nach dem Mittagessen kan ein anderer Mann. "Gibt es Gott" fragte er. "Nein, es gibt ihn nícht"-sagte buddha. am abend kam noch einer. auf dieselbe frage antwortete buddha "das musst du selbst entscheiden".
"Meister, das ist absurd."-sagte einer seiner schüler. "wi könnt Ihr auf ein und dieselbe frage verschiedene Antowrten geben?"
"Weil es unterschiedliche menschen sind, die mir die frage stellen. ein jeder näher sich Gott auf seine Weise: durch die Gewissheit, die Negation und den zweifel". "

Also,mich persönlich hat das sehr berührt.Vielleicht gefällt es dir auch?!
NAja, du, manni, du schreibst "diese Gotteserkenntnis einen sehr geringen Umfang. Es ist zum einen wie bei einer menschlichen Person auch: Man kann nur das erkennen, was sie bereit ist, zu erkennen zu geben und zum anderen ist die menschliche Erkenntnisfähigkeit sehr begrenzt"- wie erlebst du Gott eigentlich für dich? was bedeutet "er" für dich. ich kann deinem gedankengagn folgen, aber ich denke du hast irgendwas erlebt wo du sagst, das ist für mich Gott. ich meine, solche Momente gibt es für mich auch und ich finde, es ist nicht so wichtig Gott ganz genau definieren zu können, oder?

wegen nietzsche, der mann hat mich immer sehr verwundert, v.a. weil man in der schule immer die gleichen Standardsätze vernimmt.... da han ich einfach mal ein buch genommen "also sprach zarathustra" und stöberte ein bischen herum. wieso? magst du ihn nicht? wer beeindruckt dich denn ?

schönes wochenende noch und einen guten start in die neue woche :winken1: insti
 
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Liebe instanton,

man kann am Sprachgebrauch und Schreibstil über die Person, die dahinter steht, einiges Zutreffendes vermuten. Deine Antwort gefiel mir auch, liebe insti. Die schöne Geschichte von Buddha hat mich daran erinnert, dass ich in deinem Alter genau die gleichen Fragen hatte. Gibt es Gott? Wenn ja, wie kann man ihn erkennen? Wenn nein, was bedeutet das für mich und den Sinn meines Lebens?
Und ich hatte auch eine Neigung für Nietzsche, vor allem sein radikaler amoralischer Ansatz passte damals gut zu meinem jugendlichen Selbstverständnis. Ich war auf dem Weg erwachsen zu werden und hatte endgültig genug davon, dass mich jeder bevormunden wollte. Auch die Sprache Nietzsches nahm mich für ihn ein. Doch er gab mir keine Antworten auf meine Fragen nach Gott und dem Sinn des Lebens. Ich war damals einigermaßen verzweifelt, weil selbst Gläubige mir nichts dazu sagen konnten. Das hat mich überrascht.
Erst als ich dann begann Platon und Augustinus zu lesen, so ungefähr mit 20, merkte ich, dass ich dort Hinweise auf Antworten bekommen konnte. Diese beiden gehören noch heute zu meinen Lieblingsphilosophen, auch weil ich Ihnen viel verdanke.

Ja, du hast recht, natürlich bin ich Gott begegnet. Es ist eher ein nüchterner und mühsamer Selbsterkenntnisweg gewesen, in dessen Verlauf ich - in der von mir schon beschriebenen Weise - Gott näher gekommen bin. Ich erlernte dazu anfänglich Entspannungstechniken und musste auch eine Reihe von erworbenen Ängsten auflösen, die mein innerstes Erkenntnisvermögen störten. Im Laufe der Jahre hat sich daraus eine Beziehung nach Innen hin entwickelt, die vergleichbar einer zwischenmenschlichen Beziehung ist, aber doch wieder ganz anders. Auf jeden Fall kann ich sagen, es gibt Gott oder wie immer man dieses über dem Menschen stehende Sein nennen will und das, was ich von ihm bekomme, macht mich glücklich, zuversichtlich und hilft mir mein Leben zu meistern. Und was will man mehr!

Was die Definition angeht, bestehe ich auf Grund meiner Erfahrung darauf, dass er/sie eine Person ist, weil ich ihn als lebendig, eigenwillig, liebend erlebe. Und vieles, was ich durch ihn einsehe und erkenne, findet sich in der Bibel wieder. Definitionen sind in der Tat nicht das Entscheidende, das Finden, Erkennen und vor allem das Leben entsprechend dieser inneren Quelle zu gestalten, das ist das Wichtigste.

Hast du Lust mir zu erzählen, was du erlebt hast?

Herzlichst
Manni :)

PS. Ich bin übrigens auch kein Mann. Manni ist ein Spitzname, den ich Gysi verdanke.
 
Liebe manni!

Gut, ok, der Schreibstil ja. Wo du recht hast hast eben recht :).*g* .
Echt?DAS find ich ja toll! Da haben wir ja sogar einige Gemeinsamkeiten. Vielleicht kannst d durch mich ja wieder in deine Vergangenheit zurückblicken, hihi.
Du Manni, ich weiß die Frage is jetzt etwas persönlich, aber wie alt bist du jetzt eigentlich?

Ich denke, auf dem Weg erwachsen zu werden, muss man einiges lernen, und zwar SELBER, am eigenen Körper/an der eigenen Psyche... da bringts nichts wenn einem der Löffel eingeschoben wird. Ich kann das gut verstehen von deiner Seite her.ja, ich will auch nicht dass mich jemand bevormundet, oder mir irgendwelche Regeln einklopft, „die einfach so sind wie sie sind“, und eingehalten werden müssen „weil sie DA sind“, und „das schon immer so war.“

Ach; deshalb fragtest du mich woher die Neigung zu Nietzsche.
Na ja, wie du sagst, abe ich will dir gern mal was von mir erzähln. Ich denke das wird etwas komprimiert aber man kann nicht jeden meoment einfangen.

Also so mit 15 begann ich mich sehr stark für Politische Themen und Gesellschaftliche zu interessieren, ...verstärkt wurde das alles durch den 11. September und das Ausgraben der hintergründe....und dieses interesse (pflichtgefühlt mir selbst gegenüber mich damit auseinanderzusetzen und nicht nur zuzusehen und zu kritisieren) ist immer noch bei mir. :)
Ja, dann langsam regte sich erstmals (ich bin streng katholisch erzogen) interesse an kirche und religion, ...Gott, die Welt alles einfach. Begonnen hat es mit dem super religionsunterricht den wir diese 3 jahre lang hatten/haben. (wirklich gut!) und wir setzten uns auch mit „heiklen“ Themen auseinander und hinterfragten die Position der Kirche. Das war dann wohl ausschlaggebend und ich begab mcih auf einen suche nach „Gott“- was das bedeutet, welche widersprüche es gib, zwischen wirklicher Religion (sprich: was nutzvoll ist, was sinn macht) und Kirche als institution, .

In diesen Jahren kam noch einiges mehr, interesse an kosmologie und warum die welt so ist, blabla. Langsam wandte ich mcih immer mehr von kirche ab, immer noch zur kirche gehend, aber sie sagte mir einfach nichts mehr. Ja, dann kamen die krisen- probleme von allen erdenklichen seiten....das hat mich alles sehr sehr stark mitgenommen (nicht drogen!, aber eher menschliche dinge ...:))und hat ziemliche zeit gedauert bis ich da wieder raus kam.hier war ich schon am philosophischen Punkt angelangt, und setzte mich eben mit Philo, und so auseinander. Da kam ich(das war vor gut 1 ¼ jahr) hierher ins denkforum, konnte mich mit tollen menschen austauschen, die möglichkeit bot sich zu dem zeitpunkt in der unmittelbaren umwelt leider nicht!! Welch ein segen das internt sein kann...
...und lernte eine wahrhaft nette person kennen. Ja, zwischendurch passierte es dann auch, dass mein Weltbild zerrüttet wurde durch dies und jenes und ich merkte wie wenig es bringt über die Welt zu wissen aus was sie aufgebaut ist, und was der letzte urgrund ist, wenn man wirklich probleme hat. Das heißt philo und wissenschaft sagen viel aus über was wir menschen sind, aber für das leben an sich reicht das überhaupt nicht!! Ich denke, an dem wird sich mein weiterer lebenswandel sicher orientieren. Was ich aber siche rgelernt hab, ist dass man nicht alle planen kann, das leben so nehmen muss wie es kommt, ein festes weltbild ist eine illusion....ich meine, man wächst, reift wie ein guter wein...*g*, und so weiter. Ich bin da bald wieder dem christlichen Glauben nahe gekommenm durch literatur, aber halte auch viel von östlicher Philosophie, alles ganzheitlich zu sehen!! Was mich am kathol. Hält ist, was für ein mensch (dafür kann ich keine passenden ausdrücke finden) jesus war.nicht weil er wunder wirkt sondern was er uns an menschlichkeit zurückgelassen hat. Ein wahrhaftes vorbild... ein „vollkommener“ mensch... glaubenssätze der kirche lassen mich wenn ich sie nicht für sinnvoll halte eigentlich relativ kalt.

Übrigens, augustinus haben wir heuer in der schule in latein übersetzt....ich bin zwar nicht sehr von ihm begeistert, aber wenn du es bist, dann freut es mich für dich!


<< Ja, du hast recht, natürlich bin ich Gott begegnet. Es ist eher ein nüchterner und mühsamer Selbsterkenntnisweg gewesen, in dessen Verlauf ich - in der von mir schon beschriebenen Weise - Gott näher gekommen bin. Ich erlernte dazu anfänglich Entspannungstechniken und musste auch eine Reihe von erworbenen Ängsten auflösen, die mein innerstes Erkenntnisvermögen störten. >> wie meinst du das? welche entspannungs übungen?hsat du lust mäheres zu erzählen?

<< Im Laufe der Jahre hat sich daraus eine Beziehung nach Innen hin entwickelt, die vergleichbar einer zwischenmenschlichen Beziehung ist, aber doch wieder ganz
anders. >> - JA; man hat dieses innere erlebnis, aber ich kann es für mcih ncoh nicht klar definieren...manchmal ist es gut, wenn man nicht alles „einordnen“ und klassifizieren muss...oder?

na, dann liebe grüße
insti

PS kennst du meinen richtigen namen ?ich schreib dir mal ne PM, ok?:hase:
 
Liebe instanton ,

jemand der so jung und so freundlich ist, der darf auch nach dem Alter fragen: Ich bin 56, habe zwei Söhne, der jüngste ist ungefähr so alt wie du und bin berufstätig. Mein in der Jugendzeit entstandenes Interesse an philosophischen Fragen hat mich nie losgelassen und so kommt es auch, dass ich um dieses Interesses willen mich u.a. hier im Denkforum beteilige.
Danke für deine Offenheit und das viele Erzählen, womit du mich an deinem Leben teilhaben lässt. Vertraue nur deinem offensichtlich tief verwurzelten Wahrheitsempfinden, das dir zumindest schon dahingehend Sicherheit gibt zu erkennen, was fürs Leben taugt und was nicht. Sagen und Denken wie viele Philosophen das tun, reicht da bei weitem nicht. Aber auch die Kirchen lassen leider die wichtigen Fragen mehr und mehr unbeantwortet. Ein festes Weltbild, das ist bestimmt nicht erstrebenswert, weil es einen verschließt für die Chancen und Möglichkeiten des Lebens. Einen festen Grund unter den Füßen, den braucht man allerdings sehr, das hast du selbst ja schon gemerkt. Diesen Grund kannst du finden, wenn du der Menschlichkeit Jesu nachgehst. Du wirst ihn nicht beim Bibellesen finden und auch nicht in der Messe, das hast du klug erkannt, sondern allein indem du dich selbsterkennend in deinem Innersten umschaust. Dort gibt es einen Ort der Verlässlichkeit von dem aus man allen Wechselfällen des Lebens gelassen und zuversichtlich entgegen sehen kann. Inwieweit dabei die östliche Philosophie helfen kann, kann ich nicht beurteilen, obwohl ich, als ich Nietzsche las, auch Buddha-Texte gelesen habe. Doch konnte ich den eigentlichen Sinn in meinem Inneren nicht finden. Darum und auch weil die buddhistischen Meditationsübungen für mich undurchführbar waren, habe ich mich dann nach Vertrauterem umgeschaut und bei Augustinus eine angemessene Hilfe gefunden. Seine Art der Selbsterkenntnis und Gottesbegegnung konnte ich auf meine Weise nachvollziehen und verwirklichen. Dass Übersetzungsübungen an seinen Schriften kein Vergnügen sind, kann ich durchaus verstehen. Was hast du denn von ihm übersetzen müssen?
Die ersten Entspannungsübungen die ich gemacht habe um Meditieren zu lernen, war das Autogene Training nach H. Schulz, einem Berliner Nervenarzt.

Mit den herzlichsten Grüßen
Manni

P.S. Entschuldige dass meine Antwort so lange auf sich warten ließ, aber meine Festplatte machte mir Probleme, die ich erst ergründen und beheben musste.
 
Hi Manni,
Mit der Vorstellung eines personalen Gottes hatte ich bisher auch meine liebe Mühe: Kannst du mir denn vielleicht eine etwas klarere Definition geben, was deiner Meinung nach damit gemeint ist? Ich hatte bisher immer das Verständnis, dass unter einem "personalen Gott" so ne Art Mann mit Bart gemeint ist. Einen solchen Gott lehne ich ab. Ein solcher Gott kann für Nietzsche nur tot sein, und es ist tatsächlich der Mensch, der ihn getötet hat - nämlich der aufgeklärte Mensch, also der Mensch in seiner geistigen Pubertät (wann wird er endlich erwachsen, der Mensch?). Man sollte aber nicht vergessen, dass zuvor das vorherrschende Gottesbild durchaus das eines bärtigen Mannes war, und wohl auch heute noch für manche Christen ist.
Also: Mich würde interessieren, wie du persönlich das also deutest?

Greetz fckw
 
fckw schrieb:
Hi Manni,
Mit der Vorstellung eines personalen Gottes hatte ich bisher auch meine liebe Mühe: Kannst du mir denn vielleicht eine etwas klarere Definition geben, was deiner Meinung nach damit gemeint ist? Ich hatte bisher immer das Verständnis, dass unter einem "personalen Gott" so ne Art Mann mit Bart gemeint ist. Einen solchen Gott lehne ich ab. Ein solcher Gott kann für Nietzsche nur tot sein, und es ist tatsächlich der Mensch, der ihn getötet hat - nämlich der aufgeklärte Mensch, also der Mensch in seiner geistigen Pubertät (wann wird er endlich erwachsen, der Mensch?). Man sollte aber nicht vergessen, dass zuvor das vorherrschende Gottesbild durchaus das eines bärtigen Mannes war, und wohl auch heute noch für manche Christen ist.
Also: Mich würde interessieren, wie du persönlich das also deutest?

Greetz fckw

Lieber fckw, ich gehe nicht davon aus, dass das vorherrschende Gottesbild, je das eines Mannes mit Bart war. Weder in der Bibel, noch in der Überlieferung der letzten 2 Jahrtausende gibt es dafür irgendeinen Anhaltspunkt. Was veranlasst dich zu deiner Annahme?

Zum Person-Begriff: "Person" leitet sich ab von "personare", was so viel wie "hindurchtönen" bedeutet. In diesem Sinne ist für mich Gott Person, als er jemand ist , der zu mir durchdringt, den ich als Gegenüber, als von mir verschieden wahrnehme, mit Eigenschaften, die ebenfalls von den meinen verschieden sind. Das ist so ähnlich bei menschlichen Personen: Auch sie werden als verschieden von mir erlebt, dringen aber zu mir durch, sodaß eine Beziehung entstehen kann. Ist das verständlich?

gruß
manni
 
Ist verständlich, obwohl ich selbst mehrere Jahre Latein hatte, hab ich mir nie überlegt, wo das Wort "Person" seinen Stamm her hat.
Die Idee Gottes als einer echten Person, also eines Vaters mit durch und durch menschlichen Zügen taucht in der Bibel v.a. im AT ständig wieder auf. In der Schilderung des Paradieses schreitet Gott noch höchstpersönlich durch den Garten (vielleicht wäre da die altgriechische oder hebräische Version aufschlussreicher, die Sprachen beherrsche ich allerdings nicht). Diesem Gott werden auch ganz viele typisch menschliche Charaktereigenschaften zugerechnet, etwa wenn Gott zornig wird. In den jüngeren Schriften wird Gott interessanterweise dann immer "unpersönlicher", "allgemeiner", irgendwie "ferner" oder "jenseitiger". Im NT greift Gott kaum oder gar nicht mehr direkt ins Geschehen des Menschen ein. Für viele Menschen (bei uns in Westeuropa) gilt, dass heute Gott nicht mehr die Liebe als Charaktereigenschaft bei sich hat, sondern es geht in meinen Augen die allgemeine Auffassung tendentiell dahin, ihn als ein Prinzip, eine Kraft oder so ähnlich anzusehen, welches beispielsweise der Liebe gleichgesetzt ist.
Damit hat sich das Verständnis, wie Gott "auszusehen" hat über die Zeit verändert. Ich deute das aus dem Blickwinkel des sich entwickelnden Menschen. Dessen Religionsverständnis ändert sich nach und nach mit der Art und Weise, wie er sich selbst und die Welt i.a. sieht. In diesem Sinne hat die Aufklärung einen bedeutenden Beitrag geleistet - sie hat Gott (als Person) getötet.

In Moskau wurde übrigens in den 1990ern (!) eine Kirche fertiggestellt, in welcher man tatsächlich den Schöpfer höchstpersönlich in der Kuppel als älteren Herrn mit weissem, wallenden Bart darstellte (trotz der Forderung, sich kein Bild zu machen) - zur Verteidigung kann man sagen, dass die Kirche eins zu eins wiederaufgebaut wurde nach einem durch Stalin zerstörten Vorbild einer älteren Kirche. Ich glaube nicht, dass heute noch das Verständnis Gottes dasselbe ist, wie vor ein paar hundert Jahren. Ohne das nun irgendwie belegen zu können, vermute ich dennoch, dass zur Zeit des Mittelalters der einfache Mensch, also der im Gegensatz zu den Mönchen nicht in der Disziplin des Lesens und Schreibes ausgebildete Mensch, sich Gott als eine Art menschliche Person vorstellte. Auch die Hölle und den Himmel stellte man sich ja als tatsächlichen Ort vor, in welchem man entsprechend Höllenqualen oder ewige Freuden zu erdulden hat, und dies nun tatsächlich nicht irgendwie in einem übertragenen Sinne, sondern ganz real mit Schwefel und Feuer.
 
Fckw, du sprichst anthropomorphe Gottesdarstellungen der Kunst und zum anderen religiöse Mythen an. Beide sind eine menschliche Ausdrucksformen für religiöse Erfahrungen und bilden ihre Inhalt - ähnlich den Träumen - in Bildern ab, die den Sinn des Erfahrenen wiedergeben und weitergeben sollen. Ob ein Mensch solche Bilder dem denkenden Verstehen und Aneignen religiöser Erfahrung vorzieht, hängt von seiner geistig-seelischen Entwicklung ab. Insofern ist deine Vermutung sicher richtig, dass sich Menschen zu anderen Zeiten eher anthropomorpher Bilder bedienten, als dies heute der Fall ist. Ähnliches gilt auch für Paradiesmythen bzw. Höllevorstellungen.
Das Personsein Gottes, als etwas, das zum Menschen hindurchtönt und zwar als Gegenüber, als Du, bleibt davon unberührt. Die Charaktersierung mit menschlichen Begriffen wie Liebe, Zorn zeugen von Begegnungen mit diesem Du.
Deine Einschätzung, dass das neutestamentliche Gottesbild einen ferneren, allgemeineren Gott darstelle, als das alttestamentlich teile ich nicht. Ich bin eher der gegeteiligen Auffassung. Das NT dokumentiert viel prägnanter als das AT, dass Gott jedem Einzelnen unmittelbar nahe ist.

gruß manni
 
Hi Manni, bin noch am Dazulernen:
mwirthgen schrieb:
Das Personsein Gottes, als etwas, das zum Menschen hindurchtönt und zwar als Gegenüber, als Du, bleibt davon unberührt. Die Charaktersierung mit menschlichen Begriffen wie Liebe, Zorn zeugen von Begegnungen mit diesem Du.
Deine Einschätzung, dass das neutestamentliche Gottesbild einen ferneren, allgemeineren Gott darstelle, als das alttestamentlich teile ich nicht. Ich bin eher der gegeteiligen Auffassung. Das NT dokumentiert viel prägnanter als das AT, dass Gott jedem Einzelnen unmittelbar nahe ist.
Ok, wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, dann meinst du mit "Personsein Gottes" eben nicht die Vorstellung Gottes, als eines jener von dir angesprochenen "anthropomorphen Bilder" - dies ist eben genau das, was ich darunter verstehe, das Personsein Gottes als genau eines von mehreren möglichen (und von der "geistig-seelischen Entwicklung" abhängigen) Bildern. Viel mehr bedeutet für dich die Idee des Personseins Gottes, etwas verkürzt gesagt, dass Gott (wie immer er nun auch existiert - als Person oder unpersönliche Macht oder sonstwas) in Beziehung zum Menschen steht, quasi als ob da eine andere Person wäre. So aufgefasst bezeichnet der Term also nicht eine der geistig-seelischen Entwicklungsstufe eines Menschen entsprechende Gottesvorstellung, sondern eher das beim Menschen subjektiv empfundene "von Gott berührt werden". Tatsächlich ist es gemäss deiner Auslegung dann wirklich egal, ob die Vorstellung des Menschen dann diejenige eines "Mann mit Bart" ist oder einer "unpersönlichen, allgegenwärtigen Kraft".

Wir reden also von zwei verschiedenen Paar Schuhen.

In diesem Sinne war mein Statement mit dem NT zu verstehen. Darin tritt Gott viel weniger deutlich in Menschengestalt auf, das meinte ich mit der Aussage, dass er "unpersönlicher und ferner" für den Menschen sei, mit andern Worten: Die Vorstellung Gottes nimmt zunehmend an Abstraktheit zu mit dem gleichzeitig zunehmenden Abstraktionsniveau des Weltbildes des Menschen. Mir scheint, dass du hier Recht hast, wenn du sagst, dass im NT stark (stärker als im AT gar, würd ich meinen) die Betonung darauf liegt, dass der Mensch eine persönliche Beziehung zu Gott haben soll. Im NT wird im allgemeinen mehr Wert auf das subjektive Empfinden und die daraus entstehenden Handlungen des Menschen gelegt, während im AT zum Beispiel der Mensch noch mit oft durchaus "objektiv messbaren" Handlungen sich die Gunst Gottes zueigen machen konnte (Beispiel: Opfer).

War es das, was du meinst?
 
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fckw schrieb:
Hi Manni, bin noch am Dazulernen:
Ok, wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, dann meinst du mit "Personsein Gottes" eben nicht die Vorstellung Gottes, als eines jener von dir angesprochenen "anthropomorphen Bilder" ...

Richtig, fckw, ein anthropomorphes Gottesbild, ist eben ein Bild, das dem Menschen auf menschliche Weise, das Wesen Gottes anschaulich machen soll.

Viel mehr bedeutet für dich die Idee des Personseins Gottes, etwas verkürzt gesagt, dass Gott (wie immer er nun auch existiert - als Person oder unpersönliche Macht oder sonstwas) in Beziehung zum Menschen steht, quasi als ob da eine andere Person wäre.

Er ist nicht quasi eine andere Person, sondern tatsächlich eine andere Person, die man anspricht, die antwortet, die rät, ... Du bist für mich ja auch eine andere Person, auch wenn ich kein Bild von dir habe, d. h. nicht weiß, wie du aussiehst.

So aufgefasst bezeichnet der Term also nicht eine der geistig-seelischen Entwicklungsstufe eines Menschen entsprechende Gottesvorstellung, sondern eher das beim Menschen subjektiv empfundene "von Gott berührt werden".

Nein, Person, bzw. Personalität setzt beim Gegenüber zumindest Gleiches wie bei mir voraus: Einen Personkern, den wir als Ich bezeichnen und Identität, als auch die Fähigkeit sich mitzuteilen.

Tatsächlich ist es gemäss deiner Auslegung dann wirklich egal, ob die Vorstellung des Menschen dann diejenige eines "Mann mit Bart" ist oder einer "unpersönlichen, allgegenwärtigen Kraft".

Nach dem zuvor Gesagten, wirst du verstehn, dass ein Un-Persönlichkeit als göttliches Gegenüber nicht in Frage kommt, zumal dies auch bedeuten würde, dass Gott in seinen Qualitäten dem Menschen eigentlich unterlegen ist, wenn er keine Persönlichkeit hat.

In diesem Sinne war mein Statement mit dem NT zu verstehen. Darin tritt Gott viel weniger deutlich in Menschengestalt auf,...

...als im AT? Ich kann mich nicht erinnern, dass im AT Gott in Menschengestalt dargestellt wird. Kannst du das näher erläutern?



Die Vorstellung Gottes nimmt zunehmend an Abstraktheit zu mit dem gleichzeitig zunehmenden Abstraktionsniveau des Weltbildes des Menschen.

Mit Jesus wird eigentlich das Gegenteilige deutlich: Jesus ist das Bild des unsichtbaren Gottes. Das Gottesbild bekommt hier menschlichere Züge, meinst du nicht auch?

Mir scheint, dass du hier Recht hast, wenn du sagst, dass im NT stark (stärker als im AT gar, würd ich meinen) die Betonung darauf liegt, dass der Mensch eine persönliche Beziehung zu Gott haben soll. Im NT wird im allgemeinen mehr Wert auf das subjektive Empfinden und die daraus entstehenden Handlungen des Menschen gelegt, während im AT zum Beispiel der Mensch noch mit oft durchaus "objektiv messbaren" Handlungen sich die Gunst Gottes zueigen machen konnte (Beispiel: Opfer).

"Subjektives Empfinden" trifft nicht das, was ich meine. Ich meinte Beziehung und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Beziehungen, wenn sie belastbar und wirklich tragfähig sein sollen, müssen sich auf etwas Verlässliches gründen. Sie brauchen Vertrauen, Absprachen, Regeln... Mindestens all das, was eine gute zwischenmenschliche Beziehung ausmacht. Im AT ist Gott dem Einzelnen bis auf Ausnahmen wie z.B. den Propheten, oder den Urvätern nicht wirklich erreichbar. Dem einzelnen blieben eigentlich nur die Gesetze, die er zu erfüllen hatte bzw. rituelle Handlungen, wie du sie erwähnst. Darin bestand auch für das Judentum die große Herausforderung durch die Lehre Jesu, der eben verkündigte: Es reicht nicht aus, Gesetze zu beachten, obwohl diese sinnvoll sind, sondern jeder Mensch ist ein Kind Gottes; was ich nur so verstehen kann, dass damit die Tatsache festgestellt wird, dass von Gott her zu jedem Menschen eine Beziehung möglich ist. Dies haben die strenggläubigen Pharisäer und Schriftgelehrten mehrheitlich als Gotteslästerung verstanden. Für die christliche Frömmigkeit ist die persönliche Gott-Mensch-Beziehung aber von wesentlicher Bedeutung.

gruß manni
 
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