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Gibt es einen Urgrund?

mwirthgen

New Member
Registriert
20. Dezember 2002
Beiträge
969
Gibt es einen Urgrund, d.h. etwas, aus dem heraus der Mensch entstand und lebt?

Bitte nicht nur mit Ja oder Nein antworten. Interessant wird die Diskussion erst, wenn jeder auch seine Gründe nennt!


manni
 
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Morgen.........

Aus der Evolution haben wir ja gelernt, dass Tier wie Mensch über längere Zeit nicht ohne Anpassung auskommt.
Dabei läuft der Hauptprozess meist über körperliche Veränderung. Innerhalb gewisser Grenzen ist es natürlich auch den Tieren möglich, in irgendeiner Weise "erfinderisch" zu sein. Der Mensch geht da allem Anschein nach eine Stufe weiter, die durchschnittliche Intelligenz steigt von Generation zu Generation (da bin ich doch noch richtig informiert, hm? :D ).
In Anbetracht der wohl nahezu unendlichen Kombinationen an Zellzusammenschlüssen (unendlich wird es wohl nicht sein; in diesem Falle müsste wir irgendwann einmal alle Möglichkeiten durch haben, und ich denke, das wird durch gewisse Umstände verhindert) variieren dann auch die Anpassungsformen der möglichen Produkte (Mensch, Tier).

Um das Ganze mal zusammenzufassen: man könnte den Menschen als notwendige FOlge des Ganzen betrachten, als Repräsentant einer eher manipulierenden, schaffenden Anpassungsform, die natürlich stark von der intellektuellen Fähigkeit des Menschen als Wesen abhängig ist. Somit wäre der Mensch ganz simpel Folge der Vielzahl an evolutionären Möglichkeiten. Hiermit wäre der Urgrund ganz unspektakulär gegeben. Das (Über-) Leben des Menschen ist somit Beweis für die tolle Funktionalität des Ganzen, die Wiederum Grund der Entwicklung ist.

Zusatz: meine Degradierung der Tierwelt ist womöglich nicht ganz gerechtfertigt. Ich denke jedoch, der schöpferische Aspekt egalisiert das Ganze evtl nahezu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Urgrund mehr im Sinne der Evolution oder geistig?
Individuum oder "der Mensch" an sich?
 
Da stellt sich die Frage, ob evolutionär und geistig zu trennen sind.

Des weiteren wäre interessant, wo du, walter, Unterschiede zwischen Individuum und dem Menschen an sich machen willst.
 
Original geschrieben von mwirthgen
Gibt es einen Urgrund, d.h. etwas, aus dem heraus der Mensch entstand und lebt?
Hi Mannimoni, schön, mal wieder was von dir zu lesen! :)
Urgrund? Du meinst: die Erste Ursache? Tjaaa... Kennen wir noch nicht. Ich nehme derzeit an, dass vor dem Urknall (die Urknalltheorie nehme ich also auch an) die Leere war/ist. Und aus dieser Leere die Fülle entstanden ist, Raum und Zeit. Die Leere, oder das Nichts, braucht keine Ursachenerklärung, sie/es ist ursachenlos. So gesehen ist das NICHTS jeglicher Urgrund. Nicht nur der der Menschen.

Gysi
 
ich verbinde mit dem Ur-Grund etwas 'Architektonisches',
also etwas was jeder Gegenstand hat
seine Grundlage und Basis

der Ur-Grund eines Gespräches ist beispielsweise der Glaube
 
@Gysi

An das, was Du glaubst ... (die Welt ist das, was Du von ihr denkst)


@scilla

Ja - genau ...

Ob der Urgrund meiner Existenz dann pure Neugierde ist ... ?


Die Frage war wohl: Was wird draus werden, wenn ... wie wird es sich entwickeln ...


Also ist der Urgrund dann vielleicht "Neugier" ...
 
Parousía

Fragen, die den bescheidenen Geist zu überfordern vermögen, fordern dessen Ehrgeiz umso mehr heraus und deswegen übt sich wohl dieser bescheidene Geist – er entschuldigt sich an dieser Stelle für seine gespenstische Leidenschaft – auch im Steine rollen – auch wenn diese Steine, bzw. möglicherweise auch der Stein, jeweils an seinem vermeintlichen Bestimmungsort angekommen, die vormals mit angestrengt vollführter Bewegung gezogene Bahn, abermals, auf umgekehrte Weise, zurückrollt.

So stellen sich hier mehrere Fragen zugleich. Gibt es einen ‚Urgrund’ und ist dieser ‚Urgrund’ die Bedingung, besser: der Ort, von dem her oder aus dem, der ‚Mensch’ kreiert wurde und weiter: lebt?

Zuerst haben wir es also mit der Frage nach einem Ort zu tun. Gibt es einen eigentlich absoluten Ort der in inniger, wohl sehr intimer Beziehung zum ‚Menschen’ steht? Diese ontologische Frage ist für mich kaum beantwortbar. Der ‚Mensch’ wird aber in der aufgeworfenen Frage als ‚ens creatum’ angesehen. Dieses steht natürlich in einer gewissen Beziehung. Zu einem Boden, einem Grund – etwas Fundamentalem, das somit also doch als etwas Seiendes betrachtet wird, als etwas Anwesendes. Der Boden, d.h. der Grund, ist. Er ist anwesend, d.h. er ist durch das ‚an’ als Ort verortbar in seiner temporalen Wesenheit. Temporal, da durch seine Anwesenheit präsent, gegenwärtig. Der ‚Grund’ muss also an einem fixen Punkt zeitlich wie auch räumlich verortet werden, um die Beziehung zu einem anderen ‚An-wesen-den’, dem ‚Menschen’, als Glied in diesem Gefüge evident erscheinen zu lassen. Der ‚Grund’ scheint also fassbar, be-greifbar. Nur, er behauptet sich leider immer wieder als Un(um)fassbares, dieser ‚Grund’. Denn der ‚Mensch’ ist ja keineswegs eins mit ihm, sonst wäre der ‚Mensch’ nicht ‚Mensch’ und der ‚Grund’ nicht ‚Grund’ – es besteht eine Differenz. Diese Differenz besteht nun aber nicht nur vom ‚Menschen’ zum ‚Grund’, sondern auch von dem, das den ‚Menschen’ als ‚Mensch’ bezeichnet und sich selbst. Der Mensch ‚will’ bezeichnet werden und diese Bezeichnung setzt einen Bezeichnenden voraus. Der Bezeichnende ist aber wohl kaum identisch mit dem Bezeichneten, es schiebt sich da immer etwas dazwischen. Was kann dieses etwas sein? Etwas dazwischen, etwas, dass die Beziehung stiftet, die Ökonomie der Beziehung vielleicht? Etwas, dass sich seines Charakters nach, durch seine Bewegung, bis in alle Unendlichkeit differenziert – ein anderes Wort für den Ursprung also, dass sich seiner Bezeichnung als Ursprüngliches logischerweise abermals entziehen müsste?

Wir sind wohl dem Problem der Präsenz anheim gefallen. Diese Präsenz, Ideal und Möglichkeit einer vollkommen Wiederholung, die mich also als Ursprüngliches und ursprüngliche Bedingung meiner selbst in Beziehung zum Telos, zum Tod setzt, ist die absolute Anwesenheit eines ‚Menschen’ unter der permanenten Zustand seines erlebten Todes. Das ist eine sehr verzwickte Sache, denn diese Bestimmung unserer als ‚ens creatum’ oder ‚res cogitans’, um den selbstverständlichsten Begriff aus unserer dualistischen Erblast endlich zu gebrauchen, ist gleichzeitig die Bestimmung einer Unsterblichkeit, denn die eigene, ja sogar ausdrückliche behauptete, Sterblichkeit ist damit laufend bereits schon überschritten – hier die Frage, die sich mir dabei stellt: ist beides zugleich oder besser: überhaupt erlebbar?

Der ‚Urgrund’, eine dem, als Präsentes gesetztes Vorgängiges, wohl wiederum zeitlich wie auch räumlich, entzöge sich dieser Struktur wohl kaum und würde sich mit Leichtigkeit in sie einordnen lassen. Auch wenn dieser ‚Urgrund’ als ‚ens increatum’ oder ‚ens infinitum’ betrachtet wird (wofür ich keinen ‚Grund’ sehe), wird es dennoch als etwas betrachtet. Nichts ist demnach ebenfalls. Die Beziehung dieses Nichts aber zur eigenen Gegenwärtigkeit ist das Problematische. Diese Beziehung entzieht sich – in gewisser Weise – der gewohnten, gewaltsamen Bestimmung, da es wie beinahe nichts anderes, seine Bestimmbarkeit als Unbestimmbares disloziert. Vielleicht ist das unsere 'Spur', nach der wir in ekstatischem Furor (in unserer Besessenheit und in unserem Besitz der Zeichen als Mittel zum Zweck) schnüffeln – entschuldigung, sie ist ja bereits wieder verwischt – entschuldigung, was habe ich da gerade gesagt: sie 'ist'?

Was habe ich ‚da’ gerade gesagt:

Was habe ‚ich’

Was
 
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quelques pensées sur le subject de la raison

Florentin, du LÜGNER Benjamins!
Ich habe festen Grund hier in grundlegender Art und in begründeter Weiser ein wenig zur raison aufzurufen. Mit dem Beitrage Florentins scheinen wird unlängst, ja beinahe gegenwärtig in die unergründlichen Abgründe des Tastaturgeklimpers und weitab vom Ursprung dieser Diskussion zu trifften......

Ein Loblied auf die raison will ich singen:
durchwaltend das Universum, stimulierend, kontrollierend, weisend den ewgen Weg, kann nur der allgewaltne Stab der raison, der in seiner hocherhoben, aufgerichteten Pracht uns allen die Sehnsucht, ja es scheint gar den nahe anstehende Ort des Vor-Ortes, des ban-lieu zu weisen scheint. Indes wir, dem Sysophos ähnlich - der wohl ewig verdammt sein wird, seinen Stein hinauf zu seinem Orte des Exzesses befördern zu wollen - unsere eigene prächtige raison besteigen wollen, um mit ihr sie und uns zugleich für immer zu vereinen - da wir alles das (und uns selbst damit auch) selbst zu repressieren wüssten: Es lebe die raison!


Und nun ein Märchen vom Urgrund:

Es war einmal ein Urgund - warte mal: wenn es doch ein Urgrund war, wieso war es dann "ein Urgrund"? Ist da eher das "ein" eins, oder doch eher der "Urgrund"? Und, wenn es doch anscheinend nur den einen Urgrund gegeben haben kann, wieso steht dann "ein"? O.K. nochmals:

Es war einmal der Urgrund - warte mal: wieso denn einmal? Damit hätten wir doch dasselbe Problem: wieso nur einmal, war doch da immer! Vor-zeitlich eben? O.K. nochmals:

Es war der Urgrund - warte mal: wenn der Urgrund doch vor- sprich ausserzeitlich war, oder sogar sein muss (sonst wäre er wohl kaum ein Urgrund, wenn es vor ihm einen Grund seiner gegeben hätte). Also keine Temporalformen in meinem Märchen. Nochmals:

Es der Urgrund - aber warte mal: wieso eigentlich "der"? "Der" wird verwendet für eine bereits eingeführte Grösse, die sofern wohl-bekannt ist. Dies aber gerade kann mann vom "Urgrund" wohl kaum behaupten? Hmmm.. Sonst wären wir wohl noch der "Urgrund", aber das ginge wohl nicht, da ein "Grund" wohl kaum unterscheidbar, also wir-haft sein könnte?? Hmm. Zudem, wenn wir wirklich der Urgrund wären, wie könnten wir uns als "der" bezeichnen, wieso nicht "die"? Und sowieso, so eine Bezeichnung geschieht ja wohl von einer BeochterInnenperspektive aus, von aussen also, denn sonst wäre es wohl kaum bekannt, also 'objektiv'-epistemologisch gesichert sein. Hmm... Wenn wir nun aber der Urgrund wären, wären wir doch eins, also innen, wie könnten wir uns da beobachten ohne uns selbst zu objektivieren, also zu zweien, und damit nicht mehr Urgrund zu sein?? Also nochmals:

Es Urgrund - hmmm: das "Es" passt mir ganz und gar nicht. Ist das nicht ein wenig zu 'objektiv'. Der Urgund müsste doch Objekt und Subjekt zugleich sein... "Es Urgrund"??? Ist es denn wirklich so Es-haft dieser Urgrund, spreche nicht 'Ich' "Es" aus? Ich will aber nicht eine geschichte von irgendeinem Ding oder von mir, sondern vom/ von einem/ von meinem/seinem/deinem/ihren.... Ursprung erzählen...!?! Zudem wäre, wollte mann das "Es" beibehalten - was ich ja nicht will - dieses sowieso schon im "Urgrund" enthalten, würde mann dieses betrachten. Also ein letztes (oder erstes?-) Mal nun:

Urgrund
Jetzt habe ich doch wieder nichts erzählt/ erzählen können. Nur ein Wort, das nichts sagt (oder doch?). Sogar dieses Wort müsste ich eigentlich noch streichen, denn, solange es da steht, wird es wohl nur betrachtet, gelesen. Das ist aber doch wohl kein Urgrund. So existiert dieses gar nicht, hat nie, wird nie: Unmöglich. Ah, jetzt habe ich eine Idee:


Urgrund - dieses Wort, dass sie da eben gelesen haben oder noch lesen werden, haben sie nie gelsen, werden sie lesen können und werden sie gelesen haben; ja es hat und wird sogar nie existiert haben oder existieren.
 
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