Parousía
Fragen, die den bescheidenen Geist zu überfordern vermögen, fordern dessen Ehrgeiz umso mehr heraus und deswegen übt sich wohl dieser bescheidene Geist – er entschuldigt sich an dieser Stelle für seine gespenstische Leidenschaft – auch im Steine rollen – auch wenn diese Steine, bzw. möglicherweise auch der Stein, jeweils an seinem vermeintlichen Bestimmungsort angekommen, die vormals mit angestrengt vollführter Bewegung gezogene Bahn, abermals, auf umgekehrte Weise, zurückrollt.
So stellen sich hier mehrere Fragen zugleich. Gibt es einen ‚Urgrund’ und ist dieser ‚Urgrund’ die Bedingung, besser: der Ort, von dem her oder aus dem, der ‚Mensch’ kreiert wurde und weiter: lebt?
Zuerst haben wir es also mit der Frage nach einem Ort zu tun. Gibt es einen eigentlich absoluten Ort der in inniger, wohl sehr intimer Beziehung zum ‚Menschen’ steht? Diese ontologische Frage ist für mich kaum beantwortbar. Der ‚Mensch’ wird aber in der aufgeworfenen Frage als ‚ens creatum’ angesehen. Dieses steht natürlich in einer gewissen Beziehung. Zu einem Boden, einem Grund – etwas Fundamentalem, das somit also doch als etwas Seiendes betrachtet wird, als etwas Anwesendes. Der Boden, d.h. der Grund, ist. Er ist anwesend, d.h. er ist durch das ‚an’ als Ort verortbar in seiner temporalen Wesenheit. Temporal, da durch seine Anwesenheit präsent, gegenwärtig. Der ‚Grund’ muss also an einem fixen Punkt zeitlich wie auch räumlich verortet werden, um die Beziehung zu einem anderen ‚An-wesen-den’, dem ‚Menschen’, als Glied in diesem Gefüge evident erscheinen zu lassen. Der ‚Grund’ scheint also fassbar, be-greifbar. Nur, er behauptet sich leider immer wieder als Un(um)fassbares, dieser ‚Grund’. Denn der ‚Mensch’ ist ja keineswegs eins mit ihm, sonst wäre der ‚Mensch’ nicht ‚Mensch’ und der ‚Grund’ nicht ‚Grund’ – es besteht eine Differenz. Diese Differenz besteht nun aber nicht nur vom ‚Menschen’ zum ‚Grund’, sondern auch von dem, das den ‚Menschen’ als ‚Mensch’ bezeichnet und sich selbst. Der Mensch ‚will’ bezeichnet werden und diese Bezeichnung setzt einen Bezeichnenden voraus. Der Bezeichnende ist aber wohl kaum identisch mit dem Bezeichneten, es schiebt sich da immer etwas dazwischen. Was kann dieses etwas sein? Etwas dazwischen, etwas, dass die Beziehung stiftet, die Ökonomie der Beziehung vielleicht? Etwas, dass sich seines Charakters nach, durch seine Bewegung, bis in alle Unendlichkeit differenziert – ein anderes Wort für den Ursprung also, dass sich seiner Bezeichnung als Ursprüngliches logischerweise abermals entziehen müsste?
Wir sind wohl dem Problem der Präsenz anheim gefallen. Diese Präsenz, Ideal und Möglichkeit einer vollkommen Wiederholung, die mich also als Ursprüngliches und ursprüngliche Bedingung meiner selbst in Beziehung zum Telos, zum Tod setzt, ist die absolute Anwesenheit eines ‚Menschen’ unter der permanenten Zustand seines erlebten Todes. Das ist eine sehr verzwickte Sache, denn diese Bestimmung unserer als ‚ens creatum’ oder ‚res cogitans’, um den selbstverständlichsten Begriff aus unserer dualistischen Erblast endlich zu gebrauchen, ist gleichzeitig die Bestimmung einer Unsterblichkeit, denn die eigene, ja sogar ausdrückliche behauptete, Sterblichkeit ist damit laufend bereits schon überschritten – hier die Frage, die sich mir dabei stellt: ist beides zugleich oder besser: überhaupt erlebbar?
Der ‚Urgrund’, eine dem, als Präsentes gesetztes Vorgängiges, wohl wiederum zeitlich wie auch räumlich, entzöge sich dieser Struktur wohl kaum und würde sich mit Leichtigkeit in sie einordnen lassen. Auch wenn dieser ‚Urgrund’ als ‚ens increatum’ oder ‚ens infinitum’ betrachtet wird (wofür ich keinen ‚Grund’ sehe), wird es dennoch als etwas betrachtet. Nichts ist demnach ebenfalls. Die Beziehung dieses Nichts aber zur eigenen Gegenwärtigkeit ist das Problematische. Diese Beziehung entzieht sich – in gewisser Weise – der gewohnten, gewaltsamen Bestimmung, da es wie beinahe nichts anderes, seine Bestimmbarkeit als Unbestimmbares disloziert. Vielleicht ist das unsere 'Spur', nach der wir in ekstatischem Furor (in unserer Besessenheit und in unserem Besitz der Zeichen als Mittel zum Zweck) schnüffeln – entschuldigung, sie ist ja bereits wieder verwischt – entschuldigung, was habe ich da gerade gesagt: sie 'ist'?
Was habe ich ‚da’ gerade gesagt:
Was habe ‚ich’
Was
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