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Die Unendlichkeit als Ding an sich

T

_tiLL

Guest
Das Ding an sich ist ein wesentlicher Bestandteil von Kants Philosophie. Nach seinen Ansichten wird die Welt, so wir sie wahrnehmen durch unseren Verstand geformt. D.h. das es zwar eine objektive Außenwelt gibt, wir diese aber nur gefiltert empirisch untersuchen können - das heißt in der Sprache des Verstandes. Diese Sprache besteht aus Kausalität, Raum und Zeit. Alle unsere Anschauungen werden immer in dieser Form "geschrieben" sein, obwohl sie eigentlich nicht "Natur" der Welt sind. Kant drückt das aus, in dem er sagt, die Welt, wie wir sie erleben, sei dem Satz vom Grunde unterworfen. Die eigentliche Welt jenseits des Satzes vom Grunde nennt er das Ding an sich.

Wenn ich nun behaupte die Unendlichkeit sei das Ding an sich dann scheint das zunächst eine leere Behauptung zu sein, denn Kant hat das Ding an sich ja selbst schon im Sinne von "die ganze Welt" benutzt. Ich behaupte aber, dass man durch die Eigenschaften der Unendlichkeit, die allein durch unsere Logik gegeben sind, wiederum logische Rückschlüsse über das Ding an sich ziehen kann. Dies möchte ich im folgenden belegen.

Als erstes möchte ich klarstellen, was ich mit Unendlichkeit meine. Man könnte ja einwerfen, dass Universum sei gar nicht unendlich, sondern wahrscheinlich durch den Urknall entstanden, also nur sehr, sehr groß aber eben nicht unendlich. Doch an diesem Punkt, wo der Physiker aufhört zu fragen, muss zumindest der Philosoph weitermachen. Wie ist der Urknall entstanden? Warum sind die Naturgesetze und -konstanten genau so gewesen, dass das Universum so entstehen konnte? Wenn dies eine Ursache hatte, wie ist diese dann entstanden u.s.w.. Man muss also auf jeden Fall bis in die Unendlichkeit hinein fragen, so dass (mit oder ohne Urknall) eine unendliche Ursache-und-Wirkung-Kette entsteht, die alle Ursachen und Wirkungen beinhalten.

Wie das Ding an sich ist die Unendlichkeit nicht in Raum oder Zeit denkbar. Sie beinhaltet unendlichen Raum und unendliche Zeit, und sie beinhaltet alle Raum und Zeit, kann deshalb nicht in Raum und Zeit vorgestellt werden.
Dann ist die Unendlichkeit nicht kausal. Das heißt nicht dass einzeln betrachtete Teile in ihr, also konkrete Dinge in der Welt, nicht der Kausalität unterworfen wären, sondern das sie selbst als Ganzes genommen, nicht den Gesetzen der Kausalität unterliegt. Sie hat nämlich keine Ursache, da jede Ursache schon Teil von ihr ist.
Dies passt auch mit Arthur Schopenhauers Charakterisierung des Dinges an sich zusammen, nämlich den Willen, der eben auch selbst keine kausale Ursache hat und in einem ähnlichen Sinne wie die Unendlichkeit Grund der Welt ist.

An diesem Punkt muss man eingestehen, dass alle Ereignisse eigentlich unabhängig von Ursache und Wirkung eintreten, nämlich letztendlich nur aus dem Grund, dass die Unendlichkeit ist, wie sie ist. Alles andere ergibt sich nämlich daraus in einer unendlich langen kausalen Kette. Wenn man dies betrachtet, so kommt man zu dem Ergebnis, dass, wenn man die Welt als ganzes betrachtet, nichts determiniert ist, sondern alles (metaphorisch gesprochen) aus den spontanen Entscheidungen eines allmächtigen Gottes hervorgeht. Determiniert erscheint Einzelnes nur, wenn man es abgesondert betrachtet.
Zweitens kommt man zu der Erkenntnis, dass die gesamte Unendlichkeit in jedem einzelnen Ding als Prinzip enthalten ist, denn dieses Ding ist nur deshalb genau so entstanden, wie es ist, weil die Unendlichkeit so ist, wie sie ist. Man könnte (wieder metaphorisch) sagen, jedes einzelne Ding sei Gott in Form des persönlichen Prinzips des Dinges.

Falls jemand nun in seinem eigenen Bewusstsein glaubt Freiheit zu entdecken, kann das entweder daran liegen, dass Bewusstsein die Unendlichkeit (also alle Dinge zusammengenommen) ist, oder aber er täuscht sich. Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten, denn wie ich gezeigt habe, ist die gesamte Unendlichkeit - also jedes einzelne und nicht nur das Gehirn - nötig, um Freiheit zu erzeugen.

Ich freue mich auf Kommentare und Kritik. Danke für das Interesse.
MFG
tiLL
 
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_tiLL schrieb:
dass, wenn man die Welt als ganzes betrachtet, nichts determiniert ist, sondern alles (metaphorisch gesprochen) aus den spontanen Entscheidungen eines allmächtigen Gottes hervorgeht.
Wieso diese Annahme? Dass wir unsere kausaldefinierte Welt mit einem kausallosen Boden definieren müssen, ist klar.
Aber mir scheint nicht klar, dass die kausaldefinierte Welt nicht "an sich" ist.
Und zweitens scheint mir nicht klar, dass das "Ding an sich", der kausallose Boden, unbedingt ein "Gott" sein muss. Viel plausibler ist mir die Erklärung, si ist das Nichts. :)

Gysi
 
Hallo!

Vorläufige Einwände:

1. Das Ding an sich, hier unterscheidet sich Schopenhauer wohl von Kant, ist zwar Träger der eigentlichen Wahrheit, die aber unserem Intellekt nicht zugänglich ist. Deshalb hat es keinen Sinn, sie mit Begriffen der Anschauung (Wirklichkeitskonstruktion) zu belegen, wie z.B. Unendlichkeit.

2. Es gibt Modelle des Universums, die nicht in dein Schema passen, zum Beispiel eines Universums, dass unendlich endlich ist, also gekrümmt. Wohl scheint die Zeit unendlich zu sein; aber nur in unserer Anschauung; im physikalischen Modell z.B. ensteht sie erst mit dem Raum. Die Unendlichkeit ist dann eine Frage des Standpunkts, so wie die Erdoberfläche von einem zweidimensionalen Beobachter aus immer unendlich scheint (gekrümmt) aber dreidimensional endlich!

3. Die Überleitung von der Unendlichkeit an sich zum einzelnen Ereignis verstehe ich nicht; wenn ich in jedem einzelnen Teil des Dings an sich das Prinzip der Unendlichkeit postuliere, warum soll dann für das eine Kausalität gelten, fürs das andere aber nicht? Was ist der Unterschied zwischen "es scheint determiniert" und "es ist determiniert"?

4. Man kann die Unendlichkeit nicht als Ganzes betrachten und auch keine Regeln in und aus ihm ableiten; man sollte auf diesen Begriff verzichten.

5. Irgendetwas, was außerhalb jeder Wahrnehmung liegt, als Gott zu bezeichnen, halte ich für unzulässig. Gott; Wesen; das sind alles Begriffe, warum sollten sie auf etwas Transzendentes, mit dem Anspruch auf Erklärung, Plausibilität angewandt werden können? Wie können überhaupt Erklärungen auf etwas angewandt werden, dass nicht empirisch ist? Siehe Schopenhauer. Er sagt: Das solle man eben auf sich zukommen lassen, in was sich nach dem Tod "der Wille" transformiert.

6. Welche Freiheit meinst du? Freiheit des Willens? Willkür eines Gottes? Freiheit der Unendlichkeit? Der Begriff Freiheit macht keinen Sinn, wenn sie nicht wahrgenommen werden kann; Freiheit kann aber überhaupt immer nur ein Konstrukt sein, ausgelöst dadurch, dass die Wahrnehmung eben verborgene Motive und Bedingungen nicht erfasst.
Die Freiheit in der Unendlichkeit zu postulieren, ergibt keinen Sinn, weil unser Beobachtungsstandpunkt nicht frei ist; mich erinnert das Problem an die Erörterungen des Boethius im fünften Kapitel, der die Widersprüche auch nicht lösen kann; denn wie wollen wir uns aus dem unfreien Beobachtungsstandpunkt in den absoluten Beobachtungsstandpunkt eines "Gottes" versetzen? Wie kann man bei einem Gott überhaupt von einer Beobachtung, geschweige denn von einem Standpunkt sprechen?

:winken1:
 
hei, robin !

nur schenll zu punkt 2:
die erdoberfläche ist auch in 2 dimensionen nicht unendlich, sie ist lediglich unbegrenzt
die erde hat eine oberfläche von etwa 725 mio quadratkilometern, ist also endlich
wenn man sich jedoch entlang der erdoberfläche bewegt, wird man nie an eine grenze kommen, also unbegrenzt
in 3 dimensionen kommt man jedoch an eine grenze...das heißt, man kann die erdoberfläche im 3-dimensionalen raum verlassen, was bei jedem höhleneingang oder bei jedem flugzeugstart auch gelingt

einige theorien beschreiben das analoge verhalten des weltraumes in einer dimension mehr
mit der folge, dass der weltraum endlich sei, aber unbegrenzt (man kann mit raumschiffen herumfliegen, wo man will, man kommt nie an die grenze des weltalls, obwohl man sich in einem endlichen raum bewegt)

lg,
Muzmuz
 
Muzmuz schrieb:
hei, robin !

nur schenll zu punkt 2:
die erdoberfläche ist auch in 2 dimensionen nicht unendlich, sie ist lediglich unbegrenzt
die erde hat eine oberfläche von etwa 725 mio quadratkilometern, ist also endlich
wenn man sich jedoch entlang der erdoberfläche bewegt, wird man nie an eine grenze kommen, also unbegrenzt
in 3 dimensionen kommt man jedoch an eine grenze...das heißt, man kann die erdoberfläche im 3-dimensionalen raum verlassen, was bei jedem höhleneingang oder bei jedem flugzeugstart auch gelingt

einige theorien beschreiben das analoge verhalten des weltraumes in einer dimension mehr
mit der folge, dass der weltraum endlich sei, aber unbegrenzt (man kann mit raumschiffen herumfliegen, wo man will, man kommt nie an die grenze des weltalls, obwohl man sich in einem endlichen raum bewegt)

lg,
Muzmuz


Jau, das ist ungefähr das, was ich auf die Schnelle sagen wollte; natürlich ist die Erdoberfläche endlich (im Übrigen ist sie ja auch nicht perfekt flächig, sondern die Fläche schon modeliert), die Denkübung besteht darin, sich vorzustellen, wie sie einem BEOBACHTER, der nur zwei Dimensionen wahrnimmt, vorkäme; damit will ich sagen: Nur wenn uns als Beobachter das Weltall unendlich scheint, kann es das von einem HÖHERdimensionalen Standpunkt durchaus nicht mehr sein.
Das sind ja nur Denkspiele, aber die Idee der Höherdimensionalität ist ja in der Teilchenphysik inzwischen recht hipp.
@Till: Ich finde deinen Gedankengang trotzdem anregend und interessant.

Schöne Grüße
 
Hallo Philosophierende,

Nur wenn uns als Beobachter das Weltall unendlich scheint, kann es das von einem HÖHERdimensionalen Standpunkt durchaus nicht mehr sein.
(Robin)
Dieser höherdimensionierte Standpunkt löst durch seine Existenz aber die nur scheinbar unendliche Welt als Modell des Ganzes ab, so dass die Welt als ganzes wieder mehr als etwas endliches sein muss. Man muss folglich so oft transzendieren, d.h. einen noch höheren Standpunkt hinzudenken, bis man wieder bei der Unendlichkeit angelangt ist.

2. Es gibt Modelle des Universums, die nicht in dein Schema passen, zum Beispiel eines Universums, dass unendlich endlich ist, also gekrümmt. Wohl scheint die Zeit unendlich zu sein; aber nur in unserer Anschauung; im physikalischen Modell z.B. ensteht sie erst mit dem Raum. Die Unendlichkeit ist dann eine Frage des Standpunkts, so wie die Erdoberfläche von einem zweidimensionalen Beobachter aus immer unendlich scheint (gekrümmt) aber dreidimensional endlich!
(Robin)
Wenn das Universum drei- oder auch vierdimensional ist, dann müssen diese Dimensionen unendlich ausgedehnt sein.
Egal mit was für einen Modell man das Universum darzustellen versucht, es ist immer möglich noch weiter "warum?" zu fragen - in deinem Beispiel ist es die kausale Ursache, die immer wieder eine grundlegendere kauale Ursache haben muss. So entsteht mit jedem Modell Unendlichkeit in irgendeiner Form.

Wieso diese Annahme? Dass wir unsere kausaldefinierte Welt mit einem kausallosen Boden definieren müssen, ist klar.
Aber mir scheint nicht klar, dass die kausaldefinierte Welt nicht "an sich" ist.
Und zweitens scheint mir nicht klar, dass das "Ding an sich", der kausallose Boden, unbedingt ein "Gott" sein muss. Viel plausibler ist mir die Erklärung, si ist das Nichts.
(Gisbert Zalich)
Ich wiederspreche der Annahme nicht, "dass die kausaldefinierte Welt nicht 'an sich' ist".
Denn wie die Unendlichkeit insgesamt aussieht kann man prinzipiell nicht wissen. Das Beispiel mit Gott war nur eine Metapher, dass dieses Unwissen aufzeigen sollte.
Wir wissen aber durchaus, dass es nicht das Nichts ist: Wir erleben in jeder Sekunde (und verstehen) unsere kleine Welt, die Teil des Ganzen sein muss, folglich ist sie mehr als Nichts.

Gehen wir nun von der vorgeschlagenen Annahme aus, ausser der wissenschaftlichen, kausalen Welt sei nichts da. Dann gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder wir nehmen an, dass die Naturgesetze einen Grund haben. So wie das Modell der Atome z.B. durch das der Quantenphysik getragen wird. Dann wäre die Welt der Naturgesetze nicht alles - also unvollständig - genauso wie das Modell der Atome nicht alles ist.
Die zweite, einzige andere Möglichkeit wäre anzunehmen, dass die Welt der bekannten Naturgesetze unendlich groß ist. Dann wäre die kausale Kette unendlich lang, weil man dann wenigstens noch in diese Richtung unendlich lange "warum?" fragen könnte und es immer eine Antwort geben müsste. Die kausale Kette wäre dann also eine Unendlichkeit.

Das heißt wir wissen zwar, dass die Welt in irgend einer Weise unendlich sein muss, aber nicht auf welche Weise sie so ist. Ich führe nun die Überlegungen allein auf der Tatsache gestützt fort, die Welt sei unendlich.

Schon allein mit dieser Annahme können wir schlussfolgern, dass, wenn man diese Unendlichkeit als ganzes betrachtet, nichts mehr da ist, dass ihm eine Ursache wäre - weil eben alles schon dazugehören muss (und nichts sich selbst Ursache sein kann).
Folglich ist die Unendlichkeit als ganzes nicht determiniert, also nur sich selbst bestimmend. Das ist eine rein logische Schlussfolge aus der Vorrausetzung des Attributes der Unendlichkeit.

An dieser Stelle liegt der Einwand nahe, es könnte doch im Kreis gehen, z.B. wie auf einer Kugel:
die erdoberfläche ist auch in 2 dimensionen nicht unendlich, sie ist lediglich unbegrenzt
die erde hat eine oberfläche von etwa 725 mio quadratkilometern, ist also endlich
wenn man sich jedoch entlang der erdoberfläche bewegt, wird man nie an eine grenze kommen, also unbegrenzt
in 3 dimensionen kommt man jedoch an eine grenze...das heißt, man kann die erdoberfläche im 3-dimensionalen raum verlassen, was bei jedem höhleneingang oder bei jedem flugzeugstart auch gelingt
(Muzmuz)
In diesem Fall müssen wir aber nochtsdestotrotz annehmen, diese Kugel, sei durch nichts äusseres mehr bestimmt. Wenn die Welt also als ganzes tatsächlich nicht unendlich wäre, wäre sie trotzdem durch nichts äusseres bestimmt. Es wäre zwar keine richtige Unendlichkeit, doch so ist das Aussehen einer konkreten Situation grundlegend nur von dem Zustand der endlichen Welt als ganzes abhängig, nicht von ihren Teilen (wie die Naturgesetze welche sein müssen) - denn diese Teile wurden wiederrum beliebig festgelegt. Da nun wieder eine unendliche große Auswahl existiert heißt auch tatsächlich "jede Situation ist möglich". Dies zeigt das "Fliegen" der modellhaft gedachten Kugel. Sie bedeutet das sie keine Ursache (und damit keine Einschränkung mehr) hat. Es bleibt also auch hier noch eine Art Unendlichkeit, nämlich die der unendlichen Möglichkeiten.

Obwohl ich also eingestehen muss, dass auch diese Form der Unendlichkeit eine Möglichkeit wäre, kann man die Schlussfolgerungen ziehen:

Alles ist von etwas abhängig, ausser alles zusammen betrachtet (ob dies nun unendlich viel Materie ist oder nicht). Folglich kann nichts frei sein, ausser das Ganze als ganzes, denn alles andere ist durch etwas mitbestimmt. Das Ganze als ganzes muss aber in jedem Fall undeterminiert sein, denn nichts ist durch etwas anderes als das Ganze determiniert. Also ist auch jedes Einzelne undeterminiert (= nicht vorherbestimmbar, denn es hat eine unbestimmtbare Ursache).
Und als letzte Folge: Alles das frei ist, muss das Ganze als ganzes sein.

schöne Grüße
tiLL
 
Salut!

Jetzt habe ich mir doch glatt gestern im Bett zur Nacht liegend, ewig den Kopf zerbrochen. Autsch! Und hier die Resultate:

1.
Dass das Ganze als Ganzes einzig frei ist, scheint mir doch recht tautologisch zu sein; denn etwas ist ja für uns nur wahrnehmbar dadurch, dass es wirkt und/oder mit Bedeutung markiert wird. Ob nun das Ganze als Ganzes nicht wahrgenommen wird und daher auf seine Ursachen und Wirkungen hin nicht betrachtet wird oder irgendetwas anderes unmarkiert von Bedeutung bleibt und daher in gewisser Weise frei ist - was sagt das dann noch aus? IN dem Moment, da ich etwas benenne - zum Beispiel als Unendlichkeit - übe ich Wirkung auf das Benannte aus. Denn die Welt ist Vorstellung. Also ist die Unendlichkeit dann nicht mehr frei, denn unsere Benennung derselben wirkt auf sie.
(Man nehme einen Fußball, der nicht getreten wird, weil das Fußballspiel nie stattfindet - wie aber soll man ihn dann noch als Fußball erkennen, wenn er nicht getreten wird?)
2.
Die Idee der Kausalität hat sich seit Kants Zeiten verändert; nicht nur, dass man von Vernetzung und Wechselwirkungen spricht; man kann auch die Kausalität zurückverfolgen und trifft dann nicht auf eine unendliche Kette, sondern zum Beispiel auf UNSCHÄRFE. Wird nämlich die Ursache der Bewegung eines Atoms letzendlich in seiner Entropie gesucht, zeigte Heisenberg, dass dann Beobachtung und Ursache verschmelzen; die Beobachtung selbst kann zur Ursache werden - oder wir müssen uns damit abfinden, nur Ursache oder nur Wirkung wahrzunehmen, aber niemals beides gleichzeitig.
Dies mag dann auch ein modernes Bild für die Tatsache sein, dass die Wahrheit im Ding an sich liegt: Denn in der Unschärfe von Bewegung und Ort im Mikrokosmos liegt die Einheit von Beobachtung und Wirkung; diese ist da, aber eben nicht mehr beobachtbar.
Auch dies Unschärfe ist letztlich endlich/unendlich; man weiß zwar, dass die Ursache letztendlich in der Entropie liegt; aber weil sie nicht beobachtbar ist,
liegt sie sozusagen an unendlich vielen Orten. (Immerhin kann man dadurch überzeugend die Existenz des Zufalls begründen)
3. Ob wir nun Mikro- oder Makrokosmos beobachten: In beiden Fällen stoßen wir als Beobachter an unsere Grenzen - aber daraus auf Freiheit zu schließen, scheint mir fragwürdig.
4. Überhaupt ist Freiheit ein paradoxer Begriff; denn ich nehme dem Bezeichneten schon die Freiheit, indem ich es als frei bezeichne.
Die menschliche Freiheit überhaupt ist dann sowieso ein Missverständnis: Gemeint kann niemals eine absolute Freiheit sein, sondern nur die Freiheit VON etwas, also Freiheit als Differenz; in jedem Fall relative Freiheit; der Mensch an sich ist nie frei (wie dann auch schon Schopenhauer sagt) und das Unendliche an sich eben nur: nicht definiert, nicht wahrgenommen, nicht verstanden.
5. Wenn man nun nach DEM Ding an sich fragt, schlage ich vor, festzustellen: Existent sein muss die Entropie (Masse oder Energie, je nach Daseinsform) und ein bipolares Prinzip, Evolution in jeder Form. Denn wahrnehmbar ist nur Differenz; Bezeichenbar ist nur Differenz und jede Bezeichnung ist Differenz. IN der physikalischen Erscheinungswelt ist der Magnet die rechte Metapher. Trennt man einen Magneten, entsteht nie ein Nord- und ein Südpol, sondern immer ein neuer Magnet mit Nord- und Südpol. Der Magnet ist also gleichzeitig Einheit und Differenz und in sich trägt er Mittel für Ursache und Wirkung.
Absolute Freiheit wäre das Nichtvorhandensein von Differenz; diese liegt aber immer außerhalb unserer Wahrnehmungs- und Bezeichnungswelt.
6. Aus diesen Gründen bevorzuge ich eine Philosophie, die immer den Standpunkt des Beobachters in die Betrachtungen mit einbezieht; man kann nicht in zwei Sprachen sprechen, in einer absoluten (die nur pseudo-absolut sein kann) und einer konstruktivistischen, relativen.
 
Robin schrieb:
1.
Dass das Ganze als Ganzes einzig frei ist, scheint mir doch recht tautologisch zu sein; denn etwas ist ja für uns nur wahrnehmbar dadurch, dass es wirkt und/oder mit Bedeutung markiert wird. Ob nun das Ganze als Ganzes nicht wahrgenommen wird und daher auf seine Ursachen und Wirkungen hin nicht betrachtet wird oder irgendetwas anderes unmarkiert von Bedeutung bleibt und daher in gewisser Weise frei ist - was sagt das dann noch aus? IN dem Moment, da ich etwas benenne - zum Beispiel als Unendlichkeit - übe ich Wirkung auf das Benannte aus. Denn die Welt ist Vorstellung. Also ist die Unendlichkeit dann nicht mehr frei, denn unsere Benennung derselben wirkt auf sie.
(Man nehme einen Fußball, der nicht getreten wird, weil das Fußballspiel nie stattfindet - wie aber soll man ihn dann noch als Fußball erkennen, wenn er nicht getreten wird?)
gar nicht.
a) um das universum wahrzunehmen, musst du damit übereinstimmen dass es DA ist.
b) wie du das was da ist bezeichnest und wofür du es verwendest obliegt dir ganz allein - dadurch beeinflusst du in keinster weise dieses universum - höchsten deine sichtweise davon und wie du die dinge verwendest - oder ob du sie überhaupt beachtest und verwendest oder benennst!
c) willst du dich mit anderen leuten hier herinnen im universum verständigen, musst du dich auf die bezeichnungen einigen mit ihnen.
die freiheit hier bestünde im speziellen fall aus der MÖGLICHKEIT, dich zu verständigen und gemeinsam hier etwas zu TUN.
das universum bleibt bestehen - egal ob und wie du's bezeichnest.


2.
Die Idee der Kausalität hat sich seit Kants Zeiten verändert; nicht nur, dass man von Vernetzung und Wechselwirkungen spricht; man kann auch die Kausalität zurückverfolgen und trifft dann nicht auf eine unendliche Kette, sondern zum Beispiel auf UNSCHÄRFE. Wird nämlich die Ursache der Bewegung eines Atoms letzendlich in seiner Entropie gesucht, zeigte Heisenberg, dass dann Beobachtung und Ursache verschmelzen; die Beobachtung selbst kann zur Ursache werden - oder wir müssen uns damit abfinden, nur Ursache oder nur Wirkung wahrzunehmen, aber niemals beides gleichzeitig.
Dies mag dann auch ein modernes Bild für die Tatsache sein, dass die Wahrheit im Ding an sich liegt: Denn in der Unschärfe von Bewegung und Ort im Mikrokosmos liegt die Einheit von Beobachtung und Wirkung; diese ist da, aber eben nicht mehr beobachtbar.
Auch dies Unschärfe ist letztlich endlich/unendlich; man weiß zwar, dass die Ursache letztendlich in der Entropie liegt; aber weil sie nicht beobachtbar ist,
liegt sie sozusagen an unendlich vielen Orten. (Immerhin kann man dadurch überzeugend die Existenz des Zufalls begründen)
die beobachtung vom atom und den sich immer mehr auflösenden teilchen darinnen ist keine unschärfe, sondern der hinweis darauf, dass diese universum vielleicht eine illusion sein könnte.
wenn auch eine sehr gute übereingestimmte - und deshalb so 'fest' und REAL.

wer die eindeutige URSACHE ist - oder die ursachen sind - die es so hinstellen und aufrechterhalten - wäre auch die antwort auf die frage, wieso wir WIRKUNG davon sein können - egal auf welche weise wir es beobachten und welche schlüsse wir daraus ziehen.

3. Ob wir nun Mikro- oder Makrokosmos beobachten: In beiden Fällen stoßen wir als Beobachter an unsere Grenzen - aber daraus auf Freiheit zu schließen, scheint mir fragwürdig.
ja - freiheit von wissen*lol* oder freiheit von der fähigkeit, dieses universum als ganzes wahrzunehmen...

4. Überhaupt ist Freiheit ein paradoxer Begriff; denn ich nehme dem Bezeichneten schon die Freiheit, indem ich es als frei bezeichne.
Die menschliche Freiheit überhaupt ist dann sowieso ein Missverständnis: Gemeint kann niemals eine absolute Freiheit sein, sondern nur die Freiheit VON etwas, also Freiheit als Differenz; in jedem Fall relative Freiheit; der Mensch an sich ist nie frei (wie dann auch schon Schopenhauer sagt) und das Unendliche an sich eben nur: nicht definiert, nicht wahrgenommen, nicht verstanden.
freiheit ist eben NICHT nur freiheit VON.
ganz im gegenteil - das kann zur neuen unfreiheit werden: im versuch sich von allem möglichem unliebsamen zu befreien, indem man es 'loszuwerden' versucht, BINDET man sich erst recht daran und macht sich abhängig davon.

weit eindeutiger und besser ist die freiheit ZU:

etwas tun ZU können etwas miteinbeziehen und damit umgehen ZU können, die barrieren erkennen und sie handhaben ZU können und ZU lernen etc.

wäre man endlich imstande, mit allen auftretenden und möglichen faktoren und überraschungen erfolgreich umgehen zu können - erst DANN wäre man wirklich FREI - und KANN sich davon lösen.

5. Wenn man nun nach DEM Ding an sich fragt, schlage ich vor, festzustellen: Existent sein muss die Entropie (Masse oder Energie, je nach Daseinsform) und ein bipolares Prinzip, Evolution in jeder Form. Denn wahrnehmbar ist nur Differenz; Bezeichenbar ist nur Differenz und jede Bezeichnung ist Differenz. IN der physikalischen Erscheinungswelt ist der Magnet die rechte Metapher. Trennt man einen Magneten, entsteht nie ein Nord- und ein Südpol, sondern immer ein neuer Magnet mit Nord- und Südpol. Der Magnet ist also gleichzeitig Einheit und Differenz und in sich trägt er Mittel für Ursache und Wirkung.
Absolute Freiheit wäre das Nichtvorhandensein von Differenz; diese liegt aber immer außerhalb unserer Wahrnehmungs- und Bezeichnungswelt.
absolute freiheit wäre das erkennen der grundlegendsten polaritäten und das umgehen damit - zb geist versus materie.
und das ist IMMER innerhalb unseres wahrnehmungsbereiches.
und den kann man sogar erweitern.

6. Aus diesen Gründen bevorzuge ich eine Philosophie, die immer den Standpunkt des Beobachters in die Betrachtungen mit einbezieht; man kann nicht in zwei Sprachen sprechen, in einer absoluten (die nur pseudo-absolut sein kann) und einer konstruktivistischen, relativen.
ohne betrachter nichts zu betrachten*gg* genau!
 
etwas wahrgenommenes muss nicht unbedingt substanziell da sein (halluzinationen!)
das heißt, es gibt dinge, die erst durch die wahrnehmung existent werden
 
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Muzmuz schrieb:
etwas wahrgenommenes muss nicht unbedingt substanziell da sein (halluzinationen!)
das heißt, es gibt dinge, die erst durch die wahrnehmung existent werden
aber NUR weil er VORHER etwas reales wahrgenommen hatte, dass ihn dermaßen überwältigt hatte, dass er es danach aus ANGST inform von starken eindrucksbildern 'sieht' - während es in realität nicht mehr vorhanden ist.
er sieht bzw nimmt nichts wahr, sondern hängt in seinem verstand rum...
 
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