Original geschrieben von -Akelei-
Das Wort Freiheit ist wie das Wort Liebe einer der am meisten missbrauchten Wörter.
Na ja, ist nicht jedes Wort eines "der am meisten missbrauchten Wörter"? Liegt nicht im "Gebrauch", in der Ver-wendung von Sprache immer schon das Potential, oder genauer: die zwangsläufige Notwendigkeit ihres Missbrauchs?
Aber egal: Freiheit
Welch wunderschön erhabn' Wort.....
Es ist so ein Ding mit der Freiheit: Was genau ist sie? Ist sie überhaupt denkbar?
Ichnur ein paar wenige Aspekte der Problematik schildern und fange deshalb ganz vorne an:
Freiheit ist zuallerst einmal ein Wort. Es steht als binäre Opposition (als der ausschliessende Gegensatz) zu "Unfreiheit" oder ähnlichen Worten. Damit wird aber schon etwas ganz deutlich: Freiheit kann nur der haben der sie postulieren kann, der sie definieren kann, und zwar im Unterschied zur Unfreiheit; und der sie entsprechend bezeichnet. Damit wird klar: Freiheit ist ein Begriff sprachlichen Bewusstseins. (Kurz angetänt sei hier: damit unterliegt Freiheit immer schon den Gesetzen der Sprachlogik, den Gesetzen der Sprachgemeinschaft und ist somit per se unfrei, da sprachlich, da als soziale Kategorie nicht umbedingt eine absolut-platonische Idee, sondern vielmehr wohl ein performativer Akt, ein Gebrauch, der entsprechend dem Sprachhandelnden sich gestaltet. )
Unabhängig von den Finessen der Sprachlichkeit als soziales Phänomen ist die Unfreiheit des Begriffs "Freiheit" noch anders frappant: Freiheit ist nur Freiheit in Differenz zur "Unfreiheit". Gäbe es keine Unfreiheit, wäre der Begriff "Freiheit" ein nicht zu definierende Grösse. Der Begriff der Freiheit funktioniert also nur durch eine sprachliche Repression seiner binären Opposition. Diese Dieskriminierung bedeutet jedoch keineswegs eine definitive Ausschliessung des Begriffes der Unfreiheit aus dem der Freiheit, sondern ganz im Gegenteil eine konstante Einschliessung als Ausgeschlossenes. Freiheit wäre also immer: Freiheit = - Unfreiheit (und steht nie allein). Damit aber wird auch das Risiko dieser Konstruktion ersichtlich: Wenn Freiheit aus der Erkenntnis der Differenz von Unfreiheit herrührt und diese Differnz zur Unfreiheit in den Begriff der Freiheit miteinbezieht entsteht ein auferlegte Verstarrung des Begriffes der Unfreiheit, abgeleitet von dem der Freiheit, dies um die "Freiheit" ebenfalls erstarren lassen zu können - zu definieren. Damit geschieht aber folgendes: die vorgängige Erkenntnis einer Differenz zur Unfreiheit wird unhinterfragbar (ontologisch), ja im Gegenteil sie wird im eigentlichen erst aus dem Begriff der Freiheit gewonnen - nach dem dieser eben aus der Differenz hervorgegangen zu sein scheint.
Damit entzieht sich jedoch die "Freiheit" den eigenen Boden, indem sie immer schon die Unfreiheit - deren Status sie erst setzt - in sich integriert als Differenz und abhängig wird von eben dieser - anscheinend erkannten - Differenz zur Unfreiheit...
Tja Dillemma...
griessli
pathos