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Die Wege um an ein Kind zu kommen...

von Salem: Warum nimmt man den Zustand nicht als gegeben hin? Versagensängste? Ist es nicht ein zu großer Eingriff in eine natürliche Gegebenheit?
Tag Salem.

Eine Gesellschaft, die der Persönlichkeit ihr Hauptaugenmerk schenkt, wird versuchen, über die Schaffung neuen Lebens ihrem Machtanspruch genüge zutun. Die Persönlichkeit sucht ständig Dinge, durch die sie sich erkennbare Formen und Namen gibt. Sie „weiß“, dass es sie nicht gibt, sie eigentlich fiktiv ist, weshalb sie ständig in äußerlichen Dingen herumrühren muss (andere Menschen manipulieren, Macht ausüben, etwas erreichen, schaffen, zerstören...), um sich zu erleben. Sie weigert sich zu „sterben“ (Angst vorm Tod, Fallangst, Angst vor Kontrollverlust, vor einem Orgasmus usw.). Selbst nach ihrem Tod will sie ihren Namen als Inschrift auf einem pompösen Grabmal sehn. Von „vor“ der Entstehung des Lebens bis über den Tod hinaus, will sie kontrollieren, was auch einen Rationalisten an ihrer Existenz zweifeln lassen müsste. Jemand der sich um etwas so stark bemüht, dem scheint es zu fehlen.

Ich finde es nur logisch, dass die Menschen dazu tendieren, zunächst ein Wunschkind, dann ein „gesundes Kind“, dann ein „getimtes Kind“, ein Baby ohne Partner oder ein Baby in einer homosexuellen Ehe oder ein nichtbehindertes zu bekommen, ein künstlich erschaffenes oder, was wir bald erleben werden, ein genetisch mit bestimmten Eigenschaften ausgestattetes (vgl. Neuwagenkauf) und von besonderen negativen „Prädispositionen“ verschontes Kind (Kostenrisiko für die Verwahr- und Verwaltungssysteme der Gesellschaft), ein pflegeleichtes gesundes und allen (anderen) Freude bringendes Arbeits- und Konsumtier.

Wer an dieser Stelle die realen Äußerungen der Mütter und Väter damit vergleicht, wird feststellen, dass man vordergründig höchsten Wert auf ein „sich frei entfaltendes und lebenslustiges Kind“ legt. Wie soll ich aber glauben, dass Eltern wirklich lebendige Kinder wollen, wenn sie deren Existenz so genau kalkulieren, „einen Weg finden, auch gegen die Natur“ und „in gute Bahnen lenken“. Das erinnert mich an den Satz „wir wissen, dass Homér blind war, ob er gelebt hat, ist nicht gesichert“. Soll ich dann wirklich glauben, dass Eltern ein Kind nicht nach ihrer inneren Haltung lenken, wenn sie dessen Existenz gelenkt haben?

Ich sehe das Problem weniger in biologischen Abweichungen von der natürlichen Befruchtung und Geburt, obwohl ich kein Freund der immer häufiger werdenden Kaiserschnitte bin, sondern darin, dass die unbewusste Haltung der Eltern hier die entscheidende unerkannte Rolle spielt. Denn diese geben sie in ihrer ganzen Lebensart und ihrem Verhalten, in Ansprüchen, Vorbild usw. den Kindern mit, weitenteils ohne es zu bemerken.

Ich gehe etwas weiter und behaupte, dass sich die Haltung (Haltung soll hier bewußt den Körper einschließen) der Eltern auch auf ein künstlich ausgesuchtes und erzeugtes Superbaby auswirkt. Man wird an der „Lehre“ der genetischen Prädisposition zweifeln, spätestens, wenn die Generation der Superbabys die selben seelischen und gleichzeitig körperlichen Probleme hat, wie wir. Vor dieser Erkenntnis, wird die Gentechnik zu unserem neuen Gott, ähnlich wie es die Psychologie bereits geworden ist, einem Hilfsmittel des Verstandes, wiederum um zu kontrollieren. Einige Menschen werden sich auch weiterhin dumm und dusslich verdienen, an unserer Blindheit, unserer Sichtweise, die nur Formen und Namen erfassen kann.

Liebe Grüße
Bernd
 
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hallo sal,

also ich kenn auch einige die mit hormonen versucht haben ein baby zu bekommen und auch welche die sich damit abfinden eben kein kind zu bekommen.
bei beiden ist jedoch eine grosse verzweiflung zu spüren gewesen.
sie wollten ein kind bekommen, es in sich spüren und auf die welt bringen.
überlegungen eins zu adoptieren wurden auch schon gemacht, doch war es auf grund des alters nicht mehr so einfach und man will ja erstmal probieren ob es nicht doch so geht.
ich habe auch von leuten gehört die haben umsonst gewartet, bekamen kein kind!
es scheint also nicht ganz so einfach zu sein eins "geschwind" mal zu adoptieren.

ich denke es ist immer recht leicht den kopf zu schütteln, wenn man kinder hat - ist das gleiche wie wenn ich den kopfschüttel als nicht mutter, wenn die erziehung fehl schlägt, ich versteh das auch immer nicht!;)

also ich kann nur berichten welche qualen diese mütter erlitten, sie fühlten sich nur als halber mensch und zerbrachen fast daran, es gab nur noch das eine thema - kind kriegen auf teufel komm raus.
ja sie fühlten sich ihren lebensinhalt beraubt und leer.
der mann fühlte sich in dieser zeit oft nur als samenspender und sex wurde zur qual.

die meisten sind nun mütter, die eine durch hormone, die andere durch einen neuen mann :D - ja und die kinder sind alle verhätschelt und "schlecht" erzogen:D;)

lg binchen
 
Salem, die Gründe der Bemühungen, den Wunsch, ein eigenes Kind erfüllt zu bekommen, können wahrscheinlich nur die Frauen erklären, die sich den entsprechenden künstlichen Massnahmen auch unterzogen. Was Binchen an fremden Erfahrungen berichtet, unterstreicht doch auch die Begündung, die e-a-s lieferte, mit der du einverstanden bist und der ich mich ebenfalls anschliesse, obwohl ich sie (die Gründe!) nicht ganz nachvollziehen kann. Es scheint mir sogar so, dass die meisten Frauen ein Kind brauchen, um ihre Liebe und Fürsorge verteilen zu können, während die meisten Männer dann doch eher primär an der Vererbung ihrer Gene interessiert sind, der Kinderwunsch eher pragmatisch sehen. Es klingt brutal, aber ich sehe das halt so. Es sind dann auch wahrscheinlich die Männer, die einer Adoption skeptischer gegenüber stehen, es dauert vielleicht länger, bis es "zu Hause" ausdiskutiert ist, wertvolle Zeit für eine Adoption verstreicht (Altersgrenzen b.d. Adoption)...
Die Meinung der Familienangehörigen und des Umfelds, die manchmal spitzig und gedankenlos hingeworfenen Bemerkungen, spielen dabei sicher auch noch heute eine Rolle, die Meinung, "eine Familie ohne eigenes Kind ist keine richtige Familie", "wann willst du denn eine Familie gründen, wenn du nie einen passenden Mann hast (der Mann soll dann, bitte schön, auch der Familie genehm sein, hab ich leider zur Genüge selbst erlebt, "passende" wurden mir sogar serviert) bemühe dich endlich...", "langsam wird es aber auch für dich Zeit" und sicher noch andere. Es setzt viele Frauen bestimmt nachhaltig unter Druck, fühlen sich als Versager und wissen darauf keine andere Antwort, als eben alles zu versuchen. Da sollte der Frauenarzt auch mehr Aufklärungspflicht wahrnehmen, nur will er (ich unterstelle jetzt bewusst nicht auch noch materielle Absichten seinerseits!) primär der Frau helfen, was ja seine Pflicht ist. Ob er dabei auch die Gefahren einer Hormonbehandlung genügend erklärt, kann ich nicht sagen.
Kenne nur ein Paar, das sich ein Kind wünschte, auf dem natürlichen Weg nicht bekam, die Frau gab für ein Jahr ihre aufreibende Berufstätigkeit auf, um auch entspannter "durchs Leben zu gehen", beide liessen sich testen, es war alles bestens, einer Schwangerschaft standen keine pathologischen Hindernisse im Weg, aber sie stellte sich trotzdem nicht ein, also richteten sie ihr Leben auf eins ohne Kinder ein. Beide sind mehrfache Paten, kümmern sich rührend um ihre Patenkinder und sind weiter ein zufriedenes Ehepaar. Es gibt eben beides.
Aus Diskussionen, ob eine Hormonbehandlung gut oder schlecht ist, halte ich mich raus, ich kann den unbedingten Kinderwunsch nicht nachvollziehen, sah mich aber überhaupt nie als Mutter, obwohl ich schon immer Kinder sehr mochte und zu ihnen immer einen doch guten "Draht" hatte. Eine Hormonbehandlung käme für mich nicht in Frage, aber es käme für mich auch eine Abtreibung nicht in Frage, obwohl ich z.B. die Haltung der kath. Kirche auf schärfste verurteile und "immer" für die Legalisierung plädierte. Was weiss man schon, was man machen würde, wäre man in entprechender Situation gerade der oder der Frau? Es sind immer nur Annahmen, die man trifft, vielleicht sieht es dann zum anderen Zeitpunkt wieder anders aus...

Auch, was Binchens Schilderung der verwöhnten "erzwungenen" Kinder betrifft, kann ich irgendwie nachvollziehen. Aus dem Wissen, wieviel Mühe sich die Eltern gaben, um das Kind "zu bekommen", erwächst dann der Wunsch, alles perfekt machen zu wollen, dem Kind auch alles zu bieten (und später vielleicht auch alles "zurück" zu verlangen -Hallo, Bernd *loool*), und es wird ein zuviel daraus.
Wobei mir ja schon die perfekten Mütter in meiner Umgebung auf den Keks gehen, bei denen, wie es mir scheint, alles wie am Schnürchen läuft, die Kinder waren spätestens mit 1 Jahr trocken, assen vom Tisch und mit Manieren, sie hatten/haben nur schöne Gefühle ihren Kindern gegenüber usw. usf. Dass es nur ein Mythos ist, beweisen sie und ihre Kinder täglich, aber das stört sie irgendwie überhaupt nicht. Schon die Schwangerschaften waren für sie ein Kinderspiel, zwar war ihnen manchmal übel, aber sie wussten ja, wofür sie sich da ausk..., alles war trotzdem nur wunderschön. Tja, bei mir war das halt nicht so. Mir wars zwar nie übel, aber es war meist überhaupt nicht schön, es war belastend, ich hasste es, so unförmig durch die Gegend zu gondeln, kurzatmig zu kiechen, nicht mehr schlafen zu können, launisch und heulend aufzuwachen, mehrmals im Krankenhaus zu landen, weil mein Blutdruck ständig im Keller war... und trotzdem würde/werde(?) ich es nochmals auf mich nehmen und dem Ungeborenen wieder drohnen, wenn es jetzt nicht endlich Ruhe gibt, schmeisse ich es aus der zu kleinen Wohnung raus *loool*, um es dann, endlich unter meinem Beschimpfen aller Anwesenden rausgeschmissen, nur noch zu lieben (manchmal halt auch wieder zähneknirschend ;)).

Tschuldigung, Bernd, dein
Ich sehe das Problem weniger in biologischen Abweichungen von der natürlichen Befruchtung und Geburt, obwohl ich kein Freund der immer häufiger werdenden Kaiserschnitte bin, sondern darin, dass die unbewusste Haltung der Eltern hier die entscheidende unerkannte Rolle spielt. Denn diese geben sie in ihrer ganzen Lebensart und ihrem Verhalten, in Ansprüchen, Vorbild usw. den Kindern mit, weitenteils ohne es zu
bemerken
.
kann ich nicht nachvollziehen. Dass unser Verhalten, überhaupt unser Lebensstil und -anschauung das Kind von Beginn an doch irgendwie massgeblich beeinflusst, ist doch logisch. Das Kind hat doch zunächst gar keinen anderen grossen Vergleich. Das müsste doch jedem klar sein, nicht?
Ob das Kind dann mal einen anderen Weg als den ihm gezeigten einschlägt, zielstrebig (ja, das Wort wirst du mir ja wahrscheinlich wieder verübeln) verfolgt, den Mut müssen wir Eltern helfen, dem Kind ja zu geben, da sind wir gefordert, aber sorry, wir können nicht alle Wege gehen, um sie ihm auch bildlich zu zeigen, das schaffe mind. ich nicht.

Mehr kann ich dazu nicht sagen, es war ohnehin schon viel Papperlapapp dabei.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
es ist - so scheint´s mir - ein große menschliche problematik, das leben (und auch sein schicksal) so anzunehmen, wie es ist.
wenn kinder am lebensplan stehen - und sie wollen und wollen nicht von selbst kommen, dann halt mit allen erdenklichen hilfen!

hier ist mMn einer der ur-menschlichsten ansätze zu finden: wie gehe ich mit meinem schicksal um - wie kann ich es selbst gestalten - es selbst in die hand nehmen.

die moderne medizin bietet nunmal mehr möglichkeiten, als früher. nun können daher auch "neue" erfahrungen in "neuen" bereichen gemacht werden. aus diesen erfahrungen werden dann erkenntnisse. erkenntnisse, die mitbestimmen, wie es künftig weitergehen kann. (ethisch, wie moralisch, wie gesellschaftlich wünschenswert.)

generell finde ich es schön, wenn kinderlose eltern den weg der adoption/pflegschaft beschreiten.
meines wissens nach ist das allerding in ö nicht leicht.
ich selbst hatte mich für eine adoption (zusätzlich zu meinem leiblichen sohn) interessiert und mir wurde gesagt, dass es gar nicht so viele kinder gibt - als adoptionsinteressenten!

das ist auch der grund, dass viele paare schon auf ein adoptivkind aus anderen (unterentwickelten) ländern ausweichen.
die sache mit den pflegekindern ist die, dass es hier die leiblichen eltern ja noch gibt -und daher schwebt über der familie immer das thamoklesschwert, dass das pflegekind wieder den echten eltern zurückgegeben werden muss.
dieser umstand stellt für viele paare offensichtlich eine große hürde dar.

soviel zu meinen erfahrungen mit diesem thema.

:reden: lg kathi
 
von Celine: kann ich nicht nachvollziehen. Dass unser Verhalten, überhaupt unser Lebensstil und -anschauung das Kind von Beginn an doch irgendwie massgeblich beeinflusst, ist doch logisch. Das Kind hat doch zunächst gar keinen anderen grossen Vergleich. Das müsste doch jedem klar sein, nicht?
Ob das Kind dann mal einen anderen Weg als den ihm gezeigten einschlägt, zielstrebig (ja, das Wort wirst du mir ja wahrscheinlich wieder verübeln) verfolgt, den Mut müssen wir Eltern helfen, dem Kind ja zu geben, da sind wir gefordert, aber sorry, wir können nicht alle Wege gehen, um sie ihm auch bildlich zu zeigen, das schaffe mind. ich nicht.

@ Celine
In meinem Text ging es um etwas anderes. Manchmal glaub ich, du musst nur irgendwas dagegenhalten, egal ob es passt oder nicht.

Viele Grüße
Bernd
 
Bernd schrieb:
@ Celine
In meinem Text ging es um etwas anderes. Manchmal glaub ich, du musst nur irgendwas dagegenhalten, egal ob es passt oder nicht.

Viele Grüße
Bernd

Na dann, um dich nicht auch jetzt nochmals zu enttäuschen, halte ich erneut dagegen:

meinst du nicht, ehrlicherweise eher: egal, ob es dir passt oder nicht?

Es ist nämlich vielmehr so, dass du (und das auch, egal ob ernsthaft oder scherzhaft) immer sozialkritisch wirst und aus praktisch allen deinen Texten ein unglaublicher Schmerz kommt. Ich gebe zu, das irritiert mich wahnsinnig, das fordert mich praktisch immer gleichzeitig auch heraus, denn immer klingt daraus: "Der Hugo ist gut, nur die Gesellschaft ist schlecht." Da aber die Gesellschaft du, ich, Salem, Kathi... sind, fühle ich mich dadurch immer auch mitbetroffen, sehe mich gezwungen (frag mich, schlag mich... ich weiss doch auch nicht, warum) mich zu rechtfertigen. Wenn ich dich erneut falsch verstanden habe, so tut es mir Leid, denn es muss dann wohl daran liegen, dass ich doof bin, anders kann ich es mir nicht erklären, denn lesen tu ich durchaus aufmerksam und keinesfalls nur diagonal.

Das war die ehrlichste Antwort, die ich dir geben kann. Du weisst, dass ich dir aus dem Weg gehen wollte, schon als wir bei den neuen Väter aneinander gerieten, es ist aber echt schwierig, weil uns anscheinend dieselben Themen interessieren. Ich verspreche dir aber erneut, es echt intensiv zu versuchen. Da ich aber nie jemanden auf der I-Liste habe, werde ich mir trotzdem erlauben, "dich" weiterhin zu lesen. I.O. so?
Jetzt brauche ich aber erst mal Pause vom Forum, manchmal überfordert es mich dann doch zu sehr.

Ein schönes We und gute Zeit weiterhin allen.
 
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Hallo ihr Lieben!

Ich habe eure Antworten gelesen, aber ich kann heute nicht darauf antworten. Nur soviel, ich habe einige Betrachtungsweisen gefunden, die sich mir vorher nicht so gezeigt haben.
Ich ziehe mich also nicht zurück, mir fehlt heute lediglich die Konzentration für einen längeren Beitrag und meine Laune ist auch nicht die allerbeste.

Ich lenke mich daher lieber etwas oberflächlicher (nicht negativ gemeint) ab.
Liebe Grüße
Sal
 
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