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Die Neuen Väter

JaneS. schrieb:
@ Fortuna
Ich stimme in den meisten Punkten völlig mit dir überein! Gemeinerweise möchte ich die anderen Punkte zitieren und dazu Stellung nehmen. :D
Wieso "gemeinerweise"?
Ich lasse jede Meinung gelten, solange man sie mir nicht aufzwingen will ;)!
Fuehlst du dich angegriffen durch meine vorige mail? Das waere schade!
JaneS. schrieb:
Ich glaube, dass man in jeden Job wieder einsteigen kann. Wenn nicht, sind nicht Kindererziehungszeiten dran schuld sondern ein "verrückter" Arbeitsmarkt und eine verfehlte Familien- und Frauenpolitik.
Glauben kann man/frau alles, aber leider richtet sich der verrueckte Arbeitsmarkt eben nicht nach den Wuenschen der Menschen, das ist doch das Problem!
JaneS. schrieb:
Langweilig fand ich es nie. Wir waren eine nette Mütter/Väterrunde mit vielen Interessen und waren viel draußen in der Natur.
Moment, du warst oder bist ja nicht ausschliesslich zu Hause.
JaneS. schrieb:
Ich möchte so sagen: Es ist erfüllend und schön Kinder beim Großwerden zu begleiten. Das ist eine Lebensaufgabe für Männer und Frauen und sie haben daneben noch andere Lebensaufgaben.
Eben, genau das wollte ich sagen!
Ich will auch keinesfalls alle jungen Muetter/Vaeter ganztaegig in die Berufswelt zwingen und ich hoffe, so wurde meine mail nicht verstanden, sondern lediglich diese Idealvorstellung: einer bleibt zu Hause und kuemmert sich um alles, waehrend der andere Karriere macht (was du uebrigens ebenfalls tatest in deiner ersten mail), in Frage stellen und ihre Fussfallen und Tuecken aufzeigen.
Das heisst noch nicht mal, dass es in Einzelfaellen nicht klappen kann!
Aber ich wage zu behaupten, dass dieser Traum heute kaum noch lebbar ist - auf Dauer.
Ein junges Paar mit einem Kleinkind, das voller Enthusiasmus an das gemeinsame Leben geht, wird das natuerlich anders sehen...
Ich weiss nicht, wie alt du bist und wie alt deine Kinder sind, aber ich habe alles schon lange hinter mir und sehe das Gesamtbild, sozusagen.
C'est tout!

Fortuna
 
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Fortuna schrieb:
Wieso "gemeinerweise"?
Ich lasse jede Meinung gelten, solange man sie mir nicht aufzwingen will ;)!
Fuehlst du dich angegriffen durch meine vorige mail? Das waere schade!
Nein, nein, ich fühle mich gar nicht angegriffen! :)

Glauben kann man/frau alles, aber leider richtet sich der verrueckte Arbeitsmarkt eben nicht nach den Wuenschen der Menschen, das ist doch das Problem!
Da hast du natürlich recht, und man kann sich's nicht immer aussuchen. Es ist immer eine Gratwanderung zwischen "sich notgedrungen den Gegebenheiten anpassen" und "sich selbst treu bleiben". Es geht auch in manchen Berufen leichter und in anderen weniger leicht. Es scheint mir einfach wichtig sich zu überlegen, was man wirklich braucht und welchen Preis man bereit ist, dafür zu bezahlen. Du weißt ja: "Wir müssen immer länger arbeiten, um das Geld zu verdienen für die Dinge, die wir nicht bräuchten, wenn wir nicht so lange arbeiten würden."

Moment, du warst oder bist ja nicht ausschliesslich zu Hause.
Jetzt nicht mehr. Insgesamt war ich 8 Jahre (= 4 Jahre bei jedem Kind) ausschließlich zu Hause bei meinen Kindern.

Ich will auch keinesfalls alle jungen Muetter/Vaeter ganztaegig in die Berufswelt zwingen und ich hoffe, so wurde meine mail nicht verstanden, sondern lediglich diese Idealvorstellung: einer bleibt zu Hause und kuemmert sich um alles, waehrend der andere Karriere macht (was du uebrigens ebenfalls tatest in deiner ersten mail), in Frage stellen und ihre Fussfallen und Tuecken aufzeigen.
Das heisst noch nicht mal, dass es in Einzelfaellen nicht klappen kann!
Alles klar! Sehe ich auch so!

Aber ich wage zu behaupten, dass dieser Traum heute kaum noch lebbar ist - auf Dauer.
Welcher Traum?

Ein junges Paar mit einem Kleinkind, das voller Enthusiasmus an das gemeinsame Leben geht, wird das natuerlich anders sehen...
Ich weiss nicht, wie alt du bist und wie alt deine Kinder sind, aber ich habe alles schon lange hinter mir und sehe das Gesamtbild, sozusagen.
C'est tout!
Sicher. Ich denke, manche Erfahrungen muss man einfach selber machen.
Meine Kinder sind 15 und 11. Sie waren 8 und 4 bei meinem beruflichen Wiedereinstieg.

LG
Jane
 
JaneS. schrieb:
Ziesemann

Ich sehe das ganz genauso wie du! Und ohne mir jetzt was drauf einbilden zu wollen: ich war acht (!) Jahre bei meinen Kindern zu Hause und habe die Zeit sehr genossen! Und auch mein Mann hat immer sehr viel Zeit mit unseren Kindern verbracht. Ich sehe es so: Alles hat seine Zeit. Ich hatte vorher einen tollen Job, habe für diese Jahre auf "Karriere" verzichtet, und habe jetzt wieder einen tollen Job. Der Wiedereinstieg war kein Problem und ich habe am Anfang für meine "Rechte" als Mutter gekämpft, sodass ich mit meinem Teilzeitjob eine Arbeitszeit hatte, die mir ermöglichte, meine zwei Kinder zu Mittag von Kindergarten bzw. Schule abzuholen, damit sie die Nachmittage zu Hause verbringen konnten.
Wie du sagst, es ist eine anstrengende und erfüllende Aufgabe, und ich hätte für keinen Job und für kein Geld der Welt darauf verzichtet. Meine Freundin, die es ebenso machte, und ich streckten uns lieber nach der Decke als unsere Kinder in Ganztagskindergarten und Hort zu geben.
Jetzt gehe ich, wie gesagt, wieder arbeiten (immer noch Teilzeit) und genieße es, meine Kinder sind größer und brauchen mich natürlich nicht mehr so viel wie früher.

Jane
Dieser Teil Deines Beitrages - womit ich nicht sagen will, dass ich die anderen Teile schlecht finde - hat mir so außerordentlich gut gefallen, dass ich ihn hier nochmal zitiere, obwohl ich dem iegentlich außer Zustimmung nichts hinzufügen kann.
Soweit ich die Diskussion zu überblicken vermag, plädieren die meisten Kinderpsychologen wenigstens für die ersten Lebensjahre für eine Bezugsperson, die immer (wörtlich zu nehmen) für das Kind da ist. Nur so kann Urvertrauen - wichtig für die Bewältigung späterer Lebenskrisen - geschaffen werden. KLeine Einschränkung: Dies setzt ein einigermaßen intaktes Ehe- und Famlienleben voraus.
Ich erzähle nicht gern öffentlich Privates von mir: Aber so viel kann ich sagen: Auch aus eigener Erfahrung im weitesten Familienkreis kann ich es nur begrüßen, wenn Vater und/oder Mutter die Kindererziehung als eine Aufgabe betrachten, die erfüllend, beglückend und bereichernd sein kann. Im Übrigen: Gibt es für die Zukunft Wichtigeres als Kinder und ihre gute Erziehung? "Kinder mit ihrer Unvernunft und ihrem Geschrei, ihren Ideen und ihrem Lachen - sie allein und sonst nichts sind die Zukunft einer Gesellschaft" (zitiert nach di Fabio - BVerfG-Richter)
Mit besonders herzlichen Grüßen - Ziesemann
 
Ziesemann schrieb:
Soweit ich die Diskussion zu überblicken vermag, plädieren die meisten Kinderpsychologen wenigstens für die ersten Lebensjahre für eine Bezugsperson, die immer (wörtlich zu nehmen) für das Kind da ist. Nur so kann Urvertrauen - wichtig für die Bewältigung späterer Lebenskrisen - geschaffen werden. KLeine Einschränkung: Dies setzt ein einigermaßen intaktes Ehe- und Famlienleben voraus.
Ich erzähle nicht gern öffentlich Privates von mir: Aber so viel kann ich sagen: Auch aus eigener Erfahrung im weitesten Familienkreis kann ich es nur begrüßen, wenn Vater und/oder Mutter die Kindererziehung als eine Aufgabe betrachten, die erfüllend, beglückend und bereichernd sein kann. Im Übrigen: Gibt es für die Zukunft Wichtigeres als Kinder und ihre gute Erziehung? "Kinder mit ihrer Unvernunft und ihrem Geschrei, ihren Ideen und ihrem Lachen - sie allein und sonst nichts sind die Zukunft einer Gesellschaft" (zitiert nach di Fabio - BVerfG-Richter)
Danke! Ich freue mich über deine Zustimmung! :)

Was du über das Urvertrauen schreibst, gefällt mir sehr gut.

Es liegt natürlich im Entscheidungsbereich jedes Einzelnen, wie er lebt und wie er sein Familienleben gestaltet, und man kann es sich wohl auch nicht immer aussuchen. Das ist die eine Seite.

Andrerseits, wenn ich mir so ansehe, wie die meisten Kinder und Jugendlichen aufwachsen, gibt mir das zu denken: Mit einem Jahr oder noch früher in Kinderkrippe, dann Kindergarten, oft ganztags, anschließend Schule und Hort (Nachmittagsbetreuung), d.h. sehr wenig im Kreis der Familie, viele mit alleinerziehendem Elternteil (meist Mutter), Freizeitgestaltung von klein auf mit zu viel Fernsehen, Gameboy, Playstation und PC-Spielen, oft mit nicht altersgemäßem Inhalt (bei manchen Spielen oder Videos frage ich mich, für welches Alter sie überhaupt "gemäß" sind!), viel zu wenig laufen, klettern, herumtollen in freier Natur, also zu wenig Bewegung mit allen daraus resultierenden Folgen. Sie werden meist mit materiellen Dingen überhäuft, bekommen aber zuwenig Zeit und Zuwendung von den Eltern, weil diese viel arbeiten müssen, um das Geld für all diese Dinge zu verdienen, und oft auch Freizeitstress haben. Dadurch fehlt die Zeit und oft auch die Energie für gemeinsame Unternehmungen, Gespräche, usw.

So fehlt vielen Menschen das, was sie am dringendsten brauchen. Und was tun sie dann? Sie machen sich auf die Suche, ohne genau zu wissen, was ihnen eigentlich fehlt. Das führt sie leider oft schnurstracks in eine SUCHT (vgl. Rüdiger Dahlke: Sucht und Suche), und davon gibt es viele: Alkohol-, Nikotin-, Rauschgift-, Computer-, Beziehungs-, Geltungssucht ...

Um es ein bisschen humorvoll zu sagen: es ist dafür gesorgt, dass die Therapeuten in 10, 20 oder 30 Jahren auch nicht arbeitslos werden...

Es ist vielleicht (hoffentlich!) nicht so schlimm, wie ich es hier darstelle, aber ich fürchte, es ist schlimm genug!

Liebe Grüße
Jane
 
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JaneS. schrieb:
So fehlt vielen Menschen das, was sie am dringendsten brauchen. Und was tun sie dann? Sie machen sich auf die Suche, ohne genau zu wissen, was ihnen eigentlich fehlt. Das führt sie leider oft schnurstracks in eine SUCHT (vgl. Rüdiger Dahlke: Sucht und Suche), und davon gibt es viele: Alkohol-, Nikotin-, Rauschgift-, Computer-, Beziehungs-, Geltungssucht ...
Völlig richtig erkannt. Die Menschen sind orientierungslos. Das war einer der schlimmsten Fehler der sog., antiautoritären Pädagogik, dass Kinder (!) ihren eigen Wege finden sollten. Wie können sie dies ohne Wegmarken, ohne Wegweiser? Ich kan nur etwas finden, wenn ich weiß, wonach ich suche. Sonst ist der Fund zufallsbedingt; aber eigentlich hast Du das besser gesagt als ich.

Um es ein bisschen humorvoll zu sagen: es ist dafür gesorgt, dass die Therapeuten in 10, 20 oder 30 Jahren auch nicht arbeitslos werden...
Liebe Grüße
Jane
Och, so humorig ist das garnicht sondern sehr enrsthaft. Jedes Angebot sucht sich seine Nachfrage und jede Nachfrage findet ihr Angebot - Kaufkraft voraussetzend. Früher gab der Schulleiter einem ungebärdigen Schüler eine Ohrfeige. Die Weisung des Lehrers: "Du meldest Dich beim Herrn Direktor" -war furchteinflößend, denn der war eine Autorität. - Heute wird der Schüler zum Schulpsychologen geschickt.
Herzliche Grüße - Ziesemann
 
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