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Die Neuen Väter

Ziesemann

New Member
Registriert
3. November 2005
Beiträge
929
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich für dies Thema das richtige Unterforum gewählt habe; aber Walter wird es ggf. schon richten

Die Neuen Väter
Eigentlich müsste es heißen: Der Neue Mann, denn dieser Typ ist es, der den des Neuen Vaters prägt.
Dieser Mann hat mit dem klassischen Rollensatz bewusst und gewollt radikal gebrochen. Geschirrspülen, Staubsaugen, Kochen, Einkaufen – das alles und vieles mehr, was früher fast ausschließlich eine Domäne der Frauen war, ist im Wortsinne „kein Thema“ mehr für ihn. Das erledigt er wie selbstverständlich und allein.
Doch der Rollenwechsel geht noch weiter: Er besetzt die des Vaters in einer noch bis Ende des vorigen Jahrhunderts kaum vorstellbaren Weise. Er ist nicht nur der Erzeuger, die Respektsperson, die gelegentlich gegenüber den Kindern ein väterliches „Machtwort“ spricht, der Hilfe suchenden Mutter zur Seite steht. Er übernimmt – außer naturbedingt das Stillen - die entscheidenden Betreuungsfunktionen wie füttern, Windeln wechseln, die Kinder waschen, beaufsichtigen, zum Kindergarten und zur Schule begleiten und abholen, Arztbesuche. Vor allem spielt er mit den Kindern, und mindestens darin sind Männer, weil sie nach vielfältiger Frauenmeinung „ewige Kinder“ bleiben, ihnen überlegen.
Die Ehefrau/Partnerin ist voll berufstätig, karriereorientiert, leistungsstark. Spiegelbildlich besetzt sie nun den Rollensatz des Mannes. Zu Recht erwartet sie, dass abends, wenn sie u.U. noch nach anstrengenden Überstunden nach Hause kommt, das fertige Essen auf dem gedeckten Tisch serviert wird. Sie wendet sich zu ihrer Erholung unbeschwert den Kindern zu, schmust mit den Kleinen und freut sich, dass die ganze Alltäglichkeit der Kinderbehütung sie nicht belastet, denn Kinder können den langen Tag über auch lästig sein, da waren die Kinderlosen früher anders, deshalb wollen sie auch keinen Nachwuchs.
Der Neue Vater hat keine Probleme damit (kann sein, dass er das noch ein wenig lernen muss), dass seine Partnerin „hinaus muss ins feindliche Leben“ und allein das Geld für die Brötchen mit möglichst noch etwas drauf nach Hause bringt. Er freut sich mit ihr, wenn es beruflich aufwärts geht, neidet ihr nicht den Erfolg, denn es ist immer auch der seine, durch sein Opfer, seinen Verzicht. Ja, er findet darin eine besondere Genugtuung: Er ist es, der ihr „den Rücken freihält“ und ihr somit ermöglicht, ihre ganze Kraft der Berufstätigkeit zu widmen. – Ist er nicht der wahrhaft Liebende?!
Ich kann nicht beurteilen, ob der Neue Mann deswegen ein Softy werden muss. Sicherlich wird er anpassungsfähiger, verständnisvoller, verinnerlicht vielleicht gewisse feminine Eigenschaften; aber auf eine neue Art bleibt er das, was der Mann seit dem Paläolithikum war: Der genuine Beschützer der Familie.
 
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Also ein 'Softy' wird der Mann m.M.n. deswegen bestimmt nicht.

Ein Mann in der Situation die du beschrieben hast kann einfach das Machogehabe ablegen weil er weiß das er niemanden etwas beweisen muß - ruht in sich selber und ist mit sich und seiner Umgebung zufrieden.

Aber ganz ehrlich: Solltest du so einen Mann kennen, schicke ihn mir vorbei.
Ich habe ein solches Exemplar noch nicht kennenlernen dürfen ;)

LG
 
Phoenix schrieb:
Aber ganz ehrlich: Solltest du so einen Mann kennen, schicke ihn mir vorbei.
Ich habe ein solches Exemplar noch nicht kennenlernen dürfen ;)
LG
Ich kenne mehrere, einen sehr gut sogar; leider schon vergeben. Frauen beneiden die Frauen, die solche Partner haben.
 
Die neuen Väter...

Ich bin die Ehefrau eines solchen Fabelwesens:keiner hat so schöne Strampler gestrickt wie er,(natürlich hat er auch noch die Wolle dazu selbst gesponnen...)keine Kinder hatten so schöne Puppenpullover wie unsere und natürlich hat er den dazugehörenden Puppenwagen selbst gebaut...Wickeln,füttern usw waren Ausgleich für seinen Alltag und ja:hätte er Stillen können,hätte er auch das gemacht....Es gab Zeiten,da war er auch die bessere Mutter.Elternabende liebt er und ist irgendetwas in der Schule zu tun,ist mein Mann oft der einzige Vater,der sich einsetzt.

Trotzdem würde ich ihn nicht als soften Mann bezeichnen,der seine weibliche Seite demonstrativ ausleben muß;der bemüht ist,ein Gegenbild seines Vater dazustellen;nein:es ist ihm ein Herzensbedürftniss,er ist schlicht und einfach nur Mensch.....
 
Liebe Sibel,

gerne hätte ich dir einen sehr grünen Punkt vergeben, ging aber nicht...Und so sage ich dir hier, wie sehr mich dein Beitrag beeindruckt hat.

Sibel schrieb:
Trotzdem würde ich ihn nicht als soften Mann bezeichnen,der seine weibliche Seite demonstrativ ausleben muß;

Nein, eben das ist es: nur ein Mann der nicht befürchten muss, dass er seine Männlichkeit nicht zur Genüge unter Beweis stellt, verhält sich so. Aber solche Männer machen das auch nicht um ihre Softheit zu demonstrieren, sondern weil sie es einfach als normal empfinden. Ob sie nun umbedingt auch zu den Stricknadeln greifen, ist nebensächlich - letztendlich mache ich es auch nicht...
Doch deine Schilderung, die so ohne Aufsehen erregen zu wollen verfasst ist, ist diesem Menschen würdig...
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Ziesemann

habe mich vieleicht etwas schlecht ausgedrückt.
Ich kenne auch einige Männer in dieser Kategorie - die sind aber zum größten Teil aufgrund der Gesamtsituation zum 'Hausmann' geworden und nicht weil sie sich frei dafür entschieden haben.
Sie sind also da rein gewachsen und dabei geblieben, aber wirklich zufrieden scheinen sie nicht zu sein.

... und Neid? Neid ist für mich ein Fremdwort. Ich freue mich dann eher für die anderen - es zeigt mir das etwas möglich ist und ich nicht an Illusionen hänge.

LG und frohes neues Jahr :sekt:
 
sibel schrieb:
Ich bin die Ehefrau eines solchen Fabelwesens:keiner hat so schöne Strampler gestrickt
Trotzdem würde ich ihn nicht als soften Mann bezeichnen,der seine weibliche Seite demonstrativ ausleben muß;der bemüht ist,ein Gegenbild seines Vater dazustellen;nein:es ist ihm ein Herzensbedürftniss,er ist schlicht und einfach nur Mensch.....
Wie schön, dass es Frauen gibt, die einen solchen Mann in der Realität kennen, mit ihm glänzend zusammenleben - und ihn nicht zum Weichei degradiert haben. - Das lässt für die Zukunft hoffen.

Sibel, ich wünsche Dir und Deinem Neuen Mann ein gutes neues Jahr.

Ziesemann
 
Miriam schrieb:
Nein, eben das ist es: nur ein Mann der nicht befürchten muss, dass er seine Männlichkeit nicht zur Genüge unter Beweis stellt, verhält sich so. Aber solche Männer machen das auch nicht um ihre Softheit zu demonstrieren, sondern weil sie es einfach als normal empfinden. Ob sie nun umbedingt auch zu den Stricknadeln greifen, ist nebensächlich - letztendlich mache ich es auch nicht...
...

Ich denke ähnlich: Ein Mann von männlichem Selbstbewusstsein, ist erhaben über den Verdacht, er könne ein Schwächling sein, weil er das Baby trocken legt oder mit Stricknadeln umgehen kann. (Ich gestehe aber zähneknirschend: Ich kann es nicht)

@ Phoenix
Ich glaube gern, dass es Männer gibt, die einfach so in diese Rolle hineingewachsen, vielleicht -geplumpst sind, ohne sie wirklich gewollt zu haben. - Sie sollten sich trösten: Wer findet schon seinen Traumberuf? Das ist doch eher die Ausnahme.

Ein heiter gestimmter Neujahrsgruß an alle Neuen Männer und den Frauen, die mit ihnen zusammen sind.

Ziesemann
 
Ziesemann,ich danke Dir für Deine herzlichen Neujahrgrüße !

Nicht nur mein Mann gehört zu dieser neuen Gattung,ich erlebe in meinem Umfeld fast ausschließlich solche "neuen" Männer,die sich mit Hingabe Kind und Kegel widmen-neben ihrem Beruf.
Sind sie die Söhne emanzipatorischer Mütter oder scheint es sich hier um ein Zeitphänomen zu handeln ?
Es sieht so aus,als ob der Macho und Familientyrann kaum noch dem heutigen Männerideal entspricht in Zeiten,in denen sich auch ein Bundeskanzler seiner öffentlichen Tränen nicht zu schämen braucht...
 
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sibel schrieb:
Sind sie die Söhne emanzipatorischer Mütter oder scheint es sich hier um ein Zeitphänomen zu handeln ?
Es sieht so aus,als ob der Macho und Familientyrann kaum noch dem heutigen Männerideal entspricht in Zeiten,in denen sich auch ein Bundeskanzler seiner öffentlichen Tränen nicht zu schämen braucht...
Ich meine, dass die neuen Männer nicht das Produkt emanzipatorischer Mütter sind, meist schon deshalb nicht, weil Erziehung nicht oft das Ziel erreicht, das es anstrebt, eher das Gegenteil. In der Weimarer Zeit erzog man die Jugend, versuchte es wenigstens, zu Republikanern - heraus kaumen die Nazis. Die im "3. Reich" Aufwachsenden wurden die Schöpfer und Bewahrer einer stabilen Demokratie. Und wohin erziehen wir heute?
Doch will ich nicht weiter abschweifen.
Mit Männertränen, erst recht öffentliche Kanzlertränen habe ich so meine Probleme, aufgewachsen mit der väterlichen Devise "Ein Junge weint nicht".
Und Liebeserklärungen eines Regierungschefs via TV an die verehrte Gattin mag ich nun gar nicht.
Es grüßt herzlich der Ziesemann (Kann Dir leider nicht schon wieder einen grünen Punkt geben)
 
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