Demokratie kommt mir zuweilen wie eine Demokratie-Simulation vor.
So manche selbsternannte „Demokraten“ oder gar „Demokratie-Bewahrer“ erscheinen mir für diesen Job eher ungeeignet. Kaum Fachkompetenz/ Lebenserfahrung, übermäßig narzisstisch veranlagt, zuweilen unlogisch, überheblich, unredlich agierend.
Bei Parlaments-Reden scheinen nur wenige Abgeordnete wirklich zuzuhören, da sie sich mit Kollegen unterhalten, mit Smartphone/ Tablett beschäftigen, diversen „Schriftkram“ erledigen, oder durch Abwesenheit glänzen, sogar demonstrativ den Saal verlassend sobald der Redner das Pult betritt. Manche scheinen zwar konzentriert ja fast „verbissen“ zuzuhören, z.T. vermutlich aber nur, um den „richtigen“ Zeitpunkt abpassen zu können, den im Kopf schon vorbereiteten „Zwischenruf“ (zuweilen auch „Zwischen-Gegröle“) loszuwerden.
Hier ist fraglich, ob parlamentarische Reden je beeindrucken, zum Nach- oder Umdenken, zu Kompromissen anregen.
Da könnten doch die Parlaments-Redner genauso gut ihre Reden vor ihrem Badezimmerspiegel halten.
Und wenn ein Parlamentspräsidium zwar rügt (bis hin zum Saalverweis), wenn Abgeordnete unerlaubte Symbole (Texte, Flaggen, Kleidung..) zeigen, aber als sich kürzlich einige Abgeordnete wohl per Absprache mit unterschiedlich farbiger Oberbekleidung in die Sitzreihen so positionieren, dass dadurch eine „Regenbogenflagge“ angedeutet wurde, folgte vom Präsidium keine Rüge, sondern nur die „witzige“ Bemerkung (sinngemäß) „oh, heute schön bunt hier“.
Gleichberechtigung/ -behandlung geht doch wohl anders.
In der „Freien Wirtschaft“ hätte derartiges Desinteresse, Fernbleiben, dürftige Fachkenntnis der Beschäftigten deren Kündigung zur Folge, bzw. sie wären gar nicht erst eingestellt worden, beim Eignungstest durchgefallen.
TV-Live-Übertragungen von Parlamentssitzungen können nur Rentner oder Arbeitslose live und ungekürzt verfolgen und „genießen“, was sich im Parlament so alles abspielt. Diese Möglichkeit der „demokratischen Teilhabe“ haben mehrheitlich die Bürger (der „Souverän“) nicht, da sie sich zu dieser Tageszeit in der Firma oder mit Haushalt plus Kinderbetreuung beschäftigen.
Also ist der „Souverän“ auf abendliche Medien-Berichterstattungen angewiesen, die naturgemäß verkürzt werden müssen. Dabei laufen Medien Gefahr, ungewollt oder absichtlich Wesentliches zu selektieren/ wegzulassen/ umzudeuten und somit in bestimmte politische/ ideologische Richtungen zu lenken (erziehen..).
Hinzu kommt diese zunehmende Schwemme von Medien-Berufs-Meinungsmachern („Experten“) und „Reporter vor Ort“ (teuer und Ressourcen verbrauchend dort hin gekarrt..), die zuweilen ihre Meinung mit Nachrichten vermischen, also nicht als Meinung kenntlich machen.
Dafür werden sie fürstlich entlohnt, obwohl sie z.T. qualitativ nicht annähernd an so manche klugen, schlüssigen aber kostenlosen Stellungnahmen unzähliger Hobby-Leserbriefschreiber oder -Internetforen-Teilnehmer herankommen (obwohl auch hier seitens der Medien zuweilen selektiert wird).
In den meisten Internet-Zeitungsportalen, müssen die Leser sogar noch bezahlen (Abo abschließen) um ihre Meinung kundtun und zur Diskussion stellen zu „dürfen“, wogegen Berufsmeinungsmacher für ihre z.T. geistige Grütze oder kluge aber von Forenschreibern geklaute Stellungnahmen/ Lösungsvorschläge als eigene Ideen darstellen, richtig viel Kohle bekommen.
Mittels des Slogans „Demokratische Mitte“ versuchen einige Politiker oder (selbsternannte) „Eliten“, sich selbst als vorbildliche Demokraten darzustellen und lästige politische Konkurrenz als „antidemokratisch“ abzuwerten/ auszuschließen versuchen.
Hier wird wohl nicht begriffen, dass „demokratische Mitte“ auch „demokratische Seiten“ (rechts oder links eben) voraussetzt.
Also werden unbeabsichtigt die Rechts- oder Links-Parteien als demokratisch erachtet. was sie ja auch sind, sonst wären sie ja nicht für demokratische Wahlen zugelassen und säßen nicht in den Parlamenten (was sie nicht daran hindert, zuweilen eine antidemokratische Gesinnung zu offenbaren..).
Wer sich also zur „demokratischen Mitte“ gehörig lobhudelt, sagt doch damit, dass er ein qualitativ mittelmäßiger Demokrat sei.
Kaum vorstellbar dass sich Politiker/ Eliten derart darstellen wollen.
Intelligenz geht anders, dann spräche man nämlich von „POLITISCHER Mitte“, als quantitative Beschreibung politischer Programmatik, die links, mittig oder rechts angesiedelt sein kann.
Es kann aber auch sein, dass der Slogan, weil gerade „in“, einfach nur gedankenlos nachgeplappert wird, oder er ist Ausdruck von Respektlosigkeit gegenüber den Wählern, meinend, ihnen alles „unterjubeln“ zu können.
Entsprechend dem Phänomen „Semantische Sättigung“ möge jeder mal selbst testen, etwa das alltägliche Wort „Apfel“ mehrmals hintereinander zu sagen, das Wort mutiert dann quasi zu einem bedeutungslosen Geräusch ohne Bezug zum Apfel als essbare Frucht.
Solcher Effekt kann auch eintreten, wenn in einer Art „Kontrollzwang“ jemandem mehrmals wiederholt aufgezählt wird was er einkaufen soll. Der Adressat kann dadurch vergessen, was er einkaufen sollte.
Ähnlich werden wohl bei ständig wiederholten wie ein Monstranz vor sich her getragenen Werte, Ideale, Vorhaben (Demokratie, Toleranz, Redlichkeit, Umweltschutz..) zu bedeutungs- und substanzlosen Lippenbekenntnissen mutieren.
Selbst auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen:
Der alte Chris Roberts-Schlager-Titel "Ich bin verliebt in die Liebe.." beschreibt kurz und knackig die Widersprüchlichkeit, sich zu Tugenden wie Liebe, Frieden, Redlichkeit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung, Umweltschutz usw. ständig zu bekennen, quasi wie eine Monstranz vor sich her zu tragen, aber selbst nicht in der Lage zu sein, diese Gefühle und Tugenden zu verinnerlichen, vorzuleben, ein wohlwollendes Miteinander praktisch umzusetzen.