AW: Darf der Staat foltern?
Liebe Denkerfreunde,
Sollte in Zeiten des Terrorismus das absolute Folterverbot abgeschafft werden? Ist es nicht in Fällen wie dem Daschner Fall oder dem Szenario-Ticking-Bomb wünschenswert, wenn der Staat gesetzlich festgelegt hat ausnahmsweise zu foltern? Oder sollte man die Würde des Menschen auch eines Terroristen höher ansehen als das Leben von 1.000 Menschen?
Ich würde mich über jede philosophische Argumentation zu dem eigentlich politischen Thema freuen, mag sie auch utilitaristisch sein oder dem kategorischen Imperativ folgen.
Gruß LNA
Im Fall Daschner ging es um ein entführtes Kind,
Ich vermute, dass der Polizeipräsident die Nerven verlor und dem Entführer deswegen mit Folter drohte.
Irgendwie verständlich, da es um das Leben eines Kindes ging.
Aber als Polizeipräsident sollte man, auch in so einem Fall, in der Lage sein, sich emotional nicht hinreisen zu lassen, auch wenn einem die Sache nahe geht.
Außerdem glaube ich nicht, dass jemand, der skrupellos ein Kind entführt, sich von Folterandrohungen beeindrucken lässt.
Angenommen, man würde ihn dann doch tatsächlich Foltern, würde er wahrscheinlich jammern wie ein kleines Kind und Besserung geloben, der Anwalt würde auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren und er würde ungestraft davonkommen.
Außerdem bezweifle ich, dass er sagen wird, wo sich das Kind befindet. Da er nach so einem nervlichen Zusammenbruch in psychiatrische Behandlung müsste und er dann wahrscheinlich auch nicht mehr von der Polizei verhört werden dürfte, weil er unter Schutz stehen würde und seine psychische Gesundheit in den Vordergrund gestellt werden würde.
Abgesehen davon bekommt man aus so einem nervlichem Wrack sowieso keine Informationen mehr raus.
Die Verhörung solcher Menschen würde wohl auch die Nerven der Polizisten zu sehr beanspruchen und das würde die Suche nach dem Kind beeinträchtigen.
Zu den Terroristen
Angenommen, man hat einen Terroristen festgenommen und will nun Informationen um schlimmeres zu verhindern.
Man sollte natürlich alles tun um an diese Informationen zu kommen.
Aber auch da ist Folter, wie ich finde, nicht nur nicht richtig, sondern auch unsinnig.
Terroristen sind totale Fanatiker, sie tun alles für den den sie verehren.
Sie bringen sich ja sogar selber um.
Und bevor sie den, den sie verehren, verraten, würden sie sich wohl eher foltern lassen.
Und wenn ein einzelner mit irgendetwas droht, will dieser meist nur Aufmerksamkeit. Da würde ein Psychologe mehr nutzen als es Folter tut.
Aber angenommen, Experten würden wirklich nur die Folter als einigstes Mittel, jemanden zum sprechen zu bringen, sehen und sie würde zulässig werden.
Wer sollte denn das dann erledigen?
Wer sollte denn dann foltern?
Menschen die so etwas fertig bringen, müssen ja genauso krank sein, so ein Verbrechen begehen zu können, nur damit jemand spricht.
Vielleicht würde es leicht fallen, jemanden zu Foltern der beispielsweise ein Kind vergewaltigt und umgebracht hat. Aber wenn man dass schon weiß, was wollte man dann noch für Informationen von ihm “erfoltern“?
Das wäre dann Folter als Bestrafung, was wiederum nicht mehr zu diesem Thema gehört.
Also ich finde, Folter ist ein ungeeignetes Mittel in der Verbrechensbekämpfung,
da ich nicht glaube, dass es zum Ziel führt.
Ich denke man hat am Ende der Folter entweder ein nervliches Wrack, mit dem man nichts anfangen kann und auch keine Informationen mehr rausbekommt
oder man hat einen der immer noch schweigt und auch ewig schweigen wird, weil er, in seinem Wahn verfallen, sich lieber zu Tode foltern lassen würde als auch nur irgendetwas zu sagen.