Spätestens um 20 Uhr sitzt sie wieder an ihrem Laptop, gibt die Aufträge ein, verschickt und beantwortet E-Mails und arbeitet weiter an ihren Produktkenntnissen. Ihre Freizeit beschränkt sich auf die Zeit von 0 bis 6 Uhr morgens. Ihr macht das nichts aus, denn sie will verkaufen, will den Erfolg, für sich und natürlich für das Unternehmen. In ihrer zweiten Woche macht sie einen ganz normalen Umsatz, liegt im Mittelfeld des Ratings. Am Freitagabend ruft ihr Chef an und verpasst ihr einen „Einlauf“. Vier feste Termine am Tag seien nicht genug, ein mittelmäßiger Umsatz sei nicht ausreichend und wenn sie nicht fleißiger sei, dann sei sie im falschen Unternehmen. Sie wendet ein, dass sie ein Kind habe und fünf Termine am Tag angesichts der vielen Reklamationen zwischendurch nicht zu schaffen seien. Ihr Chef ist ungerührt, das sei ihr Problem, dann müsse sie halt samstags arbeiten. Mit dieser Haltung käme sie nicht weit. Kathrin sagt im Verlauf des Gespräches nichts mehr. Sie kann nichts mehr sagen, weil sie so sehr damit beschäftigt ist, sich die Tränen von den Wangen zu wischen, die ihr unaufhörlich übers Gesicht laufen. Ihr Wochenende ist vermasselt, ihre Stimmung ist genauso auf dem Tiefpunkt wie ihre Motivation, montags wieder Gas zu geben.