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Alles Theater?

AW: Alles Theater?

Doch wenn jemand meint, er oder sie habe es in der Hand, sein oder ihr Wesen
zu ändern, nur zu!
Ich kann ja in der Beurteilung der Welt nur von meinen Erfahrungen ausgehen und wenn ich a priori postulierte, meine Erkenntnisse seien die einzig wahren und alle anderen Menschen hätten die gleichen zu haben, läge ich daneben.

Drum meldet euch zu Wort, wenn ihr meint, der Mensch könne sich durch eigene Kraft von Grund auf ändern.
Denn wenn ich es nicht vermag, heißt das bloß, dass einer es nicht kann.

Raphael, natürlich kann ich nur von mir ausgehen, aber ich denke, an einigen Stellen sind mir im Lauf der Jahre doch schon Änderungen zum Besseren gelungen (u.a. mit mentalen Techniken).
Das muss nicht heißen, dass ich mich "im Kern" geändert hätte. Da ich zu diesem (hypothetischen) Kern noch keinen bewusssten Kontakt aufnehmen konnte, weiß ich auch nicht, welche meiner bewusst wahrgenommenen Eigenschaften ihm ggf. zugehören und welche "nur Zwiebelschalen" sind.

Mir scheint, die positiven Veränderungen (die mir zum Glück auch von Anderen bestätigt wurden :)) dürften sich in unbekannter Proportion zusammensetzen aus besserer Affektsteuerung und Vermeidung des Auftretens negativer Affekte.

Aber vielleicht ist ja doch ein kleiner Teil "von Grund auf" dabei...?

LG, pispezi :zauberer2
 
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AW: Alles Theater?

Liebe Ela und alle andern!

Ich bin mir nicht sicher, ob das was ich in mir fühle, sowas wie das kleinste Püppchen in der Matrjoschka ist, oder ob es möglicherweise so etwas wie das Verbindungsstück zum Universum ist. Vielleicht ähnlich dem, was Pispezi bei seinem PSI-FELD-Modell erwähnt hat.

Ich hab keine Erklärung, nur mein Erleben.
Und ich erlebe es ähnlich wie Raphael.

Ich kann mich an ganz frühe Szenen aus meiner Kindheit erinnern, da war ich etwas älter als zwei. Und ich weiß, dass ich mich nicht anders fühlte als heute.
Dazwischen gab es viele Jahre, wo ich mich nach besten Kräften bemühte, so zu sein, wie meine Eltern und die andern erziehenden Erwachsenen rundum es für richtig hielten. Ich hab ganz bewusst entschieden (mit fünf Jahren), niemandem mehr zu zeigen, wer ich wirklich bin. Denn ich wollte mich nicht kaputtmachen lassen. Ich wollte mich nicht der Willkür meiner Eltern ausliefern und deswegen spielte ich jede Rolle, die von mir verlangt wurde.
Aber ich fühlte mich im Inneren immer noch gleich.

Ich hatte gute Voraussetzungen für mein Vorhaben. Ich war eine Vorzeigeschülerin, weil mir der Schullehrstoff zufiel ohne dass ich etwas lernen musste. Ich war das liebe und brave kleine Mädchen, das ich sein sollte, und wenn ab und zu Angst auftauchte, dass ich für meine Lügen auch noch in der Hölle schmoren würde, dann stopfte ich die so schnell ich konnte wieder tief hinunter und deckte sie mit gespielter Fröhlichkeit zu.

Das ging so lang, bis mein Vater zu meinem 18.Geburtstag wieder mal glaubte, mir vorschreiben zu müssen, was ich zu tun hätte. Doch das Maß war für mich voll. Ich widersprach ihm, was ihn dazu veranlasste, mich zu schlagen. Ich schlug zurück und er sah rot und hätte mich wahrscheinlich halbtot geschlagen, wenn nicht meine Mutter und Freunde dazwischengegangen wären.

Es hat Jahre gedauert, bis ich mich selber langsam aus den Schutzschichten, die ich mir zugelegt hatte, herausschälen konnte. Ich schäle jetzt ganz bewusst seit ein paar Jahren, Schicht um Schicht lege ich frei, fast wie bei archäologischen Grabungen, ich erlebe viele schreckliche Gefühle nocheinmal und muss sehr viele Trümmer sortieren und neu zusammensetzen, oder auch nur ansehen, was da ist, ohne eine neue Ordnung aufzubauen.

Aber warum ich überhaupt hier etwas schreibe, ist, dass ich bei diesen Grabungen etwas in mir gefunden habe, was ich damals, als ich ein kleines Kind war, in mir verschlossen und damit geschützt hatte. In einem Traum entdeckte ich, dass in mir ein Schatz verborgen war. Eine leuchtende Kristallkugel, in dem meine Lebenskraft eingeschlossen war.
Auch heute noch kann ich nicht sagen, ob das mein innerster Kern ist, oder ob das die Verbindung mit "allem was ist" ist. Oder ob das vielleicht ein und dasselbe ist. Hier ist der Sitz meiner Intuition, meiner inneren Stimme, hier fühle ich ob ich auf dem für mich richtigen Weg bin.

Noch eins: Ich war 12, als ich mich zum ersten Mal fragte, "Wer bin ich und wozu bin ich hier?"
Und ich weiß noch, dass ich ganz bewusst einige meiner Rollen inszeniert und gespielt habe, weil ich auch einiges ausprobieren wollte. Vor allem das alles, was mein Vater als Übel dargestellt hatte. Deine Frage, Ela, ob alles Theater ist, die hätte ich über eine lange Zeit ganz sicher mit JA beantworten können.

Es gab auch eine Zeit, da ich meinte, das sei nicht gut, das sei alles nur Fassade, eine Maskerade, ein böses Spiel, das nicht sein dürfte. Inzwischen seh ich das gelassener. Maskeraden und inszenierte Spiele sind ein Teil des großen Welttheaters. Es gibt ja auch noch Tragödien und Komödien, sogar Kasperltheater wird gespielt. Alles hat seine Berechtigung.

Meine Kristallkugel hab ich inzwischen zerbrochen. Jemand hat mich dazu ermutigt. Und ich habs nicht bereut, obwohl ich jetzt wieder öfter Angst habe, dass mir jemand weh tut. Aber es fühlt sich an, als ob ICH jetzt endlich MEIN Leben lebe.

:blume1:
 
AW: Alles Theater?

Hallo Leute!

Wahrhaftigkeit, Authentizität, Spontaneität, Kreativität

oder vorgeschriebene Rolle
im Theater des Lebens

und man hatscht, so gut es geht, durch beide Welten...

Grüße Raphael
 
AW: Alles Theater?

Hallo Leute!

Wahrhaftigkeit, Authentizität, Spontaneität, Kreativität

oder vorgeschriebene Rolle
im Theater des Lebens

und man hatscht, so gut es geht, durch beide Welten...

Grüße Raphael

Ja, so muss man es wohl letztendlich zusammenfassen...
Übrigens: Das Verb "hatschen" kannst Du mal dem FritzR bei "vergessene Verben" anbieten :)

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Alles Theater?

Hallo Leute!

Wahrhaftigkeit, Authentizität, Spontaneität, Kreativität

oder vorgeschriebene Rolle
im Theater des Lebens

und man hatscht, so gut es geht, durch beide Welten...

Grüße Raphael
hallo raphael,
besser kann´s nimmer ausgedrückt werden!

:koenig:

@ pispezi: "hatschen" ist bei uns laufend in verwendung, ich tät´s nicht als "vergessenes verb" sehen.
 
AW: Alles Theater?

Hallo Leute!

Ich hätte für unsere Nordlichter vielleicht das Verb "stapft" wählen sollen, doch wir Niederösterreicher wissen, dass "Hatschen" durch nichts ersetzt werden kann. Durch rein gar nichts.
Es hat so was Unbeholfenes und gleichzeitig Stumpfes an sich.

Ich nehme an (ohne jetzt eine neue Diskussion über den sog. "freien" Willen anzetteln zu wollen), dass ich (vielleicht auch andere Menschen) in einer seltsamen Mischung aus Selbst- und Fremdbestimmung durchs Leben
hatschen, stapfen, stolpern, manchmal auch wanken...

Sollten sich irgendwelche junge Götter, blonde Bestien oder andere Supermenschen sich nicht in meiner Beschreibung des Daseins erkannt fühlen, ist´s mir auch recht.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael
 
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AW: Alles Theater?

Hallo Leute!

Ich hätte für unsere Nordlichter vielleicht das Verb "stapft" wählen sollen, doch wir Niederösterreicher wissen, dass "Hatschen" durch nichts ersetzt werden kann. Durch rein gar nichts.
Es hat so was Unbeholfenes und gleichzeitig Stumpfes an sich.

Ich nehme an (ohne jetzt eine neue Diskussion über den sog. "freien" Willen anzetteln zu wollen), dass ich (vielleicht auch andere Menschen) in einer seltsamen Mischung aus Selbst- und Fremdbestimmung durchs Leben
hatschen, stapfen, stolpern, manchmal auch wanken...

Sollten sich irgendwelche junge Götter, blonde Bestien oder andere Supermenschen sich nicht in meiner Beschreibung des Daseins erkannt fühlen, ist´s mir auch recht.

Mit freundlichen Grüßen
Raphael

Hey, Raphi, immer wieder schön, von Dir zu lesen! :blume1:
Und Du hast Recht, finde ich in meiner halb fremdbestimmten Gedankenmaschine...

LG, pispezi :zauberer2
 
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