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Ägypten

AW: Ägypten

... und mit den Begriffen ist das auch so eine Sache. Solange noch nicht klar ist, was die Menschen in Nordafrika eigentlich wollen und was dabei heraus kommt, würde ich noch nicht von "Revolution" sprechen, bestenfalls von Revolten.

Aber unsere Debatten sind denen wahrscheinlich ohnehin egal. Sie wollen nur, dass etwas anders wird - oder wie Bloch oft so treffend formulierte: Incipit vita nova.
 
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AW: Ägypten

Sollten Zusammenbrüche des Systems tatsächlich Form annehmen, dann ist die Frage der Zeit dazu mit "Noch sehr lange!" zu beantworten. Zudem bekämen sie erst dann substanziellen Inhalt, wenn sie z. B. auch in den USA oder hierzulande stattfänden.
In Tunesien ist es offenbar vollzogen, in Ägypten zeichnet es sich ab, im Jemen baut man vor: Es geht offenbar zunächst um Machtwechsel möglichst geordneter Natur innerhalb des Systems, man wechselt reformfreudig das Etikett. Weiter nichts!
Auch anderswo, scheinbar fernab, denkt man so: Herr Nasarbajew in Kasachstan zieht einfach die Präsidentschaftswahl von 2012 auf den 3. April 2011 vor, die gewinnt er, dann ist er für den "Westen" demokratisch legitimiert, an seinem Potentatentum ändert sich aber nichts!
Ja, genau... an dem Potentatentum ändert sich aber nichts. Diese Ansicht teile ich mit Dir.
Nur wird das den Menschen -nicht nur im Maghreb- nicht genug sein. Mir ist schon (lange) klar, daß "Das System" vulgo "Der Westen" versuchen wird, die Kurve für die eigene Daseinsberechtigung über Strukturkosmetik zu kriegen. Systemimmanent. Soweit zum Versuch.
Der Irrtum dabei ist jener, daß die Menschen zunehmends sehend werden, sich die Bühnenbilder, die Masken und die Kostüme aufzulösen beginnen. In diesem Theater, das Demokratie genannt wird. Und die Menschen begreifen, daß alle Kaiser nackt sind.

Die Menschen "brauchten" nur solange diese Kaiser, solange sie meinten, diese Kaiser hätten ihnen die Kleider voraus, weil sich die Menschen selbst nackt fühlen. Lange genug waren sie ja in dem Glauben. Aber nun, da die Kaiser nackt erscheinen, werden sie nicht mehr gebraucht. Nun kleiden sich die Menschen ein. Und von Immanenz wird nicht mehr die Rede sein. Und wenn sie nicht gestorben sind, die nackten Kaiser, so werden sie beizeiten bitten, mit am Tisch der ehemals Nackten sitzen zu dürfen.

"Der Westen" wird noch von der bangen Energie derjenigen Menschen gestützt, welche sich um ihr bißchen Habe ängstigen, die ihnen eine Stellschraubendrehung höhere Inflation wegfressen kann. Die Stützen des Systems sind keine Felsen.
 
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AW: Ägypten

Alle betonen den Wert der Demokratie, die noch keine Demokratie haben, forden sie für sich ein.
Israel hat eine zweifelsfrei demokratisch legitimierte Regierung. Auch die Hamas ist demokratisch an die Macht gekommen. Und sie fordert die Vernichtung Israels.
Die Muslimbrüder in Ägypten hätten derzeit die besten Chancen, bei freien Wahlen die meisten Stimmen zu bekommen, nicht von der Minderheit der zumeist gebildeten und tapferen Demonstranten auf dem Tahrir-Platz, sondern von der ungebildeten Masse der Bevölkerung.
Und die Muslimbrüder haben sich stets gegen den Frieden mit Israel ausgesprochen und für die Hamas Partei genommen.
Siegt in Ägypten die Demokratie und somit die Muslimbruderschaft, dann hat Amadineshad gewonnen, der vor einigen Monaten, als er die Hisbolah an der israelisch - libanesischen Grenze aufgesucht, mit der Hand auf das vor ihm liegende israelische Gebiet gezeigt und zur Vertreibung der Juden aufgerufen hat.

Ein Sieg der Demokratie in Ägypten könnte den verheerendsten Krieg in der Geschichte des nahen Ostens zur Folge haben.
 
AW: Ägypten

Auch Hitler ist durch freie und demokratische Wahlen Reichskanzler geworden und hat dann erst die Macht ursurpiert. Die Islamisten sind die Faschisten von heute. Es verbindet sie aktuell und historisch der Judenhaß. So sagte Hitler 1941 dem Großmufti von Jerusaelm zu:
http://www.ns-archiv.de/verfolgung/antisemitismus/mufti/in_berlin.php

Das deutsche Ziel würde dann lediglich die Vernichtung des im arabischen Raum unter der Protektion der britischen Macht lebenden Judentums sein.

und es gab immerhin 440 000 "nichtarische" muslimische SS-Männer in verschiedenen SS-Divisionen:

Allah for Hitler - Moslem SS Units = c. 415 000 - 440 000 Moslem SS-men
http://www.danielpipes.org/comments/154563

kämen die Muslimbrüder demokratisch an die Macht in Ägypten hätten sie nach wie vor die volle Unterstützung des Hitler-Verehrers und Judenhassers Amadineshad.
Wenn sie sich derzeit nicht in den Vordergrund spielen, so ist das kluge Taktik, sie wissen, daß die Masse des Volkes für sie votieren wird (und nicht für den in Ägypten weitgehend unbekannten El Baradei), und sie durch heutige Zurückhaltung die westliche Öffentlichkeit einlullen können.

Soweit meine von Hartmut erfragten "diversen Betrachtungen" zu den Ereignissen in Ägypten :)
 
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AW: Ägypten

Und noch eine Ergänzung zu einem von vielen Journalisten nicht wahrgenommenen oder absichtlich ignorierten Detail:

Sehr häufig war in den Bildern zu sehen, daß die Demonstranten an einer Ampelbrücke eine lebensgroße Puppe aufgehängt hatten, die Mubarak darstellen sollte. Dieser Puppe war (nur von vorn zu sehen) ein Davidstern angeheftet.
Sehr aussagekräftig: Mubarak, du bist ein Freund der Juden, dafür hängen wir dich auf.....
und der hing tagelang dort... es fand sich keiner der demokratie-fordernden Demonstranten, der wenigstens den Judenstern entfernt hätte.....
fordern die wirklich nur die Demokratie???
 
AW: Ägypten

Auch Hitler ist durch freie und demokratische Wahlen Reichskanzler geworden und hat dann erst die Macht ursurpiert.

Kleine Ergänzungen dazu::rolleyes:

- Reichstagsbrand am 27.02.1933
- "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" am 28.02.1933

Die Reichstagswahl vom 5. März 1933

Als am 5. März 1933 ein neuer Reichstag gewählt wurde, konnte insbesondere für die Kommunisten von "freien Wahlen" keine Rede mehr sein. Ihre führenden Politiker waren schon kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme am 30. Januar in "Schutzhaft" genommen oder in die Illegalität getrieben worden. Auch zahlreiche Sozialdemokraten hatten sich in den Untergrund gerettet, der Parteivorstand emigrierte nach Prag.
Aus den letzten freien Reichstagswahlen vom 6. November 1932 war die SPD mit 20,4 Prozent aller Stimmen als zweitstärkste Kraft hervorgegangen, die KPD hatte es als drittstärkste Kraft auf 16,9 Prozent gebracht. Zwei Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler ließ Adolf Hitler diesen Reichstag auflösen. Von Neuwahlen versprach er sich einen Einbruch in das Lager der Arbeiterparteien und die absolute Mehrheit für die NSDAP, die im November 1932 auf 33,1 Prozent abgerutscht war. Begleitet wurde der Wahlkampf von einem bis dahin unbekannten Terror. Rund 50.000 Mitglieder der Sturmabteilung (SA), der Schutzstaffel (SS) und des "Stahlhelm" sorgten allein in Preußen als "Hilfspolizisten" für "Ordnung". Zudem begründete die anlässlich des Reichstagsbrands erlassene Verordnung "zur Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte" einen - bis 1945 andauernden - Ausnahmezustand.

Trotz des weitgehend aus dem Untergrund geführten Wahlkampfs behauptete sich die KPD am 5. März 1933 mit 12,3 Prozent als drittstärkste Kraft; die SPD kam auf 18,3 Prozent. Mit 43,9 Prozent verfehlte die NSDAP ihr Ziel der absoluten Mehrheit deutlich. Nur in einer Koalition mit der "Kampffront Schwarz-Weiß-Rot" erreichte sie eine parlamentarische Mehrheit. Doch das Ergebnis dieser letzten Reichstagswahl hatte nur noch symbolischen Wert: Allen bis dahin nicht verhafteten Reichstagsabgeordneten der KPD wurde ihr Mandat entzogen, die SPD wurde gut drei Monate später verboten.


http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/wahl33/index.html
 
AW: Ägypten

Die Muslimbrüder in Ägypten hätten derzeit die besten Chancen, bei freien Wahlen die meisten Stimmen zu bekommen, nicht von der Minderheit der zumeist gebildeten und tapferen Demonstranten auf dem Tahrir-Platz, sondern von der ungebildeten Masse der Bevölkerung.
Und die Muslimbrüder haben sich stets gegen den Frieden mit Israel ausgesprochen und für die Hamas Partei genommen.
Diese Wirkungen liegen im britischen, resp. europäischen und dem nachgelagerten amerikanischen Kolonialismus begründet. Um der Wahrheit die Ehre zu geben. Und ein bißchen Sinn in die Zusammenhänge zu bringen.

In der Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 erklärte sich das Vereinigte Königreich einverstanden mit den zionistischen Bestrebungen, in Palästina eine „nationale Heimstätte“ des jüdischen Volkes zu errichten, wobei die Rechte bestehender nicht-jüdischer Gemeinschaften gewahrt bleiben sollten. Zum damaligen Zeitpunkt befand sich Palästina noch im Machtbereich der Osmanen. Am 31. Oktober 1917 erfolgte die Eroberung von Beerscheba unter dem britischen Offizier Edmund Allenby und somit begann die Eroberung Palästinas durch britische Truppen, welche bis Dezember 1917 faktisch beendet wurde. Die britische Balfour-Deklaration war an die Führer der zionistischen Weltorganisation gerichtet. Sie wird als eine entscheidende Garantieerklärung an den Zionismus angesehen, um in Palästina eine "nationalen Heimstätte für das jüdische Volk" errichten zu dürfen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Balfour-Deklaration



Die Muslimbrüder wurden im Jahre 1928 von Hassan al-Banna zusammen mit sechs Arbeitern der Sueskanal-Gesellschaft in Ismailia als Reaktion auf den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches und den britischen Kolonialismus in Ägypten gegründet. Ziel war die Verbreitung islamischer Moralvorstellungen und die Unterstützung wohltätiger Aktionen und sozialer Einrichtungen, aber auch die Befreiung des Landes von der fremden Okkupation sowie der Kampf gegen die britisch-westliche „Dekadenz“, die sich im Lande ihrer Meinung nach offenbarte. Anfangs war die Bruderschaft eine religiöse Gesellschaft, die im Umfeld säkularistischer Tendenzen und Ansprüche Großbritanniens ihre islamischen Moralvorstellungen verbreiten wollte und wohltätige Aktionen unterstützte.
...........
Anfang der 1950er Jahre führte der Widerstand der Bruderschaft gegen die Briten zu einem regelrechten Kleinkrieg. Sie unterstützte auch den Staatsstreich der „Freien Offiziere“ im Juli 1952; einige der Offiziere, darunter Anwar as-Sadat, waren sogar Muslimbrüder.
http://de.wikipedia.org/wiki/Muslimbrüder
 
AW: Ägypten

Zwei sehr interessante historische Betrachtungen!:)
Für die Befürchtungen, politische Reformen in Ägypten, vor allem Wahlen, hätte direkt eine antiisraelische "Islamische Republik Ägypten" a la Iran zur Folge, sehe ich keine Begründungen.
Im übrigen halte ich diese historischen Vergleiche für unangebracht, ja tendenziell falsch. Am meisten stören mich da die Gleichsetzungen zwischen dem Fall der Berliner Mauer 1989 und den Ereignissen in Kairo. Kein Vergleich!
Und wenn jetzt daher Angela Merkel als "Pfadfinderin in die Demokratie" für die Ägypter angepriesen wird, finde ich dies höchst albern.
 
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AW: Ägypten

Kleine Ergänzungen dazu::rolleyes:

- Reichstagsbrand am 27.02.1933
- "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" am 28.02.1933

das war alles nachdem Hitler auf legale demokratische Art zum Reichskanzler ernannt worden ist.

die NSDAP erhielt bei den Reichstagswahlen im Juli 1932 rund 37 Prozent der Stimmen und erhöhte die Zahl der Mandate von 107 auf 230,
am 2. Dez.1932 wurde Schleicher von Hindenbug zum Kanzler ernannt
Da am 30. Januar 1933 eine Sitzung des Reichstags stattfinden sollte, Schleicher aber keine Unterstützung mehr von Hindenburg erhielt, trat er zurück. Von Papen schlug Hitler als Kanzler vor und Hindenburg stimmte zu. Ziel von Papens war es, Hitler und seinen Fanatismus zu bändigen, indem er ihn an der Macht beteiligte, eingerahmt von konservativen Ministern, die ihn "zähmen" sollten. Kurz nach 12.00 Uhr erfolgte die Vereidigung Hitlers zum Reichskanzler, von Papen wurde Vizekanzler.
Und dann erst kamen Reichstagsbrand, Machtübernahme, Parteienverbot.

Ich halte die Muslimbüder für ebenso antidemokratisch wie die NSDAP, wenn sie auf demokratischem Wege an die Macht gelangt sind, werden sie die Demokratie abschaffen und einen Gottesstaat errichten, zumindest werden sie (wie sie angekündigt haben) den Friedensvertrag mit Israel aufkündigen, und das bedeutet Krieg.
 
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