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USA - sterbendes Imperium?

Ziesemann, es würde mich doch interessieren, aus welchen Fakten sich die Aussage, dass die USA Weltmacht wider Willen sind, ergibt.

Wider Willen würde doch beinhalten, dass sie eigentlich nicht den Willen dazu haben und von jemandem gezwungen werden. Es gibt aber viele Anzeichen dafür, dass dem nicht so ist. Auch wenn andere Staaten die USA um Hilfe bitten, dann ist das a) kein Zwang und b) handeln die USA immer sehr selektiv und schreiten nur ein, wenn es ihren eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen entspricht.

Welcher Zwang war denn in Vietnam und Korea gegeben, wenn nicht der eigene Kampf gegen den Kommunismus? Welche Motivation steht hinter den Interventionen der CIA in Südamerika und anderen Ländern?

Ist dieser „wider Willen“ Ansatz nicht eher blauäugig?

Ich stimme Fortuna da eher zu, denn die USA halten sich – nachweislich – für das auserwählte Volk, für die natürliche Führungsmacht der Welt und handeln auch genau so. Da muss man sich nur die Reden amerikanischer Politiker genau durchlesen und sich den Satz „may God continue to bess this great nation“ genau zu Gemüte führen.
 
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Primat der Politik?

Ziesemann schrieb:
ich halte die Darlegungen von Ziegler im Kern für richtig; gebe aber zu bedenken: Wer könnte und wer will anders verteilen
Ich weiß zwar nicht, welche Darlegungen Du meinst, aber die Formulierung Deines Nachsatzes zeigt klar, dass Du diese für grundfalsch hältst und Deine folgenden Fragen sind auch schon in typisch demagogischer Form gestellt, wieder einmal mit Zahlen in falschen Beziehungen:
Wo steht eigentlich geschrieben, dass die deutschen Löhne real achtmal so hoch sein müssen als chinesische? Wollen wir das Weltsozialprodukt auch freudig egalisierend etwas anders verteilen?
Man könnte auch fragen warum der Lohn eines Chinesen nur ein Achtel eines Europäers sein darf, wobei der Vergleich schon polemisierend falsch ist. Ein chinesischer Hochofenarbeiter verdient, an seiner chinesischen Kaufkraft gemessen, etwa 65% eines europäischen Hochofenarbeiters.
Wollen wir das Weltsozialprodukt auch freudig egalisierend etwas anders verteilen?
Ich denke ja, weil nichts anderes übrig gelassen wird, das „freudig“ können wir getrost weglassen. Zum imperialen Verhalten nach außen, läuft ein repressives Verhalten nach innen parallel.

Nun ist aber Herrschaft, auch imperiale, nicht mehr in Hand eines gottgleichen oder gottgewollten Kaisers, oder etwas das sich dafür hält, auch wenn Bush dieses vielleicht auch noch wirklich meinen könnte. Das Primat der Macht ist längst auf die „Wirtschaft“ übergegangen, Politik existiert nur noch in dienender Funktion und um die Massen nach innen ruhig zu halten, beziehungsweise nach außen aufzuhetzen.

Aber manche dürfen hoffen, auch in Zukunft zu den Günstlingen der Systeme zu gehören. Da gilt es, dieses mit allen Möglichkeiten aufrecht zu erhalten, da gilt keine Schande.
 
diethelm schrieb:
Ein chinesischer Hochofenarbeiter verdient, an seiner chinesischen Kaufkraft gemessen, etwa 65% eines europäischen Hochofenarbeiters.
So ganz stimmt das nicht, zu diesen zahlen kommen sie nur wenn sie alleine den realen wechselkurse beziffern. müßen sie doch aber berücksichtigen das vieles gar nicht in dieser rechnung auftaucht, da sie nur nominaler wechselkurs mit dem verhältnis des preisniveaus multiplizieren. sodann vergleichen sie nur zwei warenkörbe.
ein beispiel, ein hochofenarbeiter verdient, vorrausgesetzt er hat glück, ca. 5000 (yuan)rmb, was zirka 520 euro wären. das beinhaltet ca eine rente von 60 euro, was sehr wenig ist, hier also ist schon mal der erste unterschied.
wenn dieser arbeiter nun einen sohn hat,und dieser studieren möchte, so koste ihn das schon 220 euro, etwa die hälfte des lohnes, was hier in der brd nicht der fall wäre(bafög ec.).
zahlt der arbeiter, zudem eine miete von ca. 100- 300 euro.
medizinisch kann er sich kaum was leisten ,da die medizinische versorgung so teuer ist wie in der brd(mit versicherung oder ohne, gleiches preisniveau,hinzu kommt eine kaution von etwa 40000 rmb). usw.

diethelm schrieb:
Das Primat der Macht ist längst auf die „Wirtschaft“ übergegangen, Politik existiert nur noch in dienender Funktion und um die Massen nach innen ruhig zu halten, beziehungsweise nach außen aufzuhetzen.
hatte die politik nicht schon immer eine dienende funktion, von wem gerade auch immer?

diethelm schrieb:
Aber manche dürfen hoffen, auch in Zukunft zu den Günstlingen der Systeme zu gehören.

dessen wäre ich mir nicht sicher, lesen sie doch wenn sie mögen die ft (english),
vom 13.april.06 titel, the big seeking three in the eu (frankreich,deutschland und italien)

servus
f.
 
choda schrieb:
lesen sie doch wenn sie mögen die ft (english),
vom 13.april.06 titel, the big seeking three in the eu (frankreich,deutschland und italien)
Die FT hat die Wahrheit auch nicht gepachtet. Wenn man drei europäische Führungsmächte herausheben will, gehört Italien bestimmt nicht dazu. Als Kern der EU müssen gelten Frankreich und Deutschland als "Motor der EU". Sollten sich die Briten mal endlich eher den Europäern als den Amerikanern zuwenden, sind sie als Drittes zu nennen.
 
daimos schrieb:
Die FT hat die Wahrheit auch nicht gepachtet. Wenn man drei europäische Führungsmächte herausheben will, gehört Italien bestimmt nicht dazu. Als Kern der EU müssen gelten Frankreich und Deutschland als "Motor der EU". Sollten sich die Briten mal endlich eher den Europäern als den Amerikanern zuwenden, sind sie als Drittes zu nennen.

Sachte sachte mein freund, ist ja gut, es ging nur um die wirtschaftliche einschätzung. da steht ja nichts was man ohnehin nicht in der ersteren semester einer besseren business school,auch in der brd, nicht lernen würde.
wir sprachen ja nicht über politik an sich, sondern über wirtschaftliche verhältnisse. außerdem sind die weltpolitischen vorgehensweise der eu, wenn wir dies mal machtpolitisch und wirtschaftlich betrachten, ja lachthaft, vorallem in ost asien. und da kann ich dir als sionolgie- und managmentstudent so einiges darüber erzählen.

grüß dich ganz lieb mein funkmaster d.
f.
 
Diethelm & Choda

Nun, ich denke, dass eure Einkommensvergleiche beide nicht so recht den Punkt treffen und ich wundere mich sogar, woher so manche „Tatsache“ ihren Ursprung hat. So ist es mir unbegreiflich, wie die chinesische Gesundheitsversorgung auf das gleiche Kostenniveau wie in Europa kommt, denn in meinen Jahren, die ich in China gelebt habe und auch nun hier in Thailand, sagen mir eher, dass eine mit Europa qualitativ vergleichbare medizinische Behandlung bei höchstens 40% der Kosten liegt, die ihr in Europa zu bezahlen habt.

Zudem denke ich, dass solche Vergleiche nicht aussagekräftig sind, da die Lebensart und die Ansprüche unterschiedlich sind. Es wird jedoch niemand leugnen, dass das generelle Einkommen in China derzeit und bis auf weiteres unter dem europäischen Niveau liegt.

Es wäre aber fatal anzunehmen, dass es in China und Asien nur arme Menschen gibt und wer sich hier länger aufhält, wird wohl unschwer feststellen, dass es hier sehr viele Menschen gibt, die besser leben als die meisten Europäer.

Ich rege daher eine etwas differenzierte Betrachtung solcher „Fakten“ an, denn Europa ist nach meiner Ansicht nicht mehr die Säule des Wohlstands in der Welt.
 
@louiz30

Selbstverständlich wächst die anzahl des mittelstandes im osten von china.
aber wenn du dies alles einer voklswirtschaftlichen gesamtbetrachtung unterziehst, dann wirst du feststellen das z.B. die einkommensverteilungen in China dramatisch auseinander liegen. die wohlhabenden im urbanen osten, sind eine unglaublich kleine zahl in vergleich zu den bauern um den jiangze, huanghe und im westen auf dem lande. jährlich haben wir 4000 baueraufstände (direkt keine politischen,sie wollen nur was zu essen).

das reichtum eines landes hat auch mit der einkommensverteilung zu tun, zudem shanghai,bejing, hongkong zhongshan usw. represäntieren wirklich nur einen kleinen teil chinas.

liebe grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
louiz30 schrieb:
Ziesemann, es würde mich doch interessieren, aus welchen Fakten sich die Aussage, dass die USA Weltmacht wider Willen sind, ergibt.
Gab ich nicht einige historische Fakten.? Die USA schlitterten sozusagen in die Situation der einzig verbliebenen Hegemonialmacht hinein. Die SU implodierte, und übrig blieb die einzige Konkurrenz. Nach dem WK I lösten die USA GB in der Weltvormachtstellung ab, aus der sie sich aber freiwillig wieder in die splendid isolation zurückzogen, bis sie im WK II abermals auf den Plan gerufen wurden. - Literaturangaben zu meiner These liefere ich nach
Doch um emotional ganz offen zu sein: Ein ganz klein wenig besteht bei mir schon die Gefahr, dass ich die USA zu "bauäugig" sehe; das hängt mit tief mich prägenden Jugenderlebnissen nach dem WK II zusammen - gehört aber nicht hierher.

Natürlich handeln die USA nicht - wie andere Staaten auch nicht - aus purer Nächstenliebe sondern stets mindestens auch aus Eigennutz; aber ist das ein Widerspruch, muss das einer sein? Spätestens mit dem Liberalismus haben wir doch gelernt, dass das universale Tauschgesetz des "do ut des" für beide Seiten nützlich sein kann!

ZU diethem und choda, meine Einkommensrelationen waren durchschnittlicher Art (Quelle: H.W. Sinn "Epochenwende"); choda hat schon richtig relativiert. - Im Übrigen diethelm, stimme ich Dir zu: Wir werden einen Weltarbeitsmarkt bekommen, zum Teil haben wir ihn schon und das bedeutet einnen Niveauausgleich. Gewisse Unterschiede gab es immer und wird es weiterhin geben. Selbst in der alten BRD gab es zwischen einzelnen Regionen ein Einkommensgefälle von bis zu 30% - und das bei Vollbeschäftigung!
Ganz pauschal: 50% der Weltbevölkerung hat ein Jahreseinkommen(!) von 600 $. Das ist etwas mehr, als ein Sozialhilfeempfänger hier im Monat erhält. Man regstriere bitte, wie verzweifelt sich die Gewerkschaften gegen die neue Umverteilung wehren, eine Solidarität des internationalen Proletariertums, von der Marx träumte, hat es nie gegeben und wird es nicht geben. - Doch mit jeder gen Osten verlagerten Produktionsstätte - manchmal genügt schon Österreich wie für BMW-Motoren - werden die Deutschen die bittere Lektion lernen.
Aber sind wir nicht - auch durch mich verursacht - etwas vom Thema abgekommen?
Gruß Ziesemann
 
Ziesemann, ich will dir nicht widersprechen, ich kann dir beim besten Willen jedoch auch nicht zustimmen.

Ich halte es für ein Konstrukt, dass die USA in etwas gedrängt werden. Ich kann aus der Geschichte nur ableiten, dass die USA spätestens seit dem Angriff auf Pearl Harbor den festen Entschluss haben, Weltmacht zu sein und alles zu beeinflussen, was irgendwie die Interessen der USA beeinträchtigt.

Hierzu haben sie 100tausende Zivilisten in einem Augenblick in Nagasaki und Hiroshima getötet, Millionen Vietnamesen mit Napalm beworfen, sich dann in Korea, Iran und anderen Ländern militärisch eingemischt und auch die CIA hat etwas weniger öffentlich Führer gestützt oder ermordet, man hat Saddam gestützt und Osama ausgebildet .... was sollte denn bei alledem für eine unfreiwillige Rolle sprechen?

Die Folgen dieses Handelns werden die USA nicht bewältigen können.
 
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Es stimmt, dass die USA zunächst nicht die Rolle des Imperiums inne haben wollten (Monroe-Doktrin). Man war sogar multilateralistisch mit der "Politik der offenen Tür" und der Washingtoner Flottenkonferenz von 1922.
Erst mit dem Zweiten Weltkrieg kam ein neues Bewusstsein dazu und das "Manifest Destiny" wurde auf Weltpolitik-Ebene gehoben. Seit 1944 kann man die USA durchaus als Imperium bezeichnen, was sie wider Willen wurden (vgl. den Untergang des Britischen Empire), aber schnell mit der Truman-Doktrin annahmen und nun eben mal offensiver mal subtiler danach agieren.
 
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