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der gute Mensch

M

majanna

Guest
Wie sieht für Euch ein guter Mensch aus?Welche Eigenschaften muss er/sie haben, damit Ihr einen Menschen als gut bezeichnet.

Schließlich gibt es ja den Sager: Gut sein ist dumm sein.Also kann die Beantwortung dieser Frage nicht so einfach sein.
 
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Was einen guten Menschen ausmacht ist schwer exakt zu erklären, vor allem weil der Begriff "gut" ja erst einmal aus dem Alltagsgebrauch gelöst werden müsste zur Klärung der Bedeutung.

Viel leichter fällt mir da die Ablehnung des zynischen Spruchs "Gut sein ist dumm sein". Eine gewisse Portion Altruismus gehört für mich zu meinem Menschenbild, die reine Ellbogengesellschaft ist für mich kein Leitbild in die Zukunft.
 
Und dazu fällt mir gleich noch eine Randbemerkung ein:
dieses Thema entspringt ja der Diskussion um den Begriff "Gutmensch".

Mir geht es bei diesem Begriff genau wie Dir, ich werde wütend. Der Begriff an sich gefällt mir schon nicht, noch weniger allerdings der aktuelle verächtliche Gebrauch.
Darum frage ich mich, ob dieses Thema "der gute Mensch" eigentlich unter Psychologie richtig angesiedelt ist, für mich hat es auch eine große politische Dimension...
 
Original geschrieben von majanna
Wie sieht für Euch ein guter Mensch aus?
Man bezeichnet ja gemeinhin als "gut", was einem nützlich ist.
Also ist ein Mensch "gut", der anderen nützt. Nur: Was nützt? Ein Freier wird die Leistungen einer Prostituierten anders bewerten als seine Ehefrau.
Andere halten Menschen für "gut", die anderen dienen ohne an eine Gegenleistung zu denken. Menschen die die Umsicht, das Helfende, reflexhaft in sich haben. Das entspricht meiner Vorstellung von einen "guten Menschen" auch am ehesten.

Aber ich meine: Man darf nicht nur gut zu anderen Menschen sein. Man muss auch gut zu sich sein. D.h. gut zu dem, was die Natur dir aufträgt. Man muss Sorge dafür trage SICH gut zu fühlen. Dann sagt deine Natur, d.h. die Natur in dir: JA, richtig gemacht! Denn das Instrument, das du hast, um den anderen Menschen Taten, Geschenke, Rat, Entspannung, Weisheit und Liebe zu geben, das bist DU! :trommel:

Gysi
 
@ Walter

So kann es einem gehen, wenn frau spontan - ohne Vorüberlegungen ein Thema ins Forum wirft.

Ich bin noch mächtig am "Denken"- Ergebnisse später ( heute und morgen habe ich mein 5jähriges Enkelkind bei mir.)


Aber so viel zu Deiner Anfrage, warum Psychologie und nicht Politik:

Die Frage nach der Tugend der Güte ist an sich eine Frage der Ethik und Moral = Allgemeine Philosophie.Eine Antwort ist sicher nach den politischen Auswirkungen des Handelns nach der Maxime der Güte.

Da sie aber nur vom jeweiligen Einzelmenschen lösbar ist - natürlich eingebunden in seine sozio-kulturelle Umgebung -dachte ich, dass sehr viele subjektive Überlegungen in die Diskussion einfließen werden. Deshalb Psychologie.

lbg: Majanna
 
Ich habe nun mal nachgedacht, ob es genügt, einen Menschen in Walters und im Alltagssinn zu bezeichnen – guter Mensch ist einer der möglichst altruistisch handelt.


Statt eigener Überlegungen dazu ein Gedicht von Bert Brecht:

Verhör des Guten

Tritt vor: wir hören
dass du ein guter Mann bist.

Du bist nicht käuflich
Aber der Blitz
Der ins Haus einschlägt ist auch
Nicht käuflich.
Was du einmal gesagt hast, dabei bleibst du.
Was hast du gesagt?
Du bist ehrlich, du sagst deine Meinung.
Welche Meinung?
Du bist tapfer.
Gegen wen?
Du bist weise.
Für wen?
Du siehst nicht auf deinen Vorteil.
Auf wessen denn?
Du bist ein guter Freund.
Auch guter Leute?

So höre: Wir wissen
Du bist unser Feind. Deshalb wollen wir dich
Jetzt an eine Wand stellen .Aber in Anbetracht deiner Verdienste
Und guten Eigenschaften
An eine gute Wand und dich erschießen mit
Guten Kugeln guter Gewehre und dich begraben mit
Einer guten Schaufel in guter Erde.


Dieses Gedicht sagt meiner Meinung nach aus, dass Gutsein hinterfragt werden muss. Wem nützt sie – den Eigenen, wem schadet sie – den anderen. Es gibt nichts absolut Gutes.
Genau das Selbe gilt für die Tugenden Unbestechlichkeit, Standhaftigkeit, Ehrlichkeit, Tapferkeit, Weisheit, Altruismus, Beziehungsfähigkeit.

Für Brecht – und ich schließe mich ihm an, sind das nur relative Werte und müssen deshalb immer in Relation zu den Zielen gesehen werden, die das Subjekt verfolgt.
Dienen sie diesen, sind sie gut, schaden sie diesen, sind sie schlecht.

Man kann mir jetzt vorwerfen, ich meine „Der Zweck heiligt die Mittel“. Aber da könnte ich einen Menge Beispiele bringen, die diesen Satz bestätigen.
 
Ich weiß, was ein guter kuchen ist, aber der muss dir noch lange nicht schmecken...
ich weiß auch, was ein guter wein ist, du sagst, das ist eklig ...


aber ein guter mensch ?


das gedicht von brecht mag ich, majanna ...

es drückt das aus, was ich so in mir fühle ... ich mochte schon immer lieber die schwarzen schafe ... die verbrecher und übeltäter ...

ein mensch der gut sein will ist schlecht ... er stellt sich über andere ... ein mensch, der einfach er selbst ist, auch mit seinen schlechten seiten ist gut ... denn ihn kümmern andere wenig ... und er ist erreichbar ...
 
Original geschrieben von majanna
Ich habe nun mal nachgedacht, ob es genügt, einen Menschen in Walters und im Alltagssinn zu bezeichnen – guter Mensch ist einer der möglichst altruistisch handelt.

Liebe majanna,

das Brechtgedicht ist eine ziemlich perfide Abwertung eines guten Menschen, ohne sich mit dem, was gut ist, auseinanderzusetzen. Es zeigt, dass Brecht nichts von einem guten Menschen verstand. Ein guter Mensch war schon für Platon ein Mensch, der nach der Kalogathia strebt. Kalogathia meint edles Menschentum, das aus dem Schönen und Guten schlechthin stammt. Die nachfolgende christliche Denkungsweise hat diesem Guten den Begriff und die Vorstellung der Caritas bzw. Agape zugeordnet. Ich sehe keinen Grund von diesen Vorstellungen, die ein gutes Menschenbild definieren können, abzuweichen. Kann Gutes wirklich schaden? Ich sage: nein.

gruß manni
 
Original geschrieben von mwirthgen
Kann Gutes wirklich schaden? Ich sage: nein.
Gut FÜR wen? Brecht hat den Begriff "Gut", der absolut dastand für manche, relativiert. Er hat sich sehr wohl mit der Thematik beschäftigt, und er weiß auch, wovon er redet, Manni, dochdochdoch... Er hat nur, wie gesagt, den Begiff in Bezüge gesetzt. Wie alles, was wir sind und erfahren und haben, in Bezügen steht und erst so DA ist! Und das ist - GUT! :engel2:

Gysi
 
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Oh, Manni,

Brecht hat wohl nicht den Begriff der Güte in Frage stellen wollen, sondern ihn nur in Relationen gesetzt. Nicht umsonst sagt er in einem Gedicht ( ich gaube in "An die Nachgeborenen":
"Dabei wissen wir doch:
Auch der hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Ach der Zorn gegen das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selbst nicht freundlich sein."
Du brauchst nur Freundlichkeit mit Güte auszutauschen und Güte idt ein Zeichen eines guten Menschen.
Noch deutlicher wird das in seinem Stück "Der gute Mensch von Sezuan"
Die Protagonistin muss sich in zwei Figuren aufteilen.
Sie ist als weibliche Protagonistin so lange gut im Sinne von Agape, Kalogathia, bis sie selber vor dem Nichts steht.

Sie wird dann Unternehmer - ihr männliches Gegenstück, beutet alle ihr Untergebenen aus, um ihnen dann als guter Mensch wieder helfen zu können.
übrigens, Gysi, das meintest Du doch auch wohl eher in Deinem ersten Post zu diesem Thema
Brecht will auch in dieser Parabel v.a. aufzeigen, dass die Zuordnung gut eine relative und an die Gesellschaft gebundene ist. Magst Du da wirklich noch von perfider Abwertung reden, wo er doch nur verzweifelte, dass es ihm auf Erden nicht gegeben war, für Freundlichkeit und Güte - eben in seinem Zielsinne/ Kommunismus als weltliche Entelechie/ zu sorgen.

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