dichtung und wahrheit: der weg zur eignen synthese
Kultus Maximus schrieb:
Zitat von Kaawi:
Ich glaube, Kultus Maximus, daß DU genau den Fehler begehst, von dem ich Eugen Drewermann weiter unten freigesprochen habe, für den Du aber nur die Alternative Lügner oder Schizophrener kennst.
Drewermann zieht ausdrücklich nicht die Mythologie als Fundament für die Erklärung der Entstehung der Welt heran. Er überwindet diesen Ansatz und läßt NUR naturwissenschaftlich beweisbare Erkenntnisse gelten , wenn es um die Entstehung der Natur und des Menschen als zur Natur gehöriges Lebewesen geht.
Gleichzeitig rettet er die Wahrheiten der Mythen und stellt sie Menschen in ihrem Selbsterkenntnisprozeß als Indivduum zur Verfügung. Dazu verwendet er eine ANDERE Methode, und darin sehe ich seinen Schutz vor der Gefahr der Geisteskrankheit.
Für mich wäre, das räume ich ein, die Konsequenz von Drewermanns Arbeit,
die Bibel drastisch zu reduzieren oder sogar ganz über Bord zu werfen und die aussagekräftigen Geschichten In einer Sagen-Sammlung neu zusammenzufassen.
Es grüßt, Kaawi
Also wie Du Drewermanns Arbeit interpretierst, damit kann ich mich anfreunden, ich würde die Bibel auch nicht "über Bord werfen", es ist ein großartiges, gelungenes Meisterwerk der Erzählung, unzählige Menschen haben daran geschrieben und sich Mühe gegeben, nach besten Wissen und Gewissen; Nur mein Bedenken, dass viele Menschen daran "hängen bleiben" und keinen Weg in das reale Leben finden, weder der Vergangenheit, noch der eigenen Zukunft, das halte ich an der Bibel, oder anderen Mythen für gefährlich.
Gruß
Kultus Maximus
hallo,
auch aus meiner sicht hat kaawi sehr gut auf den punkt gebracht, WIE die beiden seiten:
mythos und geschichtsschreibung vereinbar sind.
doch ich will noch auf etwas anderes hinweisen:
so ein werk wie die bibel – aber ebenso ein werk über die geschichtlichen hintergründe des II weltkrieges - beinhalten immer einen teil
WAHRHEIT ….also das, was wirklich für das geschehen ausschlaggebend war....die reinen fakten, die sich auf das folgende so und so ausgewirkt haben....die tatsachen, die ihre folgen zeitigten.
und ebenso einen teil
DICHTUNG: also das, was der mensch (historiker, politiker, priester) persönlich schlußgefolgert hat....seine persönlichen annahmen, oder auch seine persönlich gefärbte sichtweise, seine bewussten manipulationen, umd etwas besser oder schlechter darzustellen...oder die leser glauben zu machen.
in beiden fällen liegt es nun am leser, das, was ursächlich (faktisch) wahr ist, von dem, was ein anderer mensch als wahr angenommen hat - oder bewusst abgeändert hat, zu trennen.
diese aufgabe haben wir menschen in allen bereichen...immer und immer wieder. (das fängt schon damit an, wenn mir mein sohn erzählt, wie weh ihm sein fuss tut. ist das wahr? oder will er nur einen freien schultag haben?)
doch für jeden geht es darum, die EIGENE WAHRHEIT zu erfahren...jene fakten also, die den
einzelnen zum weiteren freien handeln bringen kann.
(tut der fuss nun tatsächlich so weh? müssen wir zum arzt? oder genügt eine kurze auszeit von der schule? oder braucht der keine etwa einen resoluten tritt, weil er nur meine grenze ausloten wollte?)
es gilt das, was ich als wahrheit erkenne, mit dem, was mir der andere sagt, in einklang zu bringen….die spreu vom weizen zu trennen….meine eigene sicht, meine eigene lebensweisheit, meine eigenen handlungen zu kreieren.
dazu brauch ich empirische beobachtungen und nachforschungen - und mein eigenes gespür.
bei diesem verfahren ist es komplett kontraproduktiv, wenn mir wer anderer seine wahrheit auf´s auge drücken will - so wie es häufig von religionsverfechtern getan wird.
aber ebenso von politikern…oder sonstigen machthabern (bis hin zu schuldirektoren oder oberärzten).
es geht also beim „bewussten menschen“ darum, beides zu erkennen: das, was grundsätzlich und unabänderlich ist, und das, was manipulativ ist und sehr wohl vom einzelnen in seinem rahmen veränderbar.
also wieder wahrheit und dichtung.
…und daraus möge jede/r seine eigenen schlüsse ziehen…schlüsse, die zur eigenen wahrheit führen.
liebe grüße
kathi