AW: es geht noch viel mehr:
Der andere Aspekt, den du überhauptnicht bedacht hast, ist die Motivation zu "Streben". Die Möglichkeit dafür zu schaffen ist ja nicht gleichdebeutend, daß dieses Bedürfnis des Menschen sich durchsetzen würde gegenüber anderen Bedürfnissen, die ja trotzdem ebenfalls weiter existieren würden.
Das Angebot würde in diesem Fall, glaube ich, nicht automatisch die Nachfrage nachsichziehen, es sei denn, Bildung würde sich matriell lohnen.
Ich habe diesen Aspekt sehr wohl bedacht, jahrelang und gründlich beobachtet.
Eine wirkliche Möglichkeit sich zu bilden würde ja mit einschließen müssen, dass die dadurch liegengebliebenen anderen notwendigen Tätigkeiten sich "von selbst" verrichten und ein Auskommen gesichert ist.
Das Kind ist von sich aus strebend geboren, und wendet sich nur der Hindernisse wegen vom Weg der Bildung ab. Würden diese Hindernisse beseitigt, wäre da kein Druck zu Scheitern, wäre da jeder mögliche Anreiz gegeben immer weiter zu stöbern in den Angeboten, die die Natur ( das schließt natürlich auch den Menschen und seine Werke ein) uns bietet, dann würden die Kinder das auch annehmen. Dieses Streben nach vorn würde auch der Erwachsene nicht einfach verlieren.
So ein Modell bietet unsere Gesellschaft nicht und kann es auch nicht bieten, denn wer würde uns unsere Lebensgrundlage schaffen?
Ich teile also deine Befürchtungen, daß mehr Aufklärung und Bildung unserer Gesellschaft den Boden unter den Füßen wegziehen würde, nicht. Ich hätte eher Bedenken, ob Menschen ohne den schnellen materiellen Gewinn das Angebot überhaupt annehmen würden.
Die meisten Menschen hier arbeiten ohne großen materiellen Gewinn, verrichten auch nicht wirklich geliebte Tätigkeiten einigermaßen ernsthaft und einsatzbereit. Das was sie sich erarbeiten reicht zum Leben. Um wieviel mehr Einsatz würden sie zeigen, wenn sie ihren eigenen Interessen nachgehen könnten?
In anderen, speziell in den von unserer Gesellschaft ausgebeuteten Gebieten, arbeiten Menschen noch für viel weniger.
Dass in den höheren Etagen meist auch nicht Wissen angestrebt wird liegt daran, dass auch in diesen Gruppen der Bildungswillen der Kinder schon im Keim erstickt wird. Sie werden darauf gedrillt, den Platz ihrer Väter einzunehmen.
Bildung ist niemals frei oder frei verfügbar, noch schafft sie einem automatisch eine Lebensgrundlage. Um von Bildung zu leben muss man von jemandem bezahlt werden, der sich davon bestimmte Leistungen erwartet.
Forschung und Entwicklung sind so auf eine Richtung vorprogrammiert.
Was würde man wohl mit Tausenden Ornithologen machen, die sich allein ihrer Faszination für Vögel widmen? Auch wenn sie noch so interessante Neuigkeiten über unsere gefiederten Mitlebewesen herausfinden würden, könnte und würde das niemand finanzieren.
So wird unsere Bildungsentwicklung von oben gesteuert, uns etwas von Eigenverantwortung vorgelogen, wir eingeschleust in eine fix organisierte Gesellschaft, aber sie funktioniert, zumindest nach außen.
Der Arbeiter will sich gar nicht bilden, er trinkt lieber zu Arbeitsschluss mit seinen Kumpels ein Bier.
Der Politiker verdient sich einen goldenen Arsch und meint noch er sei zu etwas nutze.
Es gibt keine Lösung für den Einzelnen, zumindest nicht auf Bildungsebene.
Jeder hat seinen angestammten Platz, und so muss es passen.
Gruß,
Joan