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Zur Philosophie des Pragmatismus

AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

> Du hast es in insgesamt drei Foren versucht<

Aber ja sicher, es handelt sich eben um einen Buchtipp.

< wer bist Du?
als Autor scheinst Du Deinen Text nicht zu lieben
als Referatehalter scheinst Du ein fauler Arsch zu sein<

kein Kommentar.


denkstachel
 
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AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

Die Herren scilla und stachel kennen sich bereits?

Schade, es ist so ein interessantes Thema.

scilla schrieb:
Pragmatismus kann zweierlei beideuten

in der häufigen Bedeutung ist damit der liberale Gegensatz zum sozialen MIndeststandard-Denken gemeint

Wie bitte? wenn x oder y oder Sigmar Gabriel sagt, "aus pragmatischen Gründen sollte bla oder blubb geschehen oder nicht, um gewisse Standards zu erhalten oder nicht", hältst Du das möglicherweise für "Pragmatismus"? Ich halte das eher für verfälschende Überdehnung des Begriffs.

scilla schrieb:
... in der seltenen Bedeutung meint Pragmatismus
das Abwägen der Handlungsalternativen anhand konkreter Situationen

womit Sigmar Gabriel das philosophische Recht wieder auf seiner Seite hätte, denn nicht anders als in diesem Sinne haben er, bla oder brubb oder blibb sich geäußert, und auf Habermas' pragmatisch zugerichtete Kommunikationstheorie kann man sich jetzt auch noch gut berufen.
 
AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

Bei Peirce nimmt sich das schärfer aus, vielleicht bietet ja der folgende Satz eine bessere Grundlage, um die "Philosophie des Pragmatismus" zu diskutieren:

C.S.Peirce schrieb:
Überlege, welche Wirkungen, die denkbarerweise praktische Bedeutung haben können, wir dem Gegenstand unseres Begriffes zuschreiben. Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen der ganze Umfang unseres Begriffs des Gegenstandes.”
 
AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

Überlege, welche Wirkungen ... wir dem Gegenstand unseres Begriffes zuschreiben.

was verbinde ich mit gutem Sex, guter Musik, einem spannenden Film, einer gelungenen Party ...?

die Antworten konstituieren das Gespräch,
ABER
1) verstehen alle Leute alle Antworten aller Leute?
2) wissen alle Leute auf Anhieb, was sie mit dem Begriff verbinden?

das Niveau des Gespräches wäre zunächst einmal flach,
tieferschürfend könnte es nur werden,
wenn der Begriff auf Gegenstände verteilt würde

Dann ist unser Begriff dieser Wirkungen der ganze Umfang unseres Begriffs des Gegenstandes.

das ist zu schnell gedacht

zwar ergibt sich der Gegenstand tatsächlich aus dem Gespräch
der Gegenstand ist aber den Sprechenden unter Umständen gar nicht bekannt
(so funktioniert Weltliteratur:
die philosophische Dimension sieht nur der Leser)

es bleibt ein dritter Kritikpunkt:
3) sind genug Leute vorhanden,
die alle denkwichtigen Positionen kennen
und formulieren können?
 
AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

Goethe 14. Dezember 1778

Gespr. mit dem Herzog über Ordnung, Pol. und Gesezze. Verschiedne Vorstellung. Meine darf sich nicht mit Worten ausdrücken, sie wäre leicht misverstanden und dann gefährlich. Indem man unverbesserliche Ubel an Menschen und Umständen verbessern will verliert man die Zeit und verdirbt noch mehr statt daß man diese Mängel annehmen sollte gleichsam als Grundstoff und nachher suchen diese zu kontrebalancieren. Das schönste Gefühl des Ideals wäre wenn man immer rein fühlte warum man's nicht erreichen kann.
 
AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

scilla schrieb:
was verbinde ich mit gutem Sex, guter Musik, einem spannenden Film, einer gelungenen Party ...?
Daß Du Deinen Spaß gehabt hast und hinterher gut schläfst, eventuell ein bißchen verwirrt warst und das genossen hast und auch einen Kater bis zur ungewollten Vaterschaft in Kauf nimmst.

scilla schrieb:
die Antworten konstituieren das Gespräch,
ABER
1) verstehen alle Leute alle Antworten aller Leute?
2) wissen alle Leute auf Anhieb, was sie mit dem Begriff verbinden?

Wenn man sich des eigenen Begriffes klar wäre, hätte man durchaus einen Gesprächsgegenstand.

scilla schrieb:
das Niveau des Gespräches wäre zunächst einmal flach,
tieferschürfend könnte es nur werden,
wenn der Begriff auf Gegenstände verteilt würde

du willst also lieber über Themen reden statt über pragmatistische Erkenntnistheorie *grins*?

scilla schrieb:
das ist zu schnell gedacht

zwar ergibt sich der Gegenstand tatsächlich aus dem Gespräch
der Gegenstand ist aber den Sprechenden unter Umständen gar nicht bekannt
(so funktioniert Weltliteratur:
die philosophische Dimension sieht nur der Leser)

Und der Autor hat sie nicht gesehen? Der "Gegenstand" von Literatur ist immer der Leser und die Komplexität seiner Sicht der Dinge - und wie diese herauszufordern sei -

scilla schrieb:
es bleibt ein dritter Kritikpunkt:
3) sind genug Leute vorhanden,
die alle denkwichtigen Positionen kennen
und formulieren können?

Wozu braucht man die? Damit sie ihre eigenen Positionen definieren und relativieren, uns zur Gemütsergötzung?

Man soll sich - so Peirce - der Wirkungen des eigenen Handelns klar werden, und sich klar werden, daß das, was zu begreifen da ist, aus Wirkungen von Handlungen besteht. Das genügt.
 
AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

Danke für dieses schöne Zitat.

Goethe 14. Dezember 1778
Gespr. mit dem Herzog über Ordnung, Pol. und Gesezze. Verschiedne Vorstellung. Meine darf sich nicht mit Worten ausdrücken, sie wäre leicht misverstanden und dann gefährlich. Indem man unverbesserliche Ubel an Menschen und Umständen verbessern will verliert man die Zeit und verdirbt noch mehr statt daß man diese Mängel annehmen sollte gleichsam als Grundstoff und nachher suchen diese zu kontrebalancieren. Das schönste Gefühl des Ideals wäre wenn man immer rein fühlte warum man's nicht erreichen kann.

Goethe hat also die Klappe gehalten, sonst wäre die gefährliche moralische Revolution ausgebrochen. Na gut. Mag er in seiner juristischen Tätigkeit für die nötige "Kontrebalance" gesorgt haben.

Die "Kommunikations"-Theorien von Peirce und - in der Folge - Luhmann sind beide solche "Mängel-Theorien", ohne den verzweifelten Goethischen Idealismus eines "reinen Gefühls" fürs apriorische Scheitern von Kommunikation freilich. Peirce war hoffnungsvoll genug, daß der Einzelne sich seiner Begriffe - seines "Für-Wahr-Haltens" - überhaupt klar werden könnte und versuchte, weniger verschlüsselt als Goethe, der doch kaum über die Äußerung seines Unbehagens hinauskam, Anleitungen auf dem Wege dahin zu formulieren.
 
AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

ich denke mir einen Doppelpunkt hinter

Meine darf sich nicht mit Worten ausdrücken, sie wäre leicht misverstanden und dann gefährlich.

die Vorstellung ist also,
daß man den Menschen nehmen soll,
wie er ist,
und sich deshalb eine Aufgabe für jeden Menschen auszudenken hat
(so daß dessen 'Begabung' dem Wohle aller dient)

....


es gibt einen Horror (bzw. phantastischen) Film
CABAL - BRUT DER NACHT (Clive Barker),
in welchem die zum Tode verurteilten Bösewichte
unterirdisch in einem Friedhof weiterleben

als der fälschlicherweise des Mordes beschuldigte Held
(der selber an seine Schuld glaubt und bei einem Unfall ums Leben kommt)
dorthin gelangt,
helfen ihm die menschlichen Monster,
den eigentlichen Bösewicht (und die Polizei) zu massakrieren

in diesem Film sind die 'Bösen' die Sympathieträger
die Botschaft des Filmes ist:
selbst solche Unmenschen haben eine Aufgabe in der Gesellschaft
 
AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

Man soll sich - so Peirce - der Wirkungen des eigenen Handelns klar werden, und sich klar werden, daß das, was zu begreifen da ist, aus Wirkungen von Handlungen besteht. Das genügt.

was ist mit den Wirkungen,
die nicht leicht zu erkennen sind?
(außen hui, innen pfui)

wenn ich beim Kaufentscheid glücklich bin,
ist das schön
es wäre aber auch schön,
wenn ich später dasselbe Produkt jederzeit wiederkaufen würde

ich glaube,
daß man eine Ahnung von der Zukunft haben kann
und daß es deshalb bereits heute möglich ist,
sich so zu verhalten,
daß man zukünftigen Unheil aus dem Weg geht
(gegen Schicksalsschläge ist man allerdings machtlos)

sich einfach so ins Leben zu stürzen,
finde ich zu riskant
 
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AW: Zur Philosophie des Pragmatismus

die eigene Zukunft zu planen,
finde ich pervers

das geht nämlich nur auf Kosten anderer

wer diese nachteilige Wirkung auf andere einkalkuliert,
ist ein Verbrecher

wenn jemand am Rande der Gesellschaft steht,
dann sollte sich dieser Jemand versichern,
daß seine Randerscheinung auf eine Begabung (Gottesgabe) zurückzuführen ist
und eben nicht
auf seinem Willen (durch welche Wirkungen kann ich mich bereichern?) beruht
 
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