Z
zwetsche
Guest
AW: Was sagt Ihr dazu?
Liebe Céline!
Folgt man einigen Biographien über Bach, so ist er während seiner ganzen Zeit von kirchlichen Vertretern aufs äußerste gegängelt und maltretiert worden, in Hamburg wurde er von den ehrwürdigen kirchlichen Herren regelrecht erpresst und konnte die Stelle nicht antreten, er sollte eine für damalige Verhältnisse extrem hohe Summe zahlen, nur um die Stelle zu bekommen. Ich kann mir vorstellen, daß mancher Hanseat sich darüber heute noch die Haare rauft.
In Weimar wurde er glaube ich sogar mal inhaftiert.
Und in Leipzig dankten die Kirchenväter seinem extremen Engagement (ich glaube, er schrieb allein wöchentlich je eine Kantate, dazu u.a. die großen Messen) mit schlechter Bezahlung (das Kindersterben der Familie Bach grassierte dort nicht ohne Grund) und Boykottierung seiner künstlerischen Ideen.
Seine beste Zeit hatte er vermutlich in Köthen. Da schrieb er vornehmlich weltliche Musik. Und seine bestbezahlte Arbeit wurde auch nicht von der Kirche, sondern einem Adligen bezahlt, die "Goldberg-Variationen".
Aber das weißt Du gewiß schon längst. Warum ich das alles trotzdem aufführe?
Naja, weil man eben nicht "den Glauben" automatisch mit dem Verhalten von einzelnen (oder auch Gruppen) Gläubigen gleichsetzen kann. Ich zitiere mal Spencer Tracy alias H. Drummond alias Clarence Darrow in "inherit the wind (Wer den Wind sät)" ziemlich sinngemäß (nachdem er den religiösen Fundamentalismus mit einem teuren Schaukelpferd verglich, das zwar bis zum Kauf geglitzert habe, aber bei der ersten Benutzung in Stücke gebrochen sei):
"Wenn Glauben nichts anderes beinhaltet, als Weltfremdheit, Drohungen, Angst, Arroganz, Bigotterie und Dummheit, dann sage ich, zum Teufel damit..."
Soweit zu dem großen (agnostischen) Advokaten, der den Lehrer Scopes und die Freiheit des Denkens im "Affenprozeß" vertreten hat. Wobei das Zitat nicht aus dem Prozeß stammt und folglich auch nicht überliefert ist.
Wer weiß, vielleicht war der Glaube für Bach schon Inspiration für seine gewaltigen Kirchenmusikalischen Werke, sicher waren es nicht die "honoren Herrschaften", die die Kirche repräsentierten und ihm das Leben schwer machten.
Ich selbst spiele übrigens nur weltliche Werke von Bach, die ich nicht minder mag, vornehmlich Lautenstücke (wenn auch mehr schlecht als recht).
So jetzt fahre ich über Land zum Arbeitsgericht, ganz weltlich streiten (für einen Musiker übrigens). Ich könnte eigentlich mal für die Fahrt eine Bach-CD einwerfen, klar warum nicht...wenn wir dadurch etwas göttlichen Beistand bekämen, würde ich das nicht ablehnen. Könnten wir gut gebrauchen. Wenn nicht, auch egal, muß es halt so gehen.
Liebe Grüße
Zwetsche
PS: zu 2) ich wäre Dir sehr dankbar für eine Antwort auch auf meinen letzten Beitrag, hatte ich mich doch schon seit Deiner Ankündigung darauf so sehr gefreut. Außerdem hast Du mich ja auch schon mal hierher zurück zitiert, ich hab also noch was gut bei Dir...
1. PPS: Zwetsche, ich kam nie auf die Idee, mir Bach ohne Kirchen und geistliche Musik vorzustellen... bis jetzt *loool*, interessanter Gedanke, wenn auch eigentlich wenig sinnvoll. Fest steht, dass er zu seiner Zeit als Komponist ziemlich unbedeutend war und erst durch die "spätere Kirche", seine Schüler (u.a. seine Söhne) und durch Felix Mendelssohn Bartholdy an Bedeutung immer mehr gewann. Du darfst nicht vergessen, wie und wo er erzogen und geschult wurde und auch, dass der Gossteil seiner Werke Auftragsarbeiten waren (wer vermag zu sagen, ob sie ihm Spass machten, aber er musste ja von etwas leben und eine grosse Kinderschar ernähren. Aber ausgeführt hat er die Aufträge immer gewissenhaft, Eskapaden erlaubte er sich eigentlich gelegentlich nur als ausführender Musiker *lol* )...hätte er ein anderes Auskommen gehabt, wer weiss... am Telemanns "Collegium" und auch sonst, hat er doch bewiesen, dass er auch gut weltlich konnte.
2.Ich hätte dir gerne noch mehr geschrieben, aber es ist bedeutungslos geworden.
Liebe Céline!
Folgt man einigen Biographien über Bach, so ist er während seiner ganzen Zeit von kirchlichen Vertretern aufs äußerste gegängelt und maltretiert worden, in Hamburg wurde er von den ehrwürdigen kirchlichen Herren regelrecht erpresst und konnte die Stelle nicht antreten, er sollte eine für damalige Verhältnisse extrem hohe Summe zahlen, nur um die Stelle zu bekommen. Ich kann mir vorstellen, daß mancher Hanseat sich darüber heute noch die Haare rauft.
In Weimar wurde er glaube ich sogar mal inhaftiert.
Und in Leipzig dankten die Kirchenväter seinem extremen Engagement (ich glaube, er schrieb allein wöchentlich je eine Kantate, dazu u.a. die großen Messen) mit schlechter Bezahlung (das Kindersterben der Familie Bach grassierte dort nicht ohne Grund) und Boykottierung seiner künstlerischen Ideen.
Seine beste Zeit hatte er vermutlich in Köthen. Da schrieb er vornehmlich weltliche Musik. Und seine bestbezahlte Arbeit wurde auch nicht von der Kirche, sondern einem Adligen bezahlt, die "Goldberg-Variationen".
Aber das weißt Du gewiß schon längst. Warum ich das alles trotzdem aufführe?
Naja, weil man eben nicht "den Glauben" automatisch mit dem Verhalten von einzelnen (oder auch Gruppen) Gläubigen gleichsetzen kann. Ich zitiere mal Spencer Tracy alias H. Drummond alias Clarence Darrow in "inherit the wind (Wer den Wind sät)" ziemlich sinngemäß (nachdem er den religiösen Fundamentalismus mit einem teuren Schaukelpferd verglich, das zwar bis zum Kauf geglitzert habe, aber bei der ersten Benutzung in Stücke gebrochen sei):
"Wenn Glauben nichts anderes beinhaltet, als Weltfremdheit, Drohungen, Angst, Arroganz, Bigotterie und Dummheit, dann sage ich, zum Teufel damit..."
Soweit zu dem großen (agnostischen) Advokaten, der den Lehrer Scopes und die Freiheit des Denkens im "Affenprozeß" vertreten hat. Wobei das Zitat nicht aus dem Prozeß stammt und folglich auch nicht überliefert ist.
Wer weiß, vielleicht war der Glaube für Bach schon Inspiration für seine gewaltigen Kirchenmusikalischen Werke, sicher waren es nicht die "honoren Herrschaften", die die Kirche repräsentierten und ihm das Leben schwer machten.
Ich selbst spiele übrigens nur weltliche Werke von Bach, die ich nicht minder mag, vornehmlich Lautenstücke (wenn auch mehr schlecht als recht).
So jetzt fahre ich über Land zum Arbeitsgericht, ganz weltlich streiten (für einen Musiker übrigens). Ich könnte eigentlich mal für die Fahrt eine Bach-CD einwerfen, klar warum nicht...wenn wir dadurch etwas göttlichen Beistand bekämen, würde ich das nicht ablehnen. Könnten wir gut gebrauchen. Wenn nicht, auch egal, muß es halt so gehen.
Liebe Grüße
Zwetsche
PS: zu 2) ich wäre Dir sehr dankbar für eine Antwort auch auf meinen letzten Beitrag, hatte ich mich doch schon seit Deiner Ankündigung darauf so sehr gefreut. Außerdem hast Du mich ja auch schon mal hierher zurück zitiert, ich hab also noch was gut bei Dir...
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